Unser Leben und unser Tod sind unsere
Nächsten. Wenn wir unseren Bruder gewinnen, haben wir Gott gewonnen;
aber wenn wir unseren Bruder verärgern, haben wir gegen Christus
gesündigt.
Einmal besuchten einige Altväter, und mit
ihnen der Abt Joseph, den Abt Antonios. Der Ältere wollte sie prüfen, indem
er einen Spruch aus der Bibel nahm und sie nach seiner Bedeutung fragte
und er fing bei dem Jüngsten an. Und jeder sagte der Reihe nach seine
Meinung. Und zu jedem einzelnen sagte der Alte am Ende seiner
Ausführungen:
• Du hast es noch nicht verstanden.
Zum Schluss fragte er auch Abt Joseph:
• Was glaubst du, was der Spruch bedeutet?
Und dieser antwortete:
• Ich weiß nicht.
Da sagte Abt Antonios:
• Auf jeden Fall hat Abt Joseph den Weg gefunden, da er gesagt hat "ich weiß nicht".
Abt Antonios sagte:
• Es kommt eine Zeit, da verlieren die
Menschen den Verstand und wenn sie dann einen finden, der nicht den
Verstand verloren hat, fallen sie uber ihn her und schreien ihn an: "Du
hast den Verstand verloren", denn er ist nicht wie sie.
Drei Väter hatten die Gewohnheit, jedes
Jahr zum seligen Antonios zu kommen. Während zwei von ihnen ihn uber die
Gedanken und uber das Heil der Seele fragten, schwieg der Dritte und
fragte nichts.
Nach langer Zeit sagte Abt Antonios zu ihm:
• Siehe, jetzt kommst du schon so lange Zeit hierher und fragst mich nichts.
Und jener gab ihm zur Antwort:
• Es genügt mir schon, dich zu sehen, Vater.
Abt Antonios sagte:
• Ich fürchte mich nicht langer vor Gott,
sondern liebe ihn. "Denn die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus".
(I Joh. 4, 18)
Es sagte Abt Antonios:
• Derjenige, der das Eisen schmiedet,
denkt erstmal darüber nach, was er herstellen will, eine Sichel, ein
Messer, ein Beil. So mussen auch wir überlegen, fur welche Tugend wir
kampfen, damit wir uns nicht umsonst abmühen.
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