Samstag, 12. April 2014

PALMSONNTAG


Das Troparion zum Fest des Palmsonntags (4. Ton): 
Mit Dir, Christus unser Gott, durch die Taufe begraben, wurden wir durch Deine 
Auferstehung unsterblichen Lebens gewürdigt. Wir singen in Hymnen Dir zu: 
Hosanna in den Höhen! Gesegnet sei, der da kommt im Namen des Herrn!

Das Kondakion zum Fest des Palmsonntags (6. Ton): 
Sitzend im Himmel auf einem Thron, 
hinieden auf einem Esel, Christus, Gott, 
empfange das Lob der Engel und die 
Hymnen der Kinder, die da rufen: Gesegnet bist du, 
der da kommt, um Adam heimzurufen. 

Die Epistel zum Fest des Palmsonntags: 
Prokimenon: Gesegnet sei, der da kommt im Namen des Herrn! 
Danket dem Herrn, denn er ist gut!
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Philipper (Phil 4: 4-9)

Brüder, freuet euch allezeit im Herrn; nochmals sage ich, freuet euch! Euer Edelsinn werde kund allen Menschen. Der Herr ist nahe! Seid nicht ängstlich besorgt, sondern lasst bei all 
eurem Beten und Flehen eure Anliegen mit Danksagung offenbar werden vor Gott. Und der Friede Gottes, der alles Begreifen übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken behüten in Christus Jesus! Im übrigen, Brüder, was wahr ist, was ehrbar, was gerecht, was rein, was liebenswert, was ansprechend ist, was es an Tugend und löblichen Dingen gibt, darauf richtet eure Gedanken, Und was ihr gelernt habt und empfangen, gehört und gesehen habt an mir, das tut, und der Gott des Friedens wird mit euch sein.

Das Evangelium zum Fest des Palmsonntags: (Joh 12: 1-18)
Sechs Tage nun vor dem Pascha kam Jesus nach Bethanien, wo Lazarus war, den Jesus auferweckt hatte von den Toten. Man bereitete ihm dort ein Mahl, und Martha bediente; Lazarus aber war einer von denen, die mit ihm zu Tisch waren. Maria aber nahm ein Pfund echten, kostbaren Nardenöls, salbte die Füße Jesu und trocknete mit ihren Haaren seine Füße; das Haus wurde erfüllt vom Dufte des Salböls. Da sagte Judas Iskariot, einer von seinen Jüngern, der ihn verraten sollte: „Warum hat man dieses Salböl nicht verkauft um dreihundert Dinare und den Armen gegeben?“ Das sagte er aber nicht, weil ihm etwas an den Armen lag, sondern weil er ein Dieb war und als Kassenführer das, was eingelegt wurde, wegnahm. Da sprach Jesus: „Lass sie! Sie sollte es für den Tag meines Begräbnisses aufbewahren. Denn die Armen habt ihr allezeit bei euch; mich aberhabt ihr nicht allezeit.“ Es erfuhr nun das zahlreiche jüdische Volk, dass er dort sei, und sie kamen, nicht allein Jesu wegen, sondern um auch den Lazarus zu sehen, den er auferweckt hatte von den Toten. 
Die Hohenpriester aber gingen mit dem Gedanken um, auch den Lazarus zu töten, weil viele von den Juden seinetwegen hingingen und an Jesus glaubten .Als am folgenden Tag das zahlreich zum Fest gekommene Volk vernahm, Jesus komme nach Jerusalem, nahmen sie Palmzweige, zogen ihm entgegen und riefen: „Hosanna! Gesegnet sei, der da kommt im Namen des Herrn, und der König von Israel.“ Jesus aber fand einen jungen Esel und setzte sich darauf, wie geschrieben steht: „Fürchte dich nicht, Tochter Sion! Siehe, dein König kommt, sitzend auf einem Eselsfüllen.“ Dies verstanden seine Jünger zunächst nicht; als aber Jesus verherrlicht war, dachten sie daran, dass dies von ihm geschrieben war und dass sie ihm dies getan hatten. Das Volk aber, das bei ihm war, als er den Lazarus aus dem Grabe rief und von den Toten erweckte, legte davon Zeugnis ab. Deswegen zogen ihm auch die Scharen entgegen, weil sie gehört hatten, dass er dieses Zeichen getan habe. 

HOMILIE ZUM PALMSONNTAG
Der triumphale Einzug Jesu in Jerusalem
Diese wichtige Passage wird uns durch die vier Evangelisten erzählt (Lk 19,29-44; Mk 11,1-11; Mt 21,1-15; Joh 12,12-19).

Das Pascha nahte, und die Juden kamen nach Jerusalem, um das Fest zu feiern. Sie fragten sich, ob Jesus dorthin kommen würde, da die Pharisäer und Priester entschieden hatten, ihn sterben zu lassen, und angeordnet, dass, wer immer wisse, wo er sich aufhält, es melden solle, damit man seiner habhaft werde. Doch Christus und seine Jünger gingen nach Jerusalem hinauf. Als die Zwölf um ihn versammelt sind, kündigt Jesus ihnen an, was geschehen wird: „Wir gehen jetzt nach Jerusalem hinauf; dort wird der Menschensohn den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten ausgeliefert; sie werden ihn zum Tod verurteilen und den Heiden übergeben; sie werden ihn verspotten, anspucken, geißeln und töten. Aber nach drei Tagen wird er auferstehen“ (Mk 10,33-34). Während sie sich Jerusalem nähern, schickt Jesus zwei seiner Jünger voraus, einen Esel, „auf dem noch nie ein Mensch gesessen hat“, loszubinden, und auf diesem bescheidenen Reittier wird Christus seinen Einzug in die Hauptstadt halten.
Die Menge kommt ihm entgegen, breitet ihre Kleider auf seinem Weg aus, nimmt Palmzweige und jubelt dem Messias, dem König Israels, zu: „Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn! Hosanna in der Höhe!“ Der heilige Lukas berichtet, dass einige von einer solchen Kundgebung beunruhigte Pharisäer von Jesus verlangen, „bring deine Jünger zum Schweigen“. Aber er weigert sich: „Ich sage euch: Wenn sie schweigen, werden die Steine schreien“ (Lk 19,39-40). Er nimmt also die Ovation der Menge entgegen, er provoziert sie sogar in gewisser Weise, indem er sich als jener präsentiert, den der Prophet Sacharja angekündigt hatte: „Sieh, dein König kommt zu dir. Er ist gerecht und hilft; er ist demütig und reitet auf einem Esel, auf einem Fohlen, dem Jungen einer Eselin“ (Sach 9,9). Diese Schlichtheit muss denen, die ihm zujubeln, klarmachen, dass der Messias nicht gekommen ist, um die zeitliche Herrschaft seines Vorfahren Davids wieder zu errichten. Er weint über Jerusalem: Es wird zerstört werden, weil es die Friedensbotschaft des Herrn nicht verstanden hat. 

Die Menge sah einen Mann auf dem Rücken eines Esels in das irdische Jerusalem eintreten, wo dieser Mann gekreuzigt werden wird. Die Kirche erkennt in ihm den Sohn Gottes, der in das himmlische Jerusalem tritt, um dort zu herrschen; deshalb singt sie am Tag nach Palmsonntag 
(Morgengottesdienst des heiligen Montags, 1. Sticheron):
Als der Herr zum freiwilligen Leiden schritt... Kommt nun, lasst auch uns, mit geläuterten Sinnen mit ihm gehen, mit ihm uns kreuzigen und um seinetwillen den Lüsten des Lebenssterben, damit auch wir mit ihm leben und ihn rufen hören:
Nicht mehr in das irdische Jerusalem, um zu leiden, sondern zu meinem Vater und 
eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott, gehe ich hinauf; und ich werde euch mit 
erhöhen ins obere Jerusalem, im himmlischen Reich.

Deshalb auch verbinden wir bei jeder Göttlichen Liturgie in einem einzigen Lobgesang den Gesang der Engel, der sechsflügeligen Cherubim und Seraphim, die Gott auf seinem Thron zujubeln - heilig, heilig, heilig, Herr Sabaoth; erfüllt sind Himmel und Erde von deiner Herrlichkeit“ - mit dem Gesang der Kinder von Jerusalem‚ die Jesus auf seinem Esel zujubeln - „Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn! Hosanna in der Höhe“ - und zeigen so, dass wir diesen mit jenem, Jesus von Nazareth mit dem Gott der himmlischen Scharen identifizieren. Dieser triumphale Einzug Christi in Jerusalem deutet seinen endgültigen Triumph über den Tod an: „Jetzt wird Gericht gehalten über diese Welt; jetzt wird der Herrscher dieser Welt hinausgeworfen werden. Und ich, wenn ich über die Erde erhöht bin, werde alle zu mir ziehen“ (Joh 12,31-32). Jesus kündigt auf diese Weise denen, die ihn umgeben, seine Verherrlichung durch seinen Tod an: Die Erhöhung auf das Kreuz wird das Zeichen und das Mittel der Erhöhung in die Herrlichkeit sein. Der Tod Christi am Kreuz befreit die Menschen von der Tyrannei Satans, seine Auferstehung nimmt sie mit ihm in die Herrlichkeit „Mit dir in die Taufe begraben, Christus unser Gott, würdig gemacht des unsterblichen Lebens durch deine 
Auferstehung, singen wir dir: Hosanna in der Höhe. Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn.“ Die Menge, die ihrem Retter in Jerusalem zujubelt, die Gläubigen von heute, die den Herrn loben, wird durch den gleichen Elan getragen, sie sehen in Jesus das Licht, das die Finsternis erhellt. Jesus sagt seinen Jüngern: „Solange ihr das Licht bei euch habt, glaubt an das Licht, damit ihr Söhne des Lichts werdet“ (Joh 12,36).
Doch der Mensch bleibt frei, seinen Retter zu erkennen oder nicht. Er folgt ihm nicht aus Angst oder aus Zwang, sondern aus der freien Zustimmung seiner Liebe. Das erklärt, warum in Jerusalem selbst diejenigen, die Zeugen des Wunders Jesu, der Auferweckung des Lazarus, des triumphalen Einzugs in Jerusalem waren, nicht alle an ihn glauben (Joh 12,37-41): Der Glaube ist keine Sache von „Beweisen“, sondern von Freiheit und Liebe.
Die Evangelien zeigen uns, wie sich in diesen Tagen, die der Passion vorausgehen, das jüdische Volk in jene teilt, die den Tod Jesu planen, und jene, die ihn als Messias oder Christus erkennen und verehren und die einige Jahre später die Bezeichnung „Christen“ erhalten werden. Dies wird deutlich in der Episode der Salbung in Betanien.


(aus: GOTT IST LEBENDIG – ein Glaubensbuch der orthodoxen Kirche, Theophano Verlag Münster, 2002.)
http://www.rum-orthodox.de/



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