Montag, 9. Dezember 2013

Die Ursprünge des Humanismus


Die Ursprünge des Humanismus und der modernen Nicht-Orthodoxie
Ein Glaube ohne Wunder ist nicht mehr als ein philosophisches System, und eine Kirche ohne Wunder ist nicht mehr als eine Wohltätigkeitsorganisation wie das Rote Kreuz.(H. Nikolaj Velimirovic von Ochrid, + 1956)

Der Glaube der orthodoxen Christen beinhaltet, daß eine Häresie wie der Humanismus ihren Ursprung nicht in der Kirche haben kann, denn die Kirche ist der Leib Christi, der durch den Heiligen Geist unfehlbar handelt. Der Humanismus muß daher außerhalb der Kirche durch einen Verlust des Heiligen Geistes, in einer entstellten Uhre in einern Ausläufer der Kirche entstanden sein.
Der Humanismus erschien zuerst im Kontext des römischen Katholizismus als eine neuartigen Degeneration der Orthodoxie, die in der Mitte des 11. Jahrhunderts geboren wurde. Da der Humanismus zum ersten Mal am Ende des 11. Jahrhunderts deutlich in Erscheinung trat, scheint es uns klar, daß der Ursprung des Humanismus das filioque ist - jene Häresie, die an der Wurzel der NichtOrthodoxie liegt.
Die Kirche erklärt, daß der Heilige Geist, der Geist der Wahrheit, von Gott dem Vater ausgeht und dann durch sündenlose menschliche Natur hindurchgehen kann, wie der Geist durch die sündenlose Natur Christi hindurchging, zum Beispiel bei der Verklärung. Auf der anderen Seite behauptet das filioque, daß der Heilige Geist vom Sohn Gottes ausginge, welcher Mensch geworden ist. Dies impliziert deutlich die anti-spirituelle Behauptung, daß der Heilige Geist potentiell von jedem Repräsentanten Christi ausgehen könne, das heißt - potentiell könnte er demnach sogar von einer sündigen menschlichen Natur ausgehen.

Dies ist die Tragweite der Behauptung jener, die das Amt des Papstes von Rom innehaben: daß sie Christus ersetzen wurden, daß sie Stellvertreter Christi seien, daß der Heilige Geist und daher die geistliche Autorität von ihnen ausginge, daß sie unfehlbar seien. Solch eine Behauptung beinhaltet, daß einzelne Personen unabhängig von ihrer Spiritualität oder vom Besitz heiliger persönlicher Qualitäten mit der Autorität des Heiligen Geistes - im Geist Gottes zu sprechen vermögen.
Wenn man die Auffassung aufgibt, daß Heiligkeit, Abtrennung von der Welt, die Erlangung des Heiligen Geistes wesentlich sind, um im Geist Gottes sprechen zu können, wird die Religion zu einer nur noch säkularen Institution dieser Welt. Denn wenn die unfehlbare Autorität des Heiligen Geistes automatisch von Menschen ohne Heiligkeit geerbt würde, durch eine bloße Funktion oder ein Amt, dann würden religiöser Glaube und Praxis unwichtig. Die menschliche Natur wird auf diese Weise aufgebläht und erhebt sich in unverdienter Autorität und Bedeutung, sie wird zum Götzen.

Dies kann man in der Exaltiertheit der 'Mystiker' des Mittelalters sehen.
In einer historischen Abfolge von Schritten im Verlauf von ungefähr 500 Jahren vom Verlust des Heiligen Geistes, von der despiritualisierten römisch-katholischen Vorgabe des filioque, die zunächst strikt auf das Papsttum beschränkt war, gelangte man zu einer weiteren Behauptung. Dies war die viel weniger restriktive, demokratische protestantische Vorgabe, daß jeder Mensch mit der Autorität des Heiligen Geistes sprechen, die Heilige Schrift interpretieren und die Wahrheit erkennen könne, einfach dadurch, daß er seinen Glauben an Christi bekennt. Der Protestantismus ist antipäpstlich, obwohl, oder vielleicht weil, im Protestantismus jeder ein Papst ist. Die protestantische Vorgabe bedeutet, daß jeder unspirituelle Mensch sich erheben und behaupten kann, inspiriert zu sein, die Heilige Schrift korrekt zu interpretieren, unabhängig von seiner Spiritualität.
Diese Schöne Neue Welt (um Shakespeares Ausdruck der Zeit zu benutzen) erklärt, wie der Protestantismus zu einer Garnitur von moralischen Ansprüchen wurde, als der wirkliche und nicht imaginäre Heilige Geist aus der Religion entfernt wurde. Die Religion wurde daher eine Institution dieser Welt, Moralität war daher der einzige übriggebliebene aktive Teil der 'Religion'. Im Protestantismus ist daher die Auffassung, daß Moralität das Ergebnis von Spiritualität sei, verlorengegangen. Für ihn ist Spiritualität gleich Moralität.
Man kann dies im Protestantismus daran sehen, daß das Gesetz der Zehn Gebote des Alten Testaments, in das er zurückfiel, zum Idol wurde. Die Zehn Gebote wurden im östlichen Ende der protestantischen Kirchen angebracht, über den Altären, während sich in den orthodoxen Kirche dort häufig die Ikone Christi befindet. Das Ziel des Protestantismus bestand dann nur noch darin, 'gesetzestreue' Bürger für die staatliche Kontrolle zu produzieren.
Die protestantische Konzentration auf Ethik und Meinung in der Interpretation - unter Ausschluß der Spiritualität - führt noch zu etwas anderem. Denn wenn die christliche Religion lediglich eine moralische Haltung darstellt, wird Gott schließlich völlig unnötig. In einer weiteren historischen Abfolge von Schritten über ungefähr 500 Jahre gelangte man von der protestantischen Ethik hin zur Behauptung daß im gewissen Sinn alle Menschen unfehlbar seien - denn jeder kann eine moralische Meinung bilden. Dieser Prozeß gelangte in den 1960er Jahren zum Höhepunkt, die Kippe des modernen Protestantismus wurde nicht in einer Generation erreicht, sondern in einem allmählichen Degenerationsprozeß, der fast tausend Jahre zu seiner Erfüllung benötigte: römischer Katholizismus; Protestantismus; Humanismus.
Heutzutage wird die institutionalisierte Nicht-Orthodoxie von den Massen abgelehnt. Der römische Katholizismus ist eine umstrittene und durch die Skandale um die Kleriker sehr in Mißkredit geratene Autorität; der Protestantismus gelangt ans Ende seines historischen Weges. Der englische Sproß des Protestantismus, die Kirche von England, erscheint wie ein halb abgelehnter Entwurf eines verdünnten Calvinismus, gegründet von einem gemeingefährlichen Serienehebrecher.

Die Kirche von England hat schon vor langem. ihre Anziehung außerhalb der Mittelschicht verloren, sie ist nicht urnfassend und reichlich zusammenhanglos - sie bietet 'allen alles'. Sie ist weitgehend alles für alle geworden und nichts für irgendeinen Menschen. Von Komitees geleitet, hat die Kirche von England wenig Autorität oder Charisma. 1hr ständiges Streben nach Kompromissen, nach dem Mittelweg, nach 'Toleranz', ihre ständigen Karamellen, ihre 'Nettigkeit' schließen den Begriff der Absoluten Wahrheit weitgehend aus. In der Tat sind diese Karamellen Zeichen des Widerstands gegen die Wahrheit, das Streben nach Kompromissen. Im Gegensatz dazu sind Kontroversen und Spallungen - nicht Kornpromisse - immer ein Zeichen der Vitalität im kirchlichen Leben gewesen, Zeichen der Suche nach der Wahrheit. Die großen Kirchenkonzile entstanden aus Kontroversen. Eine Organisation, die sich einschmeichelt, hat nicht den Willen, in der Wahrheit zu leben. Die heutige Kirche von England scheint nur zur Förderung der im Establishment vorherrschenden liberal-bourgeoisen Begriffe von 'Anstand' und 'Respektabilität' zu dienen. In der Tat sieht es so aus, als ob der derzeitige Erzbischof viele seine Mei-nungen aus der Mittelschicht-Zeitung Guardian entnehmen würde.
Große Teile des nicht-orthodoxen Christentums sind nun eine autoritätslos debattierende Gesellschaft - ohne Autorität weil ohne Spiritualität. 1hre Pastoren scheinen sich in Amateur-Sozialarbeiter verwandelt zu haben, die sich mit dem materiellen und mentalen Woblergehen ihrer Klienten befassen. Schlimmstenfalls jedoch erscheint das nicht-orthodoxe Christentum als ein spirituelles Vakuum, eine Form von Christentum, die religionslos ist, denn sie ist ohne Kirche. Denn ohne die Kirche, der Leib Christi, ist der Heilige Geist nicht anwesend, gibt es kein Leben in Christo, kein authentisches Christentum, keine geistliche und daher keine moralische Autorität. Die Nicht-Orthodoxie scheint nur noch Ideen über Christus zu haben, kein direktes empirisches Wissen über Ihn. Wie mich ein anglikanischer Kleriker vor ungefähr dreißig Jahren fragte, als ich dieselben Punkte vorbrachte: 'Aber was ist der Heilige Geist?' Es sah so aus, als hatte er es wirklich nicht gewußt.
Die Tagesordnung des modernen nicht-orthodoxen Christenturns scheint von der Welt und ihrer humanistischen Ideologie sozialer 'Fortschritthchkeit' bestimmt zu sein. Daher spiegelt die NichtOrthodoxie die Welt lediglich wider, statt sie nach oben zu führen. Geistlich leer kann sie ihre Agenda nicht länger kontrollieren, sie reagiert nur auf das, was bereits vorgegeben ist. Ohne eine eigene Autorität anerkennt sie nur die Autorität jener 'Meinungsmacher', die die Massen mit ihrer säkularen politischen Korrektheit durch das Fernsehen und die anderen Massenmedien manipulieren und konditionieren.

Dieser tausendjahrige Prozeß der Entfernung des Westens von der Kirche hin zur Schönen Neuen Religion des Humanismus, der nun schon recht fortgeschritten ist, war das unvermeidbare Ergebnis der selbstverschuldeten Selbstverstümmelung im nicht-orthodoxen Christentum. Entstanden ist sie durch das Akzeptieren. all der langfristigen Implikationen des filioque, der Vergöttlichung der menschlichen Natur ohne Gott, ohne den Heiligen Geist. Der spirituelle Bankrott mündete im säkularen Humanismus. Diese Degeneration ist die Folge der Unfähigkeit auf Seiten der Nicht-Orthodoxie, ihre eigentliche Essenz - ihren ursprünglichen Irrtum, das filioque zu identifizieren und dann zu beseitigen. Nachdem sich dieser Fehler einmal festgesetzt hatte, waren der Verlust des Heiligen Geistes, der folgende Verlust des Glaubens und die logische Entwicklung des säkularen Humanismus unvermeidlich - wenn auch erst nach einer langen Zeitspanne.
Als Folge davon hat die Nicht~Orthodoxie der Welt heutzutage wenig Charakteristisches oder Religiöses zu sagen, denn sie spricht nur nach, was die Welt ohnehin schon sagt. Durch die Abwesenheit des Heiligen Geistes ist sie unfähig, geistliche Speise bereitzustellen; sie imitiert sogar die Architektur der Welt, und ihre modernen Kirchen sind Reflektionen weltlicher Architektur. Was Sünde und Hölle betrifft, erklärt sie - wie die Welt -, daß jeder gerettet wird. Wir haben in unserer Zeit die Wiedereinsetzung der Häresie des Origenes gesehen und ihre Vergötterung durch die Humanisten aller Schattierungen.

Die Adoption des Humanismus durch die heterodoxen Konfessionen hatte verschiedene Auswirkungen, hauptsächlich in den 1960er Jahren. Alle Religionen oder 'Glaubensgemeinschaften' werden nun für gleichwertig gehalten, unabhängig von der Wahrheit. Der Synkretismus - bekannt als Ökumenismus - hat sich eingebürgert. Doch der Ökumenismus ist in Wirklichkeit Säkularismus, eine Verschmelzung mit der Welt. Da die Nicht-Orthodoxe außerhalb der Kirche ist, kann sie keine Lehre, nicht einmal effien Begriff von 'der Kirche' haben, und daher ist ihre Verschmelzung mit der Welt unvermeidbar.
Liturgisch hat der Humanismus darauf bestanden, daß der noch übriggebliebene Sinn für das Sakrale aus dem nicht-orthodoxen Gottesdienst verschwindet, der rudimentäre Sinn für das Mysterium und Ehrfurchtgebietende, denn der heutige Humanismus verkündet, daß nur das menschliche Leben 'sakral' sei. Dies karm man zum Beispiel in der humanistischen Abschaffung der 'altmodischen' liturgischen Sprache oder im lauten Lesen der stillen Gebete sehen. Ohne Sinn für das Sakrale verwandeln sich daher die nichtorthodoxen gottesdienstlichen Orte praktisch in Konzerthallen oder säkulare Klubs.
Das größte Symbol davon ist die Entfernung des Sakralen ist das Umdrehen der Altare und des Klerus seit den 60er Jahren. Auf diese Weise wenden die Pastoren nun ihr Gesicht der Gemeinde zu statt zu Gott. Diese Pastoren haben liturgisch gesehen Gott den Rücken zugekehrt. Das menschliche Bedürfhis wird uber den Gottesdienst gestellt. Der würdige Dienst Gottes (Gottesdienst) wird ignoriert und ersetzt durch unwürdige Handlungen von Menschen. Die NichtOrthodoxie scheint längst vergessen zu haben, daß es in der Kirche um den Sohn Gottes und die Rettung der Seele geht, nicht um die selbstgefällige Selbstbefriedigung und Selbsterhöhung des gefallenen Menschen.
Das Ziel des humanistischen Kultes ist, ästhetische Reize zu entfalten, den 'Wohlfühl-Faktor', das erhebende 'Ich-bin-gerettet'- Feeling. Diese 'charismatische' Bewegung ist nichts anderes als eine Wiederholung der Wahnvorstellungen der religiösen Erweckungsbewegungen und der Gefühlsbetontheit des 19. Jahrhunderts. Das kann man in den 'happy-clappy'- und 'Therapie'-Kirchen sehen, den einzig 'erfolgreichen' und vollen protestantischen Kirchen heutzutage. Sic haben jedoch mit ihrer großen Fluktuation von oberflächlich Gläubigen keine anhaltende Wirkung oder langfristigen Wert.

Heutzutage ist der nicht-orthodoxe religiöse Glaube, der die säkulare Welt spiegelt, individualisiert und privatisiert worden. Er reflektiert die Wahl der Konsumenten. jeder einzelne kann sich aus dem. Supermarkt-Menü der Religionen herauspicken und mischen, was er will, Die Religion wird für die Kunden kommerzialisiert. Die Menschen gehen 'shopping', um sich die passende Religion als Therapie, unabhängig von der Wahrheit, zu suchen. 'Gottesdienstkomitees' entwickeln neue 'Gottesdienststile', neue Formen von emotionaler Selbstbefriedigung. 'Gottesdienst' ist nur eine andere Form von Erholung, eine Freizeitbeschäftigung eine leere Hülle, denn ohne die Absolute Offenbarung des Hefiigen Geistes hat der Kult keine Autorität, er ist hohl. Man kann sich seine eigene Religion zusammenbauen, basierend auf säkularer, humanistischer Ethik überhaupt ist Religion nur eine 'Frage des Lebensstiles'.
Als Folge dieses langen Degenerationsprozesses steht die moderne Nicht-Orthodoxie vor einer KernschmeIze, denn sie ist dahin gekommen, säkulare Ideale zu bekennen - Ideale der spirituellen Barbarei, der Hölle. In der Hölle sind die Menschen Gefangene ihrer Sünden. Und das ist die Definition der humanistischen Gesellschaft - einer Gesellschaft, in der die Menschen nicht einmal erkennen, daß sie Gefangene ihrer eigenen selbstgefälligen Sündhaftigkeit, ihres Eigeninteresses, ihrer Nachgiebigkeit sich selbst gegenüber, ihrer Selbstbefriedigung sind.

Auszug aus: Der Verlust des Heiligen Geistes: ,,Schöne Neue Religion"
Priester Andrew Phillips (Übersetzt und herausgegeben von Johannes A. Wolf in Der Schmale Pfad, Band 7)

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