Sonntag, 5. Januar 2014

Die Versuchungen im Leben des Gläubigen- hl. Isaak der Syrer

Deshalb bringt der Herr  über die Heiligen diverse Ursachen der Demütigung, Anlässe zur Zerknirschung des Herzens und zum innigen Gebet,  damit diejenigen, die Ihn lieben, sich Ihm in Demut nähern. Und oftmals erschreckt Er sie durch die Leidenschaften der Natur, durch Ausrutscher in schändliche und unreine Gedanken, andere Male durch Spott und Hohn und Schläge seitens der Menschen, noch andere Male durch leibliche Krankheiten und Gebrechen, zuweilen durch Not und Mangel am Lebensnotwenigen, zuweilen durch die Pein quälender Angst, das Gefühl der Verlassenheit und offene Anfechtung durch den Teufel, zuweilen durch verschiedene andere erschreckende Dinge. All das geschieht, damit sie Gelegenheit erhalten, sich zu demütigen und damit sie nicht dem Schlummer der Nachlässigkeit anheimfallen, sei es in bezug auf Dinge, in denen ein geistiger Kämpfer  schwach werden kann, sei es im Hinblick auf das künftige Gericht. So sind denn die Versuchungen und Prüfungen zwangsläufig von großem Nutzen für die Menschen.
Damit will ich allerdings nicht sagen,  dass  sich  der Mensch freiwillig  schlaff machen lassen soll durch schändliche Gedanken, damit ihm das einen Anlaß verschaffe zur Demütigung, so ofter sich daran erinnert. Noch auch sage ich, dass er sich bemühen soll, sich anderen Versuchungen auszusetzen. Sondern ich sage, dass er im Tun des Guten zu jeder Zeit nüchtern sein und seine Seele behüten und bedenkensoll, dass er geschaffen ist und daher leicht wandelbar. 
Denn jedes Geschöpf bedarf des Beistands von Gottes Macht, und wer des Beistands eines anderen bedarf, beweist damit seine natürliche Schwäche. Und jeder, der sich selbst als schwach erkennt, muß sich zwangsläufig  demütigen, damit er seinem Mangel abhelfen kann durch Denjenigen, Der ihm geben kann, was ihm fehlt. Hätteder Mensch seine Schwäche von Anfang an erkannt und in Betracht gezogen,  wäre er nicht nachlässig geworden, und wäre er nichtnachlässig geworden, wäre er nicht eingeschlummertund denen ausgeliefert worden, die ihn bedrängen, um ihn aufzuwecken. 
Derjenige, der auf dem Wege Gottes wandert, muß Ihm danken für alles, was ihm widerfährt, und seine eigene Seele tadeln und beschimpfen. Er muß begreifen, dass nichts  von alledem erlaubt würde vom Fürsorger, wenn nichtauf Grund irgendeiner Nachlässigkeit, damit er aufwache in seinem Denken, oder auf Grund seiner Aufgeblasenheit. Er soll deswegen nicht die Fassung verlieren, noch auch soll er die Kampfbahn verlassen oder sich selbst ohne Tadel lassen, damit das Übel nicht verdoppelt werde. Denn es gibt keine Ungerechtigkeit bei Gott, der Quelle aller Gerechtigkeit. Bewahre! Ihm gehört die Herrlichkeit in die Ewen. Amen. 

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