Dienstag, 19. November 2013

Wie und warum bekreuzigen sich die Orthodoxen Christen?


  Vor zwei Jahrtausend war das Kreuz nur ein furchtbares Instrument für die entehrende und abschreckende Bestrafung von Kriminellen, die vor allem bei den Römern üblich war. Doch heute ist das Kreuz in der Orthodoxen Kirche und für die orthodoxen Christen ein wichtiges Zeichen, das für das Opfer Christi, unser Heil, die Freude der Auferstehung, die göttliche Gnade und die Heiligung steht. Wie der heilige Chrysostomus sagte: „Dieses verfluchte und abscheuerregende Symbol der schlimmsten aller Strafen, ist nun begehrt und liebenswert geworden“. Überall findet sich heute das Kreuzzeichen: auf der Kirchenkuppel, als Kirchenschmuck, in den christlichen Häusern oder als Schmuckstück.
 Doch warum?
  Seid Gott Selbst, Jesus Christus, in Seiner grenzenlosen Liebe für unser Heil gekreuzigt wurde, ist das Instrument der Bestrafung zu einem Instrument des Heils geworden und zu einem Symbol des Sieges über den Tod und die Sünde. Jesus Christus ist für alle und gleichsam für jeden von uns am Kreuz gestorben und wieder auferstanden. Doch selbst die intellektuelle (Griechen) und religiöse (die Juden) Welt begegnete dem Kreuz oftmals mit Widerwillen und Verachtung, weil sie in ihm ein Zeichen der vermeintlichen „Schwäche“ Christi sah, wie Apostel Paulus in seinen Briefen berichtet. Der tiefere Sinn der Kreuzigung Christi war ihnen nicht bewusst.
Die Heiligen und Altväter unserer Kirche betonen die große Kraft des Kreuzes gegen die dämonischen Kräfte und Versuchungen. Deswegen wird das Kreuz auch als die machtvollste „Waffe“ gegen den Teufel bezeichnet.

Wie bekreuzigen sich die Orthodoxen?


  Wir führen Daumen- Zeige- und Mittelfinger den rechten Hand zueinander, um auf diese Weise durch eine Geste unseren Glauben an den einen dreieinigen Gott zu bekennen, der aus drei Persönlichkeiten (Hypostasen) besteht – dem Vater, dem Sohne und dem Heiligen Geiste. Wir verehren den einen Gott in der Dreifaltigkeit und die Dreifaltigkeit in der Einheit, ohne Vermengung der Personen und ohne Trennung der Wesenheit. Eine andere nämlich ist die Person des Vaters, eine andere die des Sohnes, eine andere die des Heiligen Geistes. Aber Vater und Sohn und Heiliger Geist haben nur eine Gottheit, gleiche Herrlichkeit, gleich ewige Majestät“,wie es der heilige Athanasius bekannte. Deswegen werden die drei Fingen zusammengeführt. Die zwei anderen Finger, mit denen wir unseren Handballen berühren, symbolisieren die zwei Willen und zwei Energien Jesu Christi (göttliche und menschliche). Trinitarische und christologische Glaubensgrundsätze der Kirche werden somit mit einer Geste dargestellt und bekannt.

Dann führen wir die zuerst Hand zur Stirn, um zu symbolisieren, dass wir Gott mit unserem ganzen Geist lieben und Ihm unsere Gedanken widmen sollen. Dann führen wir die Hand zum Bauch, um Ihm all unsere Begierden und Empfindungen darzubringen. Zuletzt berühren wir zunächst unsere rechte, dann unsere linke Schulter, um auch all unsere körperlichen Tätigkeiten Gott zu widmen.
Der heilige Kosmas Aitolos lehrte den Christen das Kreuzzeichen in einfacher und leicht verständlicher Sprache:
So hört, meine Christen, wie man sich bekreuzigen muss und was es bedeutet. Das heilige Evangelium sagt uns, dass die heilige Dreiheit, Gott, im Himmel von den Engeln mehr verherrlicht wird (als auf Erden). Was musst du tun? Verbinde die drei Finger der rechten Hand, und weil du nicht in den Himmel aufsteigen kannst, um Ihn anzubeten, berühre mit deiner Hand deinen Kopf, denn dein Kopf ist rund und symbolisiert den Himmel und sage mit dem Munde: So wie ihr Engel im Himmel die heilige Dreiheit verherrlicht, verherrliche und bete ich, als unwürdiger Knecht, die heilige Dreiheit an. Dann lass deine Hand von deinem Kopf herunter und berühre deinen Bauch und sage: Ich bete dich an und verehre dich, weil du dich erniedrigtest und Fleisch wurdest im Bauche der Gottesgebärerin für unsere Sünden. Dann berührst du deine rechte Schulter uns sagst: Ich bitte Dich, mein Gott, vergebe mir und nehme mich zu Deiner Rechten mit den Gerechten. Während du dann deine linke Schulter berührst, sage: Ich bitte Dich, mein Gott, dass ich nicht zu Deiner Linken komme mit den Sündigen. Dann verbeuge dich bis zur Erde und sage: Mein Gott, ich bete Dich an und verherrliche Dich, denn wie Du ins Grab gelegt wurdest, so wird es mir auch ergehen. Und wenn du dich wieder aufgerichtet hast, womit du die Auferstehung symbolisierst, sage: Ich preise Dich, mein Herr, bete Dich an und verehre Dich, Der Du auferstanden bist von den Toten, um uns das ewige Leben zu schenken.
Diese Bedeutung hat es, wenn wir unser Kreuzzeichen machen.“


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