Donnerstag, 14. November 2013


Gedenken an den Neumärtyrer, Soldat Evgenji von Tschetschenien

Neumartyrer Evgenji Rodionov


Unten folgt eine Geschichte über den Mut und den Glauben eines jungen Mannes im post-sowjetischen Russland  dessen Andenken wir am 23. Mai und am 20. August feiern.
Evgenij Aleksandrovich Rodionov wurde dreißig Minuten nach Mitternacht, am 23. Mai 1977, im Dorf Satino-Russkoje in der Nähe von Moskau geboren. Laut seiner Mutter, als ein Junge in diesem kleinen Dorf, der sich nichts sehnlicher wünschte, als ein Koch werden. Als er elf Jahre alt war, erhielt Evgenij Rodionov von seiner Großmutter ein kleines Kreuz an einer Kette. Er wollte diese in der Schule tragen. Zuerst seine Mutter, dann ein Atheist, warnten ihn davor, da die kommunistischen Behörden auf solche Dinge mit einer runzelnden Stirn reagierten. Evgenij trug es trotzdem und weigerte sich prinzipiell es abnehmen.
Im Jahre 1995 wurde Evgenij achtzehn Jahre alt und wurde zum Dienst in den russischen Streitkräften eingezogen, wie alle anderen jungen russischen Männer auch. Kurz zuvor wurde Evgenij auf eigenen Wunsch hin - seine Eltern, die noch Atheisten waren lehnten dies ab - getauft. Seine Pflicht erfüllte er, folgend wie er auserwählt wurde, in einer Grenzschutzeinheit und man schickte ihn zur Ausbildung ins Kaliningrader Gebiet, in das frühere Ostpreußen. Nach seiner Ausbildung wurde er an die tschetschschenische Grenze verlegt, in die Nähe der Stadt Galashki. Dies war gegen Ende des umstrittenen ersten Tschetschenischen Krieg. In der Nacht des 14. Februar 1996, nur sechs Monate nachdem er seinen Dienst begann, wurde Evgenij und drei seiner Kameraden während des Einsatzes an einem Kontrollpunkt, von einer Einheit muslimisch-tschetschenischer Guerilla, welche zur Tarnung in einem Krankenwagen fuhren, gefangen genommen. Überflüssig zu erwähnen, dass es für die Tschetschenen ein leichtes Unterfangen war, die unerfahrenen Soldaten zu überwältigen.  Die Jungs zeigten zwar bestmöglichen Widerstand, doch das Ergebnis des Kampfes stand bereits fest, bevor er überhaupt begonnen hatte."


Aus einem Bericht der Pravda, von 2003:
Nachdem man sie verschleppt hatte, wurden sie 100 Tage lang im Keller eines verlassenen Hauses gehalten, um von ihren Familien Lösegeld zu erpressen. Entführungen und Lösegeldforderungen gehörten im damaligen Tschetschenien schon fast zum tagtäglichen Handwerk. Sie hielten Evgenij an seinen Handgelenken gefesselt im Keller, ließen ihn hungern und schlugen ihn. Rodionov's Ransom berichtete, dass die Lösegeldforderung 50 Millionen Rubel (1,6 Millionen Dollar) betragen habe - was zu diesem Zeitpunkt eine unmögliche Summe war. Ein anderer Bericht besagt, die Summe habe im Bereich von 10.000 $ gelegen. Wie dem auch sei, die Lösegeldforderung wurde jedenfalls nicht erfüllt.
Schließlich enthauptete der tscheschenische Feldkommandeur Rusland Haihoroev (auch in einigen Quellen als Khaikhoroyev Spelz bezeichnet) Evgenij schließlich  mit einer verrosteten Säge. Das Martyrium zog sich über einen Zeitraum von einer Stunde, am 23. Mai 1996, seinem  19. Geburtstag, in der Nähe der Siedlung Baumt. Sein Körper wurde zusammen mit denen von vier weiteren russischen Gefangenen in einen Bombentrichter, außerhalb des Dorfes Alexeevskaya, geworfen und mit Kalk und Dreck bedeckt. Haihoroev erklärte später in einem Interview, daß er nur Rodionov getötet habe, nachdem der Soldat sich geweigert habe zum Islam überzutreten und sein orthodoxes Kreuzes abzunehmen. Zwei anderer Soldaten seien währenddessen zum Islam konvertiert. Am Tag nach der Hinrichtung wurde das Dorf von russischen Truppen besetzt.
