Freitag, 17. Januar 2014

Der heilige Antonios (oder Antonius) der Große (17 Januar)

Auszug aus: Leben und Wandel unseres frommen Vaters Antonius, verfasst und abgesandt an 
die Mönche in der Fremde von unserem heiligen Vater Athanasius, Bischof in Alexandria. 

Antonius war ein Ägypter und stammte von edlen Eltern ab, die ein auskömmliches Vermögen besaßen; da sie selbst Christen waren, wurde auch er christlich erzogen. Als Kind wuchs er bei den Eltern auf und kannte nichts anderes als sie und das elterliche Haus. Als er aber zum Knaben heranwuchs und in ein reiferes Alter kam,da wollte er vom Unterricht im Lesen und Schreiben nichts wissen; denn er wünschte sich fernzuhalten vom Verkehr mit den anderen Kindern. Seine ganze Sehnsucht war darauf gerichtet, wie von Jakob geschrieben steht, dass er in Einfalt wohne in seinem Hausen. Er besuchte jedoch mit seinen Eltern die Kirche; dabei aber war er nicht, wie Kinder pflegen, ausgelassen oder ein Verächter, wie das bei Erwachsenen der Fall ist. Nein, er war gehorsam den Eltern und merkte auf die Lesungen, um ihren Nutzen in sich zu bewahren. Er, der als Kind in mäßigen Verhältnissen lebte, fiel seinen Eltern auch nicht lästig wegen einer mannigfaltigen und reichlichen Kost; er suchte darin gar keine Ergötzung, sondern liess sich an dem genügen, was er vorfand, und verlangte nichts weiter.

 Nach dem Tode der Eltern hinterblieb er allein mit einer einzigen, ganz kleinen Schwester; er war damals etwa achtzehn oder zwanzig Jahre alt und übernahm selbst die Sorge für das Haus und die Schwester. Es waren noch keine sechs Monate seit dem Tode seiner Eltern vergangen, da ging er nach seiner Gewohnheit zur Kirche; er hielt Einkehr in sich und überlegte, als er so auf und ab ging, wie die Apostel alles verliessen und dem Heiland nachfolgten; wie die Gläubigen in der Apostelgeschichte ihren Besitz verkauften, den Erlös brachten und zu den Füssen der Apostel niederlegten, zur Verteilung an die, welche Not litten, und welch schöne Hoffnung ihnen im Himmel bereitet sei. In solchen Gedanken betrat er das Gotteshaus, und es fügte sich, dass gerade das Evangelium vorgelesen wurde, und er hörte, wie der Herr zum Reichen sprach: "Wenn du vollkommen werden willst, wohlan, verkaufe all deine Habe, gib den Erlös den Armen, komm und folge mir nach, und du wirst einen Schatz im Himmel haben". Dem Antonius aber war es, wie wenn ihm von Gott die Erinnerung an diese Heiligen geworden sei und als ob um seinetwillen jene Lesung der Schriftstelle geschehen; er ging sogleich aus der Kirche und schenkte seine Besitzungen, die er von den Vorfahren hatte, den Einwohnern des heimatlichen Ortes ­ es waren dreihundert Hufen, fruchtbar und sehr schön; denn er wollte nicht, dass sie auch nur im geringsten ihm und seiner Schwester lästig fielen. Seine gesamte übrige bewegliche Habe verkaufte er und brachte so ein schönes Stück Geld zusammen; dies gab er den Armen und legte nur eine geringe Summe mit Rücksicht auf seine Schwester beiseite.

