Mittwoch, 11. Dezember 2013

Über das Gebet- Altvater Paisios


Vater Paisios sagte: „Man sollte für andere mit Kummer und Schmerz im Herzen beten. Die Seele wird diesen Zustand erreichen, wenn sie sich infolge ihrer Demut selbst für schuldig daran hält, was geschieht.“ 
- „Aber, Geronta, wie können Sie an der Tatsache schuldig sein, wenn sich zum Beispiel jemand in Athen von seiner Frau trennt?“ 
Und der Altvater sagte: „Ich sage dann zu mir: Wäre ich ein Heiliger gewesen und hätte ich Gott darum gebeten, dass sie wieder einig miteinander würden und einander liebten, dann hätte Gott, der versprochen hat, die Heiligen zu erhören, ihnen geholfen. Aber weil ich kein Heiliger bin, hat mich Gott nicht erhört. Folglich bin ich schuldig an der Trennung dieser Familie und an anderem Übel,das geschieht. So gebe ich keinem anderen die Schuld, sondern mir selbst für alles; und dann hilft Gott.“ 
Der Altvater sagte auch: „Die Gebetschnur ist wie der Hebel, der die Zündung in Maschinen in Gang setzt. Wenn wir daran ziehen, wärmen wir den Motor, und er beginnt von allein zu arbeiten. Etwas Ähnliches geschieht im Gebet mit der Gebetschnur. Wir sprechen ein Gebet, und unsere Seele wird erwärmt.“ Ein andermal sagte er etwas Ähnliches: „Laßt eure Finger ständig über die Gebetschnur gleiten, bis das Eis des Geistes schmilzt, um den geistigen Mechanismus zu starten, bis dann das Herz von allein zu beten beginnt.“ 
Der Altvater sagte: „Wir müssen überall beten. Einmal fuhr ein Fahrer in Arnea mit seinem Auto ein Kind an. Das Kind erlitt keinen Schaden, weil er während des Fahrens betete.“ Ein andermal sagte er: „Wie die Schiffe, die sich in Gefahr befinden, SOS senden, genauso sollte man alle Zeit beten: Herr Jesus Christus, erbarme Dich meiner. Das Gebet sollte einfach ein.“ 
Das Gebet braucht Vorbereitung. Der Altvater riet: „Bevor du mit dem Gebet beginnst, solltest du ein paar Zeilen aus dem Evangelium lesen oder aus dem Paterikon; auf diese Weise werden sich deine Gedanken erwärmen und ins Land des Geistes versetzt werden.“ 
Der Altvater sagte: „Die Betrüger, die das Gebet schwächen, sind geistige Trockenheit und Kälte. Man sollte dagegen kurze Gebete verwenden und haupt-sächlich – das Jesus-Gebet, fleißig in der Heiligen Schrift und in geistlichen Werken lesen. Die Gedanken über den Tod, das Gericht, Himmel, Hölle und Gottes Segnungen helfen uns und schützen uns vor Sünden. Gott sieht auf unser Herz und prüft, wohin es sich neigt. Dies wird göttliche Furcht hervorrufen, Selbstbetrachtung, das Zurückweisen schlechter Gedanken und Gefühle und die Bewahrung see-lischer Reinheit. Laßt uns stets uns selbst überprüfen: ob wir die zuvor begangenen Sünden bereuen und unsere Schwächen fürchten. Doch  laßt uns niemals die Hoff-nung auf die Rettung verlieren.“ 
Der Altvater sagte: „Laßt den Hauptteil eures Unternehmens aus dem Gebet bestehen, denn es hält unsere Gemeinschaft mit Gottaufrecht. Und diese Gemein-schaft sollte unablässig sein. Das Gebet ist Sauerstoff für die Seele, das für sie höchst Notwendige, und man sollte es nicht für einelästige Pflicht halten. Damit nun das Gebet von Gott erhört wird, muss es aus demHerzen kommen; es muss mit Ergebenheit und dem tiefen Empfinden unserer Sündhaftigkeit vollbracht werden. Wenn das Gebet nicht aus dem Herzen kommt, hates keinen Nutzen. Gott erhört immer das Gebet des Menschen, dessen Geist erhoben ist. Das eifrige Lesen in der Heiligen Schrift hilft dem Gebet sehr, wärmt die Seele und führt den Betenden ins Land des Geistes.“ 
Der Altvater sagte: „Lauft fort vor dem mächtigen Feind – mit Menschen zu plaudern. Wie eine Wolke die Sonne abschattet, so verdunkelt das Geschwätz die Seele. Das Gebet sollte Freude und Danksagung sein,nicht aber eine gezwungene und trockene Formalität. Das Gebet ist ein Ruhen. Die Seele ermüdet dadurch nicht, denn sie empfängt Ruhe, wenn sie mit Gott spricht. Laßt uns immer das Gebet da-mit beginnen, in der Heiligen Schrift, in den Unterweisungen der Väter und Werken über die Askese zu lesen, denn diese Lektüre erfreut den Geist und wärmt das Herz. Es erwärmt die Seele und versetzt sie in die geistige Welt. Das Ziel der Lektüre besteht darin, dass der Geist das Herz erfreut und einen Anfang für das ernsthafte Gebet setzt. Nur das ernsthafte, aufrichtige Gebet ist ein Gebet, denn es wird unter Schmerzen vollzogen und bringt Frucht hervor.“ 
Der Altvater sagte: „Während man betet, muss man mit Demut und der Einfachheit eines kleinen Kindes dastehen, um der väterlichen Fürsorge würdig zu werden. Bekenne deine Schwäche und Nichtigkeit, damit dich die göttliche Gnade umhüllen kann, denn wie der Schatten dem Gegenstand folgt, so folgt die göttliche Gnade der Einfachheit und dem demütigen Geist. Wer  seine Sündhaftigkeit empfindet und in der Tiefe seiner Seele klagt, steht höher als derjenige, der die Toten auferwecken und mit seiner Lehre der ganzen Welt helfen kann. Wer das Verständnis seiner geistlichen Krankheit erlangt, kommt zur absoluten Demut.“ 
In seinem Buch über die Asketen des Heiligen Berges schreibt der Altvater: 
„Ruhiges nächtliches Gebet ist von großem Nutzen wegen seiner stillen Gelassenheit und ist sehr gut für unser geistliches Wachstum, genauso wie stiller nächtlicher Regen sehr gut für den Pflanzenwuchs ist. Willst du, dass dein Gebet ernsthaft wird und von Gott angenommen wird? Dann mache die Leiden deines Nächsten zu deinen eigenen. Schon ein tiefer Seufzer über den Nächsten bringt echte Frucht. Die göttliche Benachrichtigung darüber, dass das Gebet angenommen wurde, ist göttlicher Trost, den der Mensch nach dem Gebet empfindet.“  

Aus: Der Schmale Pfad, Bd. 15

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