Mittwoch, 2. April 2014

„Herr des Friedens“ - Photis Kontoglou



Achthundert Jahre früher verkündete der Prophet Jesaja, der göttliche Eingebung besaß, dass der Messias, der geboren werden würde, ein „starker Gott, Herrscher, Herr des Friedens“ sein würde. Und als seine Prophezeiung ihre Erfüllung fand, als uns „ein Kind geboren wurde“ durch die Jungfrau, kam alsdann ein großes Engelsheer hernieder, dieser himmlischen und niemals verstummenden Sänger der Majestät Gottes, über dem Horizont von Bethlehem (erschienen sie) mit einem Mal, um zu verkünden, welches dieses paradoxe Kindlein ist. Einer von diesen (Engeln) eilt zu den Hirten und verkündet ihnen die frohe Botschaft, dass „heute ist der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr“. Die Scharen des himmlischen Heeres, mit überaus frohlockenden Stimmen und engelhafter Melodie ließen verlauten, dass dieses Kind „auf Erden“ ist „Frieden“; dass Es geschickt wurde von Seinem himmlischen Vater, um den „Frieden auf Erden“ wiederherzustellen.

Wie sehr sich wahrlich unsere Generation nach Frieden sehnt, dass muss hier nicht beschrieben werden. Nach einem Weltkrieg, der das Opfer Millionen von Leben einforderte, die sich gerade in der Blüte des Alters befanden, und der (gemeint ist der Krieg) uns solch schmerzhaften Prüfungen während der Nachkriegszeit unterzog, ist es zumindest überflüssig, über den großen Wert der Friedens zu sprechen. Genauso unsinnig wäre es, einem leidgeprüften Kranken zu beschreiben, was für ein wohltuendes Gut die Genesung und die Gesundheit darstellen.
Doch befindet sich unsere Generation wieder – wehe uns! - anstatt den heißersehnten Frieden zu genießen, nun wieder im Kriegszustand1. Ein neuer Krieg setzte sich auf ihren Brüsten ab, wie ein schwerer und bedrückender Alptraum. Hunderte von Millionen Einwohner Europas werden dazu aufgerufen, wieder Weihnachten zu feiern, nicht friedlich, sondern im Krieg. Sie sehen mit verweinten Augen und Herzen, die verbittert sind, nicht den „Frieden auf Erden“, sondern den Krieg auf Erden herrschen. Andere hunderte von Millionen Menschen sind besorgt, „kleinmütig werdend aus Furcht und Erwartung der bevorstehenden Ereignisse für die Ökumene“.
Das Paradoxeste dabei ist, dass die nicht Belesenen und sich nicht mit der Weisheit Befassenden, die Oberflächlichen und Voreingenommenen, die aus einem System heraus das Christentum Verurteilenden, auch jetzt wieder zu klagen und zu verurteilen: Wo ist denn nun euer „Frieden auf Erden“ Was ist mit dem Versprechen geschehen, dass Christus und das Christentum „auf Erden Frieden“ sein werden (so sagen sie)?
Eine Klage und ein Urteil, das unhaltbarer nicht sein könnte. Hat Europa denn jemals den Frieden Christi gewollt, so dass Er Sein Versprechen gebrochen hätte? Haben die europäischen Staaten jemals gefordert, dass ihre Beziehungen durch den Frieden Christi gekennzeichnet wären, und hat Christus Sich jemals geweigert, ihnen diesen zu geben? Haben sich diejenigen, die sich in den letzten zwei Jahrzehnten zu Friedenskongressen zusammengefunden haben, jemals wirklich nach dem Frieden Christi gesehnt, diesen jedoch nicht gefunden?
Niemals. Denn die Stellvertreter der Staaten, die ansonsten ehrenwürdige Menschen, doch dem göttlichen Werke des Friedens unwürdig sind, wollten nicht bloß Apostel sein, sondern Schöpfer des Friedens. Sie glaubten, dass das göttliche Geschenk des Friedens, welches die menschlichen Kräfte übersteigt, ein Produkt menschlicher Institutionen und Vereinbarungen und Konferenzen darstelle. Ohne die Eingebung (ohne Ausnahmen) vom Geiste des wahrhaftigen, aufrichtigen und uneigennützigen Friedens, forderten sie Frieden ein. Ohne zu Werkzeugen des „Herren des Friedens“ zu werden, des einzigen Friedensspenders, unternahmen sie den Versuch, die Friedensstifter der Welt zu werden. Ohne eine wirkliche Beziehung zu Christus und ohne die Eingebung durch Seinen Geist wollten sie Ihn im Spenden von Frieden ersetzen! (…)

Die Staaten sehnten sich niemals nach dem Frieden Christi. Sie baten vielmehr um einen Zustand erträglicher Nachbarschaft, einer jedoch dennoch so günstigen, dass zu gegebener Zeit das blutrünstige Kriegsmonster bebrütet und ausgebrütet werden konnte. Und das sind wir wieder, in einer Zeit, wo dieses Monster erneut die Innereien der Menschheit auffrisst.
Unglücklicherweise haben sich auch die Völker, die sich in ihrer Mehrzahl als christliche bezeichnen, nicht wirklich nach dem Frieden Christi gesehnt. Sie werden als Christen bezeichnet, doch ihnen bleibt Christus und Sein Frieden wesentlich fremd. Sie haben Seinen Namen angenommen, doch in der Praxis blieben sie wohl eher Götzenverehrer. In einigen Staaten wurden sie zu Verweigerern und Verfolgern Christi. Deswegen ist der Frieden, den sie wollen, nicht der Frieden Christi, aber der „Frieden der Welt“, wie ihn der Herr nannte. Das heißt, der ungestörte Genuss der materiellen Güter, die ungehinderte Freiheit in der Sünde zu leben. Beweis dafür, das Leben, das sie in den zwei Jahrzehnten führten, die zwischen den zwei Kriegen vergingen: das Leben der unvorstellbaren Verschwendung, der sündhaften Vergnügungen, des Verfalls und der Verdorbenheit. Dieser „Frieden der Welt“ gebärt unausweichlich die Bosheit; aus ihm entstehen Feindschaft, Hass, Egoismus und rassistische Unterscheidungen; er ist ein Werkzeug der Ausbeuter des Hasses und der „Todeshändler“; er führt nach kurzen Pausen erneut zu Kriegen und zum Untergang.

Wir befinden uns also gegenüber einer Welt, die zwar Frieden möchte, aber sich einer wahrhaftigen Beziehung zum Friedensspender verweigert. Sie schließt aus ihrem Leben den Herren des Friedens aus!

1 Der Text wurde am 20 Dezember 1939 verfasst, während des Zweiten Weltkrieges  


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