Donnerstag, 30. Januar 2014

Das Leben im Heiligen Geist als Voraussetzung für das orthodoxe und ungetäuschte Theologisieren nach dem hl. Gregorios Palamas

Einführung im Rahmen der Tagung aus Anlaß des Entschlafens des hl. Gregorios Palamas vor 650 Jahren am 28.02.2010
(Übersetzung aus dem Griechischen: Alexandros Iliadis, Thessaloniki)
Einleitung
Das Leben im Heiligen Geist ist organisch und untrennbar mit der orthodoxen Theologie verbunden. Es bildet die Grundlage für ihre authentische und unbestreitbare Wirkung, die zuverlässigste Bestätigung ihrer Richtigkeit. Es hat einen intensiv existentiellen und erfahrungsbezogenen Charakter, es ist eine gnadenhafte Tatsache, und parallel dazu bildet es die grundlegende Voraussetzung für das orthodoxe und ungetäuschte Theologisieren.
Doch die orthodoxe Theologie ist – abgesehen von ihrem biblischen Charakter – ihrerseits auch Ausdruck des Lebens im Heiligen Geist, also der empirischen Erfahrung des ungeschaffenen Gottes und Seiner Mysterien, durch welche die Art und Weise Seiner gnadenhaften Gegenwart in der Schöpfung und in der Existenz der Gläubigen verstehbar wird.
Nur wenn in einem Menschen eine organische Beziehung zwischen orthodoxem Glauben und Leben im Heiligen Geist vorhanden ist, kann dieser genuine und lebendige kirchliche Theologie hervorbringen. Deswegen auch produzieren nur die Gottbegnadeten der Kirche eine wirklich glaubhafte Theologie. Sie sind es, die die gnadenhafte Theologie hervorbringen. Die gnadenhafte Theologie, als äußerst authentische Theologie der Kirche, ist geschaffener Ausdruck und Interpretation der Erscheinung Gottes durch die Augenzeugen der göttlichen Glorie. Sie ist Ausdruck der persönlichen Erfahrung des Ungeschaffenen.
Der Ausdruck dieser Erfahrung seitens der gnadenhaften Theologie kann nicht das Element der Irreführung haben, denn sie verwirklicht sich im Heiligen Geist. Genau aus diesem Grund manifestiert sie sich im Wesentlichen in der Schau Gottes, die den Vergöttlichten zuteil wird. Die gnadenhafte Erfahrung der Vergöttlichten – als direkte, persönliche und empirische Erfahrung des Ungeschaffenen – bildet die ungetäuschte theologische Methodologie der Orthodoxie.
Aus der gnadenhaften Erfahrung entspringt die wahre Gotteserkenntnis. Die wahre Gotteserkenntnis setzt die Transformation des kognitiven Organs – nämlich des Geistes (gr. nous) – des Menschen voraus, welche sich dadurch vollzieht, daß dieser durch das ungeschaffene Licht der göttlichen Herrlichkeit bereichert wird. Deswegen wird diese Kenntnis Gottes von den Kirchenvätern als Kenntnis «über Gespür und Verstand hinaus» bezeichnet, und sie erscheint als Frucht der Erscheinung Gottes und der Schau Gottes.
Wie ist aber der Charakter dieser Gotteserscheinung und wie wird die Schau Gottes als Voraussetzung des Lebens im Heiligen Geist nach dem heiligen Gregorios Palamas erlebt?
 
hl. Gregorios Palamas
Erscheinung Gottes und Schau Gottes
Christus offenbarte Seine ungeschaffene Gottheit während Seiner historischen Anwesenheit auf der Erde den Erwählten unter Seinen Jüngern bei Seiner Verklärung auf Thabor. Nach der theologischen Bewertung des heiligen Gregorios Palamas sahen die Jünger dort «die wesenhafte Würde Gottes … den überaus hellen Glanz der archetypischen Anmut, die amorphe Ansicht der göttlichen Schönheit … sie sahen das über den Verstand hinaus unnahbare Licht selbst … sie sahen die Gnade des Heiligen Geistes, welche sie später erhielten und welche in ihnen verweilte».
