Donnerstag, 19. Dezember 2013

Der Stern von Bethlehem


Jedes Jahr um Weihnachten erscheinen Berichte in den Zeitungen oder im Fernsehen, die behaupten eine astronomische Erklärung für den Stern von Bethlehem zu haben. Das ist alles Blödsinn. Der Hl.Johannes Chrysostomos erklärt in seiner Predigt über diese Perikope aus dem Matthäus-Evangelium ganz klar, warum der Stern kein natürliches Phänomen gewesen sein konnte, sondern eine „englische“ Erscheinung,  wie die Wolkensäule im Alten Testament. Die wahre Quelle für den Stern istim Alten Testament, in Numeri 24,17, wo der Seher Bileam, der aus einer Stadt an den Ufern des Euphrats kam, seine große Prophetie ausspricht: „Ich sehe ihn, aber nicht jetzt, ich erblicke ihn, aber nicht in der Nähe: ‚Ein Stern geht in Jakob auf, ein Mensch erhebt sich in Israel’.“So lesen wir es in der griechischen Septuaginta, die der von der Orthodoxen Kirche gebrauchte Text ist. Das Hebräische gibt statt dessen  „ein Szepter erhebt sich in Israel“. Der Hl. Justin, in seinem Dialog mit Tryphon 106 zitiert den Vers, wenn er auch statt ‚Mensch’ das Wort ‚Fürst’ benutzt, das in Matthäus 2,6 als Zitat des Propheten Micha übernommen wird. Man verknüpft die Drei Weisen mit der Prophetie des Bileamund fügt hinzu, dass die Prophezeiung des Bileam ohne Zweifel im Osten bewahrt geblieben sei. Eusebios tut das Gleiche. Der Hl. Gregor von Nyssa verbindet ebenfalls die Weisen mit der Prophezeiung des Bileam. Der wahre Stern von Bethlehem ist Christus Selbst, wie der Hl. Amphilochios in einer Predigt über Weihnachten erklärt. 

Der Hl. Romanos der Melode nimmt dies in seinem Kontakion zur Geburt Christi im 5. Oikos auf (die Weisen sprechen): Ganz genau erklärte uns ja Bileam den Sinn der Worte, die er prophezeite, als er sagte, dass ein Stern aufgehen wird, ein Stern, der alle Weissagungen und Vogelzeichen auslöscht, ein Stern, der die Parabeln und Reden der Weisen erklärt und ihre Rätsel löst, ein Stern, viel heller als der nun strahlende Sternstrahlend, der Schöpfer aller Gestirne, über den prophezeit wurde: 
Von Jakob geht es auf, ein kleines Kind, vor allen Zeiten Gott. 
Die Worte des Hl. Johannes Chrysostomos sind: Denn wenn wir einmal wissen, was das für ein Stern war, woher er kam, ober nur ein gewöhnlicher Stern war, oder verschieden von den andern, ob es ein wirklicher oder nur ein scheinbarer Stern war, dann werden wir auch alles andere leicht verstehen. 
Wer soll uns also das beantworten? Die Hl. Schrift  selber. Dass nämlich dies kein gewöhnlicher Stern war, ja, wie mir scheint, überhaupt kein Stern, son-dern eine unsichtbare Macht, die diese Gestalt angenommen hatte, das scheint mir zu allernächst aus dem Wege hervorzugehen, den er genommen hatte. Es gibt nämlich keinen einzigen Stern, der in dieser Richtung wandelte. Die Son-ne, der Mond, und alle anderen Gestirne wandeln, wie der Augenschein lehrt, von Osten nach Westen; der aber kam von Norden nach Süden; denn das ist die Richtung von Persien nach Palästina. 

Zweitens kann man dies auch aus der Zeit seines Erscheinens schließen. 
Denn nicht bei Nacht leuchtete er, sondern am hellen Tage, während die Sonne schien. Das geht über die Kraft eines Sternes, ja selbst über die des Mondes; denn obgleich dieser weit heller scheint als alle Sterne, so verschwindet er doch und wird unsichtbar, sobald der erste Sonnenstrahl  erscheint. Dieser Stern jedoch hat durch die Macht seines eigenen Glanzes selbst die Strahlen der Sonne übertroffen, hat heller geschienen als sie, und trotz solcher Lichtfülle noch mächtiger geleuchtet. 
Drittens kann man dies daran erkennen, dass er zuerst erscheint und dann wieder verschwindet. Auf dem Wege bis Palästina hat er den Magiern geleuchtet und sie geführt, nachdem sie aber in dieNähe von Jerusalem ge-kommen waren, verbarg er sich. Als sie dann aber den Herodes über den Zweck ihrer Reise unterrichtet und von ihm fortgegangen waren, da erschien der Stern von neuem. So bewegen sich aber Sterne nicht; das kann nur eine mit großer Einsicht begabte Kraft. Der Stern hatte ja nicht einmal seine eigene Weg-richtung, sondern jedesmal, wenn die Magier sich inMarsch setzen mussten, bewegte auch er sich vorwärts; wenn sie aber stille standen, stand auch er still und richtete sich ganz nach dem, wie sie es brauchten; gerade so wie die Wolkensäule, die dem jüdischen Heere zeigte, wann es rasten und wann es aufbrechen sollte. Viertens kann man dies deutlich erkennen an der Art und Weise, wie der Stern sich zeigte. Er blieb nicht in der Höhe und zeigte von da aus den Ort, sonst hätten ihn ja die Magier auch gar nicht  erkennen können; nein, er kam zu diesem Zweck herab in die Tiefe. Ihr wisst ja, dass ein Stern einen Ort nicht anzeigen kann, der so klein ist, dass gerade noch eine Hütte auf ihm Platz hat, oder vielmehr, dass er eben noch den Leib eines kleinen Kindes aufnehmen kann. Da er sounermesslich hoch oben ist, ist er nicht geeignet, einen so eng begrenzten Ort zu bezeichnen und für die kenntlich zu machen, die ihn suchten. Das kann man ja auch beim Monde beobachten; obwohl er alle Sterne an Größe überragt, scheint er doch allen Bewohnern  der Welt nahe zu sein, obwohl sie über einen so großen Teil der Erdoberfläche zerstreut leben. Wie hätte also unser Stern den schmalen Raum andeuten können, den die Krippe und die Hütte einnahmen, wenn er nicht von der Höhe herabgekommen und über dem Haupte des Kindes stehen geblieben wäre? Das wollte denn auch der Evangelist andeuten, da er sagte: „Siehe, der Sternging ihnen voran, bis er an dem Ort stille stand, an dem das Kind sich befand.“Siehst du, mit wie vielenGründen man beweisen kann, dass dies kein gewöhnlicher Stern war, und dass er sich nicht den Gesetzen der sichtbaren Schöpfungunterworfen zeigte? (6. Hom. auf das Mt-Ev., PG 57,64; BKV 23, Kap. II V.2-3)  

http://www.anastasis.org.uk/, Home Page of the Monastery of Saint Andrew the First 
Called Manchester, England. Übers. a.d. Engl. G. Wolf; deutsche Übersetzung des Ro-manos-Zitats aus: Romanos der Melode, Hymnen des orthodoxen Kirchenjahres, über-tragen von Johannes Koder, Wien 1996, S. 32, Chrysostomos-Zitat aus BKV aus: 
http://www.unifr.ch/bkv

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