Wieder besuchte er die Kirche und hörte im Evangelium den Herrn sprechen: "Sorget euch nicht um das Morgen"; da brachte er es nicht über sich, länger zu warten, sondern er ging hinaus und gab auch den Rest den Bedürftigen. Die Schwester vertraute er bekannten, zuverlässigen Jungfrauen an und brachte sie in einem Jungfrauenhaus zur Erziehung unter; er selbst widmete sich von nun an vor seinem Hause der Askese, hatte acht auf sich und hielt sich strenge. Denn es gab damals in Ägypten noch nicht so zahlreiche Klöster, und von der grossen Wüste wusste der Mönch überhaupt nichts; jeder, der an seiner Vervollkommnung arbeiten wollte, übte sich darin nicht weit von seinem Heimatsorte, und zwar allein. Nun lebte damals in dem nahen Bezirke ein alter Mann, der von Jugend auf ein Einsiedlerleben führte. Diesen sah Antonius und eiferte ihm im Guten nach; damals fing er auch zuerst an, sich in der Umgebung des Dorfes aufzuhalten. Von hier wanderte er, wenn er voneinem trefflichen Manne hörte, zu diesem, suchte ihn auf wie eine kluge Biene, kehrte nicht eher an seinen Wohnsitz zurück, bis er ihn gesehen hatte und ging erst heim, nachdem er von ihm gleichsam eine Wegzehrung erhalten für seinen eigenen Pfad zur Tugend. Die Anfänge verlebte er hier und festigte seine Gesinnung, um nicht zu seinem elterlichen Besitz zurückzukehren noch sich seiner Verwandten zu erinnern. Seine ganze Sehnsucht aber und seinen ganzen Eifer richtete er auf die Anspannung in der Askese. Dabei beschäftigte er sich mit Handarbeit, da er gehört hatte: "Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen"; einen Teil des Lohnes verbrauchte er für Brot, den anderen verwandte er für die Armen. Er betete beständig, da er gelernt hatte, dass man für sich allein unaufhörlich beten müsse. Bei der Vorlesung der Schrift war er so aufmerksam, dass ihm kein Wort entfiel; vielmehr behielt er alles bei sich, und sein Gedächtnis ersetzte ihm so die Bücher.

So lebte Antonius, und alle liebten ihn. Er selbst aber unterwarf sich gerne den eifrigen Männern, die er besuchte, und suchte für sich von jedem einen Vorteil im Tugendeifer und in der Askese zu lernen. Bei dem einen beobachtete er die Freundlichkeit, bei dem anderen den Gebetseifer; an diesem sah er seine Ruhe, an 
jenem Menschlichkeit; bei dem einen merkte er auf das Wachen, bei dem anderen auf die Wissbegierde; den bewunderte er wegen seiner Standhaftigkeit, jenen wegen des Fastens und des Schlafens auf blosser Erde; an dem einen beobachtete er die Sanftmut, an dem anderen seine Hochherzigkeit; an allen zusammen aber fiel ihm auf die fromme Verehrung für Christus und ihre wechselseitige Liebe; erfüllt von all diesem kehrte er an seinen eigenen Asketensitz zurück. Was er von einem jeden erhalten hatte, vereinigte er dann in sich und strebte danach, in sich die Tugenden aller darzustellen. (...)
Der Teufel aber, voll Hass und Neid gegen das Gute, konnte es nicht ertragen, einen so standhaften Vorsatz in einem so jungen Menschen zu sehen. Was er schon früher ausgeführt hatte, das versuchte er auch gegen diesen. Zuerst machte er sich daran, ihn von der Askese abspenstig zu machen, indem er die Erinnerung an seinen Besitz in ihm wachrief, die Sorge für seine Schwester, den Verkehr mit seiner Verwandtschaft, Geldgier und Ehrgeiz, die mannigfache Lust des Gaumens und all die anderen Freuden des Lebens, indem er ihm endlich vorstellte, wie rau die Tugendübung sei und wie groß die Anstrengung dabei; er wies ihn hin auf die Schwachheit des Leibes und die Länge der Zeit. Mit einem Worte, er erregte einen gewaltigen Sturm von Gedanken in seinem Innern, da er ihn von seinem guten Vorsatz abbringen wollte. Als aber der böse Feind seine Schwäche gegenüber dem festen Entschluss des Antonius sah, ja als er merkte, wie er niedergerungen wurde durch seine Festigkeit, zur Flucht gezwungen durch seinen starken Glauben und niedergeworfen durch sein beständiges Gebet, da setzte er sein Vertrauen auf die Waffen "am Nabel seines Bauches", und voll Stolz darauf ­ denn es sind seine ersten Fallstricke für Jünglinge ­, stürmte er heran gegen ihn, den Jüngling; er bedrängte ihn nachts und setzte ihm am Tage so zu, dass auch die, welche den Antonius sahen, den Zweikampf zwischen ihm und dem Teufel bemerkten. Der Teufel gab ihm schmutzige Gedanken ein, Antonius verscheuchte sie durch sein Gebet; jener stachelte ihn an, er aber, gleichsam errötend, schirmte seinen Leib durch den Glauben, durch Gebet und Fasten. Der arme Teufel liess sich sogar herbei, ihm nachts als Weib zu erscheinen und alles mögliche nachzumachen, nur um den Antonius zu verführen. Dieser aber dachte an Christus und den durch ihn erlangten Adel der Seele, an ihre geistige Art, und erstickte die glühende Kohle seines Wahnes. Dann wieder stellte ihm der böse Feind die Annehmlichkeit der Lust vor, er aber, voll Zorn und Schmerz, erwog bei sich die Drohung des ewigen Feuers und die Plage des Wurmes; dies hielt er ihm entgegen und ging aus den Versuchungen unversehrt hervor.(...)
