Mittwoch, 16. April 2014

Die Gottesdienste während der Großen und Heiligen Woche (2. Teil)

                             

Großer Donnerstag:
 „Lass nicht die Furcht dich von Mir trennen ...“ 

Der Orthros vom Donnerstag wird am Mittwoch Abend gesungen. 
In vielen Orthodoxen Kirchen wird dieser Gottesdienst aber doch an der für ihn vorgesehenen Zeit am Donnerstag, morgens vor der Vesper und der Göttlichen Liturgie gesungen. „Am Donnerstag der Großen Woche (jetzt Mittwoch abends oder Donnerstag morgens) haben uns die heiligen Väter, die die Dinge wohl geordnet haben, die Tradition übergeben von den heiligen Aposteln über die heiligen Evangelien, vier Ereignisse zu feiern: die Fußwaschung der Jünger, die Einsetzung der Heiligen Eucharistie, das „Hohepriesterliche Gebet“ (Joh 17) und den Verrat.“ 
(Außerdem wird während des Gottesdienstes die Krankenölung zur Heilung der Seele und des Leibes zelebriert)

Vesper und Göttliche Liturgie am Donnerstag Morgen: 
Jesus hatte Seine letzten Stunden in Freiheit in der Nacht zum Donnerstag. 
Christus wusste alles was nun stattfinden würde und rief Seine Apostel zu Sich um die Heilige Eucharistie für sie und für die Kirche für immer einzusetzen. Am Ende des Monats März, der Vollmond wie eine leuchtende Laterne am Himmel und bei mildem Wetter, erfreuten sich die Einwohner von Jerusalem am Frühlingsbeginn. 
In dieser Stimmung reichte Christus Seinen Jüngern Brot und Wein als Elemente Seines Leibes und Blutes; sie sind die kostbaren Gaben, die uns überlassen wurden als Seine immerwährende Gegenwart in der Kirche. Die Einsetzung der Heiligen Eucharistie und deren Wiederholung über die Jahrhunderte, sowohl als Opfer wie als geheiligtem Ritus (Mysterium), ist (...) zusammen mit der Kreuzigung und der Auferstehung Christi, die Grundlage der Erlösung für die Christen. 

Dann folgten die Ereignisse der dramatischen letzten Stunden im Leben Christi. Nachdem Er die Füße Seiner Apostel gewaschen hatte, offenbarte Er den Verräter, stiftete die Eucharistie und verkündete das neue Gebot der Liebe zueinander. Er tröstete sie, versprach die Herabkunft des Heiligen Geistes um die Vereinigung des Menschen mit Christus zu vollenden. Sein Abschied, sagte Christus, würde ihnen und der Welt Freude bereiten. Christus nahm Seine Apostel hinaus in die milde Nacht, wo Er im hellen Licht des Vollmondes Seine Mitarbeiter von Angesicht zu Angesicht sehen konnte. In dieser geistigen Stimmung und angenehmen Umwelt zog sich Christus zum Gebet zurück. Nach Seinem „blutigen Schweiß“ 
kam der Judaskuss und Seine Gefangennahme. So wurde Er zur Quelle der geistigen und körperlichen Freiheit für die Menschheit. 
Heute wird die Basileios-Liturgie gefeiert. Während der Liturgie bereitet der Priester das „Lamm“, die Heilige Kommunion, die während des Jahres für kranke Gläubige aufbewahrt wird. Blut und Leib Christi sind während des ganzen Jahres und auf ewig in der Kirche gegenwärtig. Heute kommen die Gläubigen mit noch mehr Emotion zur Heiligen Kommunion während sie singen: „Als Teilnehmer an Deinem mystischen Abendmahl nimm mich heute auf, Sohn Gottes, denn Deinen Feinden werde ich das Mysterium nicht verraten, Dir auch nicht einen Kuss geben wie Judas, sondern wie der Räuber bekenne ich Dir: Gedenke meiner, Herr, in Deinem Reich.“ 

Großer Donnerstag Abend: 
Der Gottesdienst der heiligen Passion unseres Herrn Jesus Christus. Der Orthros des Freitagmorgens wird am Donnerstag Abend gesungen. 

