Sonntag, 16. März 2014

Der hl Gregorios Palamas, der Hesychasmus und sein Werk

                         

Der hl. Gregorios Palamas – eine kurze Lebensbeschreibung

Der hl. Gregorios Palamas wurde im Jahre 1296 in Kleinasien geboren; während eines Überfalls durch die Türken floh seine Familie nach Konstantinopel. Dort bekam er eine hervorragende Bildung am kaiserlichen Hof: der Imperator Andronikos II Palaiologos selbst nahm sich der Ausbildung und Erziehung des Jungen an, nachdem im Jahre 1303 Gregorios' Vater Konstantin gestorben war. Der Imperator wünschte, daß der Junge sich dem Staatsdienst widmen würde, doch Gregorios, kaum 20 Jahre alt geworden, begab sich im Jahre 1316 auf den Athos und trat als Novize ins Kloster Vatopedi ein, wo er unter der Anleitung eines alten Mönchs, des hl. Nikodemos von Vatopedi, die Mönchstonsur erhielt und den Weg der Askese einschlug. Nach drei Jahren unter der Anleitung des hl. Nikodemos setzt der künftige Erzbischof seine Askese in der Lawra des hl. Athanasios fort, später in der Einsiedelei Glossia, wo er eine lange Zeit in fortwährendem Gebet, Tränen, Fasten und Wachen verbrachte. Der Einfall der Türken veranlaßte ihn, wie viele andere Asketen der damaligen Zeit (unter ihnen der hl. Gregor der Sinait) den Athos zu verlassen.
In Thessalonike wurde er zum Priester geweiht. In einer Einsiedelei auf einem Berg nahe Verria setzte er seine Askese als Einsiedler fort, traf sich mit seinen Mönchsbrüdern nur einmal in der Woche. Damals, im Jahre 1326, war er 30 Jahre alt, und er konnte sich nicht über einen Mangel an guter Gesundheit und körperlicher Kräfte beklagen. Nach 5 Jahren verließ er die Einsiedelei, kehrte auf den Athos zurück und ließ sich in der Einsiedelei des hl. Sabbas nieder. Gegen 1334 beginnt er, seine Werke zu schreiben.
Später, gegen 1335-36, wird Gregor zum Abt des Klosters Esphigemenou gewählt. Allerdings verläßt er dieses Kloster alsbald und kehrt in die Einsiedelei des hl. Sabbas zurück. Nun tritt er in die Zeit seines Lebens ein, in welcher der Streit mit seinen Gegnern Barlaam und Akyndinos beginnt.
Barlaam und seine Anhänger wurden vom Konzil im Juli 1341, das in der Hagia Sophia in Konstantinopel stattfand, verurteilt. Allerdings wurde später aufgrund von Intrigen der Verurteilten ein neues Konzil einberufen, auf welchem die erst Verurteilten sich durchzusetzen vermochten, Gregorios aber wurde eingekerkert. Nach seiner Befreiung wird er auf die Kathedra von Thessalonike geweiht. Die Gläubigen dieser Diözese aber lehnen ihn ab, und er kehrt auf den Athos zurück. Hier bittet der serbische König Stefan Dušan ihn vergeblich, die Kathedra des bulgarischen Metropoliten einzunehmen. Doch auch auf dem Athos fand er keine Ruhe. Gregorios kehrt nach Konstantinopel zurück und läßt sich auf der Insel Lemnos nieder. Endlich rufen ihn die Gläubigen in Thessalonike zu sich und empfangen ihn mit großen Ehren. Noch einmal war es Gregorios beschieden, ein schweres Los zu ertragen: er wurde von den Türken gefangen genommen und später von den Bulgaren freigekauft. Es sind nicht wenige Wunder überliefert, die auf die Gebete des hl. Gregorios in dessen letzten 3 Lebensjahren passierten; am 14. November 1359 entschlief er im Alter von 63 Jahren, nachdem er 12 Jahre Bischof gewesen ist.

Barlaam von Kalabrien als Vertreter des säkularen Humanismus

Barlaam, ein «Mönch und Philosoph», kam ungefähr 1330 nach Konstantinopel. Er stammte aus Kalabrien und war seiner Sprache und Bildung nach Grieche, allerdings erfüllt vom Geist der italienischen Renaissance. Gleichzeitig war er der Orthodoxie, dem Glauben seiner Väter, treu. In der Kaiserstadt wird er zunächst ein Schützling des Johannes Kantakouzenos, welcher ihm die Möglichkeit verschafft, sich einer Lehrertätigkeit zu widmen. Darin war Barlaam sehr erfolgreich, sein Ruhm wuchs ziemlich schnell. Seine Schriften zu den verschiedensten Wissenschaften genossen eine große Nachfrage selbst dann noch, als er seine Konfrontation mit dem Mönchtum hatte und darin unterlag.
Im Allgemeinen wird Barlaam von seinen Zeitgenossen als ein stolzer und hochmütiger Mensch beschrieben. Diese seine Eigenschaft gestattete es ihm nicht, mit seinen «Kollegen», den byzantinischen Humanisten in Konstantinopel, zurechtzukommen. „Palamiten und Antipalamiten gleichermaßen verlachen seine überhebliche Art und Weise. Sein Konflikt mit dem Mönchtum fand auf zwei Ebenen statt: auf theologischer und asketischer Ebene.

Die theologische Meinung Barlaams

Als ein treuer Sohn der Orthodoxie schuf Barlaam Schriften gegen die Lateiner, wo er in der Frage des Ausgehens des Heiligen Geistes das vorgeblich apophatische Argument benutzte, „da Gott nicht zu erfassen ist, sollten die Lateiner ihre Versuche aufgeben, die Richtigkeit ihrer Lehre über das Ausgehen des Heiligen Geistes zu beweisen... So führte der nominalistische Agnostizismus Barlaams zu einem Relativismus in der Glaubenslehre“.
Im Jahre 1339 begab sich Barlaam als Bote des Imperators (ohne ein Mandat der Kirche) nach Avignon, um Papst Benedikt XII ein Unionsprojekt zu unterbreiten, das auf solchen relativistischen Grundlagen beruhte. Doch auch dort war man nicht geneigt, ihn anzuhören, und seine Mission brachte keinerlei Nutzen. Der Papst forderte die vollkommene Unterwerfung der Ostkirche und duldete keinen Kompromiß, egal wie dieser aussähe.
Außerdem lehrte Barlaam auf dieser Grundlage, daß das Thaborlicht, also die Energien Gottes, geschaffen sind, denn Gott Selbst ist ja nicht zu erfassen und teilt Sich Selbst nicht den Geschöpfen mit.

Barlaams Kritik an der Gebetsmethode der Hesychasten

In Thessaloniki lernte Barlaam einige Formen der monastischen Askese kennen; als er die Meinung hörte, daß der menschliche Körper fähig sei, am Gebet teilzunehmen und das Wirken der göttlichen Gnade zu spüren, veranlaßte ihn das zur Empörung und dazu, eine Beschwerde über die Mönche an den Patriarchen zu richten. Der Patriarch lehnte diese Beschwerde ab und gebot Barlaam, seine Tätigkeit gegen die Mönche einzustellen, allerdings leistete dieser keinen Gehorsam.
Gleichzeitig zu diesen seinen Ansichten „bezeichnet Barlaam die heidnischen Philosophen als «von Gott erleuchtet», das heißt, er erniedrigt die Gnade Gottes zu einer natürlichen Gabe und verringert damit ihre Bedeutung“.
Gegen eine solche Lehre schreibt der hl. Gregorios Palamas mehrere Traktate, in welchen „sich bereits die neue Konfrontation abzeichnet, die Barlaam den Hesychasