Donnerstag, 2. Januar 2014

Lehren des heiligen Seraphim von Sarov

ÜBER DIE INNERE EINKEHR
Der Mensch darf nicht nur allein seinem Herzen glauben. Er muss seine seelischen Empfindungen und sein Leben selbst an den Göttlichen Gesetzen und an dem tätigen Wirken der Verfechter der Frömmigkeit ermessen... Die heiligen Väter lehren, dass ein jeder Mensch zwei Engel hat: der eine ist gut und der andere -schlecht. Der gute Engel ist still und sanft. Tritt er in des Menschen Herz ein, so spricht er mit ihm über die Wahrheit, Reinheit, Ehrlichkeit, und Ruhe kurzum von wohlgefälligen Dingen und Tugenden. Füllst du das in deinem Herzen, so ist gewiss der Wahrheitsengel in dir. Der böse Geist aber ist jähzornig grausam und unbesonnen. Du musst ihn an seinen Taten erkennen. Merke dir, mein Lieber, was sagt Isaak der Syrer, habe bei allem deinem Tun auch stets die Kümmernisse und Versuchungen vor Augen, denen du ausgesetzt sein wirst, höre auf die Regungen deiner Seele und denke daran, was am Ende sein wird... Halte fortwährend innere Einkehr und sieh, welche Leidenschaften von dir gewichen sind, weil deine Seele endlich gesundet...

ÜBER KRANKHEITEN
Der Leib ist der Sklave der Seele, diese aber ist die Königin. Daher kommt es durch Gottes Barmherzigkeit oftmals vor, dass der Leib von Krankheiten zermürbt wird: dadurch flauen die Leidenschaften ab, und der Mensch kommt zu sich. Ja, auch ein körperliches Gebrechen ist auf Leidenschaften zurückzuführen. Tilge also die Sünde, und es wird keine Krankheiten mehr geben, denn sie kommen von der Sünde, wie das der hl. Basilius der Große behauptet: "Woher kommen die Gebrechen? Woher die Körperverletzungen? Gott der Herr hat den Leib, nicht aber die Krankheit, die Seele und nicht die Sünde erschaffen. Was ist nun am notwendigsten und nützlichsten? Die Vereinigung mit Gott und die Zuwendung zu Ihm durch Liebe. Verlieren wir diese Liebe, so fallen wir von Ihm ab, und wenn wir das tun, so werden wir allerlei Leiden und Gebrechen ausgesetzt." Wer eine Krankheit geduldig und dankbar erträgt, so wird ihm das als eine Großtat angerechnet...
ÜBER EIN TÄTIGES UND BESCHAULICHES LEBEN
Ein tätiges Leben besteht aus Fasten, Enthaltsamkeit, Wachen, kniendem Beten und anderen Taten - sie sind der schmale Weg, der, nach dem Worte des Herrn, zum ewigen Leben führt (Mt. 7, 14). Beschaulich ist das Leben, wenn man seinen Geist zu Gott dem Herrn erhebt, inbrünstige und weise Gebete verrichtet. Ein jeder, der ein geistvolles Leben durchlaufen möchte, muss mit einem tätigen Leben beginnen. Ein tätiges Leben hilft uns, uns von sündigen Leidenschaften zu befreien und lässt uns zu tätiger Vollkommenheit hingelangen - damit aber wird uns ein Weg zu einem beschaulichen Leben gebahnt. Nur wer sich seiner Leidenschaften entledigt hat, wird ein solches Leben beginnen können, denn wie die Heilige Schrift besagt: "Selig sind, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen" (Mt. 5, 8). Wer ein beschauliches Leben führen will, braucht einen erfahrenen Wegweiser. Findet er diesen nicht, muss er sich von der Heiligen Schrift leiten lassen, denn der Herr selbst hat uns geboten, von der Heiligen Schrift zu lernen: "ihr suchet in der Schrift, denn ihr meinet, ihr habt das ewige Leben darin" (Jh. 5, 39). Auch die Schriften der heiligen Väter müssen sorgfältig studiert werden: Man muss sich möglichst an ihre Lehren halten, so wird man nach und nach von einem tätigen zu einem hochvollkommenen Leben hingelangen...

ÜBER GEDULD UND DEMUT
Wie sich in kaltes und starres Wachs kein Siegel eindrücken lässt, so kann auch die menschliche Seele, ist sie nicht durch Mühsal und Leiden geprüft, nicht das Siegel der Göttlichen Tugend empfangen. Als der Teufel den Herrn verließ, "da traten die Engel zu Ihm und dienten Ihm" (Mt. 4, 11). Wenn also während der Versuchung sich die Engel Gottes von uns entfernen, so nicht weit, bald werden sie wieder zu uns kommen und uns Rührung, Erquickung und Geduld bringen.

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