Mittwoch, 1. Januar 2014

Der wahre Sinn unseres Lebens

Ein russischer Gutsbesitzer, Nikolai Alexandrowitsch Motowilow, erzählt seine Begegnung mit dem hl.Seraphim, dem Starez:
„Es war an einem Donnerstag. Ein trüber Tag. Ziemlich tief lag der Schnee auf der Erde; vom Himmel fielen dichte Schneeflocken nieder, als Vater Seraphim mit mir eine Unterredung auf seiner Wiese begann, die nahe bei seiner näheren Einsiedlerklause am Bach Sarowka, am Berge liegt und bis an das Ufer des Baches heranreicht. Er gebot mir, mich auf den Stumpf eines von ihm eben gefällten Baumes zu setzen, und hockte selber vor mir nieder. 'Der Herr hat mir offenbart', sagte der große Starez, 'dass Ihr in Euren Knabenjahren voller Eifer zu erfahren trachtetet, was das Ziel unseres christlichen Lebens sei, und Ihr habt des öfteren viele bedeutende geistliche Persönlichkeiten darum befragt ...' Ich muss hier einschalten, dass mich dieser Gedanke von meinem zwölften Lebensjahr an immer wieder beschäftigte, und ich hatte mich wirklich an viele geistliche Personen mit dieser Frage gewandt, doch hatten mich deren Antworten nicht befriedigt. Dem Starez war das unbekannt. 'Niemand aber', fuhr der Starez fort, 'hat Euch hierüber etwas Bestimmtes gesagt. Man sagte Euch: Geh zur Kirche, bete zu Gott, erfülle die Gebote Gottes, tue Gutes - da hast du das Ziel des christlichen Lebens! Einige zürnten Euch sogar, dass Ihr von einer nicht gottwohlgefälligen Neugierde ergriffen wäret, und sagten: Suche nicht nach höheren Dingen über dir! Sie haben Euch nicht so geantwortet, wie sie es hätten tun sollen. Ich, der armselige Seraphim, will Euch auseinandersetzen, worin dieses Ziel nun wirklich besteht.

Gebet, Fasten, Wachen und alle anderen christlichen Werke mögen an und für sich noch so gut sein, aber das Ziel unseres Christenlebens ist nicht nur im Verrichten dieser Werke zu suchen, wiewohl sie unerlässliche Mittel sind, um dieses Ziel zu erreichen. Das wahre Ziel unseres christlichen Lebens besteht in dem Erwerben des Heiligen Geistes Gottes. Achtet wohl darauf, dass nur ein um Christi willen verrichtetes gutes Werk Früchte bringt. Alles aber, was nicht um Christi willen geschieht, wenn es auch gut ist, trägt uns keinen Lohn ein im künftigen Leben.

So ist es, Euer Gottlieben! So besteht denn in dem Erwerben eben dieses göttlichen Geistes das wahre Ziel unseres christlichen Lebens; Gebet aber, Wachen, Fasten, Almosen und andere um Christi willen getane gute Werke sind nur Mittel für die Erwerbung des Geistes Gottes.'

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