Mittwoch, 28. September 2016

Athos der Film- Trailer und Eindrücke








Eindrücke von Athanasios Hailas, einem orthodoxen Bruder im Herrn (vielen Dank nochmals :) ):

Kurz: der Film hat mir in jedem Aspekt sehr gut gefallen und mich in seiner Einfachkeit sehr berührt.

Als ich schrieb, ich sei gespannt auf den Inhalt, dachte ich, es gäbe einen Sprecher. Den gibt es nicht. In diesem Film kommen nur die Leute zu sprechen, über die der Film gemacht wurde. Es handelt sich hierbei um drei Mönche, von denen einer Eremit ist. Die Aufnahmen gingen über drei Jahre.

Gezeigt wurden Eindrücke aus dem alltäglichen Leben der Mönche. Sei dies das Gebet in der Zelle, die Liturgie, das Brotbacken, Ofen aufbauen, Berg besteigen und Tiere tränken, den Weinanbau machen, zum Fischen rausfahren - und das zu verschiedenen Jahreszeiten (was halt so anfällt). Die Mönche sprachen nicht viel, aber sehr herzlich. Von wo sie herkommen, wo sie schon waren. Dass sie ihr Handwerk machen, weil dem Mensch ein Werk wichtig sei. Gebet, Werk, Kontemplation. Somit bringen sie eine Stabilität in ihr Leben, und das trägt sie. Auch sie haben natürlich Leidenschaften, und hatten auch oft hässliche Gedanken über das, was sie machen, aber eben dieses regelmäßige, abgeschiedene Leben hilft diesen Menschen, ihr Leben zu meistern.
Es war keine tiefe Theologie dabei. Aber diese einfachen Worte in einfacher Sprache waren absolut geerdet, nachvollziehbar - na ja und sehr herzlich.

Was mir am allerstärksten im Gedächtnis geblieben ist, und mir einen unheimlich tiefen Eindruck hinterlassen hat, war, dass die Mönche in ihrem Tagewerk immer wieder das Jesusgebet zitierten oder eine kurze Fürbitte an die Mutter Gottes aussprachen. Dabei klang das nicht ehrwürdig oder ergreifend, sondern ganz einfach und alltäglich. Da habe ich mir zum ersten Mal gedacht, genauso muss es sein, mehr braucht es nicht. Es war vor allem NATÜRLICH und überhaupt nicht aufgesetzt.
Das hat mich wirklich sehr tief beeindruckt und ich habe mich gefragt, warum ich das nicht auch hin und wieder - spontan - in meinem Tagewerk mache. Kostet nichts und tut eigentlich gut. Schon dafür allein bin ich dankbar, dass ich in diesem Film reingegangen bin.

Mit wie wenig diese Menschen auskommen und sich in ihren Sein und Tun in ihrer Umgebung einpassen hat mir ins Auge gestochen.

Was der Film nicht war: keine Dokumentation über den Athos, sondern auf das Leben dieser drei Menschen fokusiert. Natürlich gab es auch den einen oder anderen geistlichen Höhepunkt, so zum Beispiel eine Mönchsweihe. Und die ganzen Arbeiten, die dazu parallel anfielen (Kochen, und zwar in Riesentöpfen - und diese Leute KÖNNEN kochen!!!!).

Natürlich gab es auch Landschaftsaufnahmen. WOW! Eingesetzt wurde u.a. auch eine Helicam. Das sind wir noch nicht so gewöhnt, aber der Einsatz von Drohnen wird uns in der Zukunft immer öfter begegnen.
Ich sage nur: atemberaubend. So manche Aufnahme aus der Luft wäre auf solch eine Nähe mit einem Flugzeug oder Hubschrauber nicht möglich gewesen.

Alles in allem strahlten die Menschen, die Szenen und die Umgebung Ruhe aus. Untermalt wurde das hin und wieder auch mit byzantischen Gesängen (Simonopetra).

Erwartungsgemäß waren nicht sehr viele Leute im Kino. Die allerwenigsten von denen die waren, waren erkennbar Orthodoxe (ein paar Serben waren da) - ansonsten waren das, schätze ich, interessierte Nichtorthodoxe. Was mir sehr gut gefallen hat, war, dass niemand gesprochen hat und dass die Leute wirklich bis zum Ende des Abspanns dageblieben sind. Da war keine Aufbruchstimmung da, sondern eine Ruhe, wie ich sie von Kinopubliken eher nicht gewohnt bin. Sehr, sehr schön.

Ich war nicht alleine im Kino, sondern mit einem jungen Freund aus Samothraki, der in den letzten Jahren zum Glauben gefunden hat und sich sehr darüber gefreut hat, dass ich ihn darauf angesprochen habe. Natürlich haben wir hinterher über unseren Glauben gesprochen und ausgemacht, mal zusammen auf den Athos zu gehen. Außerdem hat uns die Einfachkeit des Lebens auf dem Athos, das Reiten auf dem Muli, das stundenlange Gehen, um einen anderen Ort zu erreichen, die Berge und das Meer sehr an das frühere Leben auf Samothraki erinnert. Seufz... :-)

Natürlich gab es auch die obligatorischen byzantinischen Gesänge.

Was ich ein bißchen vermisst habe, war das nicht-griechische Element auf dem Athos. Es gab zwar eine Szene in der der Epitaph (das Grabtuch Christi) am Karfreitag um die Kirche geführt wurde, und da es nur das Grabtuch war, glaube ich, dass es Russen sein könnten (Bei den Griechen liegt das Grabtuch noch auf einer Bahre, außer auf dem Athos ist es anders).

Aber als erster Eindruck über den Athos ist der Film für den "westlichen Betrachter" (und auch für so manchen östlichen) optimal. Er überfordert nicht, wechselt sich gut ab zwischen Landschaften und Alltagsszenen und lässt die Hauptpersonen sprechen.

Ich hoffe, ich konnte das gut wiedergeben und bedanke mich bei Euch, die Ihr Interesse an den Eindrücken vom Film bekundet habt. Bitte entschuldigt, dass es so lange gedauert hat, aber ich bin vorher nicht dazu gekommen.

Euch allen den reichlichen Segen Gottes und den inneren Frieden und Ruhepol, den wir doch alle irgendwo suchen...

Lieben Gruß,
Athanasios

PS: "Der Athos ist der höchste Punkt auf der Welt" - Zitat aus dem Film (glaube ich)

1 Kommentar:

  1. Ich habe inzwischen erfahren, dass auch die griechischen Klöster des Athos das Grabtuch ohne Bahre tragen...

    AntwortenLöschen