Sonntag, 19. Januar 2014

Die Hadesfahrt Jesu Christi - Vater Johannes Nothhaas ((Auslegung von 1.Pt. 3:18)

Die Hadesfahrt Jesu Christi hat im Neuen Testament eine schmale , aber dennoch ausreichende Basis in den Stellen: 1. Pt 3,184,6; Apg.2, 2428; Apk 1,18. Die Petrus-Stelle unterscheidet deutlich neben dem Leiden, der Kreuzigung, dem Sterben und dem Begrabenwerden Jesu die Hadesfahrt als etwas Eigenständiges, Neues. Er hat das Todesgeschick der adamitischen Menschheit bis in die letzte Tiefe des Todes erlitten. Das Begrabenwerden bezeichnet den Abriss des Lebensfadens der Person. D.h. aber nicht, dass der Tod den Menschen in ein Nichts verwandelte. Der Leib verwest zwar, das Ich der Person aber bleibt. Das Tot Sein des Menschen ist kein Nichtssein, sondern ein Sein im Tode. Der satanische Wille des Todes vermag nicht. Seiendes ins Nichtsein zu verwandeln und auszulöschen. Das wäre ein Allmachtsakt, der nur Gott zusteht. Somit bringt auch der Selbst­mord keine Erlösung, sondern verschlimmert die Lage zu einem Sein im Tode bis zur Begegnung mit dem göttlichen Richter.
Die Petr-Stelle verbindet Tod und Auferstehung Jesu Christi mit einer eingeschobenen Taufparänese. Der Weg Jesu geht über 7 Stufen, in einen Bereich, der „über und außer dieser Welt" ist (Transzendenz ), wobei er zwei Mal den Be­reich der irdischen Welt und Geschichte kreuzt:

1.       „Christus hat gelitten" (1. Pt. 3,18 )
2.       „er ist getötet nach dem Fleisch"; „im Fleisch" bezeichnet diese Welt
3.    „lebendiggemacht nach dem Geist". Dieser Ausdruck bezeichnet den Eintritt in die jenseitige Welt
 4.   „er ist hingegangen und hat gepredigt den Geistern im Gefängnis, die vorzeiten nicht glaubten ..." (IPt 3,20 ).
Nachdem Verlassen der irdischen Welt kann mit den „Geistern im Gefängnis" nur der Hades, das Reich des Todes, gemeint sein, Der jenseitige Bereich des Himmels kann mit dem negativen Wort „Gefängnis" nicht gemeint sein. Der Tod, der Hades, hat Christus nach Leib und Seele verschlungen, muss ihn aber wegen seiner göttlichen Kraft wieder von sich geben. Die Festhaltekraft des Todes ist damit gebrochen. Der Getö­tete kehrt nach Seele und Leib aus dem Tode zurück unter die Lebenden. Dem Tod bleibt also nicht einmal der Leib (Apg 2,31).
Ab Vers 20b folgt die Taufparänese, die eingeleitet wird durch die Erwähnung des Wassers der Sintflut, aus der Noah und die Seinen gerettet wurden. Die Überleitung zum rettenden Wasser der Taufe geschieht in Vers 21 : „welches ( Wasser ) nun auch uns selig macht in der Taufe". Aus dem GetauftSein folgt „"das Abtun des Unflats am Fleisch" und „der Bund eines guten Gewissens mit Gott" (V 21).
5.       „die Auferstehung Jesu Christi" (V 21 )
6.       "welcher ist zur Rechten Gottes in den Himmel gefahren" (V 22 )
Hier durchkreuzt sein Weg wieder die irdische Welt mit den Erscheinungen des Auferstandenen und der Verabschiedung von den Jüngern und Aposteln bei seiner Himmelfahrt. Die Auferstehung bringt die große Wende in das Leben des Christen. In 1. Pt 4,14 folgt der neue Lebenswandel, des Christen mit dem Ziel, vor dem göttlichen Richter zu bestehen,
7. „der bereit, ist zu richten die Lebendigen und die Toten" ( 1. Pt 4,5 ). Die Hadesfahrt und die Auffahrt des Auferstandenen durch die Geschichte geschieht „im Geiste", d.h. in eschatologischer Transzendenz. Mitten in der Hadesgebundenheit wirkt der drei­eine Gott am getöteten Jesus die Erweckung und Vereinigung seines Ichs mit dem gestorbenen Leib zur ewigen, todfreien, gottheitlichen Existenz.

Wer hier den Vorwurf einer spekulativen, d.h. vom Menschen erdachten, Theologie erhebt, muss eine bessere und einleuchtende Auslegung der Petrus-Stelle bieten. Aber allein die Erscheinungen des Auferstandenen bestätigen den über­irdischen Charakter der Begegnungen mit dem Auferstandenen jenseits aller rationalen Fassbarkeit. Wer dennoch meint, für diese Ereignisse den Maßstab der kritischen Vernunft anlegen zu können, fällt automatisch in Inkompetenz. Der Verstand des Menschen wird ihm bei sol:hem Unternehmen zum Stolperstein, den er sich selbst vor die Füße legt. Es geschieht dann, iass den Christen ein dreistöckiges Weltbild an­gedichtet wird, mit einem Himmel „oben" und sinem Totenreich „unten". Man hat solches allen Ernstes in der Theologie unsrer Zeit vertreten, sowohl sich schon Martin Luther vor über 400 fahren über solche Denkweise lustig gemacht iat, indem er in diesem Sinne fragte, ob man lenke, dass die Hölle hölzerne Tore und eiserne Schlösser und Riegel habe, ob der Herr Christus nit einem papiernen Siegesfähnle dort eingesehen sei, und das Fähnlein gar im Feuer der Tolle verbrannt sei.  Er wollte damit zeigen, me ganz unangemessen solches Denken ist.
Kern und Trost des Abstiegs Jesu Christi in das Totenreich liegt darin, dass wir fest darauf vertrauen dürfen: Wenn wir sterben und unser Leib in Verwesung übergeht, wird die Gewalt des Todes an unserem vom Leib abgetrennten Ich ihre dämonische Bindegewalt nicht ausüben können. Inmitten der Todesmacht hat sich die lebendig machende Kraft des Geistes ( 1. Petr 3,18 : „lebendig gemacht nach dem Geist" ) als stärker erwiesen und Christus auferweckt. So werde auch ich kraft meiner Taufe durch mein Sterben hindurch immer „mit Christus" sein ( Rm 6,35 ), auch wenn mein Leib am Orte der Verwesung ruht bis zum Jüngsten Tag.

Der Abstieg Christi in das Totenreich hat universale Auswirkungen. Er bezeugt, dass seine Botschaft von der Versöhnung und Erlösung der Welt mit Gott auch jenem Teil der Menschen angeboten wird, die nicht von der Verkündigung des Evangeliums erreicht werden und wurden. Dazu zählen auch die Verstorbenen, die vor seinem Kommen gelebt haben. Bei seinem Durchgang durch das Totenreich steht das Zeugnis von seiner Heilstat in einer übersinnlichen, unleiblichen und außergeschichtlichen, aber doch wirksamen Weise fest. So wird Christus durch seine Hadesfahrt zum Scheidepfahl, an dem sich die ewige Seligkeit und ewige Verdammnis jener verstorbenen und noch sterbenden Menschen entscheidet, an die das Heilsangebot Gottes damals und bisher nicht herangekommen ist.
Die durch Christus bewirkte Versöhnung hat auch ihre Wirkung auf die Kreatur. Der Apostel Paulus schreibt im Brief an die Epheser „dass alle Dinge zusammengefasst würden in Christo, beides im Himmel und auf Erden" ( Eph 1,10) und im Kolosserbrief, „dass alles durch ihn ver­söhnt würde zu ihm selbst, es sei im Himmel oder auf Erden" ( Kol 1,20 ).Im Römerbrief sagt er über die Tierwelt: „Denn auch die Kreatur wird frei werden von dem Dienst des vergänglichen Wesens zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes. Denn wir wissen, dass alle Kreatur sehnt sich mit uns und ängstet sich noch immerdar" (Rm 8,21f. ).

Wenn auch der Sieg Jesu Christi über die Macht des Todes unverbrüchlich feststeht, so heißt das noch lange nicht, dass alle Toten erlöst sind. Es ist nicht so, dass durch Christi Sieg auch schon mein Sieg über den Tod gegeben wäre. Gott hat es gefallen, dass es bei der Übermittlung dieses Sieges nicht magisch zugeht. Nicht durch kosmischmystischmagische Fernwirkung kommt das Heil zu mir, sondern durch die Verkündigung des Evangeliums und das Angebot der Heilmittel zur Unsterblichkeit wie Taufe, Eucharistie und Lossprechung von den Sünden in der Beichte. Der von der Sünde geschlagene und verwundete Mensch findet Heilung durch den barmherzigen Christus, der ihn hinträgt zur Herberge der Kirche. Er ist nicht nur der barmherzige Samariter, sondern Er ist auch der Arzt unserer Seelen und Leiber. Somit ist unsere Heilung und Heiligung nicht anders möglich als durch unsere aktive und regelmäßige Teilnahme am Leben der Kirche. Wenn Er uns zu seinem Festmahl einlädt, wer sind wir, dass wir sein Angebot ausschlagen?! 

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