Der westliche Humanismus
Ιm
europäischen Westen ist das Christentum nach und nach zum Humanismus
geworden.
Über
lange Zeiten hinweg und mit Beharrlichkeit hat man den Gottmenschen
dort verengt und ihn schließlich zum Menschen reduziert -zum
unfehlbaren Menschen von Rom und zum nicht weniger unfehlbaren
Menschen von Berlin. So erschien auf der einen Seite der
christlich-humanistische Maximalismus (der Papismus), welcher
Christus alles entreißt, und auf der anderen Seite der
christlich-humanistische Minimalismus (der Protestantismus), der von
Christus nur das Mindeste will, oftmals auch gar nichts. In beiden
Fällen aber wurde an die Stelle des Gottmenschen als höchster Wert
und letztes Kriterium der Mensch gestellt. So vollzog man die
schmerzliche "Berichtigung" des Gottmenschen, Seines Werks
und Seiner Lehre!
In
der römischen Kirche hat man den Gottmenschen in den Himmel
zurückgeschickt und an Seiner Statt den Stellvertreter eingesetzt:
Vicarius Christi. Welch tragischer Irrtum! einen Ersatzmann und
Stellvertreter einzusetzen für den allgegenwärtigen Herrn und Gott!
Es ist jedoch eine Tatsache, dass dieser Irrtum sich im westlichen
Christentum inkarniert hat. Damit wurde der inkarnierte Gottmensch
gewissermaßen desinkarniert.
In
der Praxis äußertesich diese Ersetzung des Gottmenschen durch den
Menschen in der offenkundigen Ersetzung der Grundsätze der
gottmenschlichen christlichen Methode durch die menschliche Methode.
Daraus folgte die Vorherrschaft des Aristotelismus in der Scholastik,
die Kasuistik, die Inquisition, die päpstliche Diplomatie in den
internationalen Beziehungen, der päpstliche Staat, der
Sündenerlaßdurch Ablaßbriefe und neuerdings per Radio, das
Jesuitentum in seinen verschiedenen Formen usw.
All
dies führt zum Schluss, dass das humanistische Christentum in
Wirklichkeit der entschiedenste Protest ist gegen den Gottmenschen
und Seine Werte, Seine Kriterien.
Indem
der Humanismus das Christentum im Westen reduzierte, hat er es
unbestreitbar verein-facht. Damit aber hat er es auch zerstört.
Die
Stimmen einiger Menschen aus dem Protestantismus, die verlangen
"Zurück zu Jesus!"sind wie schwache Rufe in der mondlosen
Nacht des humanistischen Christentums des Westens, das die
gottmenschlichen Werte und Maßstäbe aufgegeben hat und nun erstickt
in den Sackgassen der Verzweiflung, während aus den Tiefen der
Jahrtausende die harten Worte des Propheten Jeremias heraufklingen:
"Verflucht der Mensch, der seine Hoffnung auf den Menschen
setzt"(Jer 17,5).
Die
Essenz der Orthodoxie
Welches
ist die Essenz der Orthodoxie? Der Gottmensch Christus. Deshalb hat
alles, was orthodox ist, gottmenschlichen Charakter - das Wissen, die
Erfahrung, das Wollen, das Denken, die Ethik, die Dogmatik, die
Philosophie, das Leben. Die Gottmenschlichkeit ist die einzige
Kategorie, in welcher sich alle Kundgebungen der Orthodoxie bewegen
und ereignen. Überall hat Gott den ersten Platz und der Mensch den
zweiten. Gott führt und der
Mensch
folgt. Gott wirkt, der Mensch wirkt mit. Und Gott wirkt nicht wie
irgendein transzendenter, abstrakter Gott des Deismus, sondern als
der Gott der unmittelbarsten geschichtlichen Wirklichkeit, als der
Gott der Offenbarung, als der Gott, Der Mensch geworden ist und
innerhalb den Kategorien unseres eigenen menschlichen Lebens gelebt
und sich überall als absolut heilig, absolut gut, absolut wissend,
absolut gerecht, absolut wahr kundgegeben hat.
Die
Vergöttlichung des Christen in der Orthodoxen Kirche
Die
göttliche Kraft des Gottmenschen wirkt immerdar in Seinem
gottmenschlichen Leib, der Kirche, und macht die Menschen eins mit
Gott durch das heilige Leben in der Gnade. Denn die Kirche ist nichts
anderes als jener wunderbare gottmenschliche Organismus selbst, in
welchem durch Zusammenwirken der göttlichen Gnade und des freien
menschlichen Handelns der ganze Mensch und alles Menschliche, die
Sünde ausgenommen,
unsterblich
und gottmenschlich gemacht wird.
Im
gottmenschlichen Organismus der Kirche ist jeder Gläubige eine
lebende Zelle, organi-scher Bestandteil desselben, belebt durch die
lebenspendende gottmenschliche Kraft Christi.
Denn
Mitglied der Kirche sein bedeutet, dem Gottmenschen Christus
einverleibt zu werden, eines Leibes zu werden mit Ihm (s. Eph 3,6),
organisches Glied Seines gottmenschlichen Leibs (Eph 5,30, 1 Kor
12, 12-13), mit einem Wort -gottmenschlich zu werden in der ganzen
Realität der menschlichen Person.
Wenn
der Mensch dies erreicht, hat er die gottmenschliche Einheit des
Lebens erlangt und die lebendige und unsterbliche Gewißheit, dass er
hinübergegangen ist vom Tod ins Leben (Joh 5,24, 3,36, 11,25-26).
Dann erfährt er fortwährend mit seinem ganzen Wesen, dass die
Kirche
als
gottmenschlicher Organismus der Gottmensch Selbst ist, ausgedehnt
über alle Zeiten.Christus in Seiner gottmenschlichen Person ist
unwiederholbar, doch als gottmenschliche Kraft und gottmenschliches
Leben wiederholt Er sich fortwährend in jedem Christen, der
organisches Glied Seines gottmenschlichen Leibes, der Kirche, ist.
Indem
der Apostel die Kirche bezeichnet als Leib Christi (Eph 1,23, Kol
1,24), verbindet er ihr Sein mit dem Mysterium der Inkarnation des
göttlichen Logos und zeigt, dass das lebendige und unverrückbare
Fundament der geschichtlichen Wirklichkeit der Kirche eben darin
liegt, dass das Wort Fleisch wurde(Joh 1,14). Außerdemzeigt er
damit, dass die Kirche, als Leib Christi, unmittelbar und fortwährend
abhängt vom fleischgewordenen göttlichen Logos Selbst, in allem,
was sie zu dem macht, was sie ist. Von Ihm empfängt sie die
unermeßliche Fülle der gottmenschlichen Charismen und Kräfte, denn
Er erfüllt all das ihrige mit Sich Selbst(s. Eph 1,23, Kol 2,9).
Quelle: Prodromos-Verlag
Quelle: Prodromos-Verlag
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