Donnerstag, 14. November 2013

Wie eine römisch-katholische Schwester die Fülle der Wahrheit in der orthodoxen Kirche gefunden hat

  

  Ein Ausschnitt aus:

 Das lange Abenteuer auf der Suche nach der Wahrheit


                                                       Von Schwester Matthaia Osswald




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Als ich 17 Jahre alt war, geschah eine entscheidende Wende in meinem Leben. Ich hatte schon immer eine große Liebe zur Musik, spielte mehrere Instrumente und wollte später einmal Musik studieren.
Meine Mutter hatte zwei Konzertkarten geschenkt bekommen. Es handelte sich um die „Matthäuspassion" von Joh. Seb. Bach, das ist die Geschichte des Leidens Jesu Christi nach dem Evangelium von Matthäus. Das Konzert sollte am Karfreitag, dem Freitag vor Ostern, stattfinden. In der protestantischen Kirche kennt man keine besonderen Gottesdienste in der Woche vor Ostern, deshalb finden häufig so genannte „geistliche Konzerte" statt, die man zur Besinnung und  inneren Einkehr besucht. Das Konzert dauerte dreieinhalb Stunden. Eigentlich kann ich kaum beschreiben, was da in mir geschah. Das Heilige Evangelium in Verbindung mit dieser bewegenden Musik traf mich zutiefst und erschütterte mein Herz. (Etwas ganz ähnliches habe ich übrigens in der Biographie von Pater Seraphim Rose gelesen.) Ich war getroffen und überwältigt von der Liebe Jesu Christi, der sich für uns und unsere Sünden am Kreuz hingegeben hatte. Diese Liebe war hier und jetzt Realität für mich und sie erfüllte mich ganz und gar. Ich saß alleine in der Kirche und weinte, ich weiß nicht wie lange. Und ich wusste nur noch eines, ich wollte eine Antwort auf diese Liebe werden. Das war deutlich in meinem Herzen. Ich fragte mich später oft, warum ich gesagt hatte „Ich will eine Antwort auf diese Liebe werden" und nicht „Ich will eine Antwort auf diese Liebe geben". Ich verstand es nicht, aber es schien irgendwie von Bedeutung zu sein. Von diesem Tag an änderte sich mein Leben. Am nächsten Tag kaufte ich mir eine Bibel. Ich hängte ein Kreuz in meinem Zimmer auf und anstatt abends in die Kneipen zu gehen, las ich in der Heiligen Schrift und betete. Dann fasste ich den Entschluss Kirchenmusik zu studieren. Ich dachte mir, wenn Gott mein Herz auf diese Weise so berührt hat und mir ein Talent geschenkt hat, dann will ich mithelfen, dass vielleicht auch andere Menschen eine ähnliche Erfahrung machen können. Ich wurde Mitglied im Kirchenchor unserer Stadt und begann einen Kurs in Kirchenmusik zu machen und Orgelstunden zu nehmen. So änderte sich auch mein Freundeskreis. Die nächsten drei Jahre widmete ich völlig der Kirchenmusik, den neuen Bekannten, der Heiligen Schrift und nebenbei noch der Schule...

Was mich letztendlich dazu bewog röm.-kath. zu werden war die Erfahrung einer gewissen Transzendenz und vor allem die Eucharistie, d.h. der Glaube, dass in der Heiligen Messe, Brot und Wein tatsächlich in Leib und Blut Christi verwandelt werden, dass es also eine Realität war und nicht nur symbolisch. Ein weiterer Grund war die Liturgie, denn in der evangelischen Kirche gibt es in diesem Sinn eigentlich keine Liturgie. Der Gottesdienst besteht nur aus der Lesung aus der Heiligen Schrift, einer langen Predigt und vielen Liedern und ca. einmal monatlich dem sog. Abendmahl, im Anschluss an den Gottesdienst. Im Oktober 1982 wurde ich also röm.-katholisch. Wenn ich heute daran denke auf welche Weise das geschah, kann ich nur den Kopf schütteln über meine Verblendung. 
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Auf jeden Fall war mir klar geworden, dass ich auf jeden Fall ein gottgeweihtes Leben führen und Schwester werden wollte. Im Gebet fragte ich Gott immer wieder, wo er mich haben wollte, in welchem dieser vielen Orden und Gemeinschaften. Auf meiner Suche kam ich dann auch in Kontakt mit der sog. Charismatischen Gemeindeerneuerung. Allerdings fühlte ich mich nie so ganz wohl dabei. Alle sangen in „Sprachen", manche redeten prophetisch, alles war ziemlich emotional - und ich fühlte mich wieder einmal fremd. Das konnte ich mir allerdings nicht anmerken lassen, denn es hätte ja bedeutet, dass ich vom Heiligen Geist nicht ergriffen war und mein Herz verschlossen hielt.
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In jenem Sommer lud mich dann ein guter Freund zu einem großen Treffen verschiedener katholischer neuer geistlicher Gemeinschaften in Frankreich ein. Die Vielfalt, die Gesänge, die israelischen Volkstänze, die Gebetszeiten, die eucharistische Anbetung in der Stille - das sprach mich an, und ich meinte nun endlich angekommen zu sein. Bei dieser Gemeinschaft wollte ich eintreten und dort Schwester werden.
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Ein Jahr später begann mein Noviziat. Ein weiteres Jahr später legte ich meine ersten Versprechen für drei Jahre ab. Danach folgten noch einmal sog. zeitliche Versprechen und dann die „ewigen Versprechen". Allerdings befand ich mich damals absolut nicht in der Verfassung, um ein solches ewiges Versprechen abzulegen. Ich befand mich in einer tiefen seelischen Krise und war völlig hin und her gerissen, ohne innere Gewissheit. Aber ich dachte, das sind alles innere Anfechtungen, schlechte Gedanken und Gefühle, die man nicht zulassen darf, und so wandte ich mich innerlich einfach von dem ganzen „Seelenchaos" ab und legte die Versprechen ab. Der Sturm legte sich zwar etwas, aber wirklich ruhig wurde es nicht in mir. Das ist vielleicht symptomatisch für meinen Weg. Wie bereits erwähnt, zog mich in den vielen Orden und Gemeinschaften immer vieles an, aber etwas fehlte immer, das ich zu diesem Zeitpunkt nicht benennen konnte. 
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Ich hätte nie gedacht, dass ich diese Gemeinschaft jemals wieder verlassen würde. Abgesehen von manchen Krisen, die aber bestimmt jeder durchlebt, der solch einen Weg geht, war ich dort glücklich und zufrieden. Ich liebte meinen Seelenführer, den Gründer der Gemeinschaft und die Geschwister.
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Ιm Jahr 2005 feierte die Gemeinschaft ihr 25jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass durften alle Gemeinschaftsmitglieder, die noch nicht in Jerusalem gewesen waren, eine Wallfahrt machen. Wir kamen drei Wochen vor dem orthodoxen Osterfest in Jerusalem an.
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Die erste griechisch-orthodoxe Liturgie erlebte ich an Ostern in der Auferstehungskirche. Das war das entscheidende Erlebnis. Ich kann eigentlich gar nicht beschreiben, was ich da erlebte. Ich dachte, ich bin im Himmel, oder der Himmel ist hierher auf die Erde gekommen. Damals wusste ich noch nicht, was ein Cherubikon ist, aber als ich es das erste Mal hörte, erlebte ich solch eine tiefe Sammlung und ich dachte, jetzt singen die Engel zusammen mit den Menschen. (Später habe ich erfahren, dass es den beiden Gesandten des russischen Zaren genauso erging, als sie das erste Mal die Liturgie in Konstantinopel erlebten.) Und das tiefste Erlebnis war, ein innerstes Wissen, eine Gewissheit: JETZT BIN ICH ZU HAUSE ANGEKOMMEN! Es war wie die Antwort auf diese innere Unruhe. Das war es, was immer noch gefehlt hatte. Wie gesagt, es war ein inneres Erlebnis. Damals wusste ich noch nicht viel über Kirchengeschichte, Filioque, Schisma etc.
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Mein Seelenführer mahnte mich, unverzüglich in den vollen Gehorsam zurückzukehren, da es sich nicht um eine Gewissensfrage handeln würde, keine weiteren Schritte zu unternehmen und ab sofort jedes Ratsverhältnis und jede Katechese von orthodoxer Seite her abzubrechen, bis er nach Jerusalem komme. Diesmal war mein Entschluss allerdings gefasst und ich war nicht gewillt, ihn noch einmal in Frage stellen zu lassen.
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Die Gemeinschaft wollte der Ökumene dienen - ich sah keine Perspektive für die Einheit der so genannten „Schwesterkirchen". Oder besser gesagt, es ist meine Überzeugung, dass es für die röm.-kath. Kirche nur den einen Weg zur Einheit gibt, den Weg zurück zur orthodoxen Kirche. Alles andere ist ein künstliches, menschliches Gebilde. Wie befreiend ist es, an einer orthodoxen Liturgie teilzunehmen und zu wissen, dass sie unveränderbar ist, und nicht wie in einer katholischen Messe befürchten zu müssen, womit man diesmal wieder konfrontiert wird. Manchmal denke ich, dass viele orthodoxe Menschen gar nicht wissen, welcher geistliche Reichtum und welcher Schatz ihnen anvertraut ist, wie dankbar wir Gott dafür sein müssen und wie sehr wir dafür verantwortlich sind ihn zu bewahren!
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Am Vorabend des Festes des Heiligen Apostels Judas Thaddäus taufte er (Gerontas Chrysostomos) mich, und ich erhielt den Namen Matthaia, nach dem Apostel und Evangelisten Matthäus. (Eigentlich wollte er mich auf den Namen Mariam taufen, aber unmittelbar vor der Taufe vernahm er deutlich eine innere Stimme die sagte, „nicht Mariam, Matthaia.") Nach der Taufe fragte mich Gerontas, ob der Heilige Matthäus irgendeine  Bedeutung für mich hätte, und ich erzählte ihm von meinem Erlebnis an jenem Karfreitag, als ich das Evangelium nach Matthäus gehört hatte und gesagt hatte, dass ich eine Antwort auf die Liebe Christi werden wolle.
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...ich danke Gott nach wie vor jeden Tag dafür, dass er mich den Weg in seine Kirche geführt und mir die Gnade der Taufe geschenkt hat.

Heiliges Kloster Pantokratoros

Der ganze ausführliche und lehrreiche Text hier: 



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