Sonntag, 17. November 2013

Das Fasten der Orthodoxen Christen vor Weihnachten





Die vorweihnachtliche Fastenzeit, die auch Philippus-Fasten genannt wird, weil einen Tag vor ihrem Beginn der heilige Apostel Philippus gefeiert wird, ist als ein vierzigtägiges Fasten fast genauso lang wie das vorösterliche Fasten, jedoch weniger „streng“. Sie beginnt mit dem „neuen“, Kalender am 15 November und endet am 24. Dezember. Mit dem „alten“ Kalender beginnt und endet diese Fastenzeit jeweils 13 Tage später.
Das Fest der Geburt (im Fleische) unseres Herrn Jesus Christus stellt das zweitwichtigste Herrenfest (nach Ostern) der Orthodoxen Kirche dar. Bis zum 4. Jahrhundert feierte die Kirche das Weihnachtsfest und die Taufe Christi gemeinsam am 6. Januar. Ende des 4. Jahrhunderts wurde entschieden, diese beiden Feste ihrer Wichtigkeit wegen getrennt zu feiern. Mit der Trennung des vorher einheitlichen Festes entstand auch die 12-tätige Periode zwischen den beiden Festen, so dass sie wie durch einen Faden miteinander verbunden sind.
Während dieser Zeit sollen kein Fleisch, Milch, Butter, Joghurt, Eier oder andere tierische Produkte verzehrt werden. Es handelt sich somit um ein veganes Fasten. Erlaubt sind jedoch Weichtiere (z.B. Tintenfisch), Honig, Gemüse und Obst. Je nach Strenge (das wird mit dem Beichtvater besprochen und ist auch vom Gesundheitszustand abhängig), wird auch auf Öl verzichtet (außer am Wochenende). In der Weihnachtsfastenzeit ist jedoch auch der Fischverzehr erlaubt, und zwar an allen Tagen außer Mittwoch und Freitag bis zum 17 Dezember, dann nicht mehr. Die strengeren Fastenden essen nur am Wochenende Fisch. Schwangere und Schwerkranke sind natürlich ausgenommen.

Doch der Verzicht auf diese Lebensmittel ist nur ein kleiner Teil der Vorbereitung des Christen auf das Herrenfest. Die Enthaltsamkeit sollte sich ebenso auf unsere Worte, die wir sprechen, die weltlichen Vergnügungen, an denen wir teilnehmen und die Sünden, die wir alltäglich begehen beziehen. Die Umkehr, das Erlangen der Tugenden und das vollbringen der Werke der Tugend sollten hingegen von uns in der Fastenzeit angestrebt werden. Was ist jedoch Tugend?
Altvater Isaak der Syrer schrieb dazu: „Das Werk der Tugend besteht im Einhalten der Gebote des Herrn. Die Essenz dieses Werks ist die rechte Ordnung des Denkens, die zustande kommt durch Demut und Achtsamkeit“ und „das Denken wird je nach Absicht gerechtfertigt und oder verurteilt. Es gibt solche, die in der Weisheit Gottes vermittels der Dinge der Linken das Werk des Lebens tun, geradeso wie es solche gibt, die unter der Maske göttlicher Beschäftigungen die Sünde tun“. Der Heilige möchte uns mit diesen Worten verdeutlichen, dass wir das Gute mit gutem Vorsatz tun sollen, den Geboten Gottes folgend, und weder wie die Gottlosen, noch wie die Pharisäer leben sollen. Wenn du Almosen gibt, so sollst du das mit gutem Herzen und mit Liebe tun, und nicht in deinem Geiste den Armen verspotten oder gar verurteilen; Ebenso wenig sollst du das Gute vor den anderen Leuten tun, um Lob zu erhalten. Denn Gott sieht in unser Herz! Und um solch gesunden und reinen Zustand des Herzens zu erreichen, muss man sich in Demut und Achtsamkeit üben. Um diese wiederum zu erlangen muss man an den heiligen Sakramenten teilnehmen, vor allen an der Beichte und der heiligen Kommunion und sich im guten Kampfe üben.
Fasten, Wachen und Beten an sich bringen nicht die ersehnten Früchte sind sie doch nicht das Zeil unseres Lebens, sondern die Mittel, um das Ziel zu erreichen. Schmückt eure Lampen mit Tugenden, Ringt darum, die Leidenschaften der Seele abzulegen. Reinigt euer Herz von jedem Schmutz und bewahrt es rein, damit der Herr komme und Wohnung nehme in euch, damit der Heilige Geist euch überflute mit den göttlichen Gaben“, schrieb auch der heilige Nektarios.

Das Fasten ist demnach ein Mittel zum Zweck, und nicht das Ziel! 

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