Montag, 20. Januar 2014

Waffenbauer Kalaschnikow bereute die Toten

Auf diesem Foto aus dem Jahr 2002 präsentiert der im Dezember 2013 verstorbene Waffen-Konstrukteur Michail Kalaschnikow ein Kalaschnikow-Sturmgewehr vor dem Suhler Waffenmuseum. Foto: dpaAuf diesem Foto aus dem Jahr 2002 präsentiert der im Dezember 2013 verstorbene Waffen-Konstrukteur Michail Kalaschnikow ein Kalaschnikow-Sturmgewehr vor dem Suhler Waffenmuseum. Foto: dpa
Moskau. In einem erst jetzt veröffentlichten Brief erklärt der im Dezember verstorbene Waffenbauer Michail Kalaschnikow sein Bedauern über die mit seinen Waffen getöteten Menschen. Er habe sein Sturmgewehr zum Schutz der Heimat entworfen.
Von Axel Eichholz
Der berühmte Waffenkonstrukteur Michail Kalaschnikow hat im vergangenen April einen Reuebrief an den Moskauer Patriarchen Kyrill geschrieben, Kalaschnikow starb am 23. Dezember. Er habe sein Sturmgewehr AK-47 entwickelt, um dem Vaterland einen sicheren Schutz vor feindlichen Angriffen zu bieten, heißt es in dem Brief. Er werde aber zunehmend von einem unerträglichen seelischen Schmerz geplagt, weil so viele Menschen mit seiner Waffe getötet wurden. „Bin denn ich, vor 93 Jahren geborener Bauernsohn Michail Kalaschnikow, rechtgläubiger Christ, am Tod von Menschen schuld?“, fragt er darin. Es sei eine für ihn unlösbare Frage. Er bittet das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, ihn über seine Zweifel aufzuklären.

„Der Herr kann es so nicht gewollt haben“

Er habe auf ein Museum seines Namens in Ischewsk, wo er die berühmte Maschinenpistole entwickelte, verzichtet und dem Bau einer Kathedrale zu Ehren von Erzengel Michael an dieser Stelle zugestimmt, heißt es in dem Schreiben weiter. Die Zahl der Kirchen und Klöster nehme auf Erden zu, das Böse werde aber nicht weniger. Gut und Böse lebten nebeneinander und kämpften gegeneinander selbst in den menschlichen Seelen. Zu diesem Schluss sei er am Ende seines Lebens gekommen. „Sind denn Gut und Böse, Licht und Schatten zwei Gegensätze eines Ganzen, das ohne einen Teil dessen nicht existieren kann?“ fragt er.

Zweifel wurden nicht zerstreut

In seinem Schreiben spricht Kalaschnikow den Patriarchen mit „Ihre Heiligkeit“ an. „In meinem Geiste baue ich auf Sie, auf Ihr Hirtenwort und Ihre weitsichtige Weisheit“, schreibt er und unterschrieb mit „Knecht Gottes, Konstrukteur Michail Kalaschnikow“. Kalaschnikow wandte sich nach eigenen Worten erst am Abend seines irdischen Lebens dem christlichen Glauben zu, obwohl er als Kind nach dem christlich-orthodoxen Glauben getauft worden war.
Die „Iswestija“ veröffentlichte eine Ablichtung des Schreibens. Wie der Pressesprecher des Patriarchen, Alexander Wolkow, der Zeitung sagte, hat dieser den Brief Kalaschnikows beantwortet. Der Konstrukteur sei ein Musterbeispiel an Patriotismus und richtiger Einstellung, heiße es in dem Antwortschreiben. Wenn Waffen dem Schutz des Vaterlandes dienten, unterstütze die Kirche deren Konstrukteure und Soldaten, die sie anwendeten. Er habe doch sein Sturmgewehr „zum Schutze seiner Heimat gebaut und nicht für die saudiarabischen Terroristen“, so Wolkow. Die Antwort kann Kalaschnikows Zweifel kaum beseitigt haben, denn ihm ging es offenbar speziell um zahllose Nachbauten der AK-47, deren Abbildung weltweit die Wappen vieler neuer Staaten schmückt.

1 Kommentar: