Donnerstag, 3. April 2014

Hl. Johannes Chrysostomos - Nichts ist stärker als die Kirche

                              
Hoch türmen sich die Wellen,  heftig braust der Sturm. Doch wir fürchten nicht, unterzugehen, stehen wir doch auf dem Fels. Mag das Meer  auch  toben, den Fels kann es nicht zerbrechen. Mögen die Wellen sich überschlagen, das Schiff Jesu können sie nicht zum Kentern bringen. Was sollten wir  fürchten, sag mir? Den Tod?  "Leben ist für mich Christus, und Sterben Gewinn"  (Phil 1,21). Das Exil?  "Dem Herrn gehört die Erde, und alles, was auf  ihr ist"  (Ps 23,1). Die Beschlagnahme von Besitztümern?  "Nichts brachten wir mit in diese Welt, und es liegt auf der Hand, dass wir auch nichts mitnehmen können, wenn wir sie verlassen"  (1 Tim 6,7).  Was die Welt erschreckt, ist mir nicht der Rede wert,woran sie sich erfreut, verspotte ich. Weder fürchte  ich die Armut, noch begehre ich Reichtum. Der Tod erschreckt mich nicht, noch auch wünsche ich zu leben, es sei denn um eures Fortschritts willen.

Deshalb erinnere ich euch an diese Dinge und bitte eure Liebe, zuversichtlich zu sein.Keiner kann uns trennen. Denn was Gott verbunden hat, vermag der Mensch nicht zu trennen. 
Wenn schon über Frau und Mann geschrieben steht:  "Daher wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhängen, und die beiden werden ein Fleisch sein. Was nun  Gott verbunden hat, das soll der Mensch nicht trennen" (Gen 2,24 / Mt 19,6), wenn somit die Ehe nicht aufgelöst werden kann, wieviel weniger noch kannst du die Kirche Gottes auflösen!(vgl.Eph 5,31-32).
Du bekämpfst sie zwar, doch du kannst Demjenigen, Den du bekämpfst, nicht schaden. Mir selbst aber verhilfst zu größerem Glanz, während du deine eigenen Kräfte erschöpfst im Kampf gegen mich, denn  "hart ist es für dich, gegen den Stachel auszuschlagen"(Apg 26,14). Du machst den Stachel damit nicht stumpf, sondern schlägst dir deine Füße blutig. 
So auch können die Wogen den Fels nicht brechen, sondern zerlösen sich in Schaum.
Es gibt nichts  Stärkeres als die Kirche, o Mensch! Laß ab vom Krieg, damit er nicht deine Kraft erschöpfe. Laß dich nicht  ein auf einen Krieg  gegen den Himmel! Wenn du einen Menschen bekriegst, wirst du entweder siegen oder besiegt werden. Führst du aber Krieg gegen die Kirche, ist Siegen für dich unmöglich. Denn Gott ist der Stärkste von allen. "Wollen wir vielleicht den Herrn herausfordern? Sind wir etwa stärker als Er?" (1 Kor 10,22).
Gott hat sie festgegründet. Wer macht sich anheischig,  sie  ins Wanken zu bringen? Ihr kennt Seine Macht nicht.  "Er schaut auf die Erde und macht sie zittern"  (Ps 103,32). Er gebietet, und was wankte,findet festen Halt. Wenn Er die Stadt stützte, die ins Wanken geraten war, ist Er dann nicht auch imstand, die Kirche zu stützen? Die Kirche ist stärker als der Himmel, denn "Himmel und Erde werden vergehen, Meine Worte aber werden nicht vergehen" (Mt 24,35). Welche Worte? "Du bist Petros  [Fels],  und auf diesen Fels will Ich Meine Kirche bauen, und die Pforten der Unterwelt werden sie nicht überwältigen" (Mt 16,18). 

Die Ohnmacht der Widersacher

Wenn du dem Wort nicht glaubst, glaub den Fakten. Wieviele Tyrannen versuchten, die Kirche zu bezwingen? Wieviele Foltern wandten sie an? Wieviele Brenneisen? 
Wieviele Glutöfen, Raubtierzähne, scharfe Schwerter? Und sie wurde nicht bezwungen. Wo sind jene, die sie bekriegten? Sie sind verstummt und dem Vergessen anheim gefallen. 
Wo ist die Kirche? Sie strahlt heller als die Sonne. Die Lampen jener sind erloschen,  die der Kirche ist unsterblich. Wenn die Wenigen damals nicht besiegt wurden, wie könnte  die Kirche jetzt besiegt werden, wo die besiedelte Erde erfüllt worden ist vom rechten Glauben? "Himmel und Erde werden vergehen, doch  Meine Worte werden nicht vergehen (Mt 24,35). 
Und das völlig zu Recht, denn Gott liebt die Kirche mehr als den Himmel. Nicht einen himmlischen Körper nahm Er an, sondern Fleisch der Kirche nahm Er an. Um der Kirche willen existiert der Himmel, nicht die Kirche um des Himmels willen. 
Deshalb laßt euch nicht erschrecken durch das, was geschehen ist. Dies macht  mir zum Geschenk: unwandelbaren Glauben.  Habt ihr nicht gesehen, wie Petrus, als er auf dem Wasser dahinschritt und ein wenig zweifelte, beinahe versunken wäre? Nicht  etwa  des heftigen Wellengangs wegen, sondern wegen der Schwäche seines Glaubens.Sind wir etwa auf Grund menschlicher Beschlüsse hier?

Hat uns etwa ein Mensch  eingesetzt, sodass auch ein Mensch absetzen könnte?
Dies sage ich nicht etwa, weil ich verzweifelt wäre, Gott bewahre, noch auch aus Arroganz, sondern um zu festigen, was bei euch erschüttert worden ist. Denn weil die Stadt  widerstand, suchte der Teufel die Kirche ins Wanken zu bringen.Du schmutziger und abscheulicher Teufel, die Mauern vermochtest du nicht zu überwinden und hoffst, die Kirche der Gläubigen ins Wanken zu bringen?Ist die Kirche etwa in Mauern?In der Vielzahl der Gläubigen ist die Kirche. Sieh wieviele feste Säulen, nicht  zusammengehalten durch Eisen, sondern verbunden durch  den Glauben!

Ich sage nicht, dass eine solche Menge mächtiger lodert als das Feuer, aber auch nicht, dass du auch nur einen einzigen von ihnen überwältigen könntest.Du weißt selbst, wieviele Wunden dir die Martyrer zugefügt haben. Oftmals trat eine zarte Jungfrau in die Arena, weicher als Wachs, und sie wurde härter als Stein. Du zerfetzest ihr zwar die Seiten, doch ihren Glauben vermochtest du ihr nicht zu nehmen. Die Kraft des Fleisches schwand dahin, doch die Macht des Glaubens ließ nicht nach. Der Körper erschöpfte sich, doch die Gesinnung wurde erneuert. Die körperliche Substanz löste sich auf, doch die Gottesfurcht blieb bestehen. Nicht eine einzige Frau besiegtest du, und du hoffst, soviel Volk zu überwältigen?
Christus ist bei mir, was sollte ich fürchten?
Hörst du nicht, was der Herr sagt: "Wo zwei oder drei vereint sind in Meinem Namen, dort bin Ich in ihrer Mitte" (Mt 18,20)? Wo aber soviel Volk in Liebe verbunden ist, da sollte Er nicht gegenwärtig sein? Ich  habe Sein Pfand. Vertraue ich etwa auf meine eigene Kraft? Ich bin im Besitz Seines verbrieften Worts. Dieses ist mein Stab, dieses ist meine Sicherheit, dieses ist mir  sturmfreier Hafen. Sollte selbst die ganze Welt in Aufruhr geraten, ich habe Sein verbrieftes Wort. Dieses lese ich. Jene geschriebenen Worte sind mir Mauer und Sicherheit. Welche sind das?  "Ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung der Welt"  (Mt 28,20).
Christus ist bei mir, was sollte ich fürchten? Selbst wenn Stürme sich erheben gegen mich, wogende Meere, der Zorn der Mächtigen -all das ist für mich geringer als Spinnengewebe. Und wäre es nicht um eurer Liebe willen, hätte ich mich nicht geweigert, schon heute wegzugehen. 
Denn allezeit sage ich:  "Herr, Dein Wille geschehe".  Nicht was dieser oder jener will, sondern was Du willst, Herr. Dies ist meine Burg, dies ist mein unverrückbarer Fels. Dies ist mein zuverlässiger Stab. Wenn Gott will, dass dies geschehe, so geschehe es. Will Er, dass ich hier sei, so ist es mir recht. Wo immer Er will, dass ich sei, ich sage Ihm Dank. 

E i n Leib sind die Getreuen in Christus

Laßt  euch von niemandem beunruhigen. Verharrt in den Gebeten. Diese Dinge hat der Teufel heraufbeschworen, um euren Eifer bei den Fürbitten zu lähmen. Doch er hat keinen Erfolg damit, finde ich euch doch im Gegenteil mit noch glühender Hingabe am Werk. Morgen werde ich zur Prozession mit euch hinausgehen. Wo ich bin, da seid auch ihr. Wo ihr seid, da bin auch ich. Wir sind  ein  Leib. Weder ist der Leib vom Haupt getrennt, noch das Haupt vom Leibe. Zwar  sind wir getrennt durch den Ort, doch vereint durch die Liebe. Nicht einmal der Tod kann uns scheiden. Denn selbst wenn mein Körper stirbt, lebt die Seele und gedenkt des Volkes. 
Ihr seid mir  Väter. Wie könnte ich euch vergessen? Ihr seid für mich Väter, ihr seid für mich Leben, ihr seid für mich Bewährung.  Denn indem ihr Fortschritte macht, bewähre ich mich. 
Deshalb ist Leben für mich der in eurem Schatz hinterlegte Reichtum. Ich bin bereit, mich tausendmal zur Abschlachtung hinzugeben um euretwillen  –womit ich keineswegs eine Gunst erweise, sondern vielmehr meine Pflicht erfülle,denn "der gute Hirte gibt sein Leben hin für die Schafe"  (Joh 10,11)  –,  ja, möge man mich tausendmal hinschlachten, mir tausendmal den Kopf abschlagen. Ein solcher Tod ist für mich Fundament der Unsterblichkeit.  Solche Anschläge sind für mich Anlaß zur Sicherheit.

Der wahre Grund seiner Verfolgung 

Werde ich etwa Geldes wegen angegriffen, damit ich  bereue? Etwa irgendwelcher Sünden wegen, damit ich Schmerz empfinde? Wegen meiner Liebe zu euch werde ich angegriffen. Weil ich alles tue, um euch in Sicherheit zu bewahren, damit keiner einbreche in die Herde, damit die Herde unversehrt bleibe. Der Gegenstand dieser Kämpfe genügt mir als Siegeskranz.  Was ist schon daran, wenn ich leide für euch? Ihr seid mir Mitbürger, ihr seid mir Väter, ihr seid mir Brüder,Kinder seid ihr mir, Glieder und Leib, ihr seid mir Licht,und zwar ein süßeres als dies Sonnenlicht. Denn was könnte mir dieser Strahl verschaffen, das eurer Liebe gleichkäme? Das Sonnenlicht ist mir nützlich im gegenwärtigen Leben, doch eure Liebe windet mir einen Kranzfür das künftige. 
All das sage ich für die Ohren von solchen, die hören. Und welche Ohren wären bereitwilliger zum Hören als die eurigen? Soviele Tage schon verharrt ihr in Nachtwachen, und keiner von euch ist erschlafft. Noch auch hat euch die Länge der Zeit weich zu machen vermocht, ebenso wenig die Einschüchterungen und Drohungen. Allem gegenüber habt ihr euch als tapfer erwiesen. Und was sage ich "als tapfer erwiesen"? Was ich von jeher für euch wollte, das habt ihr getan. Ihr habt die Dinge dieses vergänglichen Daseins verachtet,  habt  euch gelöst von der Erde und  seid hinaufgestiegen  in den Himmel. Ihr habt euch befreit von den Banden des Fleisches und euch hingestreckt zu jener seligen Philosophie.
Diese Dinge sind es, die für mich Kränze bedeuten, die mir Trost, Linderung und Balsam spenden. Sie sind mir Leben und Fundament der Unsterblichkeit. 




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