Montag, 28. April 2014

Der Neid der Pharisäer - Hl. Johannes Chrysostomus


Ja,  was  hatten denn die Leute Außergewöhnliches  gesagt?  Aber  nicht  einmal das konnten die Pharisäer ertragen; sie haben, wie ich schon erwähnt, sich immer  über das Gute geärgert, das anderen erwiesen wurde, und nichts tat ihnen so weh, als das  Heil der Menschen. Und doch gab der Herr nach und ließ der Leidenschaft Zeit, sich abzukühlen. Doch das Übel entzündete sich von neuem: denn abermals tat der Herr  Gutes.  Und  die Pharisäer wurden noch wütender  als  der  Dämon.  Denn der   fuhr wenigstens aus dem Leibe des Besessenen aus, ging davon und ergriff die Flucht, ohne  etwas   zu   sagen.  Diese   dagegen versuchten den Herrn  bald   zu  töten, bald zu  verleumden. Da ihnen das erste nicht glückte, so wollten sie wenigstens seinen guten Ruf schädigen (vgl. Mt 12, 23). 

So ist eben der Neid, der wohl das größte Übel ist, das es gibt. Der Ehebrecher genießt  doch wenigstens  eine  gewisse  Lust  und vollzieht   seine  Sünde  in kurzer  Zeit.  Der Neidische dagegen straft  und züchtigt  sich selbst  noch  früher  als den,  auf  den er neidisch ist, und läßt nie ab von seiner Sünde, sondern verharrt unablässig in ihr. Denn wie das Schwein an seinem Schmutz und der Teufel an unserem Schaden seine  Freude hat, so erfreut sich der Neidische am Unglück des Nächsten; und wenn dem anderen etwas Widerwärtiges geschieht, dann labt er sich daran und atmet auf und  hält den  fremden Schaden  für sein eigenes Glück und das eigene Unglück für des Nächsten Glück. Er achtet dabei nicht so sehr auf das Angenehme, das er vielleicht  empfindet,  als auf  das Böse,  das dem anderen widerfährt.  Verdienten nicht solche Menschen,   dass   man   sie   steinigte   und   totschlüge   wie   räudige   Hunde,   wie fluchbeladene Dämonen, wie die leibhaftigen Erinnyen? Wie gewisse Käfer sich vom  Miste   nähren,   so   nähren   sich   diese   vom   Unglück   des   Nächsten;   sie   sind   die geschworenen Feinde und Widepsacher der menschlichen Natur. Andere werden beim Anblick   eines   geschlachteten   Tieres   zum   Mitleid   bewegt;   wenn du   aber   einen  Menschen siehst, dem etwas Gutes widerfahren ist, gerätst du in wilden Zorn, zitterst  und wirst bleich. Gäbe es wohl etwas Schlimmeres als eine solchen  Wahn?  Darum konnten   auch Unkeusche und Zöllner ins Reich eingehen,  während   die Neidischen, die schon drinnen waren, desselben verlustig gingen. Denn "die Kinder des Reiches", heißt es, "werden hinausgeworfen werden." Die anderen ließen ab von der Schlechtigkeit, die ihnen anhaftete und erlangten Dinge, die sie nie gehofft hätten; diese verloren auch das Gute, das sie besaßen. Und ganz mit Recht. Dieses  
Laster macht ja den Menschen zum Teufel; das macht ihn zum wilden Dämon. Ob dieses   Lasters   geschah   der   erste   Mord;   seinetwegen   ward   die   Menschennatur missachtet, ward die Erde befleckt, die sich später öffnete und den Dathan, Kore und Abiron mit ihrem Anhang und all jenem Volk lebendig aufnahm und verschlang. 
Doch könnte da einer sagen, es ist leicht, über den Neid zu schelten; wichtiger wäre es zu wissen, wie man von dieser Krankheit frei werden kann. Wie können wir also von diesem   Übel   befreit   werden?   Durch   den   Gedanken,   dass   es   nicht   bloß   dem  Unzüchtigen nicht erlaubt sein sollte,  die Kirche zu betreten,  sondern ebensowenig  dem Neidischen;   ja diesem noch viel  weniger  als  dem anderen.  Jetzt  erscheint  es  allerdings   manchen   sogar als etwas Gleichgültiges;   darum   wird   es   auch   nicht  genügend beachtet. Sobald wir aber klar erkennen, dass es etwas Böses ist, werden wir auch leicht davon abstehen. Darum weine und seufze, trauere und flehe zu Gott!  

Lerne dich einer schweren Sünde schuldig fühlen und bereuen. Wenn du so gesinnt bist, dann wirst du schnell von der Krankheit befreit werden. Und wer wüßte nicht, sagst du, dass der Neid etwas Böses ist? Es ist keiner, der es nicht wüßte, und doch halten sie diese Leidenschaft nicht für so sündhaft wie Unzüchtigkeit und Ehebruch. 
Wer hat es sich denn je zur Schuld angerechnet, wenn er bitteren Neid gehegt? Wer hat   jemals  Gott   gebeten,   er  möchte  ob  dieses  Fehlers  Erbarmen mit   ihm haben?  Niemals auch nur ein einziger! Im Gegenteil, wenn er fastet und einem Armen eine kleine Münze gibt, dann mag er tausendmal neidisch sein, er wird gar nicht glauben,  etwas Böses getan zu haben,  obgleich  ihn die schlimmste aller  Leidenschaften  im  Besitz hat.  Warum  ist doch Kain so schlecht geworden? Warum Esau? Warum die Kinder des Laban? die Söhne Jakobs? Warum Kore,  Dathan und Abiron mit ihren  Anhängern? Warum Maria und Aaron, ja der Teufel selbst? 

Quelle: prophet-elias.com

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