Dienstag, 11. Februar 2014

DIE DREI LEUCHTEN DER DREISONNIGEN GOTTHEIT


Predigt über die drei heiligen Hierarchen
   
    Es gab Menschen der schöpferischen, nach Gottes Willen gelebten, Einsamkeit. „Sie verließen die Städte, da sie sie als Ursache des Bösen sahen“ und lebten „in sich und Gott zugewendet“. Schöpfer der christlichen Weisheit und der christlichen Gesinnung. Sie gebrauchten bei ihren Kämpfen die Überzeugungskraft, nie die Gewalt; den Dialog, nie den Wortstreit. In ihrem Leben vergossen sie viele Tränen wegen ihrer Sünden und der Sünden der Welt. Ihre Trauer galt nicht nur ihren eigenen Leiden, materielle wie geistige, sondern der Leiden der ganzen Welt. Sie bekämpften systematisch die weltlichen wie auch kirchlichen sündigen Verankerungen ihrer Zeit.
    Sie waren ethisch leistungsstark, psychisch allmächtig, furchtlos und ausdauernd dem Druck der jeweiligen Mächten oder Regierungen. Mentoren des Volkes, doch keine Demagogen. Ermahnend und mitfühlend. Feurig und trostspendend. Nichts habend, doch alles beherrschend. Übertreibend und umsichtig. Antreibend und geruhsam. Verehrer der Isolation und sozial arbeitend. Frohe Märtyrer, stets Gott dankend und preisend. „Wohin wir auch kommen, immer tragen wir das Todesleiden Jesu an unserem Leib, damit auch das Leben Jesu an unserem Leib sichtbar wird.“
    Sie schlugen sich mit allen Verfolgern des Christentums, sogar mit dem größten, dem gefährlichsten, dem mächtigsten, der schlimmer als jener Diokletian ist. MIT SICH SELBST. Und hier war ihr Sieg durchschlagend und glorreich. Sie waren Kaiser ihrer selbst. Starke und unterdrückende Herrscher in vollem Umfang, über ihre Schwächen und Leidenschaften. Zäh und unnachgiebig ihrer sündigen Erregungen gegenüber und ihres psychosomatischen Seins. Sie waren Menschen des Opfers. Sie betonten immer ihre Pflichten und nicht ihre Rechte. Sie suchten stets nach den Rechten Gottes und versuchten diese zu befriedigen, was es sie auch kosten möge. Unaufhörlich widerholten sie die Verse des Psalmisten „Gepriesen seist du, Herr. Lehre mich deine Gesetze“ und „bewahre ich mich vor gewaltsamen Wegen durch das Wort deiner Lippen“. Sie predigten und erfüllten was das Christentum ist, was es sein muss „ein permanenter Kampf der Natur und unaufhörliches Gefängnis der Sinne“.
    Ihr hauptsächlicher Belang, ihr hauptsächliches Streben bestand darin, die Erschöpfung Christi zu erleben, das Mysterium von Gottes Leiden. Die Demut zu erhalten, welche die Kleidung ist, die Uniform der Gottheit. Deshalb sorgten sie sich darum immer am Rande zu leben, vergessen und unscheinbar. Und doch hat sie Gott, der die Demütigen ehrt und rühmt, den anderen offenbart und dazu ausersehen ökumenische Lehrer und Kirchenväter zu werden. Jene, welche sich über „ihre Krankheiten“ rühmten (2. Kor. 12, 9) und über ihre Schwächen, befinden sich jetzt in einer unverblümten, unvergänglichen und immer anwährenden Herrlichkeit. Ihre Größe unbestreitbar, ihre Auswirkung unauslöschlich. Ihr Stempel, endgültig, sowie in der Kirche, als auch in der europäischen-, aber auch globalen Kultur. Sie sind die Münder Christi, die Leuchten der dreisonnigen Gottheit, die lieblichen Flüsse, welche die ganze Landschaft mit Quellen des göttlichen Wissens bewässern.
    Sie sind die manischen Liebhaber Gottes, aber auch des Menschen. Jene, welche sich nach der Vollkommenheit im Bilde Gottes sehnen. Jene, welche sich stets den göttlichen Forderungen hingeben. Die sich rein halten um Gottes Erhabenheit. Jene, die fortwährend das ungeschöpfte Licht Gottes definieren und von diesem erleuchtet, auch die Welt erleuchten.
    Sie waren Rebellen, welche ohne Blut zu vergießen, die ganze Menschheit erschüttert haben. Sie waren Schafe, keine Wölfe. Nach den Begriffen der Welt, waren sie Besiegte und keine Sieger, genau wie Christus. Und doch haben sie besiegt ausgedauert und als weltlich Schwache überlebt. In ihnen erfüllt sich etwas, das der russische Philosoph Nikolaj A. Berdjaev (1874-1948), in seiner Abhandlung „über die Knechtschaft und Freiheit des Menschen“, 1939 geschrieben hat. Dieser große Christ und Philosoph schrieb: „Wehe den Siegern und nicht den Besiegten. Die Sieger sind die wahren Sklaven und nicht die Besiegten. Sie werden zu Sklaven ihrer Leidenschaften und ihr Gewissen verfinstert sich völlig. Anstatt sich großzügig und menschlich zu zeigen, wird der Sieger hart und gnadenlos. Ihm dürstet nach Zerstörung, er überschwemmt vor Stolz, er betrinkt sich an Eitelkeit und Narzissmus. Je größer sein Sieg ist, desto mehr vergöttlicht er sich. Der Sieg, ist eins der schrecklichsten Dinge auf dieser Welt.“ Die drei Hierarchen wurden weltlich, flüchtig und scheinbar besiegt, sie siegten jedoch geistlich, und dieser Sieg war wesentlich und ewig. Es ist ein Wunder der Christenheit, dass die Lämmer die Wölfe besiegen. Es ist der Sieg des Kreuzes, der Sieg des Opfers, der Pyrrhussieg, der Kadmeische Sieg, um uns an unsere Ahnen zu erinnern, den jeweiligen Sieg über die dunklen und satanischen Mächte. Wir sollten alle verstehen, dass der Pyrrhussieg und der Kadmeische Sieg jede ungerechte Vorherrschaft, jeder ungerechte Aufstieg, jede unzulässige Förderung, jede dunkle Abwicklung ist.
    Letztlich wird das Gerechte, das Moralische, der Wille Gottes vorherrschen, jetzt und immerdar und in allen Ewigkeiten. Amen. 
 

MELETIOS AP. VADRACHANIS
ARCHIMANDRIT

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