Sonntag, 22. Dezember 2013

Panagia Gorgoypikoos- Gottesmutter die Rasch-Erhörende

Zu Beginn des  17.  Jh.  werden  auf  Initiative  des  rührigen  Abtes  Serafim  bedeutende Bauvorhaben im Kloster durchgeführt.  Die Zahl  der Mönche wächst auf hundert. Außerdem erhält das Kloster durch Gerichtsbeschluss zwei bedeutende Güter in Rumänien zugesprochen,  deren  Einkünfte  die  schwierige Wirtschaftslage etwas erleichtern.
Doch nach der  Jahrhundertmitte  befindet  sich das  Kloster  wiederum  in  Nöten.
Im Jahre 1654 gelingt es einem Abgesandten des Zaren, Arsenij Suchanow, zehn antike Kodizes  aus  der Bibliothek  an  sich  zu bringen,  gegen die  Zusage,  die  Mönche  dürften in Russland Sammelaktionen unternehmen.
Ungefähr  zur  gleichen  Zeit  versucht  die  päpstliche  Propaganda auf  dem Athos Fuß zu fassen:  In Karyés wird eine Schule gegründet, und ein unierter Mönchspriester, Athanasios  Kyprios,  nutzt  die Notlage der armen  Klöster aus und kauft ihnen Hand-schriften ab.
Unter dem Druck der Probleme ersucht das Kloster im Jahre 1664 um Senkung des Steuersatzes für die Abgabe an die Türken. Im selben Jahr wird Dochiariou aus un-bekannten  Gründen von Türken angegriffen, worauf  die  Mönche  für  kurze  Zeit  das Kloster verlassen. Einem Mönch gelang es noch, zur Erinnerung an den Vorfall,  in den Marmorpfosten des Südportals der Klosterkirche einzuritzen:  „5.  Oktober  1664,  als die Türken kamen und wir fliehen mussten.“
In dieser  unendlichen Abfolge  von Gefahren und Leiden erhält  das  Kloster  un-erwartet Hilfe  und  Trost  – nicht  aus  Menschenhand, auch nicht von den Schutzpatronen,  den Erzengeln: Die  Hilfe  kam  von der,  die „geehrter  als  die  Cherubim, und unvergleichlich herrlicher  als  die  Seraphim“, von der gemeinsamen  athonitischen Schutzpatronin, der Panagia  ( =  die  Allheilige,  im  Griechischen häufigste Bezeichnung der Jungfrau Maria, dem römisch-katholischen ‚Madonna’ zu vergleichen).

Und das  kam  so:  Irgendwann  im  Jahre  1664 begab  sich der  Cellerar  des Klosters,  Nilos,  wie  immer, wenn  er  seinen nächtlichen  Dienst  verrichtete, von der Küche zu den Wirtschaftsräumen,  die an den Speisesaal  grenzen.  Dabei  hielt  er  eine Fackel, um sehen zu können. Sein Weg führte ihn an einem großer Wandgemälde der Panagia  vorbei,  das 1563,  als  die Klosterkirche renoviert  wurde,  auf  der Außenseite der Speisesaalwand angebracht  worden  war. Dorthin,  unterhalb der Ikone,  stellte er, sei es aus Unachtsamkeit oder Gewohnheit, die Fackeln,  deren Rauch dann das Bildnis schwärzte.  Da hörte er  eines Tages  eine  Stimme:  „O Mönch, schwärz’  mir nicht mein  Bildnis!“  Nilos  meinte, jemand mache  sich einen  Scherz  mit ihm  und  fuhr  in seiner  Arbeit wie  gewohnt  fort.  Einige Tage danach,  er hatte inzwischen  weiterhin die  Fackeln  in die  Nähe  der Ikone gelegt,  die wegen  ihres hohen Harzgehalts übermäßig  Rauch entwickelten – hörte er  wieder  die Stimme, die  wie  Donner  vom Himmel klang: „O Mönch, Unmönch, wie lange noch willst du meine Gestalt entehren?“
Kaum  hatte  der  Mönch die  furchtbare  Stimme  vernommen,  verlor  er  auf  der  Stelle sein Augenlicht.
Da begriff er,  woher  die Stimme kam.  Reuevoll  bat  er  darum,  ihm ein Stasidi (eine  Art Wandstuhl mit Klappsitz  und  Armstützen) gegenüber der Ikone aufzustellen. Dort verharrte er  tagelang  und bat  die Panagia  um  Verzeihung.  Und  wirklich hatten seine Tränen und die unaufhörlichen Gebete  Erfolg:  Zum dritten Mal  hörte er die Stimme der Panagia, die in mildem, ruhigem, mütterlichem und li ebevoll em Ton zu ihm sprach:  „O Mönch, dein Gebet ist erhört worden. Dir sei verziehen, du sollst wieder sehen  wie vorher. Verkündige  den übrigen  Vätern und  Brüdern,  ich bin die Muttergottes  – des  Gottes, der das Wort ist, und bin – nach  Gott  – Schutz  und  Bei-stand dieses heiligen Klosters der Erzengel und des heiligen Nikolaos. Hinfort sollen sich die Insassen in jeder ihrer Not  an mich wenden.  Ich will sie und alle rechtgläubigen Christen, die sich gottesfürchtig an  mich wenden,  rasch  erhören,  denn ich heiße die Rasch-Erhörende“.  

Daraufhin versperrten die Brüder den Durchgang.
Da  die  Ikone  nach  Osten  gewandt ist  und der  Raum  davor  nicht  ausreichte, ließ  man ihr  zu  Ehren  gegenüber  dem  Wandgemälde eine  schöne  Kapelle errichten, die  mit  einer kunstvoll  geschnitzten und  vergoldeten Ikonenwand sowie mit  Wandgemälden geschmückt wurde. Vor der Darstellung hängte man ewige Lichte auf und brachte einen  Andachtsschrein an. Die zahlreichen Wunder,  die die  Panagia durch ihre Ikone wirkte und deren Ruf  sich weithin verbreitete, trugen dem Bild zahlreiche Votivgaben ein. Bis heute ist die Ikone wundertätig und wird von Mönchen und Pilgern in Frömmigkeit geehrt. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen