Achthundert Jahre vorher (gemeint ist vor Weihnachten) verkündete der Prophet Jesaja, der göttliche Eingebung besaß, dass der Messias, der geboren werden würde, ein „starker Gott, Herrscher, Herr des Friedens“ sein würde. Und als seine Prophezeiung ihre Erfüllung fand, als uns „ein Kind geboren wurde“ durch die Jungfrau, kam alsdann ein großes Engelsheer hernieder, dieser himmlischen und niemals verstummenden Sänger der Majestät Gottes, über dem Horizont von Bethlehem (erschienen sie) mit einem Mal, um zu verkünden, welches dieses paradoxe Kindlein ist. Einer von diesen (Engeln) eilt zu den Hirten und verkündet ihnen die frohe Botschaft, dass „heute ist der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr“. Die Scharen des himmlischen Heeres, mit überaus frohlockenden Stimmen und engelhafter Melodie ließen verlauten, dass dieses Kind „auf Erden“ ist „Frieden“; dass Es geschickt wurde von Seinem himmlischen Vater, um den „Frieden auf Erden“ wiederherzustellen.
Wie sehr sich wahrlich
unsere Generation nach Frieden sehnt, dass muss hier nicht
beschrieben werden. Nach einem Weltkrieg, der das Opfer Millionen von
Leben einforderte, die sich gerade in der Blüte des Alters befanden,
und der (gem. ist der Krieg) uns solch schmerzhaften Prüfungen
während der Nachkriegszeit bescherte, ist es zumindest überflüssig,
über den großen Wert der Friedens zu sprechen. Genauso unsinnig
wäre es, einem leidgeprüften Kranken zu beschreiben, was für ein
wohltuendes Gut die Genesung und die Gesundheit darstellen.
Doch befindet sich unsere
Generation wieder – wehe uns! - anstatt den heißersehnten Frieden
zu genießen, nun wieder im Kriegszustand1.
Ein neuer Krieg hat sich auf ihren Brüsten abgesetzt, wie ein schwerer
und bedrückender Alptraum. Hunderte Millionen Einwohner Europas
werden dazu aufgerufen, wieder Weihnachten zu feiern, nicht in Frieden, sondern im Krieg. Sie sehen mit verweinten Augen und mit Herzen, die verbittert sind, nicht den „Frieden auf Erden“,
sondern den Krieg auf Erden herrschen. Andere hunderte von Millionen
Menschen sind besorgt, „kleinmütig werdend aus Furcht und vor Erwartung der bevorstehenden Ereignisse für die Ökumene“.
Das Paradoxeste dabei
ist, dass die nicht Belesenen und sich nicht mit der Weisheit
Befassenden, die Oberflächlichen und Voreingenommenen, die aus einem
System heraus das Christentum Verurteilenden, auch jetzt wieder klagen und verurteilen: Wo ist denn nun euer „Frieden auf Erden“
Was ist mit dem Versprechen geschehen, dass Christus und das
Christentum „auf Erden Frieden“ sein werden?
Eine Klage und ein
Urteil, die unhaltbarer nicht sein könnten. Hat Europa denn jemals
den Frieden Christi gewollt, so dass Er Sein Versprechen gebrochen
hätte? Haben die europäischen Staaten jemals gefordert, dass ihre
Beziehungen durch den Frieden Christi gekennzeichnet wären, und hat
Christus Sich jemals geweigert, ihnen diesen zu geben? Haben sich
diejenigen, die sich in den letzten zwei Jahrzehnten zu
Friedenskongressen zusammengefunden haben, jemals wirklich nach dem
Frieden Christi gesehnt, diesen jedoch nicht gefunden?
Niemals. Denn die
Stellvertreter der Staaten, die ansonsten beachtliche Menschen, doch was das göttliche Werk des Friedens betrifft unwürdig sind, wollten nicht bloß
Apostel sein, sondern sogar Schöpfer des Friedens. Sie glaubten, dass das
göttliche Geschenk des Friedens, welches die menschlichen Kräfte
übersteigt, ein Produkt menschlicher Institutionen und
Vereinbarungen und Konferenzen darstelle. Ohne die Eingebung (ohne
Ausnahmen) vom Geiste des wahrhaftigen, aufrichtigen und
uneigennützigen Friedens, forderten sie Frieden ein. Ohne zu
Werkzeugen des „Herren des Friedens“ zu werden, des einzigen
Friedensspenders, unternahmen sie den Versuch, die Friedensstifter
der Welt zu werden. Ohne eine wirkliche Beziehung zu Christus und
ohne die Eingebung durch Seinen Geist wollten sie Ihn im Spenden von
Frieden ersetzen! (…)
Die Staaten sehnten sich
niemals nach dem Frieden Christi. Sie baten vielmehr um einen Zustand
erträglicher Nachbarschaft, einer jedoch dennoch so günstigen, dass
zu gegebener Zeit das blutrünstige Kriegsmonster bebrütet und
ausgebrütet werden konnte. Und da sind wir wieder, in einer Zeit,
wo dieses Monster erneut das Innerste der Menschheit auffrisst.
Unglücklicherweise haben
sich auch die Völker, die sich in ihrer Mehrzahl als christliche
bezeichnen, nicht wirklich nach dem Frieden Christi gesehnt. Sie
werden als Christen bezeichnet, doch ihnen bleibt Christus und Sein
Frieden wesentlich fremd. Sie haben Seinen Namen angenommen, doch in
der Praxis blieben sie wohl eher Götzenverehrer. In einigen Staaten
wurden sie sogar zu Verweigerern und Verfolgern Christi. Deswegen ist der
Frieden, den sie wollen, nicht der Frieden Christi, aber der „Frieden
der Welt“, wie ihn der Herr nannte. Das heißt, der ungestörte
Genuss der materiellen Güter, die ungehinderte Freiheit in der Sünde
zu leben. Beweis dafür: das Leben, das sie in den zwei Jahrzehnten
führten, die zwischen den zwei Kriegen vergingen: das Leben der
unvorstellbaren Verschwendung, der sündhaften Vergnügungen, des
Verfalls und der Verdorbenheit. Dieser „Frieden der Welt“ gebärt
unausweichlich Bosheit; aus ihm entstehen Feindschaft, Hass,
Egoismus und rassistische Unterscheidungen; er ist ein Werkzeug der
Ausbeuter des Hasses und der „Todeshändler“; er führt nach
kurzen Pausen erneut zu Kriegen und zum Untergang.
Wir befinden uns also
gegenüber einer Welt, die zwar Frieden möchte, aber sich einer
wahrhaftigen Beziehung zum Friedensspender verweigert. Sie schließt
aus ihrem Leben den Herren des Friedens aus!
1Der
Text wurde am 20 Dezember 1939 verfasst, während des Zweiten
Weltkrieges
Auszug vom Text des P.N. Trembela, "Herr des Friedens", eine Weihnachtspredigt
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