Bekannterweise bekommt der Gläubige die göttliche Gnade bei der heiligen Taufe, und insbesondere während des Mysteriums (Sakraments) der heiligen Myronsalbung, wenn der Täufling in sie eingegliedert wird (von ihrer Art bzw. Gattung wird) wird, denn er wird von ihr während des göttlichen Bades geboren und bekommt so die ursprüngliche Anmut. Von da an wohnt die ungeschaffene Gnade dem Gläubigen unaufhörlich inne und versorgt ihn auf verschiedene Weise mit dem, was seinem Heil dient, wobei ihr göttliches Licht in ihm zuweilen mehr, zuweilen weniger strahlt. Dieses Licht wird geistlich sichtbar mittels der geistigen Wahrnehmung, und gleichzeitig ist es die untrennbare Herrlichkeit und der Glanz der göttlichen Natur.
Als ungeschaffene Herrlichkeit Gottes, urewig und endlos, ist das göttliche Licht nicht sinnlich, sondern mental und geistig, oder besser geistlich (spirituell), welchem man sich geistlich nähert und das man geistlich schaut. Es ist immaterielle göttliche Brillanz und Gnade, welche «auf unsichtbare Art gesehen wird und auf unverständliche Art verstanden wird». Es ist «natürlicher Strahl der Gottheit», und «Gottheit, die sich den Jüngern auf dem Berg offenbarte», nach dem heiligen Gregor dem Theologen.
Der göttliche Glanz setzt für seine Schau die Reinheit des Herzens voraus und befindet sich seinem Wert entsprechend über dem Wort Gottes und über der Vernunft (Logik). Sicherlich gewährt der göttliche Glanz Gotteserkenntnis, aber mit dieser Auffassung und Erkenntnis wird der Geist (gr. nous) vom Heiligen Geist gesättigt.
Der Philosoph und Antihesychast Varlaam meinte, jeder, der die Kenntnis der Wesen habe oder durch diese Kenntnis sehe, hole Gott in sich hinein. Aber in Wirklichkeit, sagt Palamas, habe dieser Mensch in sich die Kenntnis der Geschöpfe und durch diese Kenntnis reflektiere er über Gott, d. h. er beziehe sich substrahierend auf Gott und drücke sich nur klug über ihn aus. Diese Auffassung von Gott ist keine echte Erkenntnis Gottes. Derjenige aber, der das göttliche Licht aktiv in sich hat, sieht auf unaussprechliche Art und äußert sich über Gott nicht mutmaßend, sondern indem er wahre Schau und empirische Erfahrung von Ihm hat. Dieser kennt Gott wahrlich und hat Ihn in sich, denn Gott trennt sich von Seiner zeitlosen Herrlichkeit nie. Der Glaubwürdigste, welcher uns über die Voraussetzungen des Erlangens und der Schau des göttlichen Lichtes informieren kann, ist jene göttliche Person, die unsere Natur angenommen und ihr die Herrlichkeit Seiner Natur übermittelt hat, Gott der Logos. Diese Voraussetzungen sind die Befolgung der göttlichen Gebote, denn Christus hat Sein Erscheinen jedem, der sie befolgt, versprochen. Dieses Erscheinen nannte Christus das «Einwohnen Seiner Selbst und Seines Vaters» im Menschen, indem er sagte: Wenn jemand Mich liebt, so wird er Mein Wort bewahren und Mein Vater wird ihn lieben, und Wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmenwährend Er dies in demselben Kontext Seines Wortes über Seine Gotteserscheinung deutlich bestätigt, indem Er vermerkt: … und Ich werde Mich Selbst ihm offenbaren. Hier geht es nach Palamas um die Gnade und Energie des Heiligen Geistes, durch welche Gott Sich den Würdigen offenbart und in ihnen weilt. Der Aufenthalt des Sohnes mit dem Vater wird als Teilhabe an der vergöttlichenden Gnade und Energie interpretiert, während Palamas in einem anderen Kontext die Ankunft, die Einwohnung und die Erscheinung Christi zusammen mit dem Vater, mit unserem Hinaufgehen zu Ihm durch Offenbarung, als überhimmlischen Aufstieg und Entrückung, identifiziert.
Die durch die Schau des Lichtes gewährte Erkenntnis Gottes steht über jeder anderen Erkenntnis, denn es gibt nichts Größeres als die Gegenwart und die Erscheinung Gottes in uns, weder etwas Gleiches noch diesem Ähnliches. Die Befolgung der Gebote aber gewährt nicht nur Gotteserkenntnis, sondern auch gnadenhafte Vergöttlichung, zu welcher wir geführt werden, während wir die Herrlichkeit Gottes in uns im Heiligen Geist sehen. Und dies findet statt, wenn es Gott wohlgefällt, uns zu Seinen geistlichen Mysterien zu erheben.
Wenn nach dem Apostel Petrus ist die Kenntnis der göttlichen Schriften sicher und gewiß ist, so ist diese Kenntnis für denselben Apostel das Licht einer Laterne, das in einem dunklen Ort leuchtet, bis der Morgen graut – wie der Tag auf Thabor klar anbrach – und der Morgenstern in den Herzen aufstrahlt, d. h. Christus. So stark unterscheidet sich nämlich die Kenntnis der göttlichen Schriften vom Licht der Erkenntnis selbst, die aus der mystischen Schau entspringt. Es ist das Licht, welches im Zenit der Sonne am Mittag leuchtet.


Gnadenhafte Theosis – Leben im Heiligen Geist
Das Licht der Transfiguration auf Thabor, aber auch jenes, das die Heiligen im jetzigen Leben sehen, wird dem Wert entsprechend von Palamas auf die gleiche Stufe gestellt wie das Licht der künftigen Wiederkehr Christi. Es ist dasselbe Licht, welches die Würdigen im künftigen Leben beständig bescheinen wird. Es ist die Einleitung der Herrlichkeit Gottes. Dementsprechend ist es offenkundig, daß die Lichterscheinung die Erscheinung Gottes ist, die seinen Würdigen zuteil wird, während die Teilhabe an dieser Gotteserscheinung die Gottesschau ist. Gotteserscheinung (gr. theophánia) und Gottesschau (gr. theoptía) konstituieren die ungetäuschten theologischen Voraussetzungen des Lebens im Heiligen Geist, das mit der gnadenhaften Vergöttlichung (gr. theosis) des Menschen gleichgesetzt wird.
Diejenigen, die der Schau dieser Lichterscheinung gewürdigt werden, werden auch Teilhaber an diesem vergöttlichenden Licht, durch welches die Gottheit sie gnadenhaft vergöttlicht. Dieses göttliche Licht, die Herrlichkeit Gottes, ist nach Palamas die Theosis. Es gibt nichts Höheres für die Würdigen als diese Schau. Durch dieses Licht verbindet sich Gott mit den Heiligen. Dieses göttliche Licht ist die vergöttlichende Gabe.
Die Theosis, als Gabe des Heiligen Geistes, wird mit dem Reich Gottes identifiziert; denn daß jemand zu Gott der Gnade nach wird, bedeutet, das Reich Gottes zu erreichen. Und da das Reich Gottes zeitlos und ungeschaffen ist, ist auch die Theosis zeitlos und ungeschaffen. Zeitlos und ungeschaffen ist ebenso die Heiligkeit der Heiligen. Die Vergöttlichten sind voll des zeitlosen Lichtes, das ihnen gottähnliches Erkennen und Leben schenkt. Sie werden nicht vom geschaffenen und zeitlichen Leben beherrscht, das einen Anfang und ein Ende hat, sondern vom göttlichen und zeitlosen Leben des in ihnen weilenden Gottes des Logos, wie sich der Apostel Paul über sich selbst äußerte: Nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir. Praktisch weilt Christus in den Herzen der Gläubigen durch den Heiligen Geist, und das Kriterium dafür, daß Er in ihnen bleibt, ist der ihnen gegebene Heilige Geist. So wird klar, warum die Energie Gottes und die der Vergöttlichten dieselbe ist.
Überdies tritt das göttliche Licht als gnadenhafte Gegenwart des Heiligen Geistes auch als offenbarendes Wissen, als Gotteserkenntnis, als Gerechtigkeit, als Heiligkeit und Freiheit in Erscheinung. Dies macht den Mund der Vergöttlichten zum Munde Gottes mit Gottes Weisheit, «welcher kein Widersacher wird widersprechen oder widerstehen können»; denn die Versicherung Christi lautet: Nicht ihr werdet dann reden, sondern der Geist eures Vaters wird durch euch reden.
Der Mensch hat am Leben im Heiligen Geist als psychosomatische Ganzheit teil. So werden die Impulse und Energien des Körpers auch geheiligt, denn all das Menschliche erstirbt nicht, sondern wird von der ungeschaffenen göttlichen Gnade umgewandelt. Die Beweise der göttlichen Schönheit werden vom Geist (gr. nous) und der Seele dem angeschlossenen Körper übermittelt. Wenn er durch die aktive göttliche Gnade bereichert wird, dann offenbart das fleischliche Herz die Kommunion mit ihr durch geistige Freudensprünge, während der Körper leicht, lichterfüllt und erwärmt wird.
Schließlich sollte das Leben im Heiligen Geist unbedingt im gegenwärtigen Leben des Gläubigen erreicht und erlebt werden, denn wer es hier nicht erlangt, wird es auch im künftigen Leben nach dem Tod nicht haben.
Sowohl aber die Gabe der Gottesschau als auch das gnadenhafte Verweilen im Leben im Heiligen Geist werden auch durch konkrete anthropologische Voraussetzungen bestimmt.
Luzifer und unsere Ureltern besaßen die Gabe der Gottesschau. In beiden Fällen aber folgte ihr bekannter Fall und der Verlust der gnadenhaften Gabe. Die Ursache ihres Falles war dieselbe. Sowohl Luzifer als auch die Ureltern begehrten und strebten nach Gottgleichheit, während sie ihre existentiellen Vorschriften als geschaffene Entitäten völlig ignorierten. Sie brachten ihren Willen hochmütig und egoistisch vor, umgingen Gott und Seinen Willen für sie und erstrebten die geistige Erhöhung ihrer Position gemäß ihrer persönlichen Wahl als einzigem Kriterium. Deswegen auch verfehlten sie sich auf tragische Weise.
Erstrebt folglich der Gläubige die Vergöttlichung oder das Leben im Heiligen Geist als Zweck seines Lebens, läuft er Gefahr, derselben Versuchung zu erliegen, wie seine Ureltern – mit den entsprechenden Konsequenzen. Die Vergöttlichung – als Leben im Heiligen Geist – darf nicht vom Menschen selbst zu seinem Ziel bestimmt werden, denn der Mensch kann kein Ziel erfüllen, das viel höher als sein geschaffenes, natürliches Potential liegt. Wie der hl. Maximos sehr treffend sagt: «Wir erleiden die übernatürliche Vergöttlichung mittels der Gnade, wir verwirklichen sie nicht selbst; denn wir haben von Natur aus keine vergöttlichende Kraft». Die Vergöttlichung ist das Ziel Gottes für den Menschen und Seine ungeschaffene Gabe für ihn. So ändert sich aber die Sache radikal, mithin ändert sich auch der Prozeß, der zur Verwirklichung dieses Zieles führt.
Im engeren Sinne hat die Vergöttlichung der Gläubigen, die wesentlich im hohepriesterlichen Gebet Christi ausgedrückt wurde – daß die Gläubigen nämlich eins mit dem dreieinigen Gott werden und Seine ungeschaffene Herrlichkeit beständig sehen mögen –, das Befolgen der Gebote Gottes als fundamentale Voraussetzung, denn dieses Befolgen führt zur Offenbarung Christi und Gottes des Vaters im Heiligen Geist im Herzen des Gläubigen. Das Befolgen aber der Gebote bedeutet praktisch den Verzicht des Gläubigen auf seinen eigenen Willen, so gut er auch scheinen mag. Es bedeutet die Unterordnung seines Willens unter den Willen Gottes. Aber um auf seinen Willen zu verzichten, muß der Gläubige vorher den inneren Menschen durch die göttliche Gnade erkennen und das tragische Ergebnis des Umherirrens des Geistes in seinem Willen einsehen. Dann wird er seinen Willen verabscheuen, auf ihn verzichten und damit praktisch sich selbst verneinen, so daß er fortan zum wahren Jünger Christi wird. Nur dann wird er seinen Willen nach dem Willen Gottes stetig orientieren und die Befolgung der Gebote zum Wohlgefallen Gottes als den einzigen Weg betrachten, ohne jegliche alternative Lösung. Indem der Gläubige auf seinen Willen mit Abscheu verzichtet, demütigt er sich wahrhaftig und erhält somit die Gnade Gottes im reichen Maß, welche ihm die Möglichkeit bietet, dem Willen Gottes für die Befolgung seiner Gebote nachzukommen, wie uns Christus versichert: Ohne Michkönnt ihr nichts tun. So aber wird die aus dem Befolgen der Gebote sich ergebende, gnadenhafte Vergöttlichung des Gläubigen als ungeschaffene, vergöttlichende Energie und Gabe Gottes verliehen, stellt aber keineswegs eine Tat des Gläubigen noch eine Leistung seinerseits dar. Durch diese anthropologischen Voraussetzungen wird der anhaltende Fortschritt des Gläubigen im Leben im Heiligen Geist realistisch gewährleistet und die Gefahr jeglichen Falls nach Art der Ureltern vermieden.
