Wünscht der Mensch, irgend etwas Gottmenschliches zu verwirklichen, so kann er dies nur in der Gemeinschaft mit Gott tun, nur mithilfe der Kraft Gottes. Allein gekleidet "in die Kraft von oben" (Lk 24, 49), in die göttliche Kraft des Heiligen Geistes, können die Menschen dem Evangelium entsprechend auf der Erde leben. Deshalb offenbarte der Heiland auch die große göttliche Wahrheit beim Letzten Abendmahl vom Geist als dem Erfüller und Vollbringer der Rettung des Menschen mithilfe des Evangeliums (vgl. Joh 14, 16-17.26; 15, 26; 16, 7-13). Der Heilige Geist verleiht den Menschen gnadenmäßige Kraft, damit sie ständig in Christus durch Sein Evangelium leben können und sich im inneren christusebenbildlichen und ewigen Menschen festigen können. Der innere, christusebenbildliche Mensch wird in den Menschen durch ihre begnadete Einigung mit dem Herrn Christus geboren: ihr Geist vereint sich durch die Gnade mit Seinem Geist, durch den Heiligen Geist; er denkt durch Ihn, lebt durch Ihn, vollbringt alle seine Handlungen durch Ihn. Und so "wächst er im Wachstum Gottes" (Kol 2, 19), wird stärker in jeglicher göttlicher Kraft im inneren Menschen (vgl. Kol 1, 11). Ohne den Heiligen Geist zerfällt der Geist des Menschen zerstäubt durch die Sünden in eine Unzahl von Todesarten, in eine Unzahl von Nicht-Existenz und Pseudo-Existenz. Denn auch hier gilt das völlig wahre Wort des Heilands: "Wer nicht mit Mir sammelt, der zerstreut" (Lk 11, 23): zerstreut die Seele, zerstreut das Gewissen, zerstäubt den Willen, zerstäubt sein ganzes Wesen.
Unser innerer Mensch, der nach Gottes Ebenbild geschaffen ist, wird schwächer, trocknet aus, verwelkt, stirbt von allem Sündigen, Tödlichen, Dämonischen; dagegen erstarkt er, wird unsterblich, wenn er im Glauben des Evangeliums im Heiligen Geistauf den Herrn zugeht. Dann sammelt er sich, wird geheilt, und erstarkt allmählich durch die Gnade der heiligen Mysterien und heiligen Tugenden, durch Christus Gott: es erstarkt seine Seele, erstarkt sein Geist, erstarkt sein Gewissen, erstarkt sein Wille bis hin zu göttlicher allbesiegender Stärke, wobei die Frohbotschaft des Evangeliums und das Gebot verwirklicht wird: Erstarkt im Herrn und in der Kraft Seiner Stärke (Eph 6, 10): denn in dieser Welt, in der der Teufel ist, müßt ihr durch Christus Gott stark sein, wenn ihr jenen besiegen wollt. Indem ihr euch durch das evangeliumsgemäße Leben im Herrn stärkt und in der Kraft Seiner Stärke, "gestärkt werdet mit aller Kraft durch Seine herrliche Macht" (Kol 1, 11), werdet ihr stärker als jeglicher Tod und alles Tödliche, stärker als jede Sünde und alles Sündige, stärker als jeder Teufel und alles Teuflische. Dann kann euch nichts Sündiges und Dämonisches beherrschen und in den Tod werfen, aus welchem es keine Auferstehung gibt. Denn "wer sich an den Herrn hält, der ist eines Geistes mit dem Herrn" (1 Kor 6, 17). Und dann? Oh, alle Tode, was sind eure Winde und Gewitter und Stürme? Nichts als leichte Windbewegungen, vor denen sich unsere Seele nicht beugt weder in Furcht, noch in Angst, noch in Qual, und mehr noch in Tod, in Verzweiflung, in der Hölle! Oh, unsere einzige menschliche Freude, daß wir durch den wunderbaren Christus Gott zum Himmel wachsen, und noch höher und weiter: über den Himmel und die Himmel, über die Himmel! und weiter und weiter; über die Cherubim und Seraphim – zum Dreisonnigen Gott und Herrn und der Allerheiligsten Gottesmutter. Zeitalter, Jahrhunderte, Ewigkeiten, – oh, das alles sind unsere Zeitalter und alles unsere Jahrhunderte und alles unsere Ewigkeiten – alles sind sie Deine Knechte, All-Erhabenster! lichte und von Freude erfüllte Knechte. Mit einem alles beherrschenden Wunsch im Gebet: daß alles vergöttlicht werde, verchristet, verdreieinigt; und so das göttliche All-Ziel des menschlichen Lebens und Daseins erreicht werde; und dadurch: das Göttliche allumfassende Gute, die Göttliche vollkommene Wahrheit, vollkommene Liebe, alles überschattende Gerechtigkeit, All-Ewigkeit, All-Gottmenschlichkeit; und darin: ewige Göttliche Daseins-Freude – Allfreude.
Ausschnitt. Quelle: http://rocor.de/de/bote/2006/4/archimandrit-justin-popovi-kommentar-zum-sendschreiben-an-die-epheser.html
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