Mönch Vt.Arsenios Vliagoftis
Dr.d.Theologie - Dr.d.Philosophie
Ich
möchte Sie zunächst auf den Erfahrungsbericht einer jungen Frau
verweisen, die früher Mitglied in einer Sekte gewesen ist, als
bestmögliche Einleitung, aber auch als gute Zusammenfassung des
Themas, mit dem wir uns beschäftigen werden:
„Dort
(in der Organisation) nämlich wurde ich herzlich aufgenommen. Wir
haben uns bald darüber unterhalten, wie es in welchem Zustand sich
die Welt befindet und was Gott wohl darüber denken mag. Sehr schnell
entstanden daraus in mir Schuldgefühle und der Gedanke, dass ich
mithilfe ihrer „Bibel“ die Dinge in einem klareren Licht sehen
würde, dass ich den Weg erkennen würde, um mich einerseits selbst
zu finden und andererseits auch dazu beizutragen, die Welt zu
verbessern. Ich fing also an, diesen Lehrseminaren beizuwohnen,
obwohl ich dabei oft einschlief, da sie über drei Stunden (ohne
Unterbrechungen) dauerten. Als ich nicht so reagierte, wie sie es von
mir erwarteten, begannen sie damit, über Satan zu sprechen und
hielten mir vor, dass ich meine Fehler anzuerkennen habe. Ich
verbrachte drei Wochenenden in der Sekte, ohne mich innerlich dagegen
wehren zu können, während dessen ich nicht einmal selbst eine
Erklärung für mein Verhalten finden konnte. Ich fühlte mich
unglücklich und konnte nicht aus der Sekte austreten, obwohl mich
niemand wirklich daran zu hindern versuchte. Die ewig langen Dialoge
und die emotionalen Lieder drehten sich immer sinnlos um dieselben
Themen. Sie drängten mich dazu, Entscheidungen zu fällen, um die
„Perfektion zu erreichen“, „kleine Opfer“ zu bringen, wie zum
Beispiel meinen Mann und die Kinder zu verlassen, oder mein Vermögen
der Sekte zu überlassen. Nach dem dritten Wochenende war ich
tatsächlich bereit dazu, diese Opfer zu bringen. Ich ignorierte
einfach die zukünftigen Auswirkungen und die Art und Weise, wie ich
den Zustand erreichen würde, den sie mir vorgaben. Wie dem auch sei,
ich bemerkte, dass ich Gedankenlücken hatte, die sich auf die Zeit
bezogen, als ich in der Sekte verkehrte. Ich versuchte, die
Erinnerungen zurückzurufen, aber es gelang mir nicht. Dies war ein
alptraumhafter Zustand, an den ich mich nicht einmal erinnern möchte,
weil er Grauen in mir verursacht.
Ich
erinnere mich an die Doktrin, dass wir dem Führer vertrauen und
folgen sollten, so wie ein Kranker den Anweisungen des Arztes folgt
und seine Medikamente einzunehmen hat; ich hatte mich zu beugen und
Essensentzug, Schlafentzug und Meditation über mich ergehen zu
lassen, und zwar nicht mit Gewalt, sondern durch Manipulation. Dies
gab den Führern die Möglichkeit zu sagen, dass jeder Anhänger frei
seine Entscheidungen treffen kann.
Als
die Zeit günstig schien, verließ ich die Sekte dann doch mit einem
„Lebt wohl“ und bin nie wieder dorthin zurückgekehrt. Allerdings
hat es ganze zwei Jahre gedauert, bis ich mich von diesen furchtbaren
Fesseln endlich befreien konnte. Ich frage mich immer noch, welche
meiner Taten damals gut oder schlecht waren und wie es dazu kommen
konnte.“
Dies
war der Erfahrungsbericht von J.M-, der früheren Anhängerin einer
Sekte.
Das
Gehörte schenkt uns ein gutes Bild über das Phänomen der mentalen
Manipulation, mit dem wir uns beschäftigen werden.