Dies war der erste siegreiche Kampf des Antonius gegen den Teufel oder vielmehr, diese herrliche Tat war in Antonius das Werk des Heilandes, "der die Sünde im Fleische verurteilte, damit die Gerechtigkeit des Gesetzes erfüllt werde in uns, die wir nicht im Fleische wandeln, sondern im Geiste. Antonius aber wähnte nicht, der Dämon sei unterlegen, so dass er nachlässig werden könne und nicht weiter auf sich zu achten brauche; auch der Feind hielt sich nicht für überwunden und hörte nicht auf, ihm nachzustellen; denn er ging wieder herum wie ein Löwe und suchte einen Vorwand gegen ihn. Antonius aber, der aus der Heiligen Schrift gelernt hatte, dass die Ränke des bösen Feindes vielfach seien , übte sich mit aller Kraft in der Askese; denn er bedachte bei sich, dass der Teufel, wenn er auch nicht imstande gewesen sei, sein Herz durch die Lust des Fleisches zu verführen, jedenfalls eine andere List versuchen werde, ihm nachzustellen; denn der Dämon liebt die Sünde überaus.Mehr und immer mehr bezwang er seinen Körper und machte ihn untertänig, um nicht, hier siegreich, dort zu unterliegen. Daher ging er mit sich zu Rate, wie er sich an eine noch härtere Lebensführung gewöhnen könne. Gar viele bewunderten ihn, er selbst aber ertrug die Mühe leicht. 
Er hielt auch folgenden, wirklich seltsamen Gedanken fest: er wollte den Weg zur Tugend und die Trennung vom Leben, die er sich um ihretwillen auferlegte, nicht durch ein zeitliches Mass messen, sondern durch seine Sehnsucht und seinen Vorsatz. Er wollte sich nicht erinnern an die Zeit, die schon verstrichen; nein, wie wenn er täglich die Askese aufs neue begänne, mühte er sich immer mehr ab um seine Vollendung, indem er beständig die Worte des Apostels Paulus wiederholte: "Vergessend das, was da zurück liegt, strebend nach dem, was vorwärts liegt' ; er gedachte auch des Ausspruches des Propheten Elias, der sagt: "Es lebt der Herr, vor dem ich heute stehe", Denn Antonius beachtete, dass Elias, da er von "heute" sprach, die abgelaufene Zeit nicht mass(...)
So meisterte sich Antonius. Dann wanderte er weg zu Gräbern, die weit von dem Dorfe lagen; einen von seinen Bekannten bat er, ihm von Zeit zu Zeit, aber nur in langen Zwischenräumen, Brot zu bringen; dann ging er in eines der Gräber hinein und blieb, nachdem jener die Türe hinter ihm geschlossen hatte, allein drinnen. Da hielt es der böse Feind nicht aus, er fürchtete, Antonius möchte in kurzem auch die Wüste mit seiner Askese erfüllen, und so ging er in einer Nacht hin mit einer Schar von Dämonen und schlug ihn so heftig, dass er sprachlos vor Qualen auf dem Boden lag.(...)Durch Gottes Fürsorge aber denn der Herr verlässt die nicht, welche auf ihn hoffen ­ erschien am nächsten Tage sein Freund, um ihm Brote zu bringen; er öffnete die Türe und sah ihn wie tot am Boden liegen (...)

Der Herr aber vergaß auch da nicht seines Ringens, sondern kam zu seinem Beistand. Denn als Antonius aufblickte, sah er das Dach geöffnet, und ein Lichtstrahl kam auf ihn herab. Die Dämonen wurden plötzlich unsichtbar, die Pein in seinem Körper hörte sogleich auf, und das Haus war wieder unbeschädigt wie zuvor. Antonius aber merkte die Hilfe, atmete auf, er wurde von seinen Schmerzen erleichtert und fragte die Erscheinung: "Wo warst du? Warum bist du nicht zu Anfang gekommen, um meine Qualen zu beendigen?" Und eine Stimme ertönte zu ihm: ,,Antonius, ich war hier, aber ich wartete, um dein Kämpfen zu sehen. Da du den Streit bestanden hast, ohne zu unterliegen, werde ich dir immer hilfreich sein, und ich werde dich berühmt machen allerorten". Als er dies hörte, stand er auf und betete. Er gewann soviel Kraft, dass er merkte, jetzt mehr Stärke zu besitzen als vorher. Damals war er nahe an fünfunddreißig Jahre alt.

Fast volle zwanzig Jahre lebte er so für sich allein als Asket; niemals ging er heraus, und nur selten sahen ihn andere Menschen. Da aber wünschten viele gar innig, seine Askese nachzuahmen; andere von seinen Bekannten erschienen und brachen und stießen mit Gewalt die Türe auf; da trat Antonius wie aus einem Heiligtum hervor, eingeweiht in tiefe Geheimnisse und gottbegeistert. Damals zeigte er sich zum ersten Male außerhalb der Verschanzung denen, die zu ihm kamen. Wie ihn nun jene sahen, da wunderten sie sich, dass sein Leib das gleiche Aussehen hatte wie vorher, dass er nicht aufgedunsen war wie der eines Menschen, der ohne alle Bewegung gelebt hatte, dass er keine Spuren von den Fasten und dem Kampf mit den Dämonen zeigte; den er sah so aus, wie sie es auch von der Zeit wussten, ehe er sich in die Einsamkeit zurückgezogen hatte. Die Verfassung seines Innern aber war rein; denn weder war er durch den Missmut grämlich geworden noch in seiner Freude ausgelassen, auch hatte er nicht zu kämpfen mit Lachen oder Schüchternheit; denn der Anblick der großen Menge brachte ihn nicht in Verwirrung, man merkte aber auch nichts von Freude darüber, dass er von so vielen begrüsst wurde. Er war vielmehr ganz Ebenmass, gleichsam geleitet von seiner Überlegung, und sicher in seiner eigentümlichen Art. Viele von den Anwesenden, die ein körperliches Leiden hatten, heilte der Herr durch ihn, und andere befreite er von Dämonen. Er verlieh unserem Antonius auch die Freundlichkeit der Rede; und so tröstete er viele Trauernde, andere, die im Streite miteinander lagen, versöhnte er, so dass sie Freunde wurden; zu allen aber sagte er, sie sollten nichts von dem Irdischen der Liebe zu Christus vorziehen. In seiner Unterweisung gab er auch den Rat, sich der künftigen Güter zu erinnern und der Menschenfreundlichkeit, die Gott uns erwiesen, "der seinen eigenen Sohn nicht schonte, sondern ihn hingab für uns alle". Dadurch überredete er viele, sich dem Einsiedlerleben zu widmen. So entstanden jetzt auch im Gebirge Klöster, und die Wüste bevölkerte sich mit Mönchen, die alles verließen, was sie besaßen, und sich einzeichneten für das Leben im Himmel.
Als er nun einmal den Kanal von Arsinoë überschreiten musste ­ die Notwendigkeit dazu aber trat für ihn ein, weil er die Brüder besuchen wollte ­, da war dieser voll von Krokodilen. Er aber sprach nur ein Gebet dann ging er selbst und alle seine Begleiter hinein, und sie kamen unversehrt hindurch. Nachdem er dann in das Kloster zurückgekehrt war, widmete er sich wieder den gleichen ernsten und tüchtigen Pflichten. Er gab beständig Unterweisungen und vermehrte bei denen, die schon Mönche waren, die Bereitwilligkeit, von den anderen aber brachte er sehr viele dazu, dass sie die Askese lieb gewannen; gar rasch entstanden so unter dem gewinnenden Einfluss seines Wortes Klöster in großer Zahl, die er alle wie ein Vater leitete.(...)

Er lehrte unter anderem: Nachdem wir also nunmehr den Anfang gemacht und den Weg der Tugend betreten haben, wollen wir uns immer mehr anstrengen, um vorwärts zu kommen. Keiner möge sich rückwärts wenden, wie das Weib Lots, besonders da der Herr gesagt hat; "Niemand, der die Hand an den Pflug legt und sich zurückwendet, ist tauglich im Reiche des Himmels". Sich umwenden heißt aber nichts anderes als Reue empfinden und wieder weltlich denken. Fürchtet euch aber nicht, wenn ihr von Tugend hört, und seid nicht betroffen über den Namen; denn sie ist nicht fern von uns noch steht sie außer uns, sondern in uns liegt die Ausführung, und das Werk ist leicht, wenn wir nur wollen. Die Heiden gehen außer Landes und durchsegeln das Meer, umGelehrsamkeit zu sammeln, wir aber haben nicht nötig, die Heimat zu verlassen wegen des himmlischen Reiches noch brauchen wir über das Meer zu fahren um der Tugend willen. Denn einst sprach der Herr: "Das Himmelreich ist in euch". Zur Tugend ist also nur nötig, dass wir selbst wollen, da sie in uns ist und aus uns entsteht, Denn die Tugend besteht darin, dass die Seele das Vernünftige in sich hat, wie es ihrer Natur gemäß ist. Sie befindet sich aber in ihrem natürlichen Zustand, wenn sie bleibt, wie sie geschaffen ist, geschaffen aber ist sie in Schönheit und voller Harmonie. Deshalb verkündete auch Jesus, der Sohn Naves, dem Volke: "Lenkt euer Herz zum Herrn, dem Gott Israels"(...)
Man darf sich der Gabe, Dämonen auszutreiben, nicht rühmen noch sich brüsten mit seinen Heilungen; man darf auch nicht den allein, der das Dämonenwesen vertreibt, bewundern und den, der es nicht kann, verachten. Man soll vielmehr bei jedem die Askese beobachten und sie entweder nachahmen und ihr nacheifern oder sich bessern. Zeichen zu tun ist nicht unsere Sache, sondern das Werk des Heilandes; er sagte ja zu den Jüngern: "Freuet euch nicht, weil die Dämonen euch untertan sind, sondern weil eure Namen aufgezeichnet sind im Himmel". Denn wenn unsere Namen im Himmel aufgeschrieben sind, so ist dies ein Kennzeichen unserer Tugend und unseres Lebens; Dämonen auszutreiben ist eine Gnade des  Heilandes, der sie verliehen hat. Deshalb antwortete er denen, welche sich nicht  ihrer Tugend, sondern ihrer Zeichen rühmten und sagten: "Herr, haben wir nicht in Deinem Namen Teufel ausgetrieben und in Deinem Namen viele Wunder gewirkt?" er antwortete ihnen: "Wahrlich, ich sage euch, ich kenne euch nicht' Denn nicht kennt der Herr die Wege der Gottlosen. Man muss also mit einem Wort beten, wie  ich oben sagte, um die Gnade der Unterscheidung der Geister zu empfangen, damit  wir nicht, wie geschrieben steht, einem jeden Geiste glauben."
Alle freuten sich über die Unterweisung des Antonius; bei den einen wuchs die 
Liebe zur Tugend, bei den anderen verschwand die Nachlässigkeit, bei den dritten hörte die Einbildung auf. Alle liessen sich überreden, die dämonische Nachstellung zu verachten, und sie bewunderten die dem Antonius vom Herrn verliehene Gnade der Erkenntnis der Geister. In dem Gebirge lagen die Klöster wie Zelte voll göttlicher Chöre, die Psalmen sangen und sich der Lesung der Schrift befleissigten, die lasteten und beteten, die sich freuten über die Hoffnung auf die Zukunft, die arbeiteten am Werke der Barmherzigkeit, die Liebe und Eintracht pflegten untereinander. Es war das alles in Wahrheit anzusehen wie ein Reich für sich, voll Gottesfurcht und Gerechtigkeit. Hier gab es niemand, der Unrecht tat oder litt, man wusste nichts von dem gehässigen Treiben der Steuereinnehmer; es war eine Schar von Asketen, und die Gedanken aller waren auf eines allein gerichtet, auf die Tugend. Wenn einer die Klöster sah und die Haltung der Mönche, dann musste er ausrufen und sagen: "Wie schön sind deine Häuser, Jakob, und deine Zelte, Israel! 
Wie schattige Täler und wie ein Lustgarten am Flusse, wie Zelte, die aufgestellt hat der Herr, und wie Zedern am Wasser".Antonius aber zog sich nach seiner Gewohnheit auf sich allein zurück in seinem Kloster;

Darauf kam über die Kirche die damals ausbrechende Verfolgung des Maximinus. Als die heiligen Märtyrer nach Alexandria geführt wurden, verließ er das Kloster und folgte ihnen nach, indem er sagte: Wohlan, lasst uns auch weggehen, damit wir berufen werden und streiten oder die Kämpfer sehen. Er hatte Sehnsucht danach, Blutzeuge zu werden. Da er sich aber nicht ausliefern wollte, diente er den Bekennern in den Bergwerken und Gefängnissen. Vor Gericht zeigte er grossen Eifer, die vorgeladenen Glaubensstreiter mit Zuversicht zu stärken und sie, wenn sie Zeugnis ablegten, in Empfang zu nehmen und zu geleiten, bis sie vollendet hatten. Als der Richter seinen und seiner Jünger Mut und Eifer dafür wahrnahm, befahl er, dass kein Mönch vor Gericht erscheine noch überhaupt weiter in der Stadt bleibe Alle anderen beschlossen, sich diesen Tag zu verbergen. Antonius aber achtete nicht im geringsten auf den Befehl; er wusch vielmehr sein Obergewand, stellte sich am folgenden Tag vorne hin auf einen erhöhten Platz und zeigte sich dem Vorsitzenden in seiner ganzen Pracht. Alle wunderten sich darüber, und auch der Gerichtsherr sah es; als dieser mit seiner Schar vorbeiging, blieb Antonius furchtlos stehen und gab ein Beispiel des Mutes von uns Christen; denn, wie ich vorher bemerkte, er wünschte sich gleichfalls das Martyrium. Und es schien ihn zu schmerzen, dass er nicht Zeugnis abgelegt hatte. Der Herr aber bewahrte ihn zu unserem und anderer Heil, auf dass er auch in der Askese, die er aus der Schrift gelernt hatte, ein Lehrer für viele werde.
(...)er pflegte eine eifrige und noch strengere Askese; immer nämlich fastete er, als Bekleidung diente ihm ein Untergewand, das Haare hatte, während das Obergewand aus Fellen war; dies Gewand behielt er bis an sein Lebensende; seinen Körper wusch er nicht mit Wasser, um den Schmutz zu entfernen, die Füsse badete er nicht oder ließ es sich auch nur gefallen, sie in das Wasser zu tauchen ohne dringende Not. Niemals sah ihn jemand nackt, und überhaupt erblickte kein Mensch den bloßen Körper des Antonius, ausgenommen damals, als er nach seinem Tode bestattet wurde.Als jedoch Antonius sah, dass er von vielen belästigt werde und dass man ihn nicht nach Absicht, wie er es doch wünschte, in Einsamkeit leben lasse, da ging er mit sich zu Rate und brach eilig auf nach Oberthebais zu Menschen, die ihn nicht kannten; denn er war auf seiner Hut, sich nicht wegen der Dinge, die der Herr durch ihn wirkte, zu überheben, auch wollte er nicht, dass ein anderer ihn deshalb über Gebühr schätze. 

