Homilie des Metropoliten Ilarion von Kiew (1051 - 1054)
Vor aller Zeit vom Vater geboren, Er, der allein mit dem Vater eines Thrones und eines Wesens ist, wie das Licht mit der Sonne, kam herab auf die Erde, suchte heim Sein Volk, ohne sich vom Vater zu trennen, und wurde Fleisch von einer reinen, unbefleckten Jungfrau, die von keinem Manne wusste.
Nachdem Er eingegangen war in ihren Schoß, wie nur Er selbst es weiß, ging Er ebenso aus ihm hervor in beiden Naturen, der Gottheit und der Menschheit, als Einer der heiligsten Dreifaltigkeit.
Er zeigte auf Erden Göttliches nach der Gottheit und Menschliches nach der Menschheit.
Denn als Mensch ließ Er den Leib Seiner Mutter wachsen und als Gott ging Er aus ihm hinaus, ohne ihre Jungfräulichkeit zu verletzen.
Als Mensch empfing Er die Muttermilch und als Gott ließ Er die Engel bei sich singen: "Ehre sei Gott in der Höhe!"
Als Mensch wurde Er in Windeln gewickelt und als Gott führte Er die Magier durch den Stern.
Als Mensch wurde Er niedergelegt in der Krippe und als Gott empfing Er von den Magiern Gaben und Anbetung.
Als Mensch floh Er nach Ägypten und als Gott verneigten sich vor Ihm die mit Händen gemachten ägyptischen Götzenbilder.
Als Mensch von zwölf Jahren betrübte Er seine Eltern und als Gott musste Er im Hause Seines Vaters sein.
Als Mensch kam Er zur Taufe und vor Ihm als Gott erschreckend wandte sich der Jordan zurück.
Als Mensch entkleidete Er sich und trat in das Wasser und als Gott empfing Er vom Vater das Zeugnis: Dies ist Mein geliebter Sohn!
Als Mensch fastete Er vierzig Tage, sodass ihn hungerte und als Gott besiegte Er den Versucher.
Als Mensch ging Er zur Hochzeit nach Kana in Galiläa und als Gott verwandelte Er Wasser in Wein.
Als Mensch schlief Er im Schiff und als Gott gebot Er den Winden, die Ihm gehorchten.
Als Mensch weinte Er über Lazarus und als Gott erweckte Er ihn von den Toten.
Als Mensch setzte Er sich auf ein Eselsfüllen und als Gott rief man Ihm zu: Gepriesen sei, Der da kommt im Namen des Herrn!
Als Mensch wurde Er gekreuzigt und als Gott ließ Er den mit Ihm Gekreuzigten aus eigener Vollmacht ins Paradies ein.
Als Mensch kostete Er Essig und gab Seinen Geist auf und als Gott ließ Er die Sonne sich verfinstern und die Erde beben.
Als Mensch wurde Er im Grabe niedergelegt und als Gott zerstörte Er den Hades, die Seelen befreiend.
Als Mensch versiegelte man Ihn im Grabe und als Gott ging Er hinaus, das Siegel unverletzt bewahrend.
Als Mensch widerfuhr Ihm, daß die Juden Seine Auferstehung zu verheimlichen suchten, indem sie die Wächter bestachen, als Gott aber wurde Er bekannt und erkannt von allen Enden der Erde.
In Wahrheit: Welcher Gott ist so groß wie unser Gott?
Er ist Der Gott, der Wunder tut!
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