Freitag, 29. November 2013

Photis Kontoglou - die Elendsten unter den Menschen


 Siehst du, Bruder, wie schwerlich der Mensch glaubt, der sich von Gott entfernt hat und sein Herz nicht demütig neigt, um die Gnade Gottes zu erhalten und noch dazu einen verschlagenen Geist hat? Der reiche Mann dachte, dass seine Brüder glauben würden, wenn ein Toter auferstünde. Der Patriarch Abraham jedoch wusste, dass allein die Seele, die an Gott und an Seine Worte glaubt, imstande ist, auch an Wunder zu glauben. Und das, weil der Glaube eine Gabe Gottes ist, die demjenigen geschenkt wird, der ein demütiges und reines Herz besitzt, den Worten zufolge, die der Herr in Seiner Bergpredigt sprach: „Glückselig, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen“2. Diese Menschen des einfachen Herzens und Geistes sind, empfangen die Gnade und erhalten die Ehre, göttliche Mysterien zu schauen, weil das Auge ihres Körpers und ihrer Seele nicht verschlagen ist, sondern klar und schlicht. „Die Lampe des Leibes ist das Auge;“, spricht der Herr, „wenn nun dein Auge klar ist, so wird dein ganzer Leib licht sein; wenn aber dein Auge böse ist, so wird dein ganzer Leib finster sein. Wenn nun das Licht, das in dir ist, Finsternis ist, wie groß die Finsternis!“3
Ein finsteres Auge ist der Verschlagene und Ungläubige, der immer kritisch hinterfragt und mit seinem kühlen Blick alles auseinandernimmt, mit der hochmütigen Überzeugung, dass er allwissend ist und nicht hinters Licht geführt werden kann, wie die vermeintlich einfachen und leichtgläubigen Leute. Die geistigen Augen des Menschen werden durchtrieben und unempfänglicher, wenn sie eingetaucht sind in sündige Vergnügungen und viehischen Leidenschaften. Während dieser Mensch in Finsternis getaucht ist, ist er der Überzeugung, dass er besser als alle anderen sieht, weil er meint, dass die durchtriebene Neugierde und der Argwohn etwas Großartiges seien, obwohl er in keiner Weiser die Wahrheit zu erkennen imstande ist, aber wie ein Blinder tastend an der Wand entlangläuft.
Zu jeder Zeit waren die Ungläubige vielzählig, aber in unseren Tagen haben sie sich bis zum Äußersten vermehrt. Die heutigen Menschen haben die Wissenschaften und die Maschinen vergöttlicht, das sind die neuen Götzenbilder, welche die Kraft verkörpern, über die der Geist des Menschen verfügt. Dem gegenüber haben sie Gott vergessen, und machen sich lustig über diejenigen, die Ihn verehren. Sie glauben nur an die materiellen Dinge, beschäftigen sich dauernd mit den Genüssen dieser Welt und sagen, was auch Apostel Paulus über sie sagt: „lasst uns essen und trinken, denn morgen sterben wir"4. Die meisten Menschen wissen nicht, dass außer diesen sichtbaren Dingen auch andere, unsichtbare und unbegreifliche existieren. Sie glauben weder an Gott, noch an das andere Leben5, denn für sie ist dieses vorläufige Leben, das wie Rauch entschwindet, alles. Diese Menschen sind es, die „keine Hoffnung haben“, wie der selbige heilige Apostel sagt, der an anderer Stelle schreibt: „Denn wenn Tote nicht auferweckt werden, so ist auch Christus nicht auferweckt. Wenn aber Christus nicht auferweckt ist, so ist euer Glaube nichtig, so seid ihr noch in euren Sünden. Also sind auch die, welche in Christus entschlafen sind, verloren gegangen. Wenn wir allein in diesem Leben auf Christus gehofft haben, so sind wir die elendsten von allen Menschen.“6
Wahrlich, es gibt viele Christen, die an Christus glauben, nur um die Umstände dieses vorläufigen Lebens willen, und bitten Ihn darum, ihnen in den schwierigen Zeiten behilflich zu sein, ihr Glaube und ihre Hoffnung jedoch reicht nicht über das Grab hinaus. Dies sind keine wirklichen Christen, wie der heilige Apostel Paulus uns weiter oben versichert, es sind vielmehr die elendsten unter den Menschen.

2Mt 5,8
3Mt 6,22
41. Kor 15,32
5das Ewige Leben

61. Kor 15,17-19

Übersetzung: Alexia Ghika-Kyriazi

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