Freitag, 29. November 2013

Der heilige Neumärtyrer Philoumenos vom Jakobsbrunnen

Im Tal zwischen den Bergen Gerizim und Ebal lag einst der Ort Shechem oder Sichem. An dieser Stelle befindet sich noch immer der Jakobsbrunnen und das griechisch-orthodoxe Kloster der heiligen Photini. In der biblischen Tradition wird der Ort zweimal bezeichnet. Einmal (Genesis 33:19) kauft Jakob bei Sichem jenes Grundstück, auf dem sein Lieblingssohn Josef später begraben wird. Nach dem Johannesevangelium hat er an dieser Stelle auch einen Brunnen gegraben. Im 5. Buch Mose wird Israel auch als „Quelle Jakobs“ bezeichnet.

Im Johannesevangelium wird geschildert, wie Jesus am Jakobsbrunnen bei Sichar einer Samariterin begegnet. In dem theologischen Gespräch zwischen den beiden bezeichnet Jesus sich als „lebendiges Wasser“ und offenbart ihr ihre Sünden und Sich Selbst als Messias. Diese Samariterin war die spätere Photini oder Photina, die apostelgleiche Heilige.
Heute befindet sich dort die Stadt Nablus. Der heilige Neumärtyrer Philoumenos war der Hüter des griechisch-orthodoxen Klosters der heiligen Photini, zu dem auch der Jakobsbrunnen gehört.

Doch hier zunächst einige Informationen über sein Leben:
Der Neumärtyrer wurde um 1913 im Orounto auf Cypern, als Sophokles Orountiotis und Zwillingsbruder des späteren Archimandriten Elpidios Hasapis, und als Sohn des frommen Bäckers und Gastwirtes George Hasapis und seiner ebenso frommen Frau Magdalene geboren. Seine Großmutter war eine gottgesegnete Frau, die ihn in den Glauben einführte und ihm die orthodoxe, und, man könnte sogar meinen, monastische Lebensart beibrachte. Von Kind an lernte er zu beten, zu fasten, die Kirche regelmäßig zu besuchen und in den Heiligen Schriften und Heiligenviten zu lesen. Ihm gefiel das Leben des heiligen Ioannis (oder Johannes) des Kalyviten sehr (Anm.: wie auch dem heiligen Porphyrios). Ihn hatte er sich zu seinem Vorbild gewählt, so dass in ihm der Wunsch entfachte, die „Welt“ zu verlassen und als Mönch zu leben. Im Sommer des Jahres 1927 verließ er mit seinem Bruder Alexandros (dem späteren Priestermönch Elpidios) gemeinsam das Elternhaus und ließ sich zunächst im Kloster von Stavrovouni (Zypern) nieder, wo er fünf Jahre im Gehorsam verbrachte.

Um 1934, nach einer Eingebung Gottes, reisten die Zwillingsbrüder nach Jerusalem. Dort besuchte der Heilige das Gymnasium. Im dritten Jahr wurde er zum Mönch auf den Namen Philoumenos und ein paar Monate später zum Diakon geweiht. Um 1943 erhielt er die Priesterweihe und sechs Jahre später wurde er zum Archimandriten ernannt. Bis zu seinem Märtyrertod diente er in verschiedenen Pilgerstätten im Heiligen Land. Sein letzter Dienst sollte das Hüten der Pilgerstätte des Jakobsbrunnens sein. Er kümmerte sich liebevoll um die Erhaltung der Pilgerstätte, aber auch um die unzähligen Menschen, die entweder als Pilger kamen, oder als Touristen, oder aber auch nur, weil sie bedürftig waren. Alle hatten ihn liebgewonnen und respektierten ihn als einen Mann Gottes, der zwar ein wahrer Knecht Christi war, aber wenn er zur Hilfe eilen musste, keine Unterschiede kannte. Er hatte auch den Ruf eines ausgezeichneten Geistlichen Vaters und Priestermönchs. Sein Leben war einfach und demütig, und er führte es nach den strengen Regeln des Mönchslebens, die er zuerst in Stavrovouni gelernt hatte. Insbesondere fastete er sehr streng, aß nur das notwendigste; ebenso unnachgiebig zeigte er sich in der Abfolge der Gebete und Gottesdienste, die er nach bestem Wissen und Gewissen abhielt. Er hielt es für besonders wichtig, den Ablauf der Gottesdienste mit Genauigkeit einzuhalten.

Das Lesen von heiligen Schriften war ihm lieb und wichtig, deswegen war er theologisch sehr bewandert. Wenn Pilger kamen, trug er ihnen oft Abschnitte aus geistlichen Büchern vor. Die Kirche von Jerusalem wollte ihm ein Theologiestudium ermöglichen, damit er später ein höheres Amt bekleiden konnte; doch er verneinte stets, dankbar aber entschieden. Sein einziger Ehrgeiz bestand darin, seine Seele zu retten, das jeweilige Kloster würdig zu vertreten und ein guter Mönch zu sein.

Die letzte Pilgerstätte, zu der er berufen wurde, war der Jakobsbrunnen (das Kloster der heiligen Photini). Dort hatte er täglich mit fanatischen Juden zu kämpfen, die ihn immer wieder dazu aufforderten, das Kreuz und die Ikonen aus der Kirche des Brunnens zu entfernen (der Jakobsbrunnen wird auch von den Juden als Pilgerstätte geehrt). Oftmals drohten sie damit, ihn zu töten, wenn er den Ort nicht verließe, doch er hatte die endgültige Entscheidung gettroffen, die heilige Stätte nicht zu verlassen und sich den feindlichen Drohungen nicht zu beugen, was immer auch geschehen mochte!

Am späten Nachmittag des 29. Novembers 1979 schlichen sich während eines Unwetters Unbekannte in die Kirche hinein und stürzten sich auf den heiligen Priestermönch. Sie schlugen unbarmherzig immer wieder mit einer Axt auf sein Gesicht, seine Hände und seine Beine ein (36 Axthiebe in Kreuzform). Sie rissen ihm ein Auge heraus und schnitten ihm die drei Finger ab, mit denen wir uns bekreuzigen. Dann ließen sie ihn blutüberströmt liegen und schändeten die Kirche. Zuletzt zündeten sie eine Handgranate und liefen davon. Durch die Handgranate wurde das Innere der Kirche fast vollkommen zerstört. Zur gleichen Zeit hörte sein geliebter Zwillingsbruder Elpidios eine innere Stimme, die zu ihm sagte: „Bruder, man tötet mich, so dass der Ruhm bei Gott sei. Ich bitte dich, sei nicht außer dir vor Ärger“.
Der Leichnam, oder besser die Reliquie des Heiligen, wurde nach Tel Aviv zur Nekropsie gebracht und obwohl die Brüder des Patriarchates seinen Körper erst fünf Tage nach dem gewaltsamen Tod zurückerhielten, war er weich und beweglich als wenn er lebendig wäre (Anm.: ein besonderes Merkmal der Mönche, Nonnen und Heiligen nach ihrem irdischen Tod).

Die Bestattung fand in der Kirche der heiligen Thekla statt und sein Grab befindet sich auf dem Hügel Zion. Vier Jahre ungefähr nach dem Tod des Märtyrers, sollten seine Gebeine exhumiert werden, doch als man das Grab öffnete erblickte man ein Wunder Gottes: Sein Körper war unversehrt und verströmte Wohlgeruch. Das Grab wurde wieder geschlossen und um 1984 wieder geöffnet. Wieder war sein Körper fast unversehrt geblieben. Man brachte ihn den Altarraum der Kirche von Zion. Am Ort seines Martyriums wurde vor einiger Zeit eine größere Kirche errichtet, die u.a. dem heiligen Philoumenos gewidmet ist (auch der heiligen Photini und dem heiligen Justin). Dorthin brachte man auch seine heiligen Gebeine, wo sie ihren vorerst letzten Ruheort haben. Am 29 November 2009 ist Philoumenos vom Patriarchat von Jerusalem auch offiziell heiliggesprochen worden, nachdem er nach zahlreichen Zeichen und für das Volk bereits als Heiliger verehrt wurde. Vor allem Orthodoxe, aber auch Christen anderer Konfessionen und selbst Andersgläubige besuchen die Kirche und beten um seinen Beistand.

Sein Nachfolger am Jakobsbrunnen, Vater Justin, finanzierte auch den Bau der neuen Kirche. Der heilige Philoumenos ist ihm oft erschienen, um ihn vor Übergriffen zu warnen und hat ihm damit mehrmals das Leben gerettet. Einmal erschien er ihm und warnte ihn vor einer Bombe. Tatsächlich befand sie sich im Kirchenraum. Archimandrit p. Justin verständigte die Polizei, die sie daraufhin entfernte, bevor sie detonieren konnte. Die gewalttätigen Übergriffe setzten sich bis heute fort.
Es wird von zahlreichen Wundern berichtet, die durch die Fürbitten des Neumärtyrers geschehen.

Mögen wir auch deine innigen Fürbitten haben, heiliger Märtyrer Philoumenos!



Übersetzung: Alexia Ghika- Kyriazi

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