Donnerstag, 27. März 2014

Hl. Isaak, der Syrer - Eine Hymne der Mönche während der Nachtwachen

Im Vertrauen auf Deine Gnade sind wir ausgezogen, um Einsiedler zu werden. O Herr, laß uns deutlich die wirksame Kraft Deiner Hilfe schauen! Gieße Deinen Frieden aus über unser Herz und Deine Ruhe über unsere Gedanken!
Alsdann wird uns die Alles verfinsternde Nacht wie zum hellen Tage werden. Zu dieser Zeit, in welcher wir vereinsamt sind, weil uns die Nacht in ihr Dunkel gehüllt hat, und wir uns von allen Menschen abgesondert haben, mögen wir in dir reichen Trost finden! An diesem ganz öden Orte, wo keine tröstliche Stimme erschallt, nimm, o Herr, unseren Geist schützend auf in die Mauer Deiner Gnade! ....
Verleihe uns, daß wir jenen Trost, dessen sie durch den Hinweggang ihrer Geister theilhaftig geworden sind, in uns fühlen und seinen Wohlgeruch in unserem Wandel zeigen! Christus, der Du für uns im Gebete zu deinem Vater gewacht hast, verleihe uns, daß wir im Gebete das Unterpfand der Vergebung unserer Schuld empfinden! Christus, der Du zur Nachtzeit um unsertwillen im Gebete Blut geschwitzt hast, würdige unseren Geist, Dein zu unserem Heile erduldetes Leiden mitzuleiden! Christus, unser Herr, der Du Deine Gaben im Gebet auf die Heiligen ausgegossen hast, erfreue unser Gemüth durch den Empfang deiner Gnade! Dir, o Gott, gehören die Tage und Nächte. Erfreue uns, o Herr, zur Zeit der finsteren Nacht durch deine Hoffnung! Wir nähern uns knieend, um uns mit dir im Gebete zu unterreden. Kläre die Luft unseres Geistes, damit er sich mit Dir im Gebete vereinige! Erleuchte die Regungen unseres Gemüthes, damit wir staunend über Dich nachsinnen und unser Denken während der ganzen Zeit unseres Gebetes in Dir begraben sei!
Unser Geist möge deine Erscheinung empfangen, wie an jenem Morgen deiner Wiederkunft, und schon im Voraus wieder zu seiner vernunftgemäßen Kraft kommen, nämlich zu dem überirdischen Wandel! O Herr, laß uns zu jener heiligen Stadt hineilen und sie im Voraus durch Offenbarung schauen, wie Moses vom Gipfel des Berges herab! Wenn auch der Leib uns bedrängt und durch seine Beschädigungen hemmt, so möge doch Deine Gnade in uns das Gesetz in unserem Fleische besiegen! In meinem Geiste liebe ich das geistliche Gesetz, o Herr; aber das Gesetz in meinen Gliedern zieht mich von der Betrachtung jenes ab. Die Seele wird wie in Gefangenschaft zum Dienste der Sünde hingetrieben und wie durch Zwang von dem geistlichen Verkehr hinweggezogen. Gegen ihren Willen ist sie dem Drange der Leidenschaften des Fleisches unterworfen und ruft seufzend um Hilfe, aber Niemand erhört die Unglückliche. Gleich jener bedrängten Wittwe schreit sie schmerzlich zu Gott, welcher ihr in seinem Evangelium verheissen hat, daß er ihr nach ihres Herzens Wunsch Gerechtigkeit verschaffen werde. Im Gebete spricht sie: Schaffe mir Recht gegen den Leib, meinen Widersacher! und der milde Richter verleiht Lohn ihrer Reue. Wir schwimmen stets in den Regungen des Leibes, wie in einem Meere. Reinige unseren Geist, o Herr, von den Flecken unserer Sünden! Aus den Wogen rufen wir zu Dir, o weiser Steuermann. Laß uns reine Luft zuwehen, und ziehe uns heraus, wenn wir untersinken!

Um Mitternacht bin ich aufgestanden, um dir, o Herr, aus Herzensgrunde zu danken und Dir, dem gerechten Richter Lob zu opfern. Denn du hast nicht vergessen unsere [405] Bedrängniß und stete Mißhandlung; dir ist bekannt, wie sehr unser Geist nach der Tugend lechzt. Er hebt den Verkehr mit dir nicht auf, wenn er auch tausendmal wegen seiner Schwäche überwunden und in Sünden hineingezogen wird.
 O Erlöser, der Du gekommen bist, um die Unreinheit der sündigen Welt abzuwaschen, verleihe uns stete Reue, damit wir die Unreinheit unserer Gedanken abwaschen! O Herr, heilige unsere Herzen und erfülle sie mit Deinem Heiligen Geiste, damit sie durch das heilige Gedenken an Dich den Geist der Freude empfangen mögen! Erschaffe in uns, o Herr, ein reines Herz und laß einen neuen Geist sich in uns regen, auf daß wir durch die Erneuerung unseres Geistes mit dem königlichen Gewand bekleidet werden! Laß uns durch die Geheimnisse Deines Geistes erneuert und durch Deine Gnade geheiligt werden, indem wir durch den Umgang mit dir stets alles Andere vergessen! Laß uns allezeit im Gebete jene unsere heilige Hoffnung empfinden, indem wir durch sie stets von der irdischen Welt abgezogen werden! Die vergängliche Welt ist zu schwach, um alle Deine Gaben zu fassen. Es möge sich also aus deiner Fülle Füllung für die Schwäche ergießen!

Unsere von Durst gequälten Seelen lechzen nach jener Hoffnung. Erfreue, o Herr, unsere Seelen, indem Du uns deine Gnade in uns schauen lässest!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen