Samstag, 1. Februar 2014

Das Fest Darstellung oder Empfang des Herrn von Erzbischof Dmitri (Royster) von Dallas (1923-2011)

Erzbischof Dmitri von Dallas (entschlafen 2011)
Am 2. Februar feiert die Kirche das große Fest der Darstellung des Herrn im Tempel. 
Die Evangeliumsperikope für diesen Tag erzählt, wie die Mutter Jesu Ihn zum Tempel brachte, wie es die Sitte unter dem gottgegebenen mosaischen Gesetz in Israel erforderte (Ex 13,2.12; Lev 12,2-8). Als der gerechte Symeon, der Christus auf seinen Armen im Tempel empfing, das Kind sah, wusste er sofort, dassdies der von allen Prophezeiungen Israels versprochene Erlöser war, denn der Alte war vom Heiligen Geist inspiriert (Lk 2,26-27). Da er erfüllt vom Heiligen Geist war, sprach er selbst nun die prophetischen Worte, die den Hymnus gestalten, der am Ende des Vespergottesdienstes gesungen wird: „Nun lässt Du, Herr, Deinen Knecht, wie Du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben Dein Heil gesehen, das Du bereitet hast vor allen Völkern, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für Dein Volk Israel“ (Lk 2,29-32).

Dieses besondere Fest ist Teil der großen Feier, die vor 40 Tagen mit der Geburt Christi (25. Dezember) begonnen hat. Acht Tage darauf (1. Januar) wurden wir an die Beschneidung Christi erinnert und dann an Seine Taufe (6. Januar). Das Gedenken dieser Ereignisse im irdischen Leben des Herrn bilden zusammen das Fest der Inkarnation, der Fleischwerdung des Wortes Gottes. Gott kam ganz real in die Welt, in Zeit und Geschichte. Er war körperlich präsent inmitten Seines Volkes, mitten unter Seinen Geschöpfen, die Er liebt. Unser Herr nahm die menschliche Natur an, um den Menschen, der sich so weit von der Quelle des Lebens entfernt hatte, mit Sich zu versöhnen. Da Gott ‚Knechtsgestalt’ annahm, erfüllte Er gleichzeitig in der Person Christi alle Erfordernisse des Gesetzes, das Er Selbst Seinem Volk durch Mose gegeben hatte. Er zeigte dadurch, dass alles, was in der Geschichte Israels geschehen war, nicht bloß eine Folge von unzusammenhängenden Ereignissen war. Vielmehr war es eine Geschichte mit einem definierten Ziel: die Erlösung der Menschheit. Er zeigte Sich als der Lenker dieser Geschichte und erfüllte ihre Erwartungen. Als der gerechte Symeon das Kind in seine Arme nahm und verkündete, dass dies wirklich der fleischgewordene Erlöser war, „Licht, das die Heiden Bis zum heutigen Tag sind alle Feste der Kirche – was auch immer ihr Anlass sei, ob aus dem Leben Christi oder der Gottesgebärerin, ob von den Heiligen – Feiern Christi und der Errichtung des Königreiches Seiner Gegenwart auf Erden. Er hat dieses Königreich ins Leben gerufen und seine letztendliche Verwirklichung versprochen. Gerade wie das Alte Israel den Anfang des Reiches Gottes erwartet hat, so erwartet nun das Neue Israel (die Kirche) die Zweite und Herrliche Wiederkunft Christi und die Fülle Seines offenbarten Königreiches.

Obwohl alle unsere Feiern auf innigste mit der Kenntnis verbunden sind, dass wir zur vollkommenen Gemeinschaft mit Christus berufen sind und in der Erwartung Seines Reiches leben, zu dem wir schon gehören, leben wir immer noch in einer Welt, die zum größten Teil das ablehnt, was Christus ihr gegeben hat, d.h. ein echtes Leben „in Fülle“, Leben mit einem wirklichen Ziel und echter Bedeutung. Obwohl wir Christen akzeptieren, was uns Gottes Eingreifen in unsere menschlichen Umstände gegeben hat, gleiten wir doch immer wieder aus und fallen in die große Versuchung, die Dinge dieser Welt in Götter zu verwandeln. Wir werden dauernd fasziniert auf der Suche nach Glück und Erfüllung, von Wegen, die Gott ausschließen. Sie erweisen sich immer als vergeblich und sinnlos. Unser Leben schwankt hin und her zwischen sicherer Erlösung und Gleichgültigkeit, zwischen Augenblicken wirklicher Freude, weil wir wissen, dass Gott bei uns weilt, und Momenten der Leere, weil wir uns Ihm nicht völlig anvertrauen können. Jedes christliche Fest erreicht seinen Höhepunkt in der Göttlichen Liturgie zum Fest. In diesem heiligen Tun, wenn sich das Volk Gottes in Seinem Namen versammelt, werden wir wirklich Teilhaber des kommenden Himmelreiches. Wir sind so real mit Christus gegenwärtig in Seinem künftigen Reich, wie es die Apostel mit Ihm beim Letzten Abendmahl waren. Das Himmelreich ist also schon unter uns und wir erfreuen uns seiner in der Erwartung. In jeder Eucharistiefeier spüren wir es; dies ist Sinn und Zweck unserer Feste und Feiern und darum ist die Eucharistiefeier deren Mittelpunkt. Ich möchte noch einmal betonen: obwohl das, was wir gesagt haben wahr ist, orientieren wir unser Leben dauernd an den alltäglichen Geschäften, und leben oft, als hätten wir nie diese göttliche Wirklichkeit erfahren. Deshalb sind Reue und Bußzeiten ganz in Ordnung. Deshalb werden wir in ca. fünf Wochen in die Große Fastenzeit eintreten, in der wir aufgefordert werden unsere Sünden zu bereuen.
Grundsätzlich ist für uns Christen wichtig, dass wir wirklich gesehen haben „das wahre Licht, himmlischen Geist empfangen, wahren Glauben gefunden“ in dieser Erfahrung des Königreiches Gottes. Die Frage, die wir uns alle aber ernstlich stellen müssen, ist: „Was sind wir, wenn wir nach dieser himmlischen Erfahrung in diese Welt zurückkehren?“ Christus, dessen Wille es war zu unserer Erlösung in den Armen des gerechten Symeon gehalten zu werden sei Herrlichkeit, Ehre und Anbetung, auch jetzt und allezeit und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amin.


From The Dawn, Publication of the Diocese of the South Orthodox Church in America
January 1999

Quelle: prophet-elias.com

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