Vor
zwei Jahrtausend war das Kreuz nur ein furchtbares Instrument für die
entehrende und abschreckende Bestrafung von Kriminellen, die vor
allem bei den Römern üblich war. Doch heute ist das Kreuz in der
Orthodoxen Kirche und für die orthodoxen Christen ein wichtiges
Zeichen, das für das Opfer Christi, unser Heil, die Freude der
Auferstehung, die göttliche Gnade und die Heiligung steht. Wie der
heilige Chrysostomus sagte: „Dieses
verfluchte und abscheuerregende Symbol der schlimmsten aller Strafen,
ist nun begehrt und liebenswert geworden“.
Überall findet sich heute das Kreuzzeichen: auf der Kirchenkuppel,
als Kirchenschmuck, in den christlichen Häusern oder als
Schmuckstück.
Doch
warum?
Seid
Gott Selbst, Jesus Christus, in Seiner grenzenlosen Liebe für unser
Heil gekreuzigt wurde,
ist das Instrument der Bestrafung zu einem Instrument des Heils
geworden und zu einem Symbol des Sieges über den Tod und die Sünde.
Jesus Christus ist für alle und gleichsam für jeden von uns am Kreuz
gestorben und wieder auferstanden. Doch selbst die intellektuelle
(Griechen) und religiöse (die Juden) Welt begegnete dem Kreuz
oftmals mit Widerwillen und Verachtung, weil sie in ihm ein Zeichen
der vermeintlichen „Schwäche“ Christi sah, wie Apostel Paulus
in seinen Briefen berichtet. Der tiefere Sinn der Kreuzigung Christi
war ihnen nicht bewusst.
Die
Heiligen und Altväter unserer Kirche betonen die große Kraft des
Kreuzes gegen die dämonischen Kräfte und Versuchungen. Deswegen
wird das Kreuz auch als die machtvollste „Waffe“ gegen den Teufel bezeichnet.
Wie
bekreuzigen sich die Orthodoxen?
Wir
führen Daumen- Zeige- und Mittelfinger den rechten Hand zueinander,
um auf diese Weise durch eine Geste unseren Glauben an den einen
dreieinigen Gott zu bekennen, der aus drei Persönlichkeiten
(Hypostasen) besteht – dem Vater, dem Sohne und dem Heiligen
Geiste. „Wir
verehren den einen Gott in der Dreifaltigkeit und die Dreifaltigkeit
in der Einheit, ohne Vermengung der Personen und ohne Trennung der
Wesenheit. Eine andere nämlich ist die Person des Vaters, eine
andere die des Sohnes, eine andere die des Heiligen Geistes. Aber
Vater und Sohn und Heiliger Geist haben nur eine Gottheit, gleiche
Herrlichkeit, gleich ewige Majestät“,wie
es der heilige Athanasius bekannte.
Deswegen werden die drei Fingen zusammengeführt. Die zwei anderen
Finger, mit denen wir unseren Handballen berühren, symbolisieren die
zwei Willen und zwei Energien Jesu Christi (göttliche und
menschliche). Trinitarische und christologische Glaubensgrundsätze der Kirche werden somit mit
einer Geste dargestellt und bekannt.
Dann
führen wir die zuerst Hand zur Stirn, um zu symbolisieren, dass wir
Gott mit unserem ganzen Geist lieben und Ihm unsere Gedanken widmen
sollen. Dann führen wir die Hand zum Bauch, um Ihm all unsere
Begierden und Empfindungen darzubringen. Zuletzt berühren wir zunächst unsere rechte, dann unsere linke Schulter, um auch all unsere
körperlichen Tätigkeiten Gott zu widmen.
Der heilige Kosmas Aitolos lehrte den
Christen das Kreuzzeichen in einfacher und leicht verständlicher Sprache:
„So
hört, meine Christen, wie man sich bekreuzigen muss und was es
bedeutet. Das heilige Evangelium sagt uns, dass die heilige Dreiheit,
Gott, im Himmel von den Engeln mehr verherrlicht wird (als auf
Erden). Was musst du tun? Verbinde die drei Finger der rechten Hand,
und weil du nicht in den Himmel aufsteigen kannst, um Ihn anzubeten,
berühre mit deiner Hand deinen Kopf, denn dein Kopf ist rund und
symbolisiert den Himmel und sage mit dem Munde: So wie ihr Engel im
Himmel die heilige Dreiheit verherrlicht, verherrliche und bete ich,
als unwürdiger Knecht, die heilige Dreiheit an. Dann lass deine Hand
von deinem Kopf herunter und berühre deinen Bauch und sage: Ich bete
dich an und verehre dich, weil du dich erniedrigtest und Fleisch
wurdest im Bauche der Gottesgebärerin für unsere Sünden. Dann
berührst du deine rechte Schulter uns sagst: Ich bitte Dich, mein
Gott, vergebe mir und nehme mich zu Deiner Rechten mit den Gerechten.
Während du dann deine linke Schulter berührst, sage: Ich bitte
Dich, mein Gott, dass ich nicht zu Deiner Linken komme mit den
Sündigen. Dann verbeuge dich bis zur Erde und sage: Mein Gott, ich
bete Dich an und verherrliche Dich, denn wie Du ins Grab gelegt
wurdest, so wird es mir auch ergehen. Und wenn du dich wieder
aufgerichtet hast, womit du die Auferstehung symbolisierst, sage: Ich
preise Dich, mein Herr, bete Dich an und verehre Dich, Der Du
auferstanden bist von den Toten, um uns das ewige Leben zu schenken.
Diese
Bedeutung hat es, wenn wir unser Kreuzzeichen machen.“
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen