Dienstag, 14. Januar 2014

Das verdorbene Wasser- Erzpriester Nikolaos Manolis




Wir alle, die wir der Kirche Christi, der Orthodoxie, angehören, tragen eine enorme Verantwortung gegenüber den kommenden Generationen – den Glauben, den uns Christus durch Seine Heiligen überliefert hat, ungeschmälert zu bewahren und die Flamme dieses ungeschmälerten Glaubens unseren Kindern weiterzureichen. Dieses mühsame Werk ist die Erfüllung, durch alle Zeiten hindurch, des Gebots des Herrn: "Geht und unterweist alle Völker, tauft sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes" (Mt 28,19).

Die ersten Apostel Christi und in den nachfolgenden Zeiten ihre Nachfolger werden gestärkt vom Paraklet, dem Geist der Wahrheit. Sie werden gefestigt im Glauben, indem sie die Gnadengaben des Heiligen Geistes empfangen. Diese werden jedem gegeben zum Wohl (1 Kor 12,7-11). Eine besondere Gabe ist ihr gemeinsames Charisma, den Glauben zu bekennen und Zeuge (Martyrer) zu sein, gegründet auf dem göttlich offenbarten Wissen, dass sie Teilhaber und Träger des einzigen wahren Glaubens und der einzigen Wahrheit sind. Der Auferstandene Christus ist ihre Anbetung, der nicht zur Debatte stehende Inhalt ihres ganzen Daseins. Die unendliche und unsagbare Freude der Verbindung mit dem Reichtum verströmenden Herrn und Seiner Kirche, die Teilhabe an der Gnade Gottes und die lebendige Erfahrung des Aufstiegs bis in den Siebten Himmel in der unaussprechlichen Kraft des Heiligen Geistes werden zum absoluten Schatz, der verkündet werden wird bis an die Enden der Erde. Die Liebe für jeden Menschen, der in die Welt kommt, die sie in Besitz genommen hat, drängt sie, die Welt aus der Verblendung des Götzenkults und der falschen Götter zu retten. Sie bringen ihr das Lebendige Wasser dar, das aufquillt zu ewigem Leben, das Zeugnis der Auferstehung, das Evangelium der Erlösung. Und sie besiegeln ihre Darbringung mit dem Opfer ihrer selbst und dem Martyrium. Sie geben ihr Leben hin für die Liebe zu Christus und zur Orthodoxie.

Die Erfahrung der Gnade ist allgegenwärtig im Volk Gottes. Sie durchtränkt seinen genetischen Code. Der gemeinsame Heilige Kelch verändert seine psychische Konstitution, heiligt es und vergöttlicht es. Jeden Tag kommt es in den Tempel des Herrn und nimmt teil an der Liturgie. Auf dem Rüstaltar und dem Heiligen Altar vereinigen sich das Irdische und das Himmlische, begegnen sich die Lebenden und die Entschlafenen, in einer Versammlung, die durchflutet ist von Engeln und vom Ungeschaffenen Licht der Auferstehung. In der Göttlichen Eucharistie ist die ganze Überlieferung der Kirche beschlossen. In ihr werden ihre Leiden, ihr Gang durch die Geschichte, die erlittenen Verfolgungen und die Opfer von neuem erlebt. Sie werden niedergelegt als Zeugnisse der Dankbarkeit und der Hingebung. Die Verbindung des Volkes mit Gott und dem Mitmenschen wird von neuem bekräftigt in Form des Kreuzes. Es ist undenkbar für unsere Tradition, dass der Liturge des Hingeschlachteten Lammes das hier Dargestellte verläßt und sich zurückwendet in die Mitte des Tempels, um den Teufel zu umarmen in der Gestalt des Häresiarchen!
Heute sind die Dinge leider sehr verschieden. Die jetzigen Nachfolger der Apostel haben das Gebot "unterweist alle Völker" abgeändert. Die Unterweisung im Bereich der Hierapostolie erfährt nun Interpretationen neuer Art. Der Glaube an Christus als die einzig angebetete Liebe und an die Orthodoxie als den einzigen wahren Glauben ist nicht mehr selbstverständlich. Er wird zur Diskussion gestellt, zum Verhandlungsgegenstand gemacht. Der zeitgenössische Nachfolger "nach dem Bilde Christi" bringt der Samariterin nicht mehr das Lebendige Wasser dar, das aufquillt zu ewigem Leben, denn er hat Es nicht betastet und besitzt Es nicht. Stattdessen empfängt er von ihr das verdorbene Wasser. Mit diesem wird er "gesegnet" und "geheiligt". Mit diesem ersetzt er die Gnade der Mystischen Theologie.

Er mißdeutet das Gebot des Herrn und lehrt die Völker in unweisem Geist. Nachdem er den Christus der Heiligen Tradition verloren hat, verkündet er den Völkern einen der Antichriste. Denn der mangelhafte Christus ist der Antichrist der Häresie. Der zeitgenössische Nachfolger übermittelt einen verfälschten Jesus, ähnlich demjenigen des Arius und demjenigen Barlaams des Kalabriers. Er nähert sich den Völkern nicht mit dem Evangelium der Erlösung, sondern mit dem Koran der Knechtschaft. Was bedeutet es schon, wenn unsere Heilige Kirche ihn gewürdigt hat, hohe Throne zu besteigen! Obwohl er Patriarch, Metropolit, Levit Christi ist, er schenkt den Koran. Er "heiligt" ihn mit einem Hintergrund von Liebe. Gewiß, der Koran ist ein heiliges Buch, doch für die Mohammedaner. Für uns Christen ist er dämonisch. Doch was solls! Würde doch auch der Apostel der Völker, Paulus – so interpretieren die Unweisen – in seinem Umgang mit heidnischen Würdenträgern Statuetten des Zeus, der Athena und Apolls verschenken!... Eine solche "Kirche" bildet zweifelsohne einen geeigneten Platz für die neue Tauftheologie, für die Theorie der Zweige, die Annahme der häretischen Gemeinschaften als "Schwesterkirchen", die Adoption der fremden Doktrin der "beiden Lungen", doch die Orthodoxe Kirche ist sie nicht. Ihre Führer haben in der Orthodoxie nicht die Gnade Gottes gefunden. Und da sie die Leere der Abwesenheit Gottes in sich nicht ertragen, schließen sie sich liebäugelnd fremden Glaubensbekenntnissen an, dem Papismus, dem Ökumenismus, der Universalreligion des New Age.
Dieser Anschluß, bemäntelt mit einem Umhang von Hierapostolie und Liebe, bedarf der Panzerung durch eine robuste Theologie. Die Akademie für Theologische Studien in Volos, die den Anspruch erhebt, ein Forum zu sein für den Dialog und die Kommunikation der orthodoxen Theologie mit den Herausforderungen unserer Zeit, deckt diesen Bedarf vollauf.

Auch Professoren der Theologischen Schulen mobilisieren für diesen Zweck und bilden die Absolventen ihrer Schulen zu Nachfolgern aus in der Verblendung, die sie lehren. Mit ihrem Segen haben kürzlich solche Absolventen, wie wir leider sehen mußten, die Pantoffel des Papstes geküßt und ihm eine Erinnerungsplakette geschenkt, als Gegengabe für empfangene Segnungen.
Das Gottesvolk ist besorgt. Da es das Gen des im Heiligen Geist gelebten Glaubens in sich hat, kann sein Gewissen die irrationalen Konzessionen der Ökumenisten nicht hinnehmen. Es ist beunruhigt über den Gang der Kirche und betet innig, damit der Herr Sich erbarme über uns und Sich nicht erzürne. Es ist überaus tröstlich für den einfachen Christen, zu sehen, dass es inmitten all dieser Probleme mutige Metropoliten gibt, die widerstehen und das Rechte tun. Es gibt sehr viele Äbte und Kleriker jeden Grades, die der Tradition treu bleiben und sich nicht einschüchtern lassen durch Druck und Verfolgung. Tausende von diesen haben das Glaubensbekenntnis gegen den Ökumenismus2 unterschrieben, das ein Referenzpunkt ist für jeden orthodoxen Christen. Das gläubige Volk erkennt das Echte und eilt zu diesem hin. Wir Orthodoxen sind geeint und empfangen die Gnade des Heiligen Geistes. Die Heiligen stärken uns und lenken uns. Wir bleiben standhaft in unserer von den Heiligen Vätern überlieferten Orthodoxie und weichen nicht zurück angesichts der Prüfungen, die die Kirche heimsuchen. Und der Herr, da Er unsere Entschlossenheit sieht, stärkt uns noch mehr, indem Er uns die Tugend der Unterscheidung gibt. Mit dieser wandern wir in Weisheit und schultern das mühsame Werk der Bewahrung des Glaubens und der Weitergabe der Flamme an die jungen Generationen.

Erzpriester Nikolaos ist Vorsteher der Kirche des Propheten Elias in Thessaloniki.


Auf griechisch publiziert unter dem Titel "Το δωρ το α λλοιο μενον" am 18. Mai 2012 als Antwort auf die
Geschehnisse am "Tag der Oekumene" in Deutschland und anderer ökumenistischer Entgleisungen unserer Tage. Originaltext auf der Webseite http://katanixis.blogspot.com/2012/05/blog-post_18.html.  Dt. Übers. Kloster Hl. Johannes d.Vorläufers in Chania.

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