Mittwoch, 9. April 2014

Die Anfechtungen des Bösen- aus dem Leben des heiligen Pachomius



Während sich Pachomius darin übte und das Kloster in emsiger Bereitwilligkeit zur Aufnahme einer großen Brüderschar einrichtete, da begannen die bösen Geister ihn anzufallen; der wilde Geist knirschte mit den Zähnen wider ihn und erregte gegen ihn viele Versuchungen. Er versuchte dem zu schaden, der gesichert war durch den Stab des Glaubens. Pachomius ertrug tapfer die Angriffe des Feindes und sagte fort und fort die Hauptabschnitte der Heiligen Schrift her. Wenn er oft beten und seine Knie vor Gott beugen wollte, dann bewirkten sie durch ihre eigene trügerische Gestalt, dass eine Grube vor ihm zu sehen war; denn sie sind gleich bereit, sich in so törichte und wesenlose Gebilde zu verwandeln. Er sollte so aus Furcht und Feigheit das Gebet seinem Gott nicht rein darbringen. Pachomius aber durchschaute durch die Gnade Gottes die Ränke seiner Versucher voll des Glaubens fiel er nieder auf die Knie und machte sie zuschanden, indem er Gott lobte.
Er hatte die Gewohnheit, sich manchmal über das Kloster hinaus zu entfernen in die einsameren Teile der Wüste, um dort zu beten und dann wieder dahin zurück zukehren. Wenn er dann heim ging, da gewannen ihm oft die Listigen den Weg ab, wie wenn sie ihn aufhalten wollten, sie riefen sich gegenseitig zu, wie wenn sie einen Gewaltigen vor sich hätten und sagten: "Macht Platz dem Manne Gottes!" Pachomius aber, voll Vertrauen auf den Glauben und in der Hoffnung auf Christus, den Heiland, lachte über sie, dass sie wie unnütze Hunde bellten; er hielt ihre Erscheinung für kindische Torheit und bewahrte sich seine unaufhörliche Liebe zu Gott.
Als sie die tapfere Haltung des Mannes und seine Unerschütterlichkeit sahen, da versammelten sie sich wieder gegen ihn unter großem Getöse. Und sie griffen an das Haus und taten, als ob sie es erschüttern wollten, so dass der Heilige glauben sollte, der Platz wanke in seinen Grundfesten. Er aber zitterte nicht, er schlug vielmehr die geistige Leier an, mit lauter Stimme sang er den Psalm und sprach: "Unser Gott ist eine Zuflucht und Kraft, ein starker Helfer in den Bedrängnissen. Deshalb werden wir uns nicht fürchten, wenn die Erde erschüttert wird".
Nachdem er dies gesprochen hatte, entstand plötzlich eine tiefe Stille, sie selbst aber verschwanden wie Rauch. Nach kurzer Zeit aber wie die Hunde, die zurückweichen, wenn man sie verjagt, und dann wieder ohne Scheu heran springen erschien auch der böse Geist dem Seligen, als er sich nach dem Gebet zur Arbeit nieder setzte, in der Gestalt eines riesengroßen Hahns. Er schrie heftig vor ihm und ließ fortwährend seine wilde Stimme hören. Zugleich flog er auf ihn ein und zerkratzte ihn arg mit seinen Krallen. Pachomius aber blies ihn an und bezeichnete sich mit dem Kreuzzeichen auf die Stirne und augenblicklich machte er ihn unsichtbar.
Er durchschaute in allem die Künste der Feinde und war durch die Furcht Gottes noch mehr gekräftigt gegen ihren Irrtum. Aber trotzdem ließen sie nicht ab von dem Heiligen. Da er gar aus dauernd gegen ihre Angriffe war, versuchten sie ihn wieder auf andere Weise zu täuschen.
Sie versammelten sich gemeinsam und taten, als ob sie vor ihm ein Baumblatt mit aller Kraft ziehen wollten. Sie brachten dicke Seile und banden es, erzählt er, mit aller Behutsamkeit daran fest. Sie standen dann auf beiden Seiten und riefen einander zu, das Blatt zu ziehen, als ob es ein riesengroßer Stein sei. Dies taten sie, weil sie meinten, das Herz des Heiligen zum Lachen verführen zu können, damit sie gegen ihn, wenn auch nur in dieser geringfügigen Sache, prahlen könnten.
Pachomius aber sah ihre Schamlosigkeit, er seufzte über sie zum Herrn, und sogleich verschwand ihre Schar durch die Kraft unseres Heilands Jesus Christus. Wenn er oft dasaß, um zu essen, und Gott dankte, da kamen sie wider ihn in den Gestalten von wunderbar schönen Weibern, die nackt waren und sich schamlos mit ihm nieder setzten und von den aufgestellten Speisen nehmen wollten. Und sie belästigten dabei den mutigen Kämpfer Pachomius. Dieser aber schlug die Augen des Leibes nieder und richtete seine geistigen Augen auf den Kampfordner und Schiedsrichter Christus und machte dadurch die unreinen Geister verschwinden, so dass sie nicht das Mindeste gegen ihn ausrichteten. Denn der menschenfreundliche Herr, der all den Aufrechten sagt: "Fürchtet euch nicht, denn ich bin mit euch bis an das Ende der Zeit", behütete
ihn in jeder Versuchung.
Ein anderes Mal wurde er von ihnen über die Maßen auf die Probe gestellt; sein Leib wurde heftig misshandelt, und er hatte Schmerzen vom Abend bis zum Morgen; keinen Trost hatte er, außer allein den Gedanken an Gott. Da kam ein Mönch zu ihm, um ihn zu besuchen, Hierakapollon mit Namen. Er begrüßte ihn und sprach mit ihm über die Dinge, die zum Heile führen, und er wies ihn darauf hin, dass die Ränke des Teufels zahlreich seien. Dann begann er ihm auch seine Erlebnisse zu berichten und ihm ausführlich die überaus harten Misshandlungen zu erzählen, die er von den Dämonen hatte erdulden müssen. Ihm entgegnete der Mönch: "Zeige dich als Mann und sei stark. Denn der Teufel weiß, dass er, wenn er dich sorglos trifft, vielleicht auch uns, die wir nach Kräften Nachahmer deines Kampfes sind und den größten Nutzen von dir haben, in seiner Gewalt haben wird. Deshalb greift er dich so heftig an. Halte also aus, mein Vater, mit dem Beistand des Herrn, damit du nicht auch über uns Rechenschaft ablegen musst, gleich als ob du aus Leichtsinn unterlegen wärst und uns ein Beispiel der Nachlässigkeit gegeben hättest." Als dies Pachomius gehört hatte, wurde er mit noch größerer Kraft erfüllt gegen den Feind, und er pries Gott für die Anwesenheit des Bruders und bat diesen, sie möchten sich niemals voneinander trennen. Und dieser besuchte ihn auch fortwährend.
Nach einiger Zeit ging Hierakapollon wieder seiner Gewohnheit gemäß zu ihm, er verbrachte einige Tage mit ihm zusammen und starb dann, nach dem Gebete des Pachomius in hohem Alter und in der Vollendung der Askese. Er wurde von dem Vater mit heiligen Händen bestattet unter Psalmen und Hymnen und geistlichen Gesängen im Lobpreis auf den einigen Gott.
Ein so festes Vertrauen auf Gott hatte sich Pachomius erworben und so groß war er im Glauben, dass er oft hinweg schritt über Schlangen und Skorpionen und unverletzt blieb. Der Krokodile in den Flüssen bediente er sich beständig, um auf das jenseitige Ufer zu kommen, und sie brachten ihn auch mit größter Schnelligkeit hinüber. Zum Danke nun dafür, dass ihn der Herr Christus behütete vor den Mächten, die ihm auflauerten, betete er und sprach: ,,Hochgelobt bist Du, o Herr! Denn nicht hast Du vorbei gesehen an meiner Erniedrigung und nicht hast Du zugelassen, dass meine Schwachheit in Versuchung geführt wird vom Feinde. Du bist zu Hilfe gekommen meiner Unwissenheit und hast mich belehrt über Deinen Willen. Denn ich bin niedrig und töricht. Du selbst aber hast mich mit Einsicht erfüllt gegenüber Deiner Furcht, o Herr." Wiederum sah er, wie ihm der unbezwingliche Ansturm der Dämonen im höchsten Masse bevorstand. Als tapferer und vollkommener Streiter der Wahrheit richtete er an den Herrn die Bitte, der Schlaf möge von ihm weichen, damit er Tag und Nacht, soweit es ihm möglich sei, schlaflos bleiben könne, um so seine Gegner zu überwinden nach dem Wort der Schrift: "Ich werde mich nicht abwenden, bis sie verschwinden. Ich werde sie verdrängen, und nicht werden sie standhalten können. Sie werden fallen unter meine Füße, und mit Kraft hast Du mich umgürtet zum Kriege".
Diese Bitte nun wurde dem Pachomius gewährt, und er hielt Stand in allem, wie wenn er den Unsichtbaren sähe, und befolgte ohne Unterlass seine Vorschriften. Gegen die Anfechtungen stellte er sich mutig, er verweilte in beständigem Gebete, damit bei ihm der Wille Christi geschehe und damit über ihn keine Kraft gewinne der Gedanke: Was ist es mit den weltlichen Sorgen? 

(Aus dem Leben des Hl. Pahomius)

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