Dienstag, 13. Mai 2014

Die heilige Großmärtyrin Glykeria


Die heilige Großmärtyrin Glykeria wurde im 2. Jahrhundert n. Chr. in Traianoupolis in Thrakien geboren, als Kaiser Eusebios (138-161) herrschte. Ihr Vater war ein Mann namens Makarios, der dreimal ein hohes Amt in der prachtvollen Stadt Rom bekleidet hatte. Glykeria, deren Herz erfüllt war von Wahrheitsliebe, entdeckte in sehr jungen Jahren das Christentum für sich und ließ sich alsbald taufen. Sie kümmerte sich fortan nicht nur ums eigene Heil, sondern bekehrte viele Menschen, indem sie ihnen die Frohe Botschaft überbrachte und ihnen den christlichen Glauben lehrte. Zu jener Zeit herrschte der römische Kaiser Antoninus, während Sabinus Eparch in der Provinz Thrakien war. Beide waren fanatische Götzenverehrer und Christenverfolger. Antoninus erließ eines Tages den Befehl, dass alle Untertanen den Göttern Opfergaben darzubringen hatten. Als dieser Befehl auch in Thrakien verkündet wurde, beschloss Glykeria, ihren Glauben mit noch größerer Kühnheit zu bekennen und den wirren, dämonischen Irrglauben öffentlich anzuprangern.
Die Haltung der mutigen Tochter kam Sabinus zu Ohren, der sie ergreifen ließ. Die junge Christin Glykeria erschien mit Frohgemut und Entschlossenheit vor dem Tyrannen. Auf ihre Stirn hatte sie das ehrwürdige Kreuz gezeichnet und ohne Furcht bekannte sie ihren Glauben an den Welterlöser und wahren Gott Jesus Christus. Sabinus blieb von ihren Worten unberührt und führte sie in einen Götzentempel, wo er ihr befahl, auf der Stelle den Göttern zu opfern. Glykeria jedoch drehte sich zum Volke, zeigte auf das Kreuzzeichen auf ihrer Stirn und sprach: „Seht ihr das glorreiche Zeichen auf meiner Stirn?“ Alle Anwesenden lauschten erstaunt ihren Worten. Dann erhob sie ihre Hände zum Himmel und betete: „Allmächtiger Herr, Der Du mit Deinem ehrwürdigen Kreuze von Deinen Dienern gepriesen wirst, Du, Der Du den heiligen Propheten Daniel vor den Löwenbissen bewahrtest, Der Du den Baal zerstörtest und das diabolische Bild des Nabuchodonosor zertrümmertest, stehe auch mir Demütigen bei und zertrümmere das dämonische Götzenbild des Dias, das diese Menschen mit der menschlichen Kunst fertigten und zu ihrem Schaden verwenden“. Sogleich erschallte ein heftiges Donnern und die Götzenstatue des Dias zerfiel in etliche Stücke, denn sie war aus Stein. Die Götzenpriester und auch das Volk nahmen sogleich die Steine in die Hände und stürmten auf die Märtyrin los, um sie zu steinigen. Durch ein Wunder traf sie jedoch kein einziger der Steine. Und das arme, dem Irrglauben verfallene Volk dachte, dass sie eine machtvolle Hexe war und sie deshalb dem Tode entflohen war. Sie beschimpften sie übelst und schalten sie für ihre angeblichen Hexereien. Der Herrscher ließ sie bis zum nächsten Morgen ins Verlies sperren und allzu gut bewachen.
Im Verlies besuchte sie der Bischof der Christen der Stadt, der Philokrates hieß. Sie bat ihn darum, sie mit dem Kreuzzeichen zu segnen, um durch die Kraft des lebensspendenden Kreuzes die Bosheit des Teufels zu besiegen. Der Bischof segnete sie und bestärkte sie im Glauben und in ihrem Entschluss, für die Liebe Gottes alle Qual zu erdulden und das Bekenntnis ihres Glaubens an Jesus Christus abzulegen.
Am nächsten Morgen beschloss der Herrscher, die junge Glykeria gnadenlos zu bestrafen, um die übrigen Christen abzuschrecken. Nochmals führte er sie vor ein Götzenbild des Dias und befahl ihr zu opfern, weil sie andernfalls die Todesstrafe erwartete. Doch sie weigerte sich und bekannte mit Kühnheit ihren Glauben an den ewigen Bräutigam Jesus Christus. Sabinus ließ sie daraufhin an den Haaren aufhängen und ihren Leib mit eisernen Krallen aufschneiden. Doch weil sie immer noch lebte und frohen Mutes war, ordnete der herzlose Tyrann seine Männer an, sie sie so lange ins Gesicht zu schlagen, bis ihr schönes Antlitz vollkommen entstellt gewesen wäre. Der Herr erhörte jedoch die Gebete der Heiligen, denn sie betete ohne Unterlass trotz der qualvollen Schmerzen; ein Engel lähmte die Folterer, so dass sie wie tot waren und ihr schlechtes Werk nicht vollziehen konnten. Die Märtyrin wurde wieder ins Verlies gesperrt, verwundet und ganz ohne Brot und Wasser. Dennoch war die Seele der guten Glykeria erfüllt von göttlicher Gnade und unsagbarer Freude! Sie lobte den Herrn und dankte Ihm für Seinen Beistand. Eine ganze Weile öffnete man die Türen ihrer Zelle nicht und hoffte darauf, dass sie vor Durst und Hunger sterben würde. Aber in all dieser Zeit brachte ihr ein Engel Gottes himmlische Nahrung, die ihren Leib lebendig hielt und ihre Seele tröstete!
Eines Tages beschloss Sabinus, nach Herakleia zu reisen und zuvor nach der Christin in den Gefängnissen zu sehen um sie dorthin mitzunehmen, wenn sie noch lebte. Doch als er vor ihre Zelle trat, dachte er, dass sie gewiss bereits gestorben war. Deswegen war seiner Überraschung groß, als die Wächter die Tür öffneten und sich ihm ein wundersames Bild bot! Denn Glykeria war wohlauf, von ihren Fesseln befreit und neben ihr auf dem Boden stand ein Krug mit Wasser, eine Schale mit Milch und außerdem ein Stück Brot. Erstaunt über diesen unerklärlichen Vorfall ließ der Tyrann trotzdem nicht von seinen böswilligen Absichten ab und nahm die Märtyrin mit sich nach Herakleia.
Die Christen von Herakleia erfuhren schon vor ihrer Ankunft, dass eine Märtyrin in ihre Stadt kommen würde. Als sie ankam, empfingen sie Glykeria gemeinsam mit dem Bischof der Stadt, Domitios. Sie bestärkten sie und beteten zu Gott, dass Er ihr Geduld gäbe. Am nächsten Morgen wurde die Heilige erneut vor die Wahl gestellt: Entweder sie würde den Göttern opfern oder sie würde hingerichtet werden. Sie weigerte sich auch diesmal, ohne Zögern, den Anordnungen Folge zu leisten. Das Todesurteil wurde verkündet: Sie sollte in einen brennenden Kamin geworfen werden. Währenddessen bekreuzte sich die heilige Glykeria demütig und betete innig. Dann entzündete man das Feuer und warf sie in die Flammen hinein. Sofort wurde sie von einer himmlischen Kühle umhüllt, die wie ein Wasserschwall das Feuer zum Erlöschen brachte. Das Volk verfolgte sprachlos diese Ereignisse und Sabinus, der die Allmächtigkeit Gottes nicht begreifen konnte, fragte sie erstaunt: „Sag mir, wer die solche Kraft gibt, dass du dich immer noch dagegen wehrst, unsere Gottheiten zu verehren? Lass endlich davon ab, mit deinen magischen Künsten die Menschen hinters Licht zu führen!“ Sie erwiderte: „Mut, Lebenskraft und Hoffnung erhalte ich allein vom wahren Gott, dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist, von meinem Herrn Jesus Christus, dem Welterlöser. Ich versichere dir, dass ich keine magischen Künste benutze, sondern nur mit Werken und Worten der Wahrheit die Menschen den Glauben an den wahren Gott lehre“.
Nach diesem Bekenntnis befahl Sabinus, die Haut ihres Hauptes qualvoll abziehen zu lassen. Die Folterer banden ihr Hände und Füße zusammen und vollzogen die unmenschliche Tat. Glykeria musste unsagbare Schmerzen ertragen! Dennoch verzagte sie nicht und hielt fest an ihrem Glauben. Mit der ganzen Kraft ihrer seligen Seele betete sie zu Gott, deswegen überstand sie auch diese Versuchung siegreich. Dann warf man sie erneut ins Gefängnis. Aber diesmal fesselte man sie dort auf scharfkantige Steine, die sich bei jeder ihrer Bewegungen ins Fleisch gruben.
Als sie da lag, schwer verletzt und blutüberströmt, wendete sie sich im Gebet an Gott und bat Ihn unter Tränen um Hilfe. Der Allbarmherzige Herr, Der Seine Kinder niemals verlässt, erhörte sie, heilte sie von all ihren Wunden und befreite sie von den Fesseln. Ein Meer der Liebe und Dankbarkeit erfüllte das Herz der Heiligen! Als der Wächter Laodikios sie am nächsten Tag aus ihrer Zelle holte, erkannte er sie nicht wieder. Ihr Antlitz war, wie es Gott erschaffen hatte, schön und leuchtend. Angsterfüllt brachte er sie vor den Tyrannen. Und dort bekannte er kühn, dass nun auch er an den Gott der Märtyrin glaubte, Der solch große Wunderzeichen vollbrachte, die von dieser Wahrheit zeugten. Sabinus ließ ihn auf der Stelle enthaupten. Auf diese Weise erhielt der ehemalige Kerkermeister den kostbaren Märtyrerkranz. Die Christen der Stadt bestatteten ihn mit Ehren.1
Danach wollte der Tyrann die Heilige den wilden Bestien zum Fraß vorwerfen, doch die Löwin, die man losließ, fiel ihr zu Füßen wie eine zahme Katze. Die Heilige betete laut, so dass es alle hören konnten: „ Ich danke Dir, mein Herr, denn die wilden Tiere zähmtest Du, um uns die Pracht Deiner Gottheit zu offenbaren, und die vielen schweren Versuchungen ließest Du mir erträglich erscheinen. Gelobt sei Dein Allheiliger Name. Ich flehe Dich an, erhöre mich noch einmal, und erlaube mir als Märtyrin zu sterben, wie es der unbarmherzige Herrscher verlangt. Bestärke mich und schenke mir die Märtyrerkrone, so dass ich mit den übrigen Märtyrern und Heiligen Deiner Kirche frohlocken kann“.
Der Herr erhörte auch dieses Gebet, denn eine Stimme ertönte vom Himmel, die sprach: „Meine treue Dienerin Glykeria, für dich haben sich die Tore des Himmlischen Königreiches wahrlich geöffnet.“ Die Wächter öffneten daraufhin eine zweite Tür und ließen eine zweite Löwin auf sie los, die ihr einen Biss zufügte, der zwar keine Wunde hinterließ, jedoch ihr vorläufiges irdisches Leben zum Erlöschen brachte. Die Engel übernahmen die heilige Seele der Märtyrin Gottes, während die Christen ihren Leib übernahmen und ihn nahe der Stadt Herakleia beisetzten. Doch auch der Tyrann Sabinus starb kurz darauf an einer quälenden Krankheit, der Wassersucht.
Dositheos2 berichtet, dass es in Herakleia eine Kupferwanne gab, in der das göttliche Myron-Öl gesammelt wurde, das ohne menschlichen Eingriff reichlich aus dem Grab der heiligen Glykeria floss. Mit diesem heiligen Myron-Öl geschahen jeden Tag viele Wunder. Doch diese Wunder hörten seltsamerweise abrupt auf, als der Metropolit von Herakleia die Kupferwanne mit einer goldenen austauschte, die er aus Konstantinopel mitgebracht hatte. Nachdem er viele Tränen vergossen und innigst gebetet hatte, wurde ihm vom Heiligen Geist offenbart, dass die neue Wanne verunreinigt war. Der Metropolit verlor keine Zeit, sondern ging sofort zum heiligen Patriarchen Ioannis dem Faster3. Dieser forschte nach der Ursache der Verunreinigung und erfuhr, dass ein weiser, aber übelgesinnter Mann namens Paulinos, der sich mit der Magie beschäftigte, den Dämonen Opfer darbrachte und einst das Opferblut in eben dieser Wanne sammelte. Darüber wurde König Maurikios in Kenntnis gesetzt, der Paulinos, trotz der Einwände vonseiten des Patriarchen, an einen Pfahl band, bis er starb. Seine Söhne enthauptete man, weil sie ihm bei seinem Werk behilflich waren und sie sich ebenfalls mit der dämonischen Magie beschäftigten. Doch all das geschah, wie versichert wird, trotz der Proteste des Patriarchen, der wie ein guter Hirte die verlorenen Schafe in den Pferch zurücktreiben wollte. Das heilige Myron hörte vorübergehend auf zu fließen, bis zum Jahr 583, als die erstaunten und überglücklichen Gläubigen wieder den Segen des himmlischen Nektars erhielten.
Da die Großmärtyrin viele Wunder wirkte, wurde sie später zur Schutzheiligen der Stadt erklärt. Eine prachtvolle Kirche wurde zu ihren Ehren erbaut und am Ort ihrer Hinrichtung entsprang eine Quelle, deren heiliges Wasser viele Menschen zu ihrer Heilung verhalf.
Auch auf der Insel Limnos verehrt man die heilige Glykeria besonders, weil man ihre Reliquien während des Bilderstreites vorläufig dorthin gebracht hatte, um sie vor der Zerstörung zu bewahren.
Mögen wir auch durch ihre heilige Fürbitten im Glauben gefestigt werden und zur rechten Zeit mutig unseren Glauben bekennen!

1Der heilige Märtyrer Ladikios wird wie auch die heilige Glykeria am 13/ 26 Mai gefeiert.
2Dositheos (Notaras), Patriarch von Jerusalem (1669-1707)

3Oder auch Johannes der Faster oder Johannes IV., wird von der Orthodoxen Kirche am 2/ 15 September gefeiert

Aus dem Buch: Hellas‘ heilige Frauen— Von den Anfängen bis zum 19. Jahrhundert (von Alexia Ghika-Kyriazi), erscheint hier

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