Eindrücke von Athanasios Hailas, einem orthodoxen Bruder im Herrn (vielen Dank nochmals :) ):
Kurz: der Film hat mir in jedem Aspekt sehr gut gefallen und mich in seiner Einfachkeit sehr berührt.
Als
ich schrieb, ich sei gespannt auf den Inhalt, dachte ich, es gäbe einen
Sprecher. Den gibt es nicht. In diesem Film kommen nur die Leute zu
sprechen, über die der Film gemacht wurde. Es handelt sich hierbei um
drei Mönche, von denen einer Eremit ist. Die Aufnahmen gingen über drei
Jahre.
Gezeigt
wurden Eindrücke aus dem alltäglichen Leben der Mönche. Sei dies das
Gebet in der Zelle, die Liturgie, das Brotbacken, Ofen aufbauen, Berg
besteigen und Tiere tränken, den Weinanbau machen, zum Fischen
rausfahren - und das zu verschiedenen Jahreszeiten (was halt so
anfällt). Die Mönche sprachen nicht viel, aber sehr herzlich. Von wo sie
herkommen, wo sie schon waren. Dass sie ihr Handwerk machen, weil dem
Mensch ein Werk wichtig sei. Gebet, Werk, Kontemplation. Somit bringen
sie eine Stabilität in ihr Leben, und das trägt sie. Auch sie haben
natürlich Leidenschaften, und hatten auch oft hässliche Gedanken über
das, was sie machen, aber eben dieses regelmäßige, abgeschiedene Leben
hilft diesen Menschen, ihr Leben zu meistern.
Es
war keine tiefe Theologie dabei. Aber diese einfachen Worte in
einfacher Sprache waren absolut geerdet, nachvollziehbar - na ja und
sehr herzlich.
Was
mir am allerstärksten im Gedächtnis geblieben ist, und mir einen
unheimlich tiefen Eindruck hinterlassen hat, war, dass die Mönche in
ihrem Tagewerk immer wieder das Jesusgebet zitierten oder eine kurze
Fürbitte an die Mutter Gottes aussprachen. Dabei klang das nicht
ehrwürdig oder ergreifend, sondern ganz einfach und alltäglich. Da habe
ich mir zum ersten Mal gedacht, genauso muss es sein, mehr braucht es
nicht. Es war vor allem NATÜRLICH und überhaupt nicht aufgesetzt.
Das
hat mich wirklich sehr tief beeindruckt und ich habe mich gefragt,
warum ich das nicht auch hin und wieder - spontan - in meinem Tagewerk
mache. Kostet nichts und tut eigentlich gut. Schon dafür allein bin ich
dankbar, dass ich in diesem Film reingegangen bin.
Mit wie wenig diese Menschen auskommen und sich in ihren Sein und Tun in ihrer Umgebung einpassen hat mir ins Auge gestochen.
Was
der Film nicht war: keine Dokumentation über den Athos, sondern auf das
Leben dieser drei Menschen fokusiert. Natürlich gab es auch den einen
oder anderen geistlichen Höhepunkt, so zum Beispiel eine Mönchsweihe.
Und die ganzen Arbeiten, die dazu parallel anfielen (Kochen, und zwar in
Riesentöpfen - und diese Leute KÖNNEN kochen!!!!).
Natürlich
gab es auch Landschaftsaufnahmen. WOW! Eingesetzt wurde u.a. auch eine Helicam. Das sind wir noch nicht so gewöhnt, aber der Einsatz von
Drohnen wird uns in der Zukunft immer öfter begegnen.
Ich
sage nur: atemberaubend. So manche Aufnahme aus der Luft wäre auf solch
eine Nähe mit einem Flugzeug oder Hubschrauber nicht möglich gewesen.
Alles
in allem strahlten die Menschen, die Szenen und die Umgebung Ruhe aus.
Untermalt wurde das hin und wieder auch mit byzantischen Gesängen
(Simonopetra).
Erwartungsgemäß
waren nicht sehr viele Leute im Kino. Die allerwenigsten von denen die
waren, waren erkennbar Orthodoxe (ein paar Serben waren da) - ansonsten
waren das, schätze ich, interessierte Nichtorthodoxe. Was mir sehr gut
gefallen hat, war, dass niemand gesprochen hat und dass die Leute
wirklich bis zum Ende des Abspanns dageblieben sind. Da war keine
Aufbruchstimmung da, sondern eine Ruhe, wie ich sie von Kinopubliken
eher nicht gewohnt bin. Sehr, sehr schön.
Ich
war nicht alleine im Kino, sondern mit einem jungen Freund aus
Samothraki, der in den letzten Jahren zum Glauben gefunden hat und sich
sehr darüber gefreut hat, dass ich ihn darauf angesprochen habe.
Natürlich haben wir hinterher über unseren Glauben gesprochen und
ausgemacht, mal zusammen auf den Athos zu gehen. Außerdem hat uns die
Einfachkeit des Lebens auf dem Athos, das Reiten auf dem Muli, das
stundenlange Gehen, um einen anderen Ort zu erreichen, die Berge und das
Meer sehr an das frühere Leben auf Samothraki erinnert. Seufz... :-)
Natürlich gab es auch die obligatorischen byzantinischen Gesänge.
Was
ich ein bißchen vermisst habe, war das nicht-griechische Element auf
dem Athos. Es gab zwar eine Szene in der der Epitaph (das Grabtuch
Christi) am Karfreitag um die Kirche geführt wurde, und da es nur das
Grabtuch war, glaube ich, dass es Russen sein könnten (Bei den Griechen
liegt das Grabtuch noch auf einer Bahre, außer auf dem Athos ist es
anders).
Aber
als erster Eindruck über den Athos ist der Film für den "westlichen
Betrachter" (und auch für so manchen östlichen) optimal. Er überfordert
nicht, wechselt sich gut ab zwischen Landschaften und Alltagsszenen und
lässt die Hauptpersonen sprechen.
Ich
hoffe, ich konnte das gut wiedergeben und bedanke mich bei Euch, die
Ihr Interesse an den Eindrücken vom Film bekundet habt. Bitte
entschuldigt, dass es so lange gedauert hat, aber ich bin vorher nicht
dazu gekommen.
Euch allen den reichlichen Segen Gottes und den inneren Frieden und Ruhepol, den wir doch alle irgendwo suchen...
Lieben Gruß,
Athanasios
PS: "Der Athos ist der höchste Punkt auf der Welt" - Zitat aus dem Film (glaube ich)
Ich habe inzwischen erfahren, dass auch die griechischen Klöster des Athos das Grabtuch ohne Bahre tragen...
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