Mittwoch, 8. Januar 2014

Selig sind die Barmherzigen - hl Justin Popovic


Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen. 
Hier ist eine Seligpreisung, in der alles zunächst vom Menschen und erst dann von Gott abhängt; in welcher der Mensch gegenüber Gott zum Schuldner wird; in welcher der Mensch nach der Einstellung mit Gott gleichgesellt wird. Woher das? - Daher, daß keine Tugend so notwendig für den Menschen ist, wie die göttliche Barmherzigkeit. Im ganzen Leben, in allen Momenten des Daseins, ist etwa den Menschen etwas notwendiger als die Barmherzigkeit Gottes? Ja, das ganze Leben des Menschen in seiner ganzen körperlichen und geistlichen Verschiedenheit und Komplizität hängt von der sichtbaren und unsichtbaren Barmherzigkeit Gottes ab. Zum Sehen braucht das Auge des Menschen die Sonne. Scheint die Sonne etwa nicht nach der Barmherzigkeit Gottes? Zum Hören braucht das menschliche Ohr die Luft. Ist die Luft etwa nicht ein Geschenk der Barmherzigkeit Gottes? Wer von den Menschen würde die Luft schaffen, wenn es sie nicht gäbe? Was für das Auge und das Ohr des Menschen gilt, das gilt auch für seinen gesamten Körper und für alle Funktionen des Körpers. 

Und für die Seele? - Für sie gilt die gleiche Grundlage, nur weit höher und weit schärfer. Wie denkt der Gedanke und wie fühlt das Gefühl? Nur durch das Geschenk Gottes und durch die Barmherzigkeit Gottes, denn Gott schenkte der gottähnlichen Seele des Menschen die Fähigkeit zu denken und zu fühlen. Wäre es nicht so, welcher Mensch wäre imstande, die Seele zu schaffen, welche denkt und fühlt, wenn nicht ein Mensch imstande ist, auch nur ein Blatt des Veilchens oder ein Steinchen zu machen. Und das menschliche Gewissen? Ist nicht auch dies ein Geschenk, das den Menschen durch die äußerste Barmherzigkeit Gottes gegeben wurde? In einem Wort: der ganze Mensch steht und besteht durch die Barmherzigkeit Gottes. Das empfindet jeder Mensch, der sich auch nur im geringsten ernsthaft in das rätselhafte Geheimnis des menschlichen Lebens auf der Erde vertieft. Daher wird in der fünften Seligpreisung vom Menschen auch verlangt, daß er sein Verhältnis gegenüber den Menschen nach dem Gesetz der göttlichen Barmherzigkeit definiert. Der Mensch besteht und lebt nach der Barmherzigkeit Gottes und von der Barmherzigkeit Gottes. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen