Samstag, 3. Mai 2014

Der Sonntag der salbentragenden Frauen


“Die Jüngerinnen bringen Christus wohlriechendes Öl, und ich bringe mit ihnen anstatt des Öls mein Lob." (aus dem Pentekostarion)


Für den dritten Ostersonntag hat unsere Kirche das Gedächtnis der salbentragenden Frauen und gleichzeitig des Josef von Arimathäa, der im Verborgenen Jünger Jesu war, und des Nikodemus, der in einer Nacht zu Christus kam, verordnet. Gleich nach der Auferstehung gab es einige, die dieses Ereig- nis leugneten. Dieses Gerücht verbreitete sich ununterbrochen in verschiedenen Varianten, so dass bis heute noch einige behaupten, Christus sei entweder gar nicht auferstanden, sondern aus dem Grab gestohlen worden, oder er sei gar nicht gestorben, sondern wegen des schweren Leidens in Ohnmacht gefallen und anschließend aufgewacht und geflohen, oder er sei wirklich gestorben, aber nie auferstanden, sondern seine begeisterten Jünger hätten Halluzinationen gehabt und deswegen gemeint, sie hätten Christus gesehen.
Die Kirche berücksichtigte diesen Umstand und ordnete an, dass gleich nach dem Auferstehungsfest einiger Zeugen der Auferstehung Christi gedacht wird. So gedenken wir am Auferstehungs- abend des Kommens Christi bei verschlossenen Türen in die Mitte seiner Jünger. Am zweiten Ostersonntag wird die Erscheinung Christi vor seinen Jüngern (jetzt zusammen mit Thomas, der am Auferstehungsabend fehlte und jetzt zur Berührung der Wunde eingeladen wird) gefeiert. Schließlich wird am dritten Ostersonntag das Gedächtnis einiger Zeugen des gestorbenen und auferstandenen Christus gefeiert. Die jetzt gefeierten Zeugen des Auferstandenen sind einige fromme Frauen, die Christus während seines öffentlichen Wirkens nachgefolgt waren, ihm mit Mut während der Passion beistanden und seinen makel- losen Körper für das Begräbnis vorbereitet hatten. Weil sie dies in Eile wegen des jüdischen Paschafestes gemacht hatten, kamen sie danach zum Grab, um die Einbalsamierung des Leibes Christi zu vollenden. Die heiligen Evangelisten bezeugen, dass die Frauen das Grab leer fanden, als sie am ersten Wochentag (Sonntag) dorthin kamen. Es sind ihnen Engel erschienen, die ihnen die Auferstehungsfreude verkündeten. Nachher aber ver- kündigten sie selbst den Auferstandenen Christus (Mt 28,1-7; Mk 16,1-10; Lk 24,1-10; Joh 20,1, 11-17).

Gegen diejenigen, die behaupten, Christus sei nicht gestorben, bringt die Kirche neben den salbentragenden Frauen, die eigentlich nicht nur Zeugen der Auferstehung, sondern auch des Todes und Begräbnisses Jesu sind, noch zwei Zeugen: Josef und Nikodemus, die den gekreuzigten Christus ins Grab gelegt hatten. Mit diesen Zeugnissen beweist die Kirche an diesem Fest die Bedeutung der zwei Ereignisse (Begräbnis und Auferstehung) im Leben Christi, die zwei Etappen unseres Erlösungswerkes sind.

(aus: Die Orthodoxe Spiritualität der Osterzeit; Kommentar zum Pentekostarion. Vater Serafim Pâtrunjel [Weihbischof Sofian], Verlag „Der Christliche Osten“ Würzburg, 1998.)
http://www.rum-orthodox.de/

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