Freitag, 11. April 2014

Kloster Grabarka - der bedeutende orthodoxe Wallfahrtsort in Polen








Die Holzkirche im orthodoxen Kloster Grabarka ist von einem Meer von Holzkreuzen umgeben. Die ältesten von ihnen stammen aus dem 18. Jahrhundert. Das Kloster ist der bedeutendste orthodoxe Wallfahrtsort in Polen. Jedes Jahr pilgern tausende orthodoxe Gläubige nach Grabarka und lassen in dem Kloster rund 10 km östlich von Siemiatycze Holzkreuze zurück. Im Laufe der Jahrhunderte ist auf diese Weise ein undurchdinglicher Dschungel aus Holzkreuzen entstanden. Große und kleine Kreuze, verwitterte und kunstvoll verzierte.






Die Holzkirche ist alt und doch neu. 1991 ist die alte Kirche abgebrannt. 
"Brandstiftung", behauptet ein Reiseführer.
 "Der Täter oder die Täter konnten nicht gefunden werden." 
Das Kloster hat die Kirche mit großem finanziellen Aufwand originalgetreu wieder aufgebaut. Das Hauptportal ist kunstvoll mit Kupfer beschlagen, genauso wie das Dach.
Die Augen gewöhnen sich nur mit Mühe an das Dunkel im Inneren der Kirche, deren blaue Wände mit kunstvollen Malereien geschmückt sind. Das schummrige Licht von Kerzen lässt die goldene Front der Ikonostase leuchten. Eine junge Nonne in dunklem Gewand mustert kritisch eine Besucherin und verlangt von ihr, dass sie die bloßen Schultern bedeckt. Sie ist eine von 20 Nonnen, die im Kloster leben. Das Kloster von Grabarka ist weitläufig, steht auf einem mit Kiefern bewachsenen Hügel, dem Heiligen Berg, und ist von einer weißen Mauer umgeben. Die Nonnen leben in einfachen Holzhäusern. 


Seit 1947 leben sie im Kloster Grabarka. Vor dem II. Weltkrieg gab es zahlreiche orthodoxe Klöster in Polen. Ein Teil von ihnen liegt heute auf dem Gebiet Weißrusslands und der Ukraine. Die Klöster auf dem Gebiet des Nachkriegspolens wurden nach Kriegsende geschlossen. Lediglich hier in Grabarka erlaubte der Staat die Gründung eines orthodoxen Klosters.
Die Ruhe des idyllisch gelegenen Ortes wird jedes Jahr am 19. August (6. August) gestört, dem Fest der Verklärung Christi (Przemienienia Panskiego, Spasa).


Dann kommen tausende Pilger aus Polen, der Ukraine und Weißrussland hierher, um ihr Glaubensbekenntnis zu erneuern. Sie bringen kleine und große Kreuze mit, in die ihre Wünsche geritzt sind. Bevor sie den heiligen Berg von Grabarka besteigen, waschen sie mit einem weißen Tuch ihre Körperteile. Das Wasser der Quelle soll vor Krankheiten schützen. Im 18. Jahrhundert - weiß die Legende zu berichten - soll das Wasser die Quelle die Menschen vor der Cholera bewahrt haben. Die weißen Tücher, die das Kranke aufgenommen haben, lassen sie an der Quelle liegen oder hängen sie in die Bäume. Später verbrennen die Nonnen sie. Nach der rituellen Reinigung besteigen die Pilger - zum Teil auf Knien - den Heiligen Berg. Den ganze Nacht vom 18. auf den 19. August beten sie und singen heilige Lieder.  

(Text Barbara Woyno/Frank Hilbert)

                                

Grabarka liegt nur wenige Kilometer östlich von Siemiatycze. Die Anfänge des Kultes auf dem Heiligen Berg reichen in das 12. Jahrhundert zurück und stehen in Zusammenhang mit der Ikone des Spas Izbavnik (Christerlöser). 
Diese wurde hier der Legende nach vor den heranreitenden tartarischen Horden versteckt. Die Ikone ging verloren, die Erinnerung an sie und den anfänglichen Kult blieb aber. Der Überlieferung zufolge wurde Grabarka durch ein Wunder berühmt, das sich hier zur Zeit der Choleraepidemie im 18. Jahrhundert zugetragen haben soll. Die dezimierte Bevölkerung Podlachiens soll sich damals zum Heiligen Berg Grabarka begeben haben, um dort Rettung zu finden. Nachdem die Gläubigen aus Siemiatycze angekommen waren und ein Kreuz aufgestellt hatten, kam es zum Wunder: Die Leute begannen langsam zu genesen und niemand starb mehr. Nachdem die Epidemie verebbt war, wurde hier eine Kirche errichtet, die zunächst den unierten und dann den orthodoxen Christen der Umgebung als Gotteshaus diente.
Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand neben der Kirche auf Grabarka das einzige orthodoxe Frauenkloster Polens. Die Kirche brannte 1990 aus und wurde einige Jahre später wiederaufgebaut. Gegenwärtig ist Grabarka die wichtigste orthodoxe Kultstätte in ganz Polen.
Der Heilige Berg wird auch Berg der Kreuze genannt. Gläubige haben im Laufe der Zeit hier zahlreiche Votivkreuze aufgestellt. Man schätzt ihre Zahl momentan auf etwa 10.000 Exemplare.
http://www.grabarka.pl/

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