Epilog
Mit alldem, was wir gesagt haben über die theologischen Voraussetzungen des Lebens im Heiligen Geist, welche auch die Grundstruktur des orthodoxen und ungetäuschten Theologisierens bilden, machen wir nicht die wissenschaftliche und akademische Theologie unbrauchbar, denn die Aufgabe der orthodoxen akademischen Theologie ist die wissenschaftliche theologische Erkenntnislehre, welche auf der primären Theologie der gnadenhaften Träger der Kirche basiert. Der Gegenstand – das Wissensziel – der orthodoxen akademischen Theologie ist der geschaffene Abdruck der gnadenhaften Theologie auf der Kultur der Kirche. Die akademische Theologie studiert und interpretiert die empirische Art und Weise des gnadenhaften Lebens des Leibes der Kirche, aber auch die Träger der lebendigen Offenbarung in der Kirche. Schließlich stellt sie den Inhalt der primären Theologie der Kirche wissenschaftlich vor und macht die Kriterien der orthodoxen Theologie bekannt. So bewegt sich die wissenschaftliche – akademische Theologie – auf orthodoxe Weise innerhalb ihrer Grenzen, wenn sie einfach die Erlebnisse der gnadenhaften Theologie mit Präzision beschreibt.
Folglich ist es so, daß die orthodoxe akademische Theologie weder die gnadenhafte Theologie ersetzt, noch sich dazu legitimiert, eine andere Theologie vorzustellen, die sich von der gnadenhaften Theologie der Kirche unterscheidet. Dennoch ist es die vornehmliche Erwartung, daß die Boten der akademischen Theologie auch die theologischen Voraussetzungen des Lebens im Heiligen Geist, wie es der Kirche entspricht, empirisch besitzen, nämlich die Schau Gottes. Dann werden sie in der Lage sein, primäre und ungetäuschte Theologie zu produzieren. Dann werden sie auf gültige Weise damit fortfahren, die theologische Denkweise der Heiligen Kirchenväter fruchtbar und kreativ zu aktualisieren, zu beleben und zu bereichern, während sie demütig «in der Nachfolge der Heiligen Väter» verbleiben, hingegen die neue Anregung einiger Theologen, «die Kirchenväter zu überwinden», als überhebliche Anmaßung mit Abscheu verwerfen. Dann werden die modernen Boten der orthodoxen akademischen Theologie die Antwort der Kirche auf die diversen und komplexen Probleme unserer Epoche praktisch bieten. Nur dann werden sie in der Lage sein, eine genuin traditionelle und lebendige orthodoxe Theologie vorzustellen. Dies bedeutet sicherlich nicht, daß die Boten der akademischen Theologie keine ungetäuschte Theologie produzieren können, wenn es ihnen an persönlicher Gottesschau mangelt. Solange sie demütig «in der Nachfolge der Heiligen Väter» sind, werden sie Boten des zeitlosen dogmatischen Bewußtseins der Kirche, und somit drücken sie sich orthodox und ungetäuscht aus. Sie produzieren lediglich keine lebendige primäre Theologie.

* Prof. D. Tselengidis hat den Lehrstuhl für Dogmatik, Theologische Abteilung der Theologischen Fakultät, Universität von Thessaloniki, inne. 
(in: DER SCHMALE PFAD, Orthodoxe Quellen und Zeugnisse, Verlag Johannes A. Wolf, Band 33,Juni 2010, SS. 117-126)
http://www.enromiosini.gr/

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