Evgenijs Mutter, Ljubow Rodionowa, wurde mitgeteilt, ihr Sohn sei desertiert und habe die Truppe verlassen. Sie aber wollte dies nicht glauben und machte sich auf den Weg ihn in Tscheschenien zu suchen. Sie blieb für zehn Monate dort und fragte jeden Menschen, ob er etwas von ihrem Sohn gehört habe. Es dauerte Monate, bevor sie herausfand, daß er tatsächlich getötet worden war. Sie erhielt die Nachricht, als die Männer, die ihren Sohn gefangen hielten, diesen bereits getötet hatten. Und sie sprach mit Russland Haihoroev, dem Anführer der tscheschenischen Bande. Er erzählte ihr siebzehn Mal, im Laufe von siebzehn separaten Treffen, daß sie einen schlechten Sohn hatte, der den Islam nicht annehmen wollte und sich weigerte die Separatisten in ihrem Kampf gegen Rußland zu unterstützen. "Ihr Sohn hatte die Wahl am Leben zu bleiben. Er hätte sich zum Islam bekehren können, aber er war nicht damit einverstanden sein Kreuz auszuziehen. Er versuchte auch einmal zu entkommen", sagte Haihoroev zu Evgenij Mutter. Sie einigten sich schließlich, und zahlte Haihoroev rund 100.000 Rubel (ca. 4.000 $ US), damit wer ihr sein Grab in den Wäldern außerhalb von Alexeevskaya zeigte.
Das war Geld, das sie nicht hatte und so war sie gezwungen ihre Wohnung zu verkaufen, um den Deal zu finanzieren. Tschschenen in Moskau wickelten das Geschäft ab und als sie ihr Geld hatten, zeigte Haihoroev ihr, wo der Körper ihres Sohnes war. Erst spät in der Nacht, mit Unterstützung des Militärs, war sie in der Lage seinen Körper zu exhumieren. Sie fand den kopflosen Körper ihres Sohnes zusammen mit dem Kreuz, für welches zu tragen er starb. Der Kopf wurde an einem anderen Ort abgelegt. Nach der Beschreibung von Evgenij Mutter, nahm das Szenario einen anderen Verlauf:
"Als ich Mitte Februar nach Tscheschenien kam, lag der Preis für einen lebenden Gefreiten bei zehn Millionen Rubel. August lag der Preis bei 50 Millionen. Einem Freund von mir wurde gesagt, er müßte 250 Millionen Rubel für seinen Sohn zahlen, weil er ein Offizier war. Es war Nacht, als ich und einige Pioniere in einen Schacht gruben, in dem die Leichen von vier russischen Soldaten geworfen wurden. Ich betete die ganze Zeit, in der Hoffnung, daß meine Evgenij nicht dort sein werde. Ich konnte und wollte nicht glauben, daß er ermordet wurde. Unter den  Resten der Soldaten, erkannte ich seine Stiefel. Ich weigerte mich jedoch immer noch die Tatsache seines Todes zu akzeptieren, bis jemand sein Kreuz fand. Dann wurde ich ohnmächtig." Lubov barg Evgenij Körper, gemeinsam mit den Leichen seiner ermordeten Freunde. Sie kehrte mit dem Adjutanten der Russisch Orthodoxen Kirche nach Moskau zurück und beerdigte ihren Sohn. Als Lubov Rodionova nach Hause gekommen war, starb Evgenij Vater: fünf Tage nach der Beerdigung. Er konnte den Verlust seines Sohnes nicht ertragen.
"Wir wissen, daß er durch schreckliche lang anhaltende Leiden ging, die mit denen der großen Märtyrer in alten Zeiten zu vergleichen sind. Sie wurden enthauptet, zerstückelt, doch blieben sie Jesus Christus treu", sagte Priester Alexander Schargunow während der Totenmesse zu Evgenij Rodionov Gedächtnis.
Evgenij wurde posthum der Tapferkeitsorden von der Armee verliehen. Ljubow Rodionowa kehrte später zu einer zweiten Reise nach Tscheschenien zurück um den Kopf ihres Sohnes zu holen.
Haihoroev und seine Leibwächter wurden am 23. August 1999, in einem Kampf zwischen seiner Gruppe und einer rivalisierenden tscheschenischen Band getötet.
Der Soldat und sein Schicksal wären wohl in Vergessenheit geraten, wäre nicht das Fernsehteam eines wichtigen Senders sechs Jahre später, in jenem Dorf, wo Evgenijs Reliquien liegen gefahren um einen Kurzbericht über ein Kreuz zu machen, welches auf einer restaurierten Kirche gesetzt wurde. Gemeindemitglieder erzählte den Reportern über die Heldentat des Sohnes und den Mut der Mutter, die ihn in seiner Heimat begraben hatte. Sie sendeten die Geschichte als einen gesonderten Bericht. Ein Jahr später erfuhren Evgenij und seine Mutter eine riesige Verehrung, die sich über Russland und in anderen Teilen der Welt erstreckte.
Die New York Times schrieb 2003:
"In Broschüren, Lieder und Gedichten, in Predigten und auf Internetseiten, wurde die Geschichte vom Gefreiten Rodionov zu einem Gleichnis von religiöser Andacht und russischem Nationalismus. Der junge Soldat, so heißt es, wurde von muslimischen Rebellen vor sieben Jahren umgebracht, weil er sich weigerte seine Religion aufzugeben und verweigerte sein kleines silbernes Kreuz, welches er um seinen Hals trug, abzulegen…
Als seine Geschichte bekannt wurde, kamen Pilger in das kleine Dorf westlich von Moskau, wo seine Mutter Ljubow, (51), sein Grab auf einem vereisten Hang neben einer alten weißen Kirche pflegt. Einige militärische Veteranen haben ihre Medaillen auf sein Grab, in einer Geste der Ehrerbietung gelegt. Menschen in Not haben ihre handschriftlichen Notizen abgelegt und bitte um seine Fürsprache. In einer Kirche, in der Nähe von St. Petersburg, steht sein Bild auf dem Altar neben den Ikonen der Mutter Gottes, des Erzengel Michael, Christus und denen von Nikolaus II., dem letzten Zaren, der vor drei Jahren heiliggesprochen wurde".
Aleksandr Makejew, ein Offizier der Fallschirmjäger, der eine Vereinigung zur Unterstützung von Soldaten betreut, sagt, er habe Soldaten kniend im Gebet vor einem Bild des Gefreiten Rodionov gesehen.

"Unter den Fotos ihres Sohnes, die Frau Rodionov auf ihrem Küchentisch ausbreitet, befinden sich laminierte Karten, die, wie sie sagt, einige Soldaten als Glücksbringer mit sich tragen. Sie tragen sein Bild zusammen mit einem Gebet:
"Dein Märtyrer, Evgenij, o Herr, in seinem Leiden empfing er eine unbestechliche Krone von Dir, unserem Gott, Durch Deine Kraft hat er seinen Peinigern eine Niederlage eingebracht. Machtlos ist die Unverschämtheit der Dämonen. Durch seine Gebete Rette unsere Seelen".
Ikonen und Fotos von diesem jungen Mann Evgenij fanden eine sehr schnelle Verbreitung in ganz Rußland und er wurde als neuer Märtyrer für Christus gefeiert. Auf den Ikonen trägt er manchmal eine Uniform, manchmal ein rotes Gewand (das ist eine Art, wie er erscheint in Visionen an die Gläubigen, vor allem Soldaten und Kinder), manchmal auch bewaffnet, manchmal hält ein Kreuz des Martyriums, aber stets trägt er  seinen Heiligenschein. Die Ikone zeigt ihn mit seinem Kreuz um den Hals, für das er starb. Auch traten bereits Wunder im Zusammenhang mit Evgenijs Reliquien auf. Während einer religiösen Prozession in Gedenken an Martyrer Evgenij, am 20. November 2002, strömte die Ikone mit dem Bild des Soldaten süß duftende Myrrhe aus.
