In
letzter Zeit erscheinen in den deutschen Medien die verschiedensten
Berichte über die Finanzkrise Griechenlands. Manchmal sind die
Informationen vermischt mit falschen Daten und einer
anti-griechischen Propaganda. In manchen Fällen gibt es sogar
beleidigende Bilder und Kommentare, die letztlich sowohl für die
Griechen als auch für die Deutschen abwertend sind. Dazu belasten
sie die traditionelle und echte Freundschaft zwischen Griechen und
Deutschen, die in beiden Ländern harmonisch miteinander leben.
Neuerdings
werden einige zusätzliche falsche Informationen in den deutschen
Medien verbreitet, die die Orthodoxe Kirche von Griechenland ins
Visier nehmen (diese Kirche wird immer wieder, in den meisten Fällen
ohne jeglichen Grund, hauptsächlich von den griechischen Medien
angegriffen). Es wird auf eine sehr defamierende Art und Weise
berichtet, ohne die Realität richtig darzustellen, dass:
a)
die Priester vom Staat bezahlt werden und
b)
die Orthodoxe Kirche keine Steuern bezahlt.
Ziel
diesen kurzen Beitrags ist es, alle Interessenten, unabhängig von
ihrer nationalen, politischen oder religiösen Zugehörigkeit, über
die Wahrheit zu informieren.
1)
Es ist bekannt, dass in Deutschland sowohl die Katholiken als auch
die Protestanten Kirchensteuer bezahlen müssen. Sie sind von dieser
Steuer erst befreit, wenn sie aus der entsprechenden Institution
austreten. Im Unterschied dazu wird in Griechenland keine
Kirchensteuer gezahlt. Die
Orthodoxe Kirche ist
seit ihrer Gründung (vor 2.000 Jahren) auschliesslich
auf die Spenden der Gläubigen angewiesen.
Das gleiche gilt für alle Orthodoxen in den ganzen Welt. Trotz
dieser (für die Verhältnisse in Deutschland unvorstellbaren
Situation) überstand die Orthodoxe Kirche im Laufe ihrer
2.000-jährigen Geschichte alle möglichen Krisen (Kreuzzüge,
Kriege, 400–500-jähriges türkisches Joch in Griechenland,
Zwangsislamisierungen, Verfolgungen der Christen in kommunistischen
Ländern, e.t.c.).
2)
Nach der Befreiung Griechenlands vom türkischen Joch wurde der neue
Staat Hellas (Griechenland) gegründet. Die Befreiungskämpfe
begannen 1821 mit erheblicher Hilfe der Orthodoxen Mönche und
Priester und dauerten bis zur Befreiung von Nord-Griechenland etwa
80-90 Jahre. Die Orthodoxe Kirche hat zu verschiedenen Zeitpunkten
freiwillig einen sehr grossen Teil ihres Eigentums (das
auschliesslich aus den Spenden der Gläubigen stammt) an den
griechischen Staat verschenkt. Zunächst hatte der junge Staat
anfänglich überhaupt keinen Besitz und kein Geld. Einige Jahrzehnte
später, zwischen 1900 und 1930, mussten nach der Kleinasiatischen
Katastrophe weit mehr als 1,5 Millionen Flüchtlinge in Griechenland
integriert werden. Der größte Teil der griechischen Bevölkerung
der heutigen Nord-Türkei (Pontos) sowie der West-Türkei
(Kleinasien) mußte das Land verlassen. Mehr als 1.500.000 Menschen
wurden vertrieben und hatten ihre gesamtes Vermögen verloren. Es
dürften in die Türkei hauptsächlich nur diejenigen bleiben, die
bereit waren zum Islam zu konvertieren. Diese Verfolgung wird
offiziell als „Bevölkerungsaustausch zwischen Griechenland und der
Türkei“ schöngeredet. Die vertriebenen Griechen kammen in das
heutige Hellas. Die Orthodoxe Kirche von Griechenland hat ein
erhebliche Teil ihres Eigentum an diese Menschen verschenkt. Die
Flüchtlinge bekamen Land zur Ansiedlung und zum Ackerbau aus dem
Besitz der Klöster, Metropolien und Pfarreien, von dem bis dahin die
Kirche selbst lebte, geschenkt. Dies wird in den Medien verschwiegen
oder scheint unbekannt. Bestreben der Orthodoxen Kirche war es immer,
den griechischen Staat mit allen gerechten Mitteln zu unterstützen.
Dank dieser Hilfe (z.B. finanziell durch Geld oder das Verschenken
von Ländereien und Immobilien) wurden auch Universitäten, Schulen,
Krankenhäuser e.t.c. gegründet. Darüber hinaus hat der griechische
Staat durch verschiedene Abkommen, die manchmal seitens des Staates
nicht eingehalten wurden, weitere Teile des Eigentums
der Kirche (es
wird wiederholt: nämlich die Spenden
der Gläubigen)
weggenommen und enteignet. Die einbezogenen Ländereien und
Immobilien waren aber ursprünglich das finanzielle Rückgrat der
Kirchengemeinden, auf denen die Dorfpfarrer früher selbst als
Landwirte oder durch Verpachtung wirtschafteten und von denen die
Kosten der Kirche bestritten wurden.
3)
Im Rahmen der obenerwähnten freiwilligen (und unfreiwilligen) Gaben
des kirchlichen Eigentums („Pfründe“) an den Staat hat sich als
eine Art Austausch und Gegenleistung der griechische Staat
verpflichtet, die Gehälter der Priester zu bezahlen. Es sollte
betont werden, dass dieses
Geld, das der Staat an die Priester bezahlt, nur ein Bruchteil des
finanziellen Wertes der kirchlichen Eigentum ist, das der Staat von
der Kirche erhalten bzw. genommen hat.
Zudem
refinanziert sich der griechische Staat durch Einbehaltung von 30%
der Kerzenspenden, die alle Gläubigen beim Betreten der Kirche
freiwillig zur Unterstützung und Finanzierung der Gemeinden und
Metropolien leisten.
Aus
diesen Gründen ist die Bezahlung der Gehälter der Priester durch
den griechischen Staat völlig legitim und nachvollziehbar.
Somit
ist die erste falsche Darstellung der Medien ("der Staat bezahle
die Gehälter der Priester") als nur ein Teil der gesamten
Realität korrigiert. Die Priester erhalten nur einen kleinen Teil
des Geldes, das die Kirche an den Staat mehr oder weniger verschenkt
hat, und zwar auf Grund von Abkommen.
4)
Die Orthodoxe Kirche von Griechenland ist juristisch gesehen ein Teil
des Staates (Bezeichnung: Körperschaft des Öffentlichen Rechtes -
"Νομικό Πρόσωπο Δημοσίου Δικαίου").
Aus diesem Grund und in Zusammenhang mit den obenerwähnten
Überlassungen von Eigentum (seitens der Kirche an den Staat) wurde
vereinbart, dass die Kirche keine Steuer an den Staat bezahlen muss.
Die Bezahlung von Steuern durch eine Körperschaft des Staates
(Kirche) an eine andere (Staat) wäre, als ob ein Mensch Geld von der
einen Tasche seiner Hose nimmt und es in die andere Tasche steckt:
das Geld bleibt bei der gleichen Person. Ausserdem wird das Geld (die
Spenden der Gläubigen), das die Orthodoxe Kirche bekommt, für gute
und gemeinnützige Zwecke weitergegeben: Waisenkinder, ältere
Menschen, Arme, Notleidende e.t.c.
Somit
ist auch die zweite falsche Darstellung der Medien ("die Kirche
bezahle keine Steuern") korrigiert und beantwortet. Die
Orthodoxe Kirche gibt an den griechischen Staat und an die
Gesellschaft weit mehr als Steuern.
Es
mag sein, dass die Verbreitung von gefälschten Informationen bzw.
von Bruchteilen der Realität, die zu eine negative Einstellung
gegenüber der Orthodoxe Kirche in Griechenland führt, bei einigen
Leute gut ankommt oder die Interessen anti-christlicher Kreise gut
bedient. Es verführt jedoch andere Leute, die gutwillig sind, aber
sich mit der Situation in Griechenland nicht auskennen, zu falschen
Schlussfolgerungen.
Unter
diesen Umständen, jeder kann sich fragen:
Ist
die Manipulation der Informationen (und dadurch auch der Menschen)
mit den Grundrechten des Menschen vereinbar?
|
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen