Im
Tal zwischen den Bergen Gerizim und Ebal lag einst der Ort Shechem
oder Sichem. An dieser Stelle befindet sich noch immer der
Jakobsbrunnen und das griechisch-orthodoxe Kloster der heiligen
Photini. In der biblischen Tradition wird der Ort zweimal bezeichnet.
Einmal (Genesis 33:19) kauft Jakob bei Sichem jenes Grundstück, auf
dem sein Lieblingssohn Josef später begraben wird. Nach dem
Johannesevangelium hat er an dieser Stelle auch einen Brunnen
gegraben. Im 5. Buch Mose wird Israel auch als „Quelle Jakobs“
bezeichnet.
Im
Johannesevangelium wird geschildert, wie Jesus am Jakobsbrunnen bei
Sichar einer Samariterin begegnet. In dem theologischen Gespräch
zwischen den beiden bezeichnet Jesus sich als „lebendiges Wasser“
und offenbart ihr ihre Sünden und Sich Selbst als Messias. Diese
Samariterin war die spätere Photini oder Photina, die apostelgleiche
Heilige.
Heute
befindet sich dort die Stadt Nablus. Der heilige Neumärtyrer Philoumenos war der
Hüter des griechisch-orthodoxen Klosters der heiligen Photini, zu
dem auch der Jakobsbrunnen gehört.
Doch
hier zunächst einige Informationen über sein Leben:
Der
Neumärtyrer wurde um 1913 im Orounto auf Cypern, als Sophokles
Orountiotis und Zwillingsbruder des späteren Archimandriten Elpidios
Hasapis, und als Sohn des frommen Bäckers und Gastwirtes George
Hasapis und seiner ebenso frommen Frau Magdalene geboren. Seine
Großmutter war eine gottgesegnete Frau, die ihn in den Glauben
einführte und ihm die orthodoxe, und, man könnte sogar meinen,
monastische Lebensart beibrachte. Von Kind an lernte er zu beten, zu
fasten, die Kirche regelmäßig zu besuchen und in den Heiligen
Schriften und Heiligenviten zu lesen. Ihm gefiel das Leben des
heiligen Ioannis (oder Johannes) des Kalyviten sehr (Anm.: wie auch
dem heiligen Porphyrios). Ihn hatte er sich zu seinem Vorbild
gewählt, so dass in ihm der Wunsch entfachte, die „Welt“ zu
verlassen und als Mönch zu leben. Im Sommer des Jahres 1927 verließ
er mit seinem Bruder Alexandros (dem späteren Priestermönch
Elpidios) gemeinsam das Elternhaus und ließ sich zunächst im
Kloster von Stavrovouni (Zypern) nieder, wo er fünf Jahre im
Gehorsam verbrachte.
Um
1934, nach einer Eingebung Gottes, reisten die Zwillingsbrüder nach
Jerusalem. Dort besuchte der Heilige das Gymnasium. Im dritten Jahr
wurde er zum Mönch auf den Namen Philoumenos und ein paar Monate
später zum Diakon geweiht. Um 1943 erhielt er die Priesterweihe und
sechs Jahre später wurde er zum Archimandriten ernannt. Bis zu
seinem Märtyrertod diente er in verschiedenen Pilgerstätten im
Heiligen Land. Sein letzter Dienst sollte das Hüten der Pilgerstätte
des Jakobsbrunnens sein. Er kümmerte sich liebevoll um die Erhaltung
der Pilgerstätte, aber auch um die unzähligen Menschen, die
entweder als Pilger kamen, oder als Touristen, oder aber auch nur,
weil sie bedürftig waren. Alle hatten ihn liebgewonnen und
respektierten ihn als einen Mann Gottes, der zwar ein wahrer Knecht
Christi war, aber wenn er zur Hilfe eilen musste, keine Unterschiede
kannte. Er hatte auch den Ruf eines ausgezeichneten Geistlichen
Vaters und Priestermönchs. Sein Leben war einfach und demütig, und
er führte es nach den strengen Regeln des Mönchslebens, die er
zuerst in Stavrovouni gelernt hatte. Insbesondere fastete er sehr
streng, aß nur das notwendigste; ebenso unnachgiebig zeigte er sich
in der Abfolge der Gebete und Gottesdienste, die er nach bestem
Wissen und Gewissen abhielt. Er hielt es für besonders wichtig, den
Ablauf der Gottesdienste mit Genauigkeit einzuhalten.