Ein Zeichen zur Erinnerung an den tapferen Evgenij wurde am Eingang der Schule, wo er studierte gesetzt. Es erschien auch einen Dokumentarfilm über ihn. Spenden der Gläubigen, ermöglichten es ein zwei Meter hohes orthodoxes Kreuz auf seinem Grab, im Dorf Satino-Russkoje, in der Nähe von Podolsk, in der Region Moskau, aufzurichten. Aus den entferntesten Gebieten kommen die Leute kommen zu seinem Grab. Ein Weltkriegveteran kam einmal  um Evgenij Grab zu besuchen, und nahm seine militärische Auszeichnung - die Tapferkeitsmedaille - ab und legte diese auf den Grabstein. Auf seinem Grabstein steht geschrieben: "Der russische Soldat Evgenij Rodionov ist hier begraben. Er verteidigte sein Vaterland und verleugnete Christus nicht. Er wurde am 23. Mai 1996, am Stadtrand von Baumt hingerichtet."
Sein eigenes Kreuz, das eine, welches er sich weigerte aufzugeben, hat seine Mutter der Hl. Nikolaus Kirche in Ordinka, bei Moskau, gespendet.
Wegen der großen Verehrung des neuen Märtyrers Evgenij, ersuchten die frommen Gläubigen die offizielle Heiligsprechung durch das Moskauer Patriarchat. Anfangs weigerten sie sich und dies spaltete die Orthodoxen in Russland. Maksim Maksimov, Sekretär der Kommission zur Heiligsprechung, erklärte die Position der Synode in der Tserkovny Vestnik (Kirchen Bulletin), einer offiziellen Publikation der Russisch Orthodoxen Kirche. Seine Argumente lassen sich in drei Punkten zusammenfassen: der einzige Beweis, daß der Soldat für seinen Glauben hingerichtet wurde, ist das Zeugnis seiner Mutter, die in ihrer Liebe einen Gott aus ihrem Sohn machte; die Russisch Orthodoxe Kirche hat niemals jemanden der im Krieg fiel heiliggesprochen; der Zeitraum der Neumartyrer schließt mit dem Zusammenbruch des bolschewistischen Regimes. Er betonte jedoch, daß der Verstorbene auch ohne Kanonisierung geehrt werden könne. Patriarch Alexij von Moskau segnete den persönlichen Einsatz von Evgenijs, aber er sorgte sich darum, daß sein Kult zu einer anti-muslimischen Wut anschwellen könnte. Gegner dieser Entscheidung, eingeschlossen der bekannten Priester Alexander Schargunow Ballon, argumentierten, daß ein Ausbruch von Menschenliebe genug für die Wahrheit ist, daß Evgenij Grab Wunder wirkt, Heilung von Kranken und Versöhnung von Feinden. Sie weisen auch darauf hin, daß der Soldat nicht im Krieg starb, sondern in Gefangenschaft und zu sagen, daß die Zeit der Märtyrer zu Ende sei, fast eine Häresie sei. Evgenij wurde am 20. August 2002 offiziell heilig erklärt. In Hankala, in der Nähe Grozny, wurde eine Kirche gebaut, die fortan seinen Namen trägt. Es ist die einzige orthodoxe Kirche in ganz Tscheschenien.
Evgenij Mutter, die nie zuvor einen Fuß in eine Kirche gesetzt hatte, ist heute eine christlich-orthodoxe Gläubige, gerettet durch das Beispiel ihres Sohnes, des heiligen Märtyrers Evgenij Rodionov. Schließlich halfen ihr auch die Gläubigen, um genug Geld zu bekommen, ein neues Haus zu kaufen.
Quelle: http://saintslives.blogspot.com
Übersetzung : Edition Hagia Sophia

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