Der Hl. Erstmärtyrer Stephanus war einer der 7 Diakone der alten Kirche in Jerusalem; diese Diakone waren von den Aposteln durch die Auflegung der Hände geweiht worden, nachdem in der Gemeinde ein Konflikt zwischen den Griechen und den Juden aufgetreten war, wegen der Versorgung der Witwen. Die Diakone waren für die Verkündigung des Evangeliums zuständig, wie auch für das Soziale der Kirche und hatten den wichtigen Rang von Kirchenführern.
Durch seine Evangeliumsverkündigung geriet Stephanus mit den hellenistischen Juden in Jerusalem in Streit. Sie brachten ihn mit lügenhaften Vorwürfen, mit falschen Zeugen vor den Hohen Rat der Juden. Er hielt seine Verteidigungsrede, in der er bezeugte, dass Jesus Christus von Nazareth der Sohn Gottes und der Messias ist. Er warf seinen Feinden Prophetenmord und der Nichtbeachtung der Gebote Gottes vor. Voller Hass töteten ihn seine Feinde und daraufhin brach eine Christenverfolgung an jenem Tag los, bei der 2000 Christen ermordet wurden: Stephanus aber, voller Gnade und Kraft, tat Wunder und große Zeichen unter dem Volk. Es standen aber einige aus der sogenannten Synagoge der Libertiner und der Kyrenäer und der Alexandriner auf und derer von Zilizien und Asien und stritten mit Stephanus. Und sie konnten der Weisheit und dem Geist nicht widerstehen, womit er redete. Da schoben sie heimlich Männer vor, die sagten: Wir haben ihn Lästerworte reden hören gegen Mose und Gott.
Und sie erregten das Volk und die Ältesten und die Schriftgelehrten; und sie fielen über ihn her und rissen ihn mit sich fort und führten ihn vor den Hohen Rat. Und sie stellten falsche Zeugen auf, die sagten: Dieser Mensch hört nicht auf, Worte zu reden gegen die heilige Stätte und das Gesetz; denn wir haben ihn sagen hören: Dieser Jesus, der Nazoräer, wird diese Stätte zerstören und die Gebräuche verändern, die uns Mose überliefert hat. Und alle, die im Hohen Rat saßen, schauten gespannt auf ihn und sahen sein Angesicht wie eines Engels Angesicht. Der Hohepriester aber sprach: Ist das so? Er aber sprach: Ihr Brüder und Väter, hört! Der Gott der Herrlichkeit erschien unserem Vater Abraham, als er in Mesopotamien war, ehe er in Haran wohnte, und sprach zu ihm: "Geh aus deinem Land und aus deiner Verwandtschaft, und komm in das Land, das ich dir zeigen werde!" Da ging er aus dem Land der Chaldäer und wohnte in Haran; und von da siedelte er ihn, nachdem sein Vater gestorben war, in dieses Land um, in dem ihr jetzt wohnt. Und er gab ihm kein Erbteil darin, auch nicht einen Fußbreit, und er verhieß, es ihm zum Besitztum zu geben und seinen Nachkommen nach ihm, obwohl er kein Kind hatte. Gott aber sprach so: "Seine Nachkommen werden Fremdlinge sein in fremdem Land, und man wird sie knechten und misshandeln vierhundert Jahre. Und die Nation, der sie dienen werden, werde ich richten", sprach Gott, "und danach werden sie ausziehen und mir an diesem Ort dienen." Und er gab ihm den Bund der Beschneidung; und so zeugte er den Isaak und beschnitt ihn am achten Tag, und Isaak den Jakob und Jakob die zwölf Patriarchen. Und die Patriarchen, neidisch auf Josef, verkauften ihn nach Ägypten. Gott aber war mit ihm und rettete ihn aus allen seinen Bedrängnissen und gab ihm Gunst und Weisheit vor Pharao, dem König von Ägypten; und er setzte ihn als Regenten über Ägypten und sein ganzes Haus ein. Es kam nun eine Hungersnot über ganz Ägypten und Kanaan und eine große Bedrängnis, und unsere Väter fanden keine Speise. Als aber Jakob hörte, dass in Ägypten Getreide sei, sandte er unsere Väter zum ersten Mal aus. Beim zweiten Mal wurde Josef von seinen Brüdern wiedererkannt, und dem Pharao wurde die Herkunft Josefs bekannt. Josef aber sandte hin und ließ seinen Vater Jakob holen und die ganze Verwandtschaft mit fünfundsiebzig Seelen. Jakob zog nun nach Ägypten hinab und starb, er und unsere Väter; und sie wurden nach Sichem hinübergebracht und in die Grabstätte gelegt, die Abraham für eine Summe Geld von den Söhnen Hamors in Sichem gekauft hatte. Als aber die Zeit der Verheißung nahte, die Gott dem Abraham zugesagt hatte, wuchs das Volk und vermehrte sich in Ägypten, bis ein anderer König über Ägypten aufstand, der Josef nicht kannte. Dieser handelte mit List gegen unser Geschlecht und misshandelte die Väter, so dass sie ihre Säuglinge aussetzen mussten, damit sie nicht am Leben blieben. In dieser Zeit wurde Moses geboren, und er war Gott angenehm; und er wurde drei Monate aufgezogen im Haus des Vaters. Als er aber ausgesetzt worden war, nahm ihn die Tochter Pharaos zu sich und zog ihn auf, sich zum Sohn. Und Moses wurde unterwiesen in aller Weisheit der Ägypter; er war aber mächtig in seinen Worten und Werken. Als er aber ein Alter von vierzig Jahren erreicht hatte, kam es in seinem Herzen auf, nach seinen Brüdern, den Söhnen Israel, zu sehen. Und als er einen Unrecht leiden sah, verteidigte er ihn und rächte den Unterdrückten, indem er den Ägypter erschlug. Er meinte aber, seine Brüder würden verstehen, dass Gott ihnen durch seine Hand Rettung gebe; sie aber verstanden es nicht. Am folgenden Tag erschien er bei ihnen, als sie sich stritten, und trieb sie zum Frieden, indem er sagte: Ihr Männer, ihr seid Brüder, warum tut ihr einander Unrecht? Der aber dem Nächsten Unrecht tat, stieß ihn weg und sprach: Wer hat dich als Obersten und Richter über uns eingesetzt? Willst du mich etwa umbringen, wie du gestern den Ägypter umgebracht hast?
Moses aber entfloh bei diesem Wort und wurde ein Fremdling im Land Midian, wo er zwei Söhne zeugte. Als vierzig Jahre verflossen waren, erschien ihm in der Wüste des Berges Sinai ein Engel in der Feuerflamme eines Dornbuschs. Als aber Moses es sah, wunderte er sich über die Erscheinung; während er aber hinzu trat, sie zu betrachten, erging die Stimme des Herrn: "Ich bin der Gott deiner Väter, der Gott Abrahams und Isaaks und Jakobs." Moses aber erzitterte und wagte nicht, es zu betrachten. Der Herr aber sprach zu ihm: "Löse die Sandale von deinen Füßen, denn der Ort, auf dem du stehst, ist heiliges Land. Gesehen habe ich die Misshandlung meines Volkes, das in Ägypten ist, und ihr Seufzen habe ich gehört, und ich bin herab gekommen, sie herauszureißen. Und nun komm, ich will dich nach Ägypten senden." Diesen Moses, den sie verleugneten, indem sie sagten: "Wer hat dich als Obersten und Richter eingesetzt?", den hat Gott zum Obersten und Retter gesandt durch die Hand des Engels, der ihm in dem Dornbusch erschien. Dieser führte sie heraus, indem er Wunder und Zeichen tat im Land Ägypten und im Roten Meer und in der Wüste, vierzig Jahre. Das ist der Moses, der zu den Söhnen Israels sprach: "Einen Propheten wie mich wird euch Gott aus euren Brüdern erwecken." Dieser ist es, der in der Gemeinde in der Wüste gewesen ist mit dem Engel, der auf dem Berg Sinai zu ihm redete und mit unseren Vätern. Er empfing lebendige Aussprüche, um sie uns zu geben. Unsere Väter aber wollten nicht gehorsam sein, sondern stießen ihn von sich, wandten sich in ihren Herzen nach Ägypten zurück und sagten zu Aaron: "Mach uns Götter, die vor uns herziehen sollen! Denn dieser Moses, der uns aus dem Land Ägypten geführt hat wir wissen nicht, was ihm geschehen ist." Sie machten in jenen Tagen ein Kalb und brachten dem Götzenbild ein Schlachtopfer und ergötzten sich an den Werken ihrer Hände. Gott aber wandte sich ab und gab sie dahin, dem Heer des Himmels zu dienen, wie geschrieben steht im Buch der Propheten: "Habt ihr mir etwa vierzig Jahre in der Wüste Opfertiere und Schlachtopfer dar gebracht, Haus Israel? Ihr nahmt das Zelt des Moloch mit und das Sternbild des Gottes Räfan, die Bilder, die ihr gemacht hattet, sie anzubeten; und ich werde euch verpflanzen über Babylon hinaus." Unsere Väter hatten das Zelt des Zeugnisses in der Wüste, wie der, welcher zu Moses redete, befohlen hatte, es nach dem Muster zu machen, das er gesehen hatte. Und unsere Väter übernahmen es und führten es mit Josua ein bei der Besitzergreifung des Landes der Nationen, die Gott austrieb von dem Angesicht unserer Väter hinweg, bis zu den Tagen Davids, der Gnade fand vor Gott und eine Wohnstätte zu finden begehrte für den Gott Jakobs. Salomo aber baute ihm ein Haus. Aber der Höchste wohnt nicht in Wohnungen, die mit Händen gemacht sind, wie der Prophet spricht: "Der Himmel ist mein Thron und die Erde der Schemel meiner Füße. Was für ein Haus wollt ihr mir bauen, spricht der Herr, oder welches ist der Ort meiner Ruhe? Hat nicht meine Hand dies alles gemacht?"
Ihr Halsstarrigen und Unbeschnittenen an Herz und Ohren! Ihr widerstrebt allezeit dem Heiligen Geist; wie eure Väter, so auch ihr. Welchen der Propheten haben eure Väter nicht verfolgt? Und sie haben die getötet, welche die Ankunft des Gerechten vorher verkündigten, dessen Verräter und Mörder ihr jetzt geworden seid, die ihr das Gesetz durch Anordnung von Engeln empfangen und nicht befolgt habt.
Als sie aber dies hörten, wurden ihre Herzen durchbohrt, und sie knirschten mit den Zähnen gegen ihn. Da er aber voll des Heiligen Geistes war und fest zum Himmel schaute, sah er die Herrlichkeit Gottes und Jesus zur Rechten Gottes stehen; und er sprach: Siehe, ich sehe die Himmel geöffnet und den Sohn des Menschen zur Rechten Gottes stehen! Sie schrien aber mit lauter Stimme, hielten ihre Ohren zu und stürzten einmütig auf ihn los. Und als sie ihn aus der Stadt hinaus gestoßen hatten, steinigten sie ihn. Und die Zeugen legten ihre Kleider ab zu den Füßen eines jungen Mannes mit Namen Saulus (dem späteren Paulus). Und sie steinigten den Stephanus, der betete und sprach: Herr Jesus, nimm meinen Geist auf! Und niederkniend rief er mit lauter Stimme: Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht zu! Und als er dies gesagt hatte, entschlief er.
Saulus aber willigte damals in seine Tötung mit ein. An jenem Tag entstand eine große Verfolgung gegen die Kirche in Jerusalem; und alle wurden in die Landschaften von Judäa und Samaria zerstreut, ausgenommen die Apostel. Gottesfürchtige Männer aber bestatteten den Stephanus und stellten eine große Klage über ihn an. Saulus aber verwüstete die Gemeinde, indem er der Reihe nach in die Häuser ging; und er schleppte sowohl Männer als auch Frauen fort und überlieferte sie ins Gefängnis. Die Zerstreuten nun gingen umher und verkündigten das Wort. (Apg 6,88,4) (Saulus bereute diese Taten später bitter, als er durch eine Vision Jesus Christus erkannte und als Paulus tausenden von Menschen die Frohe Botschaft verkündete).
Die Reliquien des Heiligen Erstmärtyrers Stephanus, lagen in der Kirche zu Zion in Jerusalem. Sie wurden 439 in die neue Stephanuskirche überführt, am Platze seines
Blutzeugnisses. Die Kaiserin Eudokia ließ bald darauf an dieser Stelle eine Basilika bauen, die 484 eingeweiht, aber 614 von den Persern zerstört wurde. Einige Legenden erzählen, wie ein hoher Beamter aus Konstantinopel in Jerusalem starb und anordnete, neben dem hl. Erstmärtyrer begraben zu werden, dem er eine Kirche hatte bauen lassen. Als nun dessen Frau nach Konstantinopel zurückkehren und den Sarg ihres Mannes mitnehmen wollte, verwechselte sie ihn mit dem des Stephanus. Auf dem Schiff hörte man zuerst der Engelsgesang, dann aber das Wüten von Dämonen, die dem Schiff mit Untergang drohten, aber vom Erzengel Michael in den Abgrund gedrängt wurden. Der Sarg des Stephanus wurde daraufhin in Konstantinopel in einer Kirche beigesetzt.
Die Kirchenväter Tertullian und Irenäus von Lyon erwähnen das Blutzeugnis des Stephanus, Augustinus lobt seine Kraft, den Mördern zu vergeben.
Heiliger Gottes, bitte für uns!
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