Mittwoch, 16. April 2014

Die heiligen Märtyrinnen, Jungfrauen und Schwestern Agapē, Irēnē und Chionia (16. April)


Im Jahre 295 n. Chr. wurde der heilige Chrysogonos1, ein feuriger Prediger der Wahrheit Gottes, auf Geheiß des verächtlichen Königs Diokletian, enthauptet und erhielt den Märtyrerkranz. Er war der gute Lehrermeister der heiligen Anastasia Pharmakolytria2 und bekleidete zuletzt das Amt des Eparchen von Thessaloniki. Nahe des Ortes seiner Hinrichtung, in der Nähe von Thessaloniki, lebten zu jener Zeit auch drei selige Schwestern mit Namen Agapē, Irēnē und Chionia. Ihr Lebenswandel unterschied sich von dem anderer junger Frauen, sie waren wahre Schösslinge der Kirche von Thessaloniki, die schon von Apostel Paulus in seinen Briefen beschrieben und gelobt wurde. Sie glaubten an Jesus Christus als den allmächtigen Gott und liebten Ihn aus ganzem Herzen. Deswegen widmeten sie ihr Dasein dem Gebet und den christlichen Werken und fanden sich oft mit anderen Christen zusammen. Das Lesen und studieren der heiligen Schriften war für sie Freude und Genuss, wie für andere junge Menschen die ausschweifenden Feste.
Doch im Februar des Jahres 305, als Diokletian nun auch den Besitz und das Lesen der christlichen Literatur gänzlich verbot, versteckten die drei seligen Schwestern ihre Bücher in ihrem Haus. Um ihren Glauben weiterhin ausleben zu können beschlossen sie daraufhin, sich zu einen nahegelegenen Berg zu begeben. Es wird vermutet, dass es sich wahrscheinlich um den Berg Chortiatis3 bei Thessaloniki handelt. An diesem Ort lebten sie in Eintracht, asketisch und in Frieden. Die heilige Anastasia Pharmakolytria besuchte sie und bestärkte sie mit ihrem geistlichen Rat und ihrem Segen.
So verging ein ganzes Jahr in ihrem kleinen Askētērion4, in dem sie unentdeckt blieben und dem Herrn dienten. Der Offizier Kassandros spürte sie auf und führte sie zu seinem Herrn, den Regenten Makedoniens Doulkitios, der als Richter über sie entscheiden sollte. An diesem Tag standen auch vier weitere glückselige, junge Märtyrer vor demselben Gericht, Agathon, Kasia, Philippa und Eutychia. Kassandros brachte die Anklage vor, dass diese Menschen sich weigerten, von den Götzengaben zu essen.
Der Heldenmut und die Standhaftigkeit der Märtyrer war bemerkenswert. Sie trotzten dem Tod für die Liebe Christi, während der Heilige Geist sie erläuterte, so dass ihre Erwiderungen und ihr Mut den Richter und das Publikum in Erstaunen versetzten. Doulkitios richtete das Wort an sie und fragte sie erbost: „Was für ein Irrsinn hat über euch Besitz ergriffen, dass ihr den Geboten unserer Kaiser nicht gehorcht, die den Göttern höchst gefällig sind? Weshalb wehrt ihr euch, von den Göttergaben zu essen?“
Als Erster antwortete Agathon lakonisch: „Ich bin ein Christ.“ Agapē fuhr furchtlos fort: „Ich glaube an den lebendigen Gott und werde mein Gewissen keinesfalls der Verdammnis preisgeben“. Dann erhoben auch Irēnē und Chionia ihre Stimme: „Wir werden uns deinen Befehlen niemals beugen. Für die Liebe Christi werden wir unseren Glauben bewahren. Wir glauben nur an den einen, lebendigen Gott.“
Der Eparch fühlte sich gedemütigt, weil er den Widerstand der jungen Christen nicht zu brechen vermochte. Sofort sprach er: „Ich gebiete, dass Agapē und Chionia, ihres Frevels gegenüber den göttlichen Verordnungen wegen und auch wegen ihres Glaubens an die unwürdige und verhasste christliche Religion, des Feuertodes sterben sollen. Die übrigen werft vorerst in den Kerker“. Agapē und Chionia, die zwei älteren Schwestern, wurden lebendig ins Feuer geworfen und verdienten sich als Erste den ruhmreichen Siegeskranz des Martyriums.
Am nächsten Tage wurde das Haus der heiligen Schwestern durchsucht, das sie vor einem Jahr verlassen hatten. Dort entdeckte man zahlreiche christliche Schriften, man könnte fast sagen, so etwas wie eine ganze christliche Bibliothek. Irēnē wurde erneut vor den gnadenlosen Richter geführt.
-„Wer hat dich dazu angestiftet, diese verbotenen Schriften in deinem Hause aufzubewahren?“, fragte er.
-„Gott der Allherrscher, Der uns gebot, Ihn bis zu unserem Tode zu lieben“, erwiderte sie beflügelt.
-„Wer wusste um die Tatsache, dass du diese Schriften besaßt?“
-„Kein anderer außer dem allsehenden Gott“.
-„Wovon habt ihr im letzten Jahr gelebt, als ihr allein auf dem Berg lebtet? Wer hat euch geholfen?“
-„Gott gab uns die notwendige Nahrung, so, wie Er sie allen Menschen schenkt“.

Diese und noch viele andere Fragen stellte er der Glückseligen, denn er rechnete fest damit, dass eine so junge Frau wie Irēnē aus Furcht vor Drangsal und Tod ihm die übrigen Christen aushändigen würde. Wie sehr er sich doch irrte! Nur ein erläuterter Geist, der Gott wahrhaftig liebt, wie diese Jungfrau, kann dem Tod trotzen und den Gottlosen auf diese Weise entgegentreten. Doulkitios gab den Wächtern zornig den Befehl, sofort alle aufgespürten christlichen Schriften zu verbrennen und Irēnē in ein Dirnenhaus zu sperren, um sie auf diese Weise zu schänden und zu demütigen. Doch auch zu dieser furchtbaren Stunde bestärkte sie Gott der Allherrscher mit seiner göttlicher Gnade und bewahrte sie mit Seiner unsichtbaren Abwesenheit vor diesem großen Übel. Die göttliche Gnade, welche die heilige Jungfrau ausstrahlte, lähmte das Verlangen der Freier, so dass keiner von ihnen es wagte, sie anzufassen. Als der Richter jedoch davon erfuhr, verlor er die Fassung und befahl, sie ebenfalls dem Tod auszuliefern. Irēnē sprach friedlich und selig Gott ihre Dankbarkeit aus und übergab ihre reine Seele ihrem himmlischen Bräutigam. Einige Quellen sprechen von Feuertod, andere von Tod durch einen Pfeil.
Die heiligen Gebeine der drei heiligen Schwestern wurden von Christen aus Thessaloniki nach ihrem Martyrium heimlich aufgelesen und westlich der Stadt nahe der Stadtmauer beigesetzt. Später wurde an dieser Stelle der Überlieferung nach eine Kirche zu ihren Ehren errichtet. Die heilige Orthodoxe Kirche feiert ihr Gedenken am 16/ 29 April, wie auch der heiligen Agathon, Philippa, Eutychia, Kasia, der Bekenner, denen der Richter aufgrund ihres überaus jungen Alters zwar nicht das Todesurteil auferlegte. Sie verblieben im Kerker, wo sie für die Liebe Christi viel Leid erduldeten. Es ist unbekannt, ob diese Heiligen nach ihrer Volljährlichkeit hingerichtet oder später freigelassen wurden. In jedem Fall werden sie als Bekenner des Glaubens geehrt. Mögen ihre Fürbitten uns begleiten!

1Der heilige Chrysogonos, gr. Χρυσόγονος, wird am 22 Dezember/ 4 Januar geehrt
2Die heilige Anastasia Pharmakolytria, gr. Αναστασία Φαρμακολύτρια, wird ebenfalls am 22 Dezember/ 4 Januar geehrt
3gr. Χορτιάτης
4Eremitage

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen