Der Hl. Spyridon zu seinem Gedächtnis am 12. Dezember
Im Schrein, der auf der Insel Kerkyra (Korfu) vor der griechischen Küste am meisten verehrt wird, ruhen die Reliquien des Hl. Spyridon, die nach sechzehn Jahrhunderten immer noch in einem bemerkenswert guten Zustand sind. Jedes Jahr wird der Schrein am Festtag des Hl. Spyridon in feierlicher Prozession durch die Straßen getragen. Der Platz in der Schar der Heiligen und sein Vorrang wäre ihm aber auch dann gewährleistet, wenn der Ruheort seiner heiligen Gebeine unbekannt wäre.
Der Hl. Spyridon wurde bekannt durch die sich zuspitzenden Ereignisse vor und während des historisch wichtigen Konzils von Nikaia 325 n. Chr. Davordiente er auf ganz unspektakuläre Weise dem Herrn und führte das einfache Leben, das er anscheinend bevorzugte.
Er wurde auf der Insel Cypern geboren und liebte die Ruhe der Landschaft, die er als junger Hirte der Herden seines Vaters durchstreift hatte. Sogar nachdem er zum Amt des Bischofs aufgestiegen war, fand er Zeit, in voller Zufriedenheit Schafe am Berghang zu hüten.
Der Hl.Spyridon stammte aus einer bäuerlichen Familie, die schon seit Generationen in einer abgelegenen Gegend gelebt hatte, und wo sich in weitem Umkreis keine Schule befand. Die wenige Bildung, die zu erhalten war, wurde durch die Eltern vermittelt, deren Wissen aber, weder des Lesens noch des Schreibens kundig, sehr beschränkt war. Obwohl sehr aufgeweckt, war Spyridon keine Ausnahme von der Regel, die die meisten Jungen zu einem Leben ohne Lesen und Schreiben verurteilte.
Die Gemeinden, die keine Schule besaßen, hatten aber doch immer Zugang zu einer Dorfkirche und als Junge ging Spyridon regelmäßig in die Kirche. Er zeigte erheblichen Eifer und bemerkenswerte Intelligenz, die es ihm ermöglichte sich nur durch einfaches Zuhören lange Perikopen aus der Bibel zu merken. Obwohl er zu Hause gebraucht wurde, wurde ihm die formale Erziehung, die er verdiente nicht verwehrt. Seine Eltern wollten sein großes Talent und seine Liebe zu Christus nicht einschränken und suchten beim Priester Rat, der sich um die Erziehung und den Religionsunterricht kümmerte.
Kurz nach der Wende zum vierten Jahrhundert wurde Spyridon zum Priester geweiht und in eine ländliche Gemeinde versetzt, die ziemlich der glich, in der er auf -gewachsen war. Als erstes machte er sich daran, die Kirche als Schule für die Kinder zu nutzen, deren Eltern er überzeugte, dass ihre Nachkommen zu besseren Bürgern gemacht werden könnten, wenn sie ihnen genug Zeit gäben, wenigstens die Grundlagen einer Bildung lernen zu können, besonders Lesen und Schreiben.
Seine Sorge um das Volk und seine völlige Hingabe an den Heiland blieb nicht unbemerkt und er wurde Bischof seiner Diözese. In dieser Stellung gewann er die Bewunderung seiner Herde und Beachtung in den an Zahl wachsenden christlichen Gemeinden. Wann immer er den Verpflichtungen seines Amtes entkommen konnte, ging er zurück zu seinem Berghang und den Schafen seines elterlichen Bauernhofes, um die Ruhe zu genießen und neue Kraft zu schöpfen. Es war im Jahre 325 n. Chr., als das Konzil von Nikaia, das erste ökumenische Konzil, auf Anordnung des Kaisers Konstantin zusammengerufen wurde, um die wichtigsten Fragen seiner Zeit zu lösen; ein Konklave, zu dem die größten Persönlichkeiten der Christenheit eingeladen wurden. Unter ihnen war auch der bischöfliche Hirte Spyridon, dessen Ruf ihm vorausgeeilt war und der deshalb zu einem der Leiter berufen wurde.
Bei diesem Treffen begegnete er auch dem Hl. Nikolaus, mit dem ihn alsbald eine enge Freundschaft verband, die ihre Lebensläufe in vieler Hinsicht ähnlich verlaufen ließ, die uns wiederum als ruhmvoller Teil unserer christlichen Überlieferung vermittelt wurden.
Der hl. Spyridon meisterte seine Aufgabe im Konzil auf höchst ehrenwerte Weise und brachte es fertig eine hitzige Debatte über das Mysterium der Heiligen Dreiheit so zu schlichten, dass das wichtigste Konzil der frühen Kirchengeschichte erfolgreich zu Ende gehen konnte.
Wie sein Freund der Hl. Nikolaus, wurde auch der Hl. Spyridon ein Opfer der heidnischen Verfolgung und wurde eines Tages ins Gefängnis geschleppt, wo er durch die Gefängniswärter so brutal misshandelt wurde, dass er auf einem Auge erblindete. Jahre des Elends folgten, denn die Römer wollten ihn lieber in den Minen arbeiten lassen als ihn hinzurichten. So lebte der sanfte Bischof im Elend und arbeitete qualvoll viele Jahre bevor er schließlich starb. Gläubig bis zum Ende, pries er mit seinen letzten Worten denHerrn.
Sein Leib wurde in einen Graben geworfen, aus den ihn Freunde für ein christ -liches Begräbnis herauszogen. Später wurden seine Reliquien übertragen und sein Leib ist bis heute unversehrt, bewahrt durchdie Hand Gottes.
George Poulos, Orthodox Saints, vol. 4; Übers. Aus dem Englischen: G. Wolf
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