Die
Begriffe Mentale Manipulation, Coercive
Persuasion
und Neuro-Linguistisches Programmieren, die ich im weiteren Verlauf
verwenden werde, sind als nahezu gleichbedeutend anzusehen. Es
handelt sich hierbei einfacher gesagt um Gehirnwäsche (mind
control). Auch der Begriff Mentale Rekonstruierung findet Verwendung,
der jedoch neutraler ist und nur unzureichend die unethischen und
illegalen Perspektiven dieser Methoden zum Ausdruck bringt.
Die
klinische Psychologin und Professorin an der Berkeley-Universität in
Kalifornien, Margaret Thaler-Singer, die seit den 60er Jahren
Vorreiterin auf dem Forschungsgebiet dieses Phänomens, sowie dem der
Sekten allgein ist, betont:
„Eine
Coersive-Persuasion-Programmierung ist eine Methode der
Verhaltensmanipulation, die benutzt wird, um unter bestimmten
Voraussetzungen das „Erlernen“ und die Adaption einer Sammlung
von Verhaltensweisen oder einer Ideologie zu begünstigen. Sie
unterscheidet sich dabei von anderen Methoden weniger zwanghafter
sozialer Unterrichtungen oder friedvoller Persuasion, in der Art und
Weise, wie sie getarnt organisiert und angewandt wird, wie auch
hinsichtlich der Methoden, die auf die Ausbeutung einer Person und
seines Umfeldes hinzielen und die verwendet werden, um bestimmte
Verhaltensweisen zu unterdrücken und andere zu begünstigen. Im
Laufe der Zeit können für die Zwangs-Persuasion Schmerz, Folter,
Drogen, physische Gewalt oder Androhung von rechtlichen Schritten
eingesetzt werden, um bessere Erfolge zu erzielen.“
Des
weiteren führt Prof. Singer an:
„Zwangspsychologische
Techniken (oder Zwangs-Persuasion), sind das Programmieren von
Verhaltensveränderungen, die psychische Kräfte auf zwanghafte Weise
verwenden, um die Erlernung oder Adaption einer Ideologie oder einer
Sammlung von Anschauungen, Vorsätzen oder Verhaltensweisen zu
provozieren. Die wichtigste Strategie, die von den Praktizierenden
angewendet wird ist jene, systematisch zwischen mehreren Formen
zwanghafter Manipulierung, Ängsten, und Techniken, die permanenten
Stress provozieren, die ihnen zur Verfügung stehen, zu wählen und
sie systematisch zum Einsatz zu bringen. In einem solchen Programm
wird das Objekt (d.h. der Mensch) dazu gezwungen, eine Reihe von
kleinen „unscheinbaren“ Schritten zu adaptieren. Jeder kleine
Schritt ist so konzipiert, dass er als klein erscheint und die
Objekte (die Menschen) die Veränderungen an sich selbst nicht
bemerken und auch das Zwanghafte an den Prozeduren nicht zu erkennen
vermögen. Die Objekte dieser Techniken (Die Menschen/Opfer),
erkennen nicht die verborgenen organisatorischen Ziele der
zwangspsychologischen Programme bis zu einem weit fortgeschrittenen
Stadium, wenn sie sie überhaupt zu irgendeinem Zeitpunkt wahrnehmen.
Diese Techniken werden im Gruppenumfeld durch „Freunde und
Mitstreiter“ der Opfer auferlegt, die gute Vorsätze haben, aber
selbst in die Irre geleitet worden sind. Dies hält das Opfer davon
ab, die Mechanismen des Selbstschutzes zuzulassen, die beim Menschen
eigentlich in Konkurrenzsituationen in Erscheinung treten.
Die
zwangspsychologische Manipulation dieser Programme zielt auf die
Überbrückung des kritischen Denkens und der Person und seiner
freien Willensentscheidungen ab, um jeglichen Protest, die ihm seine
Gedanken und die Logik vorgibt, zu annullieren. Die Opfer verlieren
nach und nach die Fähigkeit, unbeeinflusst Entscheidungen zu treffen
und bewusst über sich zu bestimmen. Das kritische Denken, der
Selbstschutz, bewusste Vorgänge, persönliche Prinzipien,
Anschauungen, Verhaltensweisen, Kontakte und logisches Denkvermögen
werden verdrängt.“
Kommandant
J.P. Morin der französischen Polizei, war einer der Ersten, die sich
in Frankreich wie auch weltweit mit dem „Sektenphänomen“
beschäftigten, und insbesondere mit der Suppression der Menschen in
Sekten mittels der mentalen Manipulation. Seinen Ausführungen nach
findet die mentale Manipulation in großen Sekten mithilfe von
Hypnose und darauf folgend durch Autohypnose statt. In seinem
klassischen Buch „Sectarus, Le violeur der conience“, lesen wir
Folgendes: „Die Programmierung des Menschen hat zur Folge, dass er
seine Selbstständigkeit seines Bewusstseins verliert, und zwar in
solchem Maße, dass keine Initiative mehr vorhanden ist, und dass, um
eine Reihe von auferlegten und vorbestimmten Handlungen zu
begünstigen. Diese mentale Manipulation wird erreicht durch
Suggestion mittels Hypnose, darauf folgt später psychische Gewalt.
Die
Suggestion findet statt, wenn eine Handlung entweder realisiert wird
oder eine Anschauung aufgrund der Beeinflussung durch eine andere
Person akzeptiert wird, ohne dass die Person, auf welche die
Manipulation angewandt wurde, sich dieser Manipulation bewusst ist.
(..)
Im
Zustand der Suggestion akzeptiert die Person Anschauungen und
Ereignisse und adaptiert sie ohne jegliches kritisches Denken. Sie
glaubt an das, was ihr erzählt wird, ohne die Richtigkeit zu
hinterfragen. Bei einer Person, die besonders aufnahmefähig ist,
wird mit ein tiefer „Schlaf“ herbeigeführt, und zwar mittels der
Hypnose. Ebenso können natürliche oder chemische Mittel benutzt
werden, um diese Ziele zu erreichen. Während dieses unzureichenden,
künstlich (d.h. durch Hypnose) erzeugten Schlafes, kann man
beobachten, dass es der Person vollends an bewusstem Willen fehlt,
wohingegen die Reflexe unverändert bleiben. Aus diesem Grund zeigt
der Hypnotisierte ein Verhalten, in dem sein Bewusstsein überhaupt
nicht funktioniert.“, und der Kommandant J.P. Morin setzt seine
Beobachtungen fort: „Wenn die Hypnose erfolgreich verläuft wird
das Bewusstsein ausgeschaltet und der Mensch handelt nur noch
reflexartig. Um andere Bewegungen auszuführen, müssen sie durch
andere suggeriert werden. Diese Form der Suggestion ersetzt den
bewussten Willen. Diese Suggestionen können während des Schlafes,
der durch die Hypnose herbeigeführt wurde, aber auch danach
umgesetzt werden. Bei Suggestionen, die nach der Hypnose umgesetzt
werden, spricht man von Posthypnose.
Die
posthypnotischen Suggestionen beziehen sich in der Regel auf einen
begrenzten Zeitraum von zwei Monaten. Nichtsdestotrotz sind sogar
seltene Fälle bekannt, in denen Handlungen ausgeführt werden, die
man einer Person vor einem Jahr vorgegeben hatte (Auftrag). (…)
Gemäß eines bereits im Voraus wohlüberlegten Programms kann man
einen Hypnotisierten in einen Zustand systematischen Schlafes
versetzen. Ohne die Autohypnose erkennen zu können, zeigt er auf ein
Zeichen hin, das ihm suggeriert worden ist, Reaktionen. Dieses
Zeichen, das immer das gleiche zu sein hat, kann viele Formen haben.
Mit dem Erscheinen dieses Zeichens (Bewegungen, codierte Worte,
rhythmische Klänge etc.) fällt die Person in den hypnotisierten
Zustand zurück, wenn er einer intensiven Suggestion unterzogen
worden ist. Da die posthypnotische Suggestion möglich ist und eine
Person dadurch in bestimmten Zeitfrequenzen wieder in Hypnose
versetzt werden kann, gibt es keinen Grund, damit aufzuhören. Man
programmiert die Person auf solche Weise, dass sie sich später
vollkommen von selbst programmieren kann und sich unbewusst in einem
ständigen Zustand der Untergebung und Abhängigkeit von seinem Guru
befindet, ohne Urteilsfähigkeit oder eigenen Willen.
In großen
Sekten, die Zwang anwenden, führen lange, mühsame Vorträge, die
monoton vorgetragen werden, und einschläfernde Lieder, die oftmals
von anstrengenden und depressiven Ritualen begleitet werden, zu einer
Art Gruppenhypnose. Wir haben beobachten können, dass der
Hypnoseschlaf auch mit anderen Methoden herbeigeführt werden kann.
Heute wird des Öfteren die chemische Methode verwendet, weil sie
effektiver ist. Die Praktizierenden geben ihren Opfern ein spezielles
Schlafmittel, das sie in signifikant höherem Maße auf die
Suggestion ansprechen lässt. Diese Droge gibt ihnen die Möglichkeit,
eine Person in einen Zustand des unzureichenden Bewusstseins zu
versetzen, damit die Person sein Unterbewusstsein dem Willen des
Experimentierenden überlässt.(...) In den großen Sekten wird die
Droge häufig oral eingenommen. Pulver und Sirups werden mit Gewürzen
vermengt, um den Geschmack zu neutralisieren. Unmittelbare Ergebnisse
sind die Folge. Selbst sehr ausgeglichene und innerhalb der
Gesellschaft geachtete Personen, die sich eigentlich nicht
manipulieren lassen, werden innerhalb von weniger als 2 Stunden von
einer unbekannten Religion überzeugt, deren Dogma oft die Grenzen
selbst der größten Vorstellungskraft sprengt. Während der ersten
Hypnosesitzung suggeriert der Praktizierende dem Hypnotisierten, auf
ein bestimmtes Zeichen hin jedes mal erneut in den Hypnosezustand zu
fallen. Außerdem trägt er ihm auf, den Umstand des Zeichens im
bewussten Zustand zu vergessen, d.h. wenn er wieder aufwacht. In den
nächsten Sitzungen genügt allein das Zeichen, um die Hypnose
herbeizuführen, sodass die Einnahme einer weiteren Dosis des
Schlafmittels nicht mehr notwendig ist.
Mit
dieser Methode wird den Anhänger zum Beispiel der Auftrag
suggeriert, in die Sekte zurückzukehren, um Versammlungen
beizuwohnen. Sobald er den Sitz der Sekte verlässt, ist er
vollkommen programmiert, sodass er sich infolge selbst, aber auch
andere zu programmieren bereit ist. Sowie eine der Sekte nicht
zugehörige Person versucht, ihm andere Informationen zukommen zu
lassen, fällt er erneut in den Zustand der Autohypnose und
unterzieht sich sich selbst der Dogmatisierung.
Die
bereits Bekehrten, die auf der Straße Zeitschriften zugunsten der
Sekten verkaufen, zeigen ein charakteristisches Verhalten auf. Wenn
jemand versucht, ihnen zu beweisen, dass sie selbst Opfer und zu
Objekten schamloser Ausbeutung eines Guru-Händlers verkommen sind,
verkünden sie bloß naiv: „Wir beten für euch, damit eure
friedlose Seele errettet wird“. Anschließen verlassen sie
schleunigst den Aktionsstandort, formen sich zu neuen Gruppen und
begeben sich in der Regel in das Innere eines Lagers, um sich dort
gemeinsam der Meditation zu widmen. Nach einer Viertelstunde sind sie
wieder bereit dazu, nahezu wie Wanderhändler, ihre Aktionen
fortzuführen, nunmehr noch bestärkter in ihren Ansichten.“
Diese
grundlegenden Feststellungen, insbesondere jene, dass die mentale
Manipulation mittels der Hypnose auferlegt wird, treffen auch bei Dr.
Marvin Galper1
(klinischer Psychologe in San Diego/ Kalifornien) auf Zustimmung, der
früheren Anhängern politisch-religiöser Sekten zu Rehabilitation
verhalf. Er bestätigt, dass die Sekten bei ihren Anhängern
Gehirnwäsche durchführen, mit Methoden, die in Nordkorea bei
amerikanischen Kriegsgefangenen Anwendung fanden. Die Anhänger
werden in einen Zustand versetzt, der sie dazu verleitet, ihre
persönlichen Überzeugungen zu überdenken, um die Überzeugungen
der Sekte zu adaptieren.
Es
ist wichtig anzumerken, dass auch die Technik der fernöstlichen
Meditation von allen Sekten anwenden wird, die des sogenannten
Wassermannzeitalters (oder New Age; Neues/Aquarianisches Zeitalter)
angehörig sind, wenn sie diese auch manchmal anders bezeichnen
mögen. Es handelt sich dabei um eine Methode der Hypnose oder
Autohypnose und ist vom Hinduismus und Buddhismus übernommen worden.
Es
folgt die Beschreibung einer „Meditationsübung“ von einem
Menschen, der tief in die Gewässer der Sekten eingedrungen war.
„Die
Sitzung fand in einem großen Saal eines Ashram2
in Indien statt. Lehrerin war eine Frau mit dem Titel einer Swami3,
europäischer Herkunft und langzeitige Schülerin des Guru. Sie trug
orangen farbige Mönchsgewänder.
Die
Schüler waren Besucher des Ashram, von kleinen Kindern bis zu
Personen mittleren Alters. Yoga-Indra, wie es genannt wird, wird als
Entspannungstechnik gepriesen und richtet sich an Menschen, die in
der modernen Gesellschaft leben.
Wir
sollten uns auf rücklings den Boden legen, ohne uns gegenseitig zu
berühren und uns so gut weit möglich entspannen. „Schließt eure
Augen, entspannt euch“, hieß es. Die Anweisungen wurden langsam,
mit Abständen, formuliert, um genug Zeit zu haben, sie umzusetzen.
Vollkommene Stille herrschte im Saal und allein die Stimme der Swami
war zu vernehmen. „Fühlt, wie euer Körper schwer wird, sehr
schwer... es ist unmöglich, ihn nunmehr zu bewegen... fühlt, wie er
den Boden berührt... (minutenlange Pause)... Fühlt jetzt, wie euer
Körper ganz leicht wird.. wie er über dem Boden schwebt... ihr seid
nun bereit, zu fliegen... Vergesst jetzt euren Körper und stellt
euch in eurem Geist einen schönen Sonnenuntergang vor... jetzt eine
gelbe Blume... einen schönen Wasserfall... eine leuchtende Sonne.“
Die
schönen Bilder wechselten sich untereinander ab. Ich sah sie sehr
plastisch vor mir... Es war, als würde ich eine Dokumentation in
meinem Geiste sehen. Die Stimme der Lehrerin war ruhig und beständig,
sie sprach mit normalem Rhythmus. Die ganze Prozedur dauerte ungefähr
eine Stunde. „Erlangt jetzt wieder das Bewusstsein über euren
Körper zurück... bewegt eure Glieder, ganz langsam“. Tatsächlich
empfand ich mein Körper als schwer und konnte keine schnellen
Bewegungen durchführen.
„Öffnet
eure Augen ganz langsam und erlangt wieder das Bewusstsein des Raumes
zurück.“ Ich stand ganz langsam auf, als würde ich aus einem
tiefen Schlaf erwachen. Als ich mich umblickte sah ich, wie die
meisten den Eindruck machten, als wären sie gerade erst aus einem
Schlaf aufgewacht... Einige lagen jedoch immer noch auf dem Boden.
Sie waren eingeschlafen! Sie schliefen tatsächlich!
„Weckt
sie auf“, sagte die lächelnde Lehrerin. Wir weckten sie ganz
seicht und sie sahen mit Erstaunen, wie sie die anderen ironisch
lächelnd anblickten.“
Auch
fügt der frühere Anhänger hinzu: „So wird eine Yoga-Indra-
Sitzung durchgeführt.
Was
geschah dort wirklich? Lassen Sie uns überlegen. Zunächst einmal
gab es eine Swami, die Anweisungen gab, welche umgesetzt werden
sollten. Wird dadurch nicht vielleicht auch „gelehrt“, dass man
den Swami zu gehorchen hat? Außerdem wurde empfunden und im Geist
realisiert, was die Swami vorgab. Kann man das nicht auch Suggestion
nennen? Die Kontrolle über den Geist wurde der Swami überlassen,
die mit ihm tat, was sie wollte. Sie besaß die vollkommene Kontrolle
über den Geist für einen bestimmten Zeitraum... Dies geschah
natürlich mit der Erlaubnis der Teilnehmer, den eigenen Willen
auszuschalten und zur Seite zu drängen, um dem Willen der Swami
Folge zu leisten.
Sie
haben nur soviel Macht über uns, wie wir es selbst zulassen.
Stellen
Sie sich nur vor, wie es wäre, diese Methode täglich anzuwenden?
Welche Ausmaße würden diese Phänomene annehmen? Würde man sich
vielleicht am Ende sogar wünschen, durch eine oder einen Swami in
all unseren Handlungen geführt zu werden? Handelt es sich dabei
möglicherweise nicht nur um eine Entspannungstechnik, sondern auch
um eine Unterwerfungsmethode?“
Die
Ansicht, dass während der Meditation, hauptsächlich durch die
sogenannte Vertiefung, hypnotische und autohypnotische Prozeduren
durchgeführt werden, teilen die meisten seriösen Forscher.
Stichweise anzuführen wären Dr. Klaus Thomas, Dr. d. Medizin und d.
Philosophie und früherer Direktor des Schultz-Institutes für
Psychotherapie, Autogenes Training und Hypnose in Berlin4,
der angab, dass der Meditierende während der Meditation zu
Wahnvorstellungen geleitet werden kann. Dazu tragen auch die
Wiederholungen der Mantras bei, von denen die meisten glauben, dass
es sich um sinnlose Worte handelt, wohingegen es sich in Wirklichkeit
gewöhnlich um Götternamen aus dem hinduistischen oder
buddhistischen Pantheon handelt.
Dionysios
Farasiotis, der Autor des Buches „Die Gurus, der Junge und Altvater
Paisios“, auf das wir uns bereits bezogen haben und aus dem wir die
Beschreibung der Meditationsübung geschöpft haben, behauptet, dass
die Meditation als eine Form der Hypnose und Autohypnose signifikant
Unterwerfung und Passivität begünstigt, und demzufolge auch zur
mentalen Manipulation eingesetzt werden kann. Der Meditierende folgt
den Anweisungen des für die Meditationsübung Zuständigen und hat
überhaupt keine Zeit, um darüber nachzudenken. „Wenn man
nachdenken möchte, muss man die Übung unterbrechen“, fügt Herr
Farasiotis hinzu.
Selbstverständlich
werden diese Techniken mentaler Manipulation nur durchgeführt, wenn
zunächst die geeigneten Ziele ausfindig gemacht worden sind. Viele
Sekten haben ausführliche Handbücher zur Verfügung, in denen
beschrieben wird, wie menschliche Zielobjekte gefunden werden können,
die sich leicht manipulieren lassen. Solche Handbücher richten sich
hauptsächlich an Verkäufer und Zuständige für die Einstellung von
Personal. Für gewöhnlich sind die am leichtesten Manipulierbaren
junge, leichtgläubige, naive, sowie auch Menschen, die
eingeschränkte Urteilsfähigkeit besitzen, weil sie aus einem
überfürsorglichen Elternhaus stammen, oder solche, die wegen einer
frischen emotionalen Enttäuschung, finanzieller Schwierigkeiten, der
aber eines gesundheitlichen Problems ausgesprochen labil sind.
Die
mentale Manipulation wird im hohem Grade begünstigt, da sie ein Teil
der Gesinnung und der Techniken der Sekten ist. Für die Kontrolle
des Anhängers ist grundlegend, dass der Führer der Sekte als
göttlicher Lehrer angesehen wird, als fleischgewordener Gott, als
Messias, z.B. des Wassermannzeitalters. Da er ein göttlicher Lehrer
ist, besitzt er Authentizität, sodass seine Anhänger und Jünger
ihm ausnahmslos Folge zu leisten haben. Des führt sie schrittweise
zur vollkommen Abhängigkeit von ihm. Es handelt sich um eine
bidirektionale Prozedur: Einerseits wird die mentale Manipulation
durch die Gesinnung begünstigt, die innerhalb der Sekte kultiviert
wird, dass der Führer ein göttlicher Lehrer ist und dass seine
Worte und Handlungen niemals angezweifelt werden dürfen,
andererseits wird mittels der mentalen Manipulation die Gesinnung
bekräftigt, dass der Führer unfehlbar ist.
Die
meisten der Sekten projizieren bekanntermaßen eine absolut
vereinfachte Interpretation der Welt, währenddessen verteufeln sie
alles Außenstehende, vor allem, wenn jemand oder etwas Kritik an
ihnen übt. Sie pflegen die Neubekehrten von ihren Verwandten und
Freunden zu isolieren und flößen ihnen üblicherweise Hass
gegenüber ihren Eltern, und vorrangig der Mutter, ein. Die Sekten
schmeicheln dem Egoismus der Neubekehrten und behaupten, dass er
persönlich die Gesellschaft uns den ganzen Planeten zu retten
vermag. Gleichzeitig lassen sie in ihm Schuldgefühle entstehen, denn
wenn er das Ziel nicht erreicht, das vom Programm vorgegeben wird,
ist er angeblich selbst daran Schuld, weil er die Techniken nicht
korrekt durchführt. Die Organisation trägt in keinem Fall Schuld.
Währenddessen
wird auf die Anhänger gewaltsamer mentaler Druck ausgeübt, indem
reale oder irreale Gefahren betont werden. Die „Zeugen Jehovas“
zum Beispiel rufen durch den bevorstehenden Armageddon Ängste
hervor, den, wie sie behaupten, allein die „Zeugen Jehovas“
überleben werden!
Ein
anderes großes Kapitel, das jedoch den Rahmen unseres Themas
sprengen würde, stellt die allgemeine mentale Manipulation dar, die
hauptsächlich über die Massenmedien stattfindet. Dieser Thema
werden wir an dieser Stelle nicht anschneiden. Doch zu erwähnen ist
allemal, dass von allen mentalen Manipulationen, denen der Mensch
heutzutage ausgesetzt ist (Fernsehen, Werbung, Verkaufstechniken,
Politik), die gefährlichste aller jene der Sekten ist, weil sie
aufgrund ihres totalitären Charakters nicht allein ein bestimmtes
Ziel verfolgen (z.B. dass wir ein Produkt kaufen), sondern auf die
Kontrolle und Ausbeutung des ganzen Menschen und auf das Zentrum der
Persönlichkeit selbst abzielen; das Heiligste und Kostbarste, das
ein Mensch besitzt. Schließlich handelt es sich bei diesem Problem
nicht nur um ein soziales und juristisches, sondern vielmehr um ein
spirituelles.
Bewältigung
Des
Weiteren werden wir uns damit beschäftigen, wie man dieses Problem
bestmöglich bewältigen könnte.
Zunächst
muss gesagt werden, dass der Umgang oder die Bewältigung
hauptsächlich präventiv sein muss und mit viel Arbeit verbunden
ist, vonseiten der Kirche mithilfe der Katechese und den
Elterninitiativen, aber auch vom Staat, da das Problem auch soziale
und juristische Aspekte hat.
Die
Technik des „Umprogrammierens“, die bereits seit den 80er Jahren
vor allem in den Vereinigten Staaten von Ted Patrick umgesetzt wurde,
kann keinesfalls gutgeheißen und legalisiert werden, da sie alle von
den Sekten angewandten Methoden der mentalen Manipulation anwenden –
nur entgegengesetzt. Dies geschieht, indem die Anhänger mit Gewalt
entführt und physisch von der Sekte entfernt werden. Das
Umprogrammieren bezweckt, und erreicht auch bis zu einem gewissen
Grade, die Gehirnwäsche eines Sektenanhängers, um ihn von der Sekte
unabhängig zu machen und in seinem Geist neue Ansichten zu wecken.
Das heißt wieder Gehirnwäsche, um die alte Gehirnwäsche zu
revidieren!
Sicher
ist, dass viele Opfer von Sekten, die einer Gehirnwäsche unterzogen
worden sind, speziale psychiatrische und psychologische Hilfe
benötigen. Die ist ein schwieriges Thema, über das viel diskutiert
werden muss.
Sicher
ist auch, dass man sich von der Schadensquelle, d.h. der Sekte und
ihrem gefährlichen Einfluss, entfernen muss, um therapiert zu
werden.
Um
einem Menschen zu helfen, der sich in den Fesseln einer Sekte
befindet, versuchen wir primär sein eigenes Denkvermögen und seine
Kritikfähigkeit zu fördern, welche durch die Sekte und die mentale
Manipulation „auf Eis gesetzt worden sind“. Wenn der Anhänger,
das Opfer, damit beginnt, Lehren, Methoden der Organisation und die
Authentizität des Führers zu hinterfragen und anzuzweifeln, ist der
Anfang bereits getan.
Nachwort
Zusammenfassend
kann man sagen, dass die mentale Manipulation oder Gehirnwäsche der
Schlüssel für das Verständnis der Art und Weise darstellt, auf die
Sekten aus freien Menschen abhängige Diener machen. Aufgrund dessen
stellt die mentale Manipulation ein Kriterium dafür dar, ob es sich
bei einer Organisation wirklich um eine Sekte handelt. Sekten und
mentale Manipulation gehen Hand in Hand.
Die
mentale Manipulation und die Unterwerfung unter einer Sekte, die
daraus folgt, wird hauptsächlich mithilfe von Hypnosemethoden
umgesetzt, wobei die wichtigste die sogenannte Meditation ist.
In
einer Zeit wie der unsrigen, in der Sekten, sogar vielmals begünstigt
durch Forschungen von Psychologen und Psychiater, welche die mentale
Manipulation zur Wissenschaft erhoben haben, müssen wir uns dafür
einsetzen, die Menschen vor dieser Falle zu bewahren, und zwar mit
kombinierten Aktionen und Maßnahmen auf dem sozialen wie auch dem
juristischen Gebiet.
Vor
allem für uns Orthodoxe befindet sich die Priorität darin, dem
Menschen zu zeigen, dass seine Probleme sich auf die Frage nach dem
Sinn des Lebens konzentrieren und dass dieser nur in Jesus Christus,
dem Gottmenschen, wahrhaftig gefunden werden kann.
Zeitschrift
„Dialogos“
Januar-März
2017, Band 87
1
Marvin F. Galper, «Extremistische
religiose Kulte und verandertes Bewusstsein», Destruktive Kulte, S.
108-115
2Hinduistisches
Kloster
3Titel
hinduistischen Mönches/ hinduistischer Nonne
4
Klaus Thomas, Dr. med. und Dr. phil.,
«Persönlichkeitsveränderungen junger
Menschen in destruktiven Kulten. Von der überwertigen
Idee bis zur hypnotischen
Gehirnkontrolle», Destruktive Kulte,
S.116-125