Die
vorweihnachtliche Fastenzeit, die auch Philippus-Fasten genannt wird,
weil einen Tag vor ihrem Beginn der heilige Apostel Philippus
gefeiert wird, ist als ein vierzigtägiges Fasten fast genauso lang
wie das vorösterliche Fasten, jedoch weniger „streng“. Sie
beginnt mit dem „neuen“, Kalender am 15 November und endet am 24.
Dezember. Mit dem „alten“ Kalender beginnt und endet diese
Fastenzeit jeweils 13 Tage später.
Das
Fest der Geburt (im Fleische) unseres Herrn Jesus Christus stellt das
zweitwichtigste Herrenfest (nach Ostern) der Orthodoxen Kirche dar.
Bis zum 4. Jahrhundert feierte die Kirche das Weihnachtsfest und die
Taufe Christi gemeinsam am 6. Januar. Ende des 4. Jahrhunderts wurde
entschieden, diese beiden Feste ihrer Wichtigkeit wegen getrennt zu
feiern. Mit der Trennung des vorher einheitlichen Festes entstand
auch die 12-tätige Periode zwischen den beiden Festen, so dass sie
wie durch einen Faden miteinander verbunden sind.
Während
dieser Zeit sollen kein Fleisch, Milch, Butter, Joghurt, Eier oder
andere tierische Produkte verzehrt werden. Es handelt sich somit um
ein veganes Fasten. Erlaubt sind jedoch Weichtiere (z.B.
Tintenfisch), Honig, Gemüse und Obst. Je nach Strenge (das wird mit
dem Beichtvater besprochen und ist auch vom Gesundheitszustand
abhängig), wird auch auf Öl verzichtet (außer am Wochenende). In
der Weihnachtsfastenzeit ist jedoch auch der Fischverzehr erlaubt,
und zwar an allen Tagen außer Mittwoch und Freitag bis zum 17
Dezember, dann nicht mehr. Die strengeren Fastenden essen nur am
Wochenende Fisch. Schwangere und Schwerkranke sind natürlich
ausgenommen.
Doch
der Verzicht auf diese Lebensmittel ist nur ein kleiner Teil der
Vorbereitung des Christen auf das Herrenfest. Die Enthaltsamkeit
sollte sich ebenso auf unsere Worte, die wir sprechen, die weltlichen
Vergnügungen, an denen wir teilnehmen und die Sünden, die wir
alltäglich begehen beziehen. Die Umkehr, das Erlangen der Tugenden
und das vollbringen der Werke der Tugend sollten hingegen von uns in
der Fastenzeit angestrebt werden. Was ist jedoch Tugend?
Altvater
Isaak der Syrer schrieb dazu: „Das
Werk der Tugend besteht im Einhalten der Gebote des Herrn. Die Essenz
dieses Werks ist die rechte Ordnung des Denkens, die zustande kommt
durch Demut und Achtsamkeit“
und „das
Denken wird je nach Absicht gerechtfertigt und oder verurteilt. Es
gibt solche, die in der Weisheit Gottes vermittels der Dinge der
Linken das Werk des Lebens tun, geradeso wie es solche gibt, die
unter der Maske göttlicher Beschäftigungen die Sünde tun“.
Der
Heilige möchte uns mit diesen Worten verdeutlichen, dass wir das
Gute mit gutem Vorsatz tun sollen, den Geboten Gottes folgend, und
weder wie die Gottlosen, noch wie die Pharisäer leben sollen.
Wenn du Almosen gibt, so sollst du das mit gutem Herzen und mit Liebe
tun, und nicht in deinem Geiste den Armen verspotten oder gar
verurteilen; Ebenso wenig sollst du das Gute vor den anderen Leuten
tun, um Lob zu erhalten. Denn Gott sieht in unser Herz! Und um solch
gesunden und reinen Zustand des Herzens zu erreichen, muss man sich
in Demut und Achtsamkeit üben. Um diese wiederum zu erlangen muss
man an den heiligen Sakramenten teilnehmen, vor allen an der Beichte
und der heiligen Kommunion und sich im guten Kampfe üben.
„Fasten,
Wachen und Beten an sich bringen nicht die ersehnten Früchte sind
sie doch nicht das Zeil unseres Lebens, sondern die Mittel, um das
Ziel zu erreichen. Schmückt eure Lampen mit Tugenden, Ringt darum,
die Leidenschaften der Seele abzulegen. Reinigt euer Herz von jedem
Schmutz und bewahrt es rein, damit der Herr komme und Wohnung nehme
in euch, damit der Heilige Geist euch überflute mit den göttlichen
Gaben“,
schrieb auch der heilige Nektarios.
Das
Fasten ist demnach ein Mittel
zum Zweck,
und nicht das Ziel!
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