A. Die Frage: „Wer ist größer?" und die 12 Throne
Die drei synoptischen Evangelisten berichten von einer Frage, die Anlaß zu Diskussionen und Streit unter den Jüngern Christi gab: Wer von ihnen war oder würde sich als der Größte, d.h. als der Führende herausstellen? Der Herr wies sie wegen ihrer ehrgeizigen Gedanken zurecht und empfahl ihnen die Tugend der Demut (Matt. 18, 1-4, Mk. 9, 33-47, Lk. 9, 46-48 und 22, 24).
Es ist wichtig, daß sich das NACH dem bekannten Bekenntnis des Petrus über die Gottheit Christi ereignete. Wenn der Herr wirklich den Apostel Petrus als das (vermeintliche) Haupt der übrigen Apostel dargestellt hatte - und in deren Gegenwart - welchen Sinn würde dann solch eine Auseinandersetzung unter den Jüngern gehabt haben? Und warum reagierte Christus nicht auf ihre Frage, indem er bezeugte, daß Petrus wirklich ihr Anführer war? Nicht nur, daß der Herr mit keinem Wort so etwas wie den Primat des Petrus erwähnte, sondern er versicherte ihnen, daß bei Seinem Zweiten Kommen alle zwölf von ihnen auf zwölf Thronen sitzen und die „zwölf Stämme Israels richten" würden (Mtth. 19, 28 und Lk. 22, 30). Es gab also keinerlei Unterschied zwischen den zwölf Aposteln von Seiten Christi.
B. Der Apostel Petrus und die Urkirche
In der ersten Kirche von Jerusalem war Petrus vielleicht ein Protagonist, dennoch HANDELTE ER NIEMALS AUTONOM, SONDERN IMMER IN ZUSAMMENARBEIT MIT DEN ANDEREN APOSTELN ODER ALS IHR STELLVERTRETER. Ein typisches Beispiel ist die Wahl des Matthias. Petrus bestimmt nicht aus eigenem Willen einen Ersatz für Judas; er versammelte ALLE SEINE BRÜDER, damit sie gemeinsam eine geeignete Person wählen konnten, nachdem sie zuvor gebetet und das Los geworfen hatten. (Apostelgeschichte 1, 24-26). Der Heilige Johannes Chrysostomos lobt diese Tat des Petrus wie folgt: „Beachtet, wie er IMMER alles auf Grund einer GEMEINSAMEN ENTSCHEIDUNG tut - nichts aus eigener Autorität, nichts in der Rolle eines Führers." (Johannes Chrysostomos, Homilien zur Apostelgeschichte 3: 1, PG 60: 34). Heutzutage ernennt der Papst von Rom Bischöfe der Lateinischen „Kirche" aus eigener Initiative. Dieser Akt - der dem Akt des Apostels Petrus diametral entgegengesetzt ist - ist mehr als offensichtlich. Außerdem war auch die Wahl der 7 Diakone ein Akt der GANZEN Kirche, auf Vorschlag von allen Aposteln.
Ihre Ordination wurde ebenfalls VON ALLEN APOSTELN durchgeführt (Apostelgeschichte 6: 1-6). Aus der Apostelgeschichte, aber auch aus den Briefen des Paulus, haben wir eine Auswahl von Fällen zusammengestellt, die die Behauptung bestätigen, daß der Apostel Petrus NICHT mit einer besonderen übergeordneten apostolischen Autorität ausgestattet war.
1. Die Apostel hatten BEIDE, PETRUS UND JOHANNES, ALS IHRE STELLVERTRETER nach Samaria gesandt (Apg. 8, 14)
2. Die gläubig gewordenen Juden („Christen aus der Beschneidung") tadelten Petrus, weil er Heiden getauft hatte, und er war daraufhin gezwungen, sich ihnen zu erklären! (Apg. 11, 1-18)
3. Die Probleme, die durch den Eintritt der Heiden in die Kirche entstanden waren, wurden schließlich NICHT durch irgendwelche Dekrete des Petrus sondern durch die Beschlüsse der Apostolischen Synode gelöst, deren Vorsitz nicht Petrus gehabt hat, sondern es war Jakobus, der Bruder des Herrn und erster Bischof von Jerusalem, der in dieser Angelegenheit das letzte Wort hatte. Was den Brief der Synode an die Heidenchristen betrifft, so wurde er NICHT (ausschließlich) von Petrus, sondern VON ALLEN APOSTELN, PRIESTERN UND BRÜDERN gesandt (Apg. 15, 1-29).
4. Der Apostel Paulus betont, daß er seinen apostolischen Rang DIREKT VON CHRISTUS, und nicht "von einem Menschen erhalten hatte" (Gal 1, 11-12). Wenn aber der Apostel Petrus in der Tat der "Stellvertreter Christi auf Erden" war, sollte Paulus sein apostolisches Amt nicht von ihm erhalten? Natürlich besuchte Paulus den Petrus nach seiner Bekehrung zu Christus, jedoch nicht, damit sein apostolisches Amt bestätigt würde, sondern, wie der selige Chrysostomos treffend bemerkte: "... nicht die Absicht, etwas von Petrus zu erbitten, ja nicht einmal, um ihn zu hören; sondern ALS EIN GLEICHBERECHTIGTER [...], und nicht, als einer, der kommt um etwas von ihm zu lernen, noch als einer, der eine Korrektur erhält, sondern nur aus dem einen Grund: daß er ihn sehen und ihm die Ehre erweisen könne, indem er sich ihm vorstellt... " (Johannes Chrysostomos, Kommentar zum Brief an die Galater 1, PG 61: 631). Mit anderen Worten, es war nur ein freundlicher, brüderlicher Besuch.
5. Als der Apostel Paulus Jerusalem vierzehn Jahre später besuchte, erwähnte er, daß es DORT DREI SÄULEN DER KIRCHE GAB, UND NICHT NUR EINE (PETRUS) ALS DIE ALLEINIGE SÄULE. Diese drei Säulen waren Jakobus, der Bruder des Herrn, Petrus und Johannes. Bemerkenswert ist die Tatsache, daß Jakobus zuerst genannt wird und danach der Fels - Petrus. (Gal.2, 1-10)
6. In Antiochien rügte der Apostel Paulus den Apostel Petrus öffentlich, weil er sich weigerte, zusammen mit den Heidenchristen zu essen, und er kennzeichnete sein Verhalten offen als heuchlerisch und nicht im Einklang "mit der Wahrheit des Evangeliums". (Gal. 2, 11-14)
7. In seinem 1. Brief an die Korinther wirft der Apostel Paulus den Christen dort vor, daß sie sich in Parteien aufspalten (auf der einen Seite Paulus, auf der anderen Petrus und Apollos), und er rät ihnen folgendes: "Daher soll sich niemand eines Menschen rühmen. Denn alles gehört euch; Paulus, Apollos, Kephas. "(1 Kor. 3: 1-23). Würde Paulus es gewagt haben, sich selbst und Apollos gleichberechtigt neben Petrus zu stellen, wenn dieser in der Tat der irdische Stellvertreter Christi gewesen wäre?
8. Nach der Verfolgung durch Herodes Agrippa, war Paulus die dominierende Persönlichkeit in der Kirche, nicht Petrus. Die Apostelbriefe, die während dieser Zeit geschrieben wurden, waren zum Großteil Schriften des Paulus. Selbst die letzten 16 Kapitel der insgesamt 28 Kapitel der Apostelgeschichte, sind fast ausschließlich dem Wirken des Paulus gewidmet, während sie nichts über Petrus berichten. Das wäre undenkbar gewesen, wenn Petrus tatsächlich eine besondere, übergeordnete apostolische Zuständigkeit übertragen worden wäre. Laßt uns mit Eifer und Demut zum Herrn beten, daß er die Katholiken zu der 21 Jahrhunderte alten, EINEN, HEILIGEN, ORTHODOXEN und APOSTOLISCHEN KIRCHE zurückführen möge.
Geduld und Gebet ... Laßt uns vollstes Vertrauen in Christus und Seine Worte haben. Die
orthodoxe Kirche wird NIEMALS die Wahrheit verlieren; sie wird sich nie den Menschen fügen,
sie wird NIEMALS einem "unfehlbaren" Papst unterworfen sein, weil der Herr es uns so versprach. Und der Herr hält seine Versprechen (Mt 16: 18). Fürchtet Euch nicht, meine Brüder. Wir haben jetzt den anderen Tröster (den Heiligen Geist) unter uns, der die Kirche in die ganze Wahrheit führt. Aus diesem Grund, sollten das unaufhörliche Gebet, die innere Reinigung, das regelmäßige sakramentale Leben und eine tägliche Stärkung der orthodoxen Mission in Übersee als unsere Pflichten betrachtet werden, ebenso wie unser Kampf gegen die Häresie.
Alles andere liegt in den Händen unseres Dreifaltigen Gottes. Er ist der Eine, der alle orthodoxen Bemühungen zu einem guten Ergebnis bringen wird, alle orthodoxen Kirchen und
Missionen. Amen.
Quelle: oodegr.com , Übersetzung: Sr. Matthaia, Kloster Pantokratoros (impantokratoros.gr)
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