Das
Lesen von heiligen Schriften war ihm lieb und wichtig, deswegen war
er theologisch sehr bewandert. Wenn Pilger kamen, trug er ihnen oft
Abschnitte aus geistlichen Büchern vor. Die Kirche von Jerusalem wollte ihm ein Theologiestudium ermöglichen, damit er später ein höheres Amt bekleiden konnte; doch er
verneinte stets, dankbar aber entschieden. Sein einziger Ehrgeiz
bestand darin, seine Seele zu retten, das jeweilige Kloster würdig
zu vertreten und ein guter Mönch zu sein.
Die
letzte Pilgerstätte, zu der er berufen wurde, war der Jakobsbrunnen
(das Kloster der heiligen Photini). Dort hatte er täglich mit
fanatischen Juden zu kämpfen, die ihn immer wieder dazu
aufforderten, das Kreuz und die Ikonen aus der Kirche des Brunnens zu
entfernen (der Jakobsbrunnen wird auch von den Juden als Pilgerstätte
geehrt). Oftmals drohten sie damit, ihn zu töten, wenn er den Ort
nicht verließe, doch er hatte die endgültige Entscheidung gettroffen, die heilige
Stätte nicht zu verlassen und sich den feindlichen Drohungen nicht
zu beugen, was immer auch geschehen mochte!
Am
späten Nachmittag des 29. Novembers 1979 schlichen sich während eines Unwetters Unbekannte
in die Kirche hinein und stürzten sich auf den heiligen Priestermönch. Sie
schlugen unbarmherzig immer wieder mit einer Axt auf sein Gesicht, seine Hände
und seine Beine ein (36 Axthiebe in Kreuzform). Sie rissen ihm ein
Auge heraus und schnitten ihm die drei Finger ab, mit denen wir uns
bekreuzigen. Dann ließen sie ihn blutüberströmt liegen und
schändeten die Kirche. Zuletzt zündeten sie eine Handgranate und
liefen davon. Durch die Handgranate wurde das Innere der Kirche fast
vollkommen zerstört. Zur gleichen Zeit hörte sein geliebter
Zwillingsbruder Elpidios eine innere Stimme, die zu ihm sagte:
„Bruder, man tötet mich, so dass der Ruhm bei Gott sei. Ich bitte
dich, sei nicht außer dir vor Ärger“.
Der
Leichnam, oder besser die Reliquie des Heiligen, wurde nach Tel Aviv
zur Nekropsie gebracht und obwohl die Brüder des Patriarchates
seinen Körper erst fünf Tage nach dem gewaltsamen Tod
zurückerhielten, war er weich und beweglich als wenn er lebendig
wäre (Anm.: ein besonderes Merkmal der Mönche, Nonnen und Heiligen
nach ihrem irdischen Tod).
Die
Bestattung fand in der Kirche der heiligen Thekla statt und sein Grab
befindet sich auf dem Hügel Zion. Vier Jahre ungefähr nach dem Tod
des Märtyrers, sollten seine Gebeine exhumiert
werden, doch als man das Grab öffnete erblickte man
ein Wunder Gottes: Sein Körper war unversehrt und verströmte
Wohlgeruch. Das Grab wurde wieder geschlossen und um 1984 wieder
geöffnet. Wieder war sein Körper fast unversehrt geblieben. Man
brachte ihn den Altarraum der Kirche von Zion. Am Ort seines
Martyriums wurde vor einiger Zeit eine größere Kirche errichtet,
die u.a. dem heiligen Philoumenos gewidmet ist (auch der heiligen
Photini und dem heiligen Justin). Dorthin brachte man auch seine
heiligen Gebeine, wo sie ihren vorerst letzten Ruheort haben. Am 29
November 2009 ist Philoumenos vom Patriarchat von Jerusalem auch offiziell
heiliggesprochen worden, nachdem er nach zahlreichen Zeichen und für das Volk bereits als Heiliger verehrt wurde. Vor allem Orthodoxe, aber auch Christen
anderer Konfessionen und selbst Andersgläubige besuchen die Kirche
und beten um seinen Beistand.
Sein
Nachfolger am Jakobsbrunnen, Vater Justin, finanzierte auch den Bau
der neuen Kirche. Der heilige Philoumenos ist ihm oft erschienen, um ihn vor
Übergriffen zu warnen und hat ihm damit mehrmals das Leben gerettet.
Einmal erschien er ihm und warnte ihn vor einer Bombe. Tatsächlich befand sie
sich im Kirchenraum. Archimandrit p. Justin verständigte die Polizei,
die sie daraufhin entfernte, bevor sie detonieren konnte. Die
gewalttätigen Übergriffe setzten sich bis heute fort.
Es
wird von zahlreichen Wundern berichtet, die durch die Fürbitten des Neumärtyrers geschehen.
Mögen
wir auch deine innigen Fürbitten haben, heiliger Märtyrer
Philoumenos!
Übersetzung: Alexia Ghika- Kyriazi
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