Der Große Freitag feiert die heilige, rettende und ehrfurchteinflößende Passion Christi. Um uns von unseren Sünden zu erlösen, nahm Christus freiwillig bespucken, geißeln, schlagen, verlachen, spotten und den purpurnen Umhang auf sich; Schilfrohr, Schwamm, Essig, Nägel, Lanze und vor allem Kreuz und Tod. DasBekenntnis des mit Christus gekreuzigten Räubers wird gefeiert. Der Gottesdienst ist lang, aber sein Inhalt ist dramatisch und bewegt den gläubigen Christen tief im Inneren. Die Teilnahme an den Gebeten und der geschichtlichen Folge der Ereignisse, wie sie in den Evangelien und Hymnen erzählt werden, bereitet eine lebensnahe Grundlage für die noch kommenden Ereignisse. 
Die „Zwölf Evangelien“ geben die letzten Anweisungen Christi an Seine Jünger wieder, die Prophezeiung des Kreuzigungsdramas, das hohepriesterliche Gebet Christi (Joh 17) und Sein neues Gebot (Joh 13,34). Heute sollte man das „Evangelium des Testaments Christi“ lesen, das Er allen Menschen hinterlassen hat. 

Die Gottesdienste der Großen Woche geben die Ereignisse des Evangeliums wieder. 
Nach der Lesung des 5. Evangeliums kommt die Prozession mit dem Kreuz um die Kirche, während die Priester das 15. Antiphon singen: 
„Heute hängt am Kreuze Der, Der die Erde über den Wassern aufgehängt hat; mit 
einem Kranz aus Dornen wird umwunden der König der Engel. Zum Spotte wird in Purpur gehüllt, Der den Himmel mit Wolken umhüllt, Backensteiche erhält Der, Der im Jordan den Adam befreite. Mit Nägeln wird der Bräutigam der Kirche angeheftet; mit der Lanze ward durchbohrt der Sohn der Jungfrau. Wir verehren Deine Leiden, Christus; wir beten 
Deine Leiden an, Christus, wir verehren Deine Leiden, Christus. Zeige uns auch Deine 
herrliche Auferstehung.“ 

Während der Prozession kniet der gläubige Christ und betet für seine geistige Wohlfahrt und macht den Räuber am Kreuz nach, der Christus seinen Glauben bekannte. Dann geht er zum Kreuz und küsst es andächtig. 

Großer Freitag Morgen:
 „... sie warfen das Los um Mein Gewand.“ 
Nach dem Brauch der Hebräer werden die vier „königlichen Stunden“ um diese Zeit gelesen. Diese Gottesdienste bestehen aus Hymnen, Psalmen und Lesungen aus dem Alten und dem Neuen Testament und beziehen sich alle prophetisch und ethisch auf die Person Christi. In manchen Kirchen werden die „Stunden“ am Nachmittag, vor der Vesper gelesen. 

Vesper: „... Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun.“ 
Die Vesper am Freitag Nachmittag ist eine Fortsetzung der Königlichen Stunden. Während des Gottesdienstes wird in Trauer der gerade geschehenen schrecklichen Ereignisse und der Abnahme des Leibes Christi vom Kreuz gedacht. 
Wieder werden Auszüge aus dem Alten Testament zusammen mit Hymnen gelesen und noch mal die Ereignisse erzählt. Dann folgt die Kreuzabnahme und der Leib Christi wird in ein weißes Tuch gehüllt, wie es damals Josef von Arimathäa tat. Der Apostel Paulus legt dieses schreckliche Ereignis aus und ermahnt die Kirche: Denn das Wort vom Kreuz ist denen, die verlorengehen, Torheit; uns aber, die gerettet werden, ist es Gottes Kraft... Wir dagegen verkündigen Christus als den Gekreuzigten: ... Gottes Kraft und Gottes Weisheit (1Kor 1,18.23.24). 
Wenn der Priester das Evangelium vorträgt und zu der Stelle kommt: „..nahm Jesus vom Kreuz, wickelte ihn in das Tuch ...“ nimmt er den Leib Christi vom Kreuz, wickelt ihn in ein weißes Tuch (stellt das Leichentuch dar) und trägt ihn zum Altar. Der Priester singt den Trauergesang: „Als Dich Josef von Arimathäa als Toten vom Kreuz herabgenommen hatte, Dich, Christus, das Leben aller, da hat er Dir mit Balsam und mit Linnen gedient. ... 
Er rief voll Freude ... Ehre sei Deiner Erniedrigung, o Herr, Der Du Dich Selbst mit Licht wie mit einem Gewand bekleidest.“ 
Der Priester trägt dann ein Tuch auf das der Leib Christi gemalt oder gestickt ist durch die Kirche, bevor es in das Grab (den Epitaphios) legt, eine geschnitzte Bahre, die das Grab Christi darstellt. Wir werden daran erinnert, dass Christus in der Zeit, da Sein Leib im Grabe lag, in den Hades hinabstieg, um die Toten aller Zeiten vor Seiner leiblichen Geburt zu befreien. 
Der Große Freitag ist der einzige Tag im Jahr, an dem keine Göttliche Liturgie gefeiert wird. Heute sinnt der gläubige Christ in seinem Herzen nach über die Bedeutung der „Sieben letzten Worte Christi am Kreuz“ [Θεέ µου, Θεέ µου, ἱνατί µε ἐγκατέλιπες; Mein Gott, mein Gott, warum hast Du Mich verlassen?] (...)
Großer Freitag Abend – Der Lobpreis (Enkomia) Der Orthros vom Samstag Morgen wird am Freitag Abend gesungen. Er besteht aus Psalmen, Hymnen und Lesungen, die sich mit dem Tod Christi beschäftigen, als Gegenpol zu Seiner Gottheit und in der Erwartung Seiner Auferstehung. 
Eine der Hymnen erzählt: Der das All zusammenhält, wurde auf das Kreuz erhöht und die ganze Schöpfung klagt, Ihn hängen erblickend, nackt am Holz. Die gedankenschweren und gekonnt geschriebenen Oden, die der Chor singt, vergleichen das Mitleid Gottes mit der Grausamkeit der Menschen; die Macht Gottes und der Menschen moralische Schwäche. Die Oden beschreiben, wie die ganze Schöpfung zittert, als Sie Zeuge wird, wie der Schöpfer von Seinen eigenen Geschöpfen aufgehängt wird. „Die Dich ... die Schöpfung auf der Schädelstätte hangen sah, da ward sie vor Schrecken erschüttert“ (3. Ode). Die Oden greifen auch auf die Vision des Jesaia zurück, der sah „Dein liebreiches Erscheinen bei uns, Christus, o Gott, ... als Licht ohne Abend“ und ausrief: „Es werden auferstehen die Toten ... und alle, die auf der Erde wohnen, werden frohlocken“ (5. Ode). Während dieses Gottesdienstes wird der Leib Christi in einer Prozession um die Kirche getragen. In manchen Gemeinden wird der von Blumen bedeckte Epitaphios, das Grab, in der Prozession getragen. 
Die ganze Gemeinde singt vereint die drei Teile der Lobgesänge (Enkomia). 
Es gibt ca. 300, aber es werden nur ausgewählte gesungen. Danach besprengt der Priester das Grab und alle anwesenden Gläubigen mit Duftwasser. Gleichzeitig ertönt ein Lobpreis der Kreuzigung und der Auferstehung Christi, da sie die Rettung des Menschen als Ziel haben. Wir beweinen nicht mehr die Leiden des Gekreuzigten, wir beweinen nun unsere eigenen Sünden, denn wir sind fern von Gott. Diese Gottesdienste sollten eine recht persönliche Bedeut
ung haben für Buße und Umkehr und für einen starken Glauben an Gott. Christen achten am Großen Freitag auf fasten, beten, Reinheit, Gewissenserforschung, Beichte und gute Werke in Demut und Buße (..). 

Großer Samstag Morgen:
 „Steh auf, Gott, richte die Erde ...“ (Ps 81,8) 
Vesper und Göttliche Liturgie vom Samstag Abend werden am Samstag Morgen gefeiert. 
Psalmen werden gelesen und die Auferstehungshymnen gesungen, die von Christi Hinabstieg in den Hades berichten. „Stöhnend ruft heute der Hades“, so beschreibt der Hymnus die Auferstehung des Adam und die Bezwingung des Todes. 
Deshalb wird dieser Gottesdienst auch die „Erste Auferstehung“ genannt. Die meisten Lesungen des Tages sind aus dem Alten Testament über die Prophezeiungen und das Versprechen den Tod zu besiegen. Heute wird die Liturgie des Hl. Basileios gefeiert. Der Apostel Paulus mahnt die Gläubigen: „Wir wurden mit ihm begraben durch die Taufe auf den Tod; ... so sollen auch wir als neue Menschen leben“ (Röm 6,4). 

Nach der Epistel folgt der Priester dem Brauch Lorbeerblätter zu verteilen und ruft:„Steh auf, Gott, richte die Erde! Denn Du wirst Erbbesitz erhalten unter allen Völkerschaften!“. 
Anstatt des Cherubim-Hymnus wird folgender Hymnus gesungen: 
„Es schweige alles sterbliche Fleisch und stehe mit Furcht und Zittern und denke bei sich an nichts Irdisches, denn der König der Könige und der Herr der Herrscher schreitet voran, um als Opfer geschlachtet zu werden und sich hinzugeben den Gläubigen als Nahrung.“ 
Die Liturgie endet mit dem Kommunionslied: Es erwachte der Herr wie ein Schlafender und stand auf, uns zu erlösen.“ 

Oster-Sonntag, die Heilige Auferstehung Christi
Orthros und Liturgie vom Sonntag werden in der Nacht auf den Sonntag gefeiert. Mit diesem Gottesdienst beginnt die Zeit des Pentekostarions (die 50 Tage bis Pfingsten). 
Am Oster-Sonntag, d.h. am Samstag gegen Mitternacht, wird die lebenspendende Auferstehung unseres Herrn und Retters Jesus Christus gefeiert. Vorher wird die Beweinung des Grabes vom vorherigen Tag wiederholt. Der Auferstehungsorthros beginnt in völliger Dunkelheit. Der Priester nimmt Licht vom Vigillicht und gibt es den Gläubigen, die Kerzen in Händen halten. Der Priester singt: 
„Kommt nehmt das Licht vom nie verlöschenden Leben und verherrlicht Christus, Der von den Toten auferstanden ist“ und alle stimmen mit ein den diesen Hymnus, der immer wieder gesungen wird. Ab diesem Augenblick hält jeder Christ die Osterkerze in Händen, als Symbol seines lebendigen und tiefen Glaubens an die Auferstehung Jesu Christi als Retter. In vielen Kirchen führt der Priester die Leute aus der Kirche hinaus, wo er das Evangelium liest, das die Aussage des Engels enthält: „
Er ist auferstanden, Er ist nicht hier
“ (Mk 16,1-8). 
Dann kommt der Moment, da das Volk atemlos darauf wartet, dass der Priester den Auferstehungshymnus singt: „Christus ist auferstanden von den Toten, im Tod hat Er den Tod zertreten, und denen in den Gräbern, das Leben geschenkt. 
Von diesem Augenblick an, verbreitet der ganze Gottesdienst eine frohe Osterstimmung. 
Die folgenden Hymnen der Oden und Lobpreisungen der Auferstehung drücken das vorzüglich aus. Die Leute gestehen:Auferstehungstag! Lasst uns glänzen beim Volksfest und einander umarmen. Lasst uns Brüder nennen auch die, die uns hassen; verzeihen wir alles ob der Auferstehung, und so lasst uns rufen: Christus ist auferstanden von den Toten. 
Durch diesen Hymnus bekräftigen sie, dass die Nächstenliebe eine solides Fundament ist des Glaubens an die Auferstehung Christi. 
Dann beginnt die Göttliche Liturgie des Hl. Johannes Chrysostomos. Am Schluss der Liturgie wird seine Katechetische Rede verlesen, die das Volk aufruft: 
„Wer fromm ist und Gott liebt, genieße dieses schöne und leuchtende Fest. ... Niemand 
fürchte den Tod, denn befreit hat uns des Retters Tod. ... Wo ist, Tod, dein Stachel? Wo,  Hades, dein Sieg? Auferstanden ist Christus, und du bist gestürzt. ... Ihm ist die Ehre und die Macht in alle Ewigkeit.“ 


Vr. George Mastrantonis 

Ich wünsche allen eine gesegente Karwoche und eine frohe Auferstehung des Herrn!!!!!!!



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