Diesen Text hat Gerontas Paisios um 1975 als einen Brief an jemanden geschrieben, der ihn zu diesem Thema gefragt hatte. Er gab ihn einem Besucher zur Post mit, offen und mit der Erlaubnis, ihn zu lesen und zu kopieren. Dieser Besucher hat ihn Konstantinos Giannitsiotis gegeben, der ihn in seinem Buch über Gerontas Porphyrios publiziert hat.
Eine einfache Art und Weise für das ununterbrochene Gebet, wenn ihr wollt, gebraucht diese auch, die möglicherweise einfachen Menschen hilft, die nicht zur wirklichen Bedeutung der neptischen (asketischen) heiligen Väter durchdringen, und Gefahr laufen, einem Irrtum zu erliegen.
Einige setzen sich (leider) nicht als Ziel das Ablegen des „alten Menschen“ (die Umkehr, die Demut und die Askese als Hilfsmittel zur Heiligung der Seelen), indem sie tief ihre Sündhaftigkeit empfinden, und so ganz natürlich auch die große Notwendigkeit des Erbarmens Gottes spüren, indem sie viele Male das „Herr Jesus Christus, Sohn Gottes, erbarme Dich meiner“ mit Schmerz im Herzen sagen und dann die Süße des göttlichen Trostes des süßen Christus im Herzen fühlen.
Aber leider beginnen einige (wie ich erwähnte) mit trockener Askese und streben nach göttlichen Freuden und Erleuchtungen. Sie erhöhen fortlaufend die Zahl der Gebetsschnüre (kombos’chinia) und heiligen sich durch ihre Rechnung, indem sie die Schlussfolgerung (ihrer Heiligkeit) aus den mathematischen Berechnungen der größeren Anzahl ihrer zahlreichen Gebetsschnüre ziehen.
Sie fertigen sich (natürlich) Fussbänke genau nach Maß an und praktizieren auch alles andere: das Beugen des Kopfes zum Herzen, sie regulieren ihren Atem und was sonst noch alles die heiligen neptischen Kallisten und Gregorien der Philokalia geschrieben haben, und dann schaffen sie in sich das Pseudogefühl, sie befänden sich in etwa auf der Höhe dieser Heiligen.
Von dem Augenblick an, in dem sie die Rechnung glauben, erscheint sofort das Tangaláki (der Dämon – eigene Ergänzung des Gerontas, das Wort selbst ist seine Wortschöpfung) und stellt ihnen einen Fernseher (mit seinen Phantasien) auf, und in der Fortsetzung folgen teuflische Prophezeiungen usw. des Irrtums.
Deshalb ist das einzige Sichere die Umkehr (Metanoia), und auf dieser soll jedes geistige Gebäude gebaut werden; und die Umkehr sollen wir ständig von Gott erbitten und nichts anderes außer dieser.
Wir sollten weder um Licht, noch um Wunder, Prophezeiungen, noch um Begabungen bitten, sondern nur um Umkehr. Die Umkehr bringt die Demut, die Demut wird die Gnade Gottes bringen, weil zu den Demütigen die Gnade Gottes verpflichtend kommt. Deshalb ist die Reue unbedingt notwendig für unsere Rettung; und wenn wir sie haben, wird die Gnade Gottes kommen und uns lehren, was notwendig ist zu tun – falls nötig – für die Rettung auch unserer Mitmenschen.
Aus diesem Grund also, den ich bereits erwähnte, (dass wir die Erbarmen Gottes als großes Bedürfnis fühlen), werden wir viele Male das Gebet mit unserem ganzen Herzen sagen, und wir werden (wie ich erwähnte) die Süße der göttlichen Tröstung des süßesten Jesus in unserem Herzen spüren, das Herz, das (dann) auch unseren Geist (nous) fest umarmt haben wird wie auch unser ganzes Sein.
Nur dann ermüdet das Gebet nicht, sondern erquickt, weil wir seinen Sinn verstehen können. Nur dann beten wir ohne uns selbst zu zwingen, aber gezwungen von unserem philotimo (Hochherzigkeit, Ehrgefühl); denn dieses philotimo ergibt die ganze geistige leventia (Lebenstüchtigkeit) mit der Beflügelung des Herzens; und dann endlich bekommt das Herz (so steinhart es auch sei) Risse, und Tränen quellen aus seinen Ritzen (ohne das eine Anstrengung gemacht wurde, Tränen zu vergießen während der Zeit des Gebetes).
Man fühlt also dieses Bedürfnis nach dem Gebet wie ein hungriger Säugling, der sein Mündchen öffnet und in die Umarmung eilt, um gestillt zu werden, und gleichzeitig die große Sicherheit und die mütterliche Zärtlichkeit spürt.
Es bezweifelt niemand, dass der Feind versuchen wird, uns zu bekriegen indem er unsere Gedanken zerstreut. Wenn aber eine kurze patristische Lektüre vorangeht (Evergetinos oder Gerontikon), werden dann die kleinen oder großen Sorgen und die täglichen Versuchungen zugedeckt, und so verwandelt es sich in eine geistliche, andere Atmosphäre, und man betet konzentriert.
Wenn der Feind mit blasphemischen Gedanken Krieg führt (wegen seiner üblichen Bosheit und Missgunst) beunruhige dich nicht, sondern benutze auch den Dämon als deinen Arbeiter auf folgende Weise, mit der du dich nicht erschüttern lässt, sondern du dem Feind sagst: Gut, dass du mir diese Gedanken gegeben hast, damit ich das Gebet sage, weil ich sonst vergesse, ununterbrochen zu beten. Der Feind wird dann sofort verschwinden, weil er gewöhnt ist, nur Böses zu tun. Ich erwähnte das, weil der Feind blasphemische Gedanken (vor allem) den Empfindsamen bringt, um sie noch empfindlicher zu machen, sie zu erschüttern und sie umzuwerfen.
Dasselbe gilt auch für einige, die sich im Nachtgottesdienst über ihre Kräfte und mit Stolz anstrengen; sie sind dann matt und haben nicht die Kraft, die Gedanken des Feindes zu vertreiben und meinen, dass diese blasphemischen Gedanken ihre eigenen sind; und so leiden so ohne Grund, denn sie sind dafür nicht der Grund, sondern der Feind.
Deshalb ist es nötig, dass junge Menschen mit Demut und Unterscheidungsgabe sich um die Übung des Gebetes bemühen und sich in der Nacht (ausgehend vom Tag) vorbereiten, mit Zielbewusstsein, mit Lektüre und mit mäßiger Nahrung, welche hilft und möglichst nicht salzig ist, um das viele Wasser zu vermeiden, weil dieses hinderlich ist durch das Aufblähen, das es verursacht, und so dem Menschen das Gebet erleichtert wird.
Sehr hilft es, wenn das leichte Abendessen, so leicht es auch sein mag, etwa gegen 4 Uhr (europäischer Zeit) nach Väterlesung usw. eingenommen wird oder auch drei Stunden nach der Hauptmahlzeit. Sehr hilft es, dass kleine und große Metanien zwischen jedem Kombos’chini vorhergehen, um das Öl der Maschine aufzutauen; und danach, wenn man etwas müde geworden ist, soll man sich setzen und das Gebet sprechen, nachdem man sich seine Erbärmlichkeit und die großen Wohltaten Gottes, die der gute Gott hat zuteil werden lassen, vor Augen gestellt hat.
Dann sammelt sich der Geist (wie ich anmerkte, in seinem Herzen von alleine) und sucht das Erbarmen Gottes mit seinem ganzen Herzen, mit seiner ganzen Seele und seinem ganzen Verstand, ohne große Mühe zu wahrzunehmen.
Sehr helfen die Stunden nach dem Sonnenuntergang (nachdem man vorhergehend vor dem Sonnenuntergang Väterbücher gelesen hat), die drei Stunden, wie auch nach Mitternacht bis zum Sonnenaufgang. Für junge Leute ist es gut, sich eine Stunde nach Sonnenuntergang schlafen zu legen – mit weniger Gebet -, und aufzustehen nach Mitternacht, um den anstößigen morgendlichen Schlaf zu vermeiden.
Natürlich braucht es Unterscheidungsgabe und die Begleitung durch ihren Beichtvater als Führer, welcher unentbehrlich ist.
Deutsch von p. Martinos Petzolt
Aus: Konstantinos Giannitsiotis: Mit Gerontas Porphyrios. Ein geistliches Kind erinnert sich. Hrsg. v. Heiligen Frauenkloster der Verklärung, Athen-Milesi 2012