Er hielt sich weiter innen auf dem Berge auf, beschäftigt mit Gebet und Askese. Die Brüder aber, die ihm dienten, baten ihn, dass sie ihn jeden Monat besuchen und ihm Oliven, Hülsenfrüchte und öl bringen dürften; denn er war jetzt hoch in den Jahren. Welche Kämpfe er während seines dortigen Aufenthaltes durchzumachen hatte, nach dem Bibelworte nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen seine Gegner, die Dämonen, das haben wir von denen erfahren, die ihn besuchten.(...) 
Als einmal zwei Brüder auf der Reise zu Antonius waren, ging ihnen auf dem Wege das Wasser aus; der eine starb, der andere war nahe daran. Da er nicht mehr imstande war, weiterzukommen, legte er sich auch auf die Erde und erwartete den Tod. Antonius aber, der auf dem Berge weilte, rief zwei Mönche, die zufällig bei ihm waren, drängte sie zur Eile und sagte: "Nehmt ein Gefäss mit Wasser und lauft auf dem Weg nach Ägypten; denn von zwei Wanderern ist der eine eben verschieden, der andere aber wird sterben, wenn ihr nicht eilt. Dies ist mir gerade, als ich betete, geoffenbart worden." Die Mönche gingen hin, fanden den Toten daliegen und begruben ihn, den anderen aber nefen sie durch das Wasser zum Leben zurück und führten ihn zu dem greisen Antonius; die Entfernung betrug einen Tagemarsch. (...)
Wieder einmal sass er auf dem Berge, blickte auf und sah in der Luft einen Menschen, der emporgeführt wurde, während die, die ihm entgegenkamen, voll Freude waren. Er wunderte sich, pries diese Versammlung selig und hätte dann gerne erfahren, was dies bedeute. Und sogleich tönte eine Stimme zu ihm herab, dies sei die Seele des Amun, des Mönches in Nitria. Dieser war bis in sein höchstes Alter Asket geblieben. Die Entfernung von Nitria bis zu dem Berge, wo Antonius war, beträgt dreizehn Tagereisen. (...)

In seinem Wesen war er langmütig im Ertragen von Unrecht und demütig in seiner Seele; in dieser Gesinnung ehrte er den Kanon der Kirche über die Massen und wünschte, dass jeder Kleriker an Ehre vor ihm käme; vor den Bischöfen und Presbytern sich zu verneigen, nahm er keinen Anstand, und wenn einmal ein Diakon der Erbauung wegen zu ihm kam, dann sprach er mit ihm über das, was nützlich war; im Gebete aber gab er ihm den Vortritt, da er gerne selbst lernte.(...)

Im Glauben war er überaus bewundernswert und fromm. Niemals hatte er Gemeinschaft mit den schismatischen Meletianern, da er ihre Schlechtigkeit von Anbeginn und ihren Abfall kannte. Auch mit den Manichäern oder irgendwelchen anderen Häretikern sprach er nicht freundschaftlich, ausser wenn er sie ermahnte, zur wahren Frömmigkeit zurückzukehren. Denn er glaubte und sagte es auch offen, dass ihre Freundschaft und ihr Umgang der Seele schädlich und verderblich sei. So verabscheute er auch die Häresie der Arianer und verbot allen, ihnen zu nahen und ihren schlechten Glauben anzunehmen. Als einmal einige von denen, die vom Wahn des Arius besessen waren, zu ihm kamen, da erforschte und erkannte er ihre Gottlosigkeit und verjagte sie vom Berge, indem er erklärte, ihre Reden seien schlimmer als Schlangengift.(...)
Als einmal die Arianer die Lüge ausstreuten, er denke ebenso wie sie, da war er unwillig und zornig über sie. Er wurde dann von den Bischöfen und allen Brüdern gerufen, kam herunter von dem Berge, ging nach Alexandria und verdammte die Arianer; er erklärte, dies sei die letzte Häresie und ein Vorläufer des Antichrist. Er belehrte auch das Volk, der Sohn Gottes sei kein Geschöpf noch sei er aus dem Nichtseienden geworden, sondern das Wort und die Weisheit seien ewig vom Wesen des Vaters. Deshalb ist es auch gottlos zu sagen: Es gab eine Zeit, da er nicht war; denn das Wort war immer zugleich mit dem Vater. Daher habt nicht die geringste Gemeinschaft mit den allergottlosesten Arianern;"denn keine Gemeinschaft hat das Licht mit der Finsternis".(...)

So verhielt es sich mit Antonius. Wir dürfen nicht ungläubig sein, wenn durch einen Menschen so große Wunder geschahen. Denn es ist eine Verheissung des Heilandes, der da sagt: "Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn und ihr saget zu diesem Berge: Gehe weg von hier, so wird er weggehen. Und nichts wird euch unmöglich sein", Und wieder: "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, wenn ihr den Vater um etwas in meinem Namen bittet, so wird er es euch geben. Bittet und ihr werdet empfangen". Er sprach auch zu seinen Schülern und zu allen, die an ihn glaubten: "Heilet Kranke, treibt Dämonen aus! Als Geschenk habt ihr es empfangen, ah Geschenk sollt ihr es geben!"
Wie sein Lebensende war, das ist wert, dass ich es erzähle und dass ihr es hört, wo ihr euch doch danach sehnt; denn auch darin ist er nachahmenswert. Nach seiner Gewohnheit besuchte er die Mönche auf dem äußeren Berg, und da er von der Vorsehung über sein Lebensende belehrt worden war, sprach er zu den Brüdern: "Das ist der letzte Besuch, den ich euch mache, und es soll mich wundern, wenn wir uns in diesem Leben noch einmal sehen. Denn es ist Zeit, dass auch ich nunmehr scheide; denn ich bin fast einhundertundfünf Jahre alt." Nachdem die Mönche diese Worte vernommen, brachen sie in Tränen aus und umarmten und küssten den  Greis. Er aber, wie wenn er aus einer fremden in seine Heimatstadt weggehe, sprach mit ihnen voll Freude. Er ermahnte sie, in den Mühen nicht lässig zu werden  noch in der Askese nachzugeben, sondern zu leben, als ob sie jeden Tag sterben  könnten; und, wie ich schon sagte ­ sich zu bemühen, die Seele vor unreinen  Gedanken zu bewahren; den Heiligen nachzueifern und den schismatischen Meletianern nicht zu nahen; "denn ihr kennt ihre schlechte und unheilige Sekte";  keine Gemeinschaft zu halten mit den Arianern. "Denn auch ihre Gottlosigkeit ist  allen wohlbekannt. Lasset euch nicht beirren, wenn ihr auch seht, dass sie die  Richter beschützen; denn es wird verschwinden, und vergänglich und nichtig ist  ihre Erscheinung. Bewahret euch vielmehr rein vor ihnen und behütet das Erbe der  Väter und besonders den frommen Glauben an unseren Herrn Jesus Christus, den  ihr aus der Heiligen Schrift kennen gelernt habt, und an den ihr von mir oft  erinnert worden seid.(...)
Dann streckte er die Füsse aus, sah die, welche zu ihm kamen, wie Freunde an und freute sich ihretwegen ­ denn er  zeigte, wie er so dalag, ein heiteres Gesicht ­, und so verschied er und wurde versetzt zu den Vätern. Seine zwei Freunde aber erwiesen ihm, wie er ihnen  aufgetragen hatte, die letzte Ehre, sie hüllten ihn ein und bargen seinen Leichnam  unter der Erde, und niemand weiß bis jetzt, wo er verborgen ist außer den beiden allein. 
Der Heilige verstarb der Überlieferung nach am 17 Januar 356.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen