Montag, 16. Dezember 2013

Von den Berufenen zum Hochzeitsmal-Anthony Bloom


„Das heutige Gleichnis erinnert uns daran, dass das Festmahl bereitet ist. Christus ist in die Welt gekommen und es gibt nun keine Trennwand mehr zwischen Gott und uns. Der Weg liegt offen vor uns. Wollen wir ihn etwa nicht beschreiten? Werden wir etwa, so wie die Menschen, von denen das Gleichnis spricht, die Einladung ablehnen?“ – aus einer Predigt zum Gleichnis vom Hochzeitsmal von Metropolit Antonij von Sourosh
Bevor wir unseren Glauben im Credo bekennen, bevor wir vor dem Herrn bezeugen, dass wir an den Einen Gott - den Vater, an Seinen Eingeborenen Sohn, Der in die Welt gekommen ist, um Sein Leben hinzugeben für uns, und an den Heiligen Geist, der uns Christus offenbart, uns mit Ihm vereinigt und uns zu Kindern Gottes macht, glauben, wechseln die Priester unter sich einige Worte, die einst in der ganzen Kirche laut gesprochen wurden: Christus ist unter uns!
Heute sprechen wir diese Worte voller Glauben an die unsichtbare, jedoch erfahrene und durch das Gefühl erkannte Gegenwart des Heilandes. Diese Worte erinnern daran, wie der Herr am Abend des Tages, an dem Er auferstanden war, vor seine bedrückten Jünger trat und ihnen Seinen Frieden gab. Damals antworteten die Jünger einander völlig zu Recht: Christus ist unter uns. Nun sind wir schon keine Waisen mehr, die Liebe wurde nicht besiegt, Gott nicht vertrieben aus der Welt und diese ist nicht an ihr Ende geraten. Alles ist möglich. Christus ist wieder unter uns. Er ist lebendig im Fleische und im Geiste und voller Liebe …
Wenn wir diese Worte aussprechen, mit welch einer Freude und Ehrfurcht sollten wir dies dann tun? Schon bevor wir das Credo sprechen, sollten wir uns bewusst machen, dass Christus unter uns ist, nur – wie es der Apostel Paulus in einem seiner Briefe schreibt – im Geiste, denn wir kennen Christus nun nicht mehr im Fleische, sondern nur im Heiligen Geist. Wir wissen um Ihn aus tiefer persönlicher Erfahrung. Wir fühlen, dass wir in der Kommunion wahrhaftig an Ihm Anteil haben. Wir spüren Ihn auch beim Beten. Wir kennen Ihn so, wie die Jünger Ihn damals vielleicht noch gar nicht kannten. Wir wissen, dass Er unser Gott ist, wir wissen, dass Er das Leben ist, das sich aus der Ewigkeit in uns ergießt. Wir wissen, dass Er unsere Erlösung ist, denn in Ihm ist die sich am Kreuz opfernde und triumphierende Liebe Gottes Mensch geworden.
Und nun warten wir auf das Fest der Geburt Christi, auf den Tag, an dem Christus im Fleische in die Welt gekommen ist und die Göttliche Liebe in einem lebendigen Menschen Gegenwart wurde. Wie sollten wir uns auf diesen Tag vorbereiten! Mit was für einer Liebe antworten, mit welcher Ehrfurcht in der Seele! Der unerkennbare Gott wird für uns zu einem Mitmenschen, zu einem von uns. Er wird als ein Kind geboren in einer ganz gewöhnlichen Familie. Die menschliche Natur wird zu etwas so Großem, Unermesslichen und Tiefen, dass sie Gott selbst in sich aufnehmen kann. Und jeder von uns ist genau dazu berufen: Ein Ort zu werden, an dem der Heilige Geist lebt, sich so mit Christus zu verbinden, dass wir ein Leib mit Ihm werden, ein Geist und ein Wunder der Sohnschaft Gottes.
Das heutige Gleichnis erinnert uns daran, dass das Festmahl bereitet ist. Christus ist in die Welt gekommen und es gibt nun keine Trennwand mehr zwischen Gott und uns. Der Weg liegt offen vor uns. Wollen wir ihn etwa nicht beschreiten? Werden wir etwa, so wie die Menschen, von denen das Gleichnis spricht, die Einladung ablehnen und zum Herrn sagen: Ich habe mich schon auf der Erde eingerichtet, sie ist mein! Oder: Ich habe meine Sachen hier zu tun auf der Erde! Oder: Ich habe hier meine Freude gefunden, was soll ich mit der Freude und mit der Sache eines anderen? Werden wir etwa so antworten?
Lasst uns darüber nachdenken: Christus ist unter uns. Er ist hier. Doch zu Weihnachten, am Fest der Geburt Christi, sollten wir uns in einer besonderen Tiefe Sein Kommen im Fleische noch einmal vergegenwärtigen und dem Eintritt des Lebendigen Gottes als Mensch auf unsere Erde und Seinem Kommen gebührend antworten! Denn das Kommen Gottes bedeutete Seinen Eintritt in die Sphäre des Leidens und des Todes, der Begrenztheit und der menschlichen Schwachheit, damit wir ohne Hindernisse an diesem Festmahl teilnehmen können, was vor Anbeginn der Zeit für uns bereitet ist, deren Pforten sich aber erst jetzt für uns öffnen.

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