Dienstag, 1. April 2014

Gedächtnis unserer gottgeweihten Mutter Maria der Ägypterin

Am 1. des Monats April und am 5. Sonntag der Großen Fastenzeit 

                                         

Die Hl. Maria wurde im 5. Jh. in Ägypten geboren. Im Alter von 12 Jahren verließ sie ihre Eltern, um nach Alexandria zu gehen, wo sie 17 Jahre lang in Ausschweifung und größter Sittenlosigkeit lebte.
Ihren Lebensunterhalt bestritt sie aus der Flachsspinnerei und Almosen, und obwohl keine Not sie dazu zwang wie so viele andere unglückliche Frauen, gab sie sich jedwelchem Manne hin, wie getrieben von einem unauslöschlichen Verlangen. 

Eines Tages begegnete sie einer Gruppe von libyschen und ägyptischen Pilgern, die sich zum Hafen begaben, um sich einzuschiffen ins Heilige Land. 
Sie folgte ihnen, bestieg ihrerseits das Schiff und bezahlte die Überfahrt, indem sie ihren Leib hingab. In Jerusalem angekommen, folgte sie der Menge, die sich zur Basilika der Auferstehung drängte, am Tag der Erhöhung des Kostbaren Kreuzes. Doch als sie die Schwelle erreichte, wurde sie trotz aller Bemühungen von einer unsichtbaren Kraft gehindert, das Heiligtum zu betreten, während die anderen Pilger ohne Schwierigkeit eintraten. 
Allein zurückgeblieben in einem Winkel des Außen-Narthex, begann sie zu begreifen, dass es die Unreinheit ihres Lebenswandels war, die sie hinderte, sich dem Heiligen Holz zu nähern. Da vergoss sie heiße Tränen, schlug sich an die Brust und betete mit Schmerzen zu der Ikone der Gottesmutter, die sich dort befand: „O Jungfrau und Herrin, die du Gott im Fleisch geboren hast und rein bist an Seele und Leib, ich weiß, dass ich nicht würdig bin, meine Augen zu erheben zu deinem Bild, denn befleckt wie ich bin, muss ich dir Abscheu einflößen. Doch der aus dir geborene Gott ward Mensch, um Sünder zur Umkehr zu rufen, deshalb hilf mir und erlaube mir, die Kirche zu betreten, damit ich Sein Kreuz verehre. Ich verspreche dir — sobald ich das Kreuz gesehen habe, will ich der Welt und ihren Lüsten entsagen und dem Weg des Heils folgen, den du mir zeigen wirst. 
Da spürte sie, wie jene Kraft, die sie am Betreten der Kirche gehindert hatte, von ihr wich, und sie ging und verehrte das Heilige Kreuz mit tiefer Ehrfurcht. Danach kehrte sie zur Ikone der Gottesmutter zurück, wo sie eine Stimme vernahm, die zu ihr sagte: „Wenn du den Jordan überquerst, wirst du Ruhe finden.“ Da trat sie aus der Kirche, kaufte mit dem Almosen, das sie von einem Pilger empfangen hatte, drei Brote und zog zur Stadt hinaus Richtung Jordan. Am Abend kam sie bei der Kirche des Hl. Johannes des Täufers an, wusch sich im Strom und empfing die HI.Mysterien. Dann aß sie die Hälfte eines der Brote und schlief am Ufer ein. Am anderen Tag überquerte sie den Jordan und lebte von da an in der Wüste, ganze 47 Jahre lang, ohne irgendeinem Lebewesen zu begegnen, weder Mensch noch Tier, sich am Leben erhaltend mit den kargen Früchten der Natur jener Einöde. 

In den ersten 17 Jahren hatte sie schwer zu kämpfen, nicht nur gegen Hunger, Durst, Hitze und Kälte, sondern auch gegen die heftigen Angriffe der Leidenschaften und die Erinnerung an ihre Sünden. In solchen Augenblicken der Anfechtung pflegte sie sich niederzuwerfen und die Gottesmutter anzuflehen, ihr zu helfen. Behütet von Gott, Der nur dieses eine will, nämlich dass der Sünder umkehre zu Ihm und lebe, entwurzelte sie durch ihre außergewöhnliche Askese alle Leidenschaften aus ihrem Herzen und verwandelte das Feuer der Fleischeslust in flammende Gottesliebe, die sie die unerbittliche Wüste mit Freuden ertragen ließ. 
Nach all den Jahren kam ein heiliger Greis namens Zosimas (4.4.), Mönch eines Klosters in Pälastina, in jene Wüste jenseits des Jordans, um dort wie jedes Jahr gemäß der Tradition des Hl. Euthymios (20.1.) die Große Fastenzeit im Schweigen zu verbringen. Wie er dahinging in jener Einsamkeit, sah er in der Ferne eine menschliche Gestalt, dunkelgebrannt von der Sonne, mit schneeweißem Haar. Schon lange hatte er sich gewünscht, einem jener gotttragenden Wüstenasketen zu begegnen, die fernab von allem das mönchische Leben in seiner Vollkommenheit leben, und deshalb eilte er jener Gestalt voller Sehnsucht nach. Als er sich auf Rufweite genähert hatte, bat er den Asketen um seinen Segen. Die Hl. Maria antwortete ihm, indem sie denjenigen, den sie nie gesehen hatte, mit seinem Namen nannte und ihn bat, ihr, einer Frau, seinen Mantel zuzuwerfen, damit sie ihre Nacktheit verhülle. Auf die inständige Bitte des Greises berichtete sie ihm daraufhin unter Tränen, wie sie hierher gekommen war, wie sie zuvor gelebt hatte und wie der Herr sie zur Umkehr brachte. Dann schilderte sie ihm ihr Leben in der Einsamkeit, ihren geistigen Kampf. Zosimas wunderte sich über ihre genaue Kenntnis der Hl. Schrift, die sie oft zitierte. Da versicherte sie ihm, dass sie diese nie gelesen habe. „Der Logos Gottes selbst, Der lebt und wirkt, lehrt einen Menschen dieses Wissen.“ 

Als sie fertig war mit ihrem Bericht, bat sie den Greis, ihr am Großen Donnerstag des kommenden Jahres die Göttliche Kommunion an das Ufer des Jordans zu bringen. Am besagten Tag kam der hl. Zosimas an den Strom und sah die Heilige auftauchen aus der Tiefe der Wüste. Sie schritt über die Wasser wie über festes Land, und als sie die Hl. Mysterien empfangen hatte, sagte sie: Nun entlässt Du Deine Magd, o Meister, gemäß Deinem Wort in Frieden, denn meine Augen haben Dein Heil gesehen (vgl. Lk 2,29). Dann nahm sie Abschied von Zosimas und bat ihn, übers Jahr an den Ort ihrer ersten Begegnung zu kommen. Als er zur vereinbarten Zeit dorthin kam, fand er den Leib der Heiligen mit gekreuzten Armen am Boden ausgestreckt, das Antlitz nach Osten gerichtet. Auf den Boden hatte sie ihre letzte Botschaft geschrieben:„Abba Zosimas, bestatte an diesem Ort den Leib der nichtswürdigen Maria und bete für mich. Ich starb am 1. Fermutin (ägyptischer Name des Monats April, die Hl. Maria starb im Jahr 522), in der Nacht der Passion unseres Herrn, nach dem Empfang der Göttlichen Mysterien.“ Überrascht stellte Zosimas fest, dass sie die Distanz vom Jordan bis hierher — 20 Tagesmärsche — noch am selben Tag zurückgelegt hatte. 
Ein Löwe, plötzlich von irgendwoher erschienen, half dem Hl. Zosimas mit seinen Krallen, eine Grube zu graben in den harten Boden. Nachdem der Greis die Heilige mit Ehrfurcht bestattet hatte, kehrte er in sein Kloster zurück und berichtete den Vätern über die Wunder, die Gott vollbringt für jene, die sich abwenden von der Sünde und mit ganzem Herzen umkehren zu Ihm. 

Entnommen aus: Das Synaxarion, die Leben der Heiligen der Orthodoxen Kirche, 
Band 2, März – August, Kloster des Hl. Johannes des
 Vorläufers, Chania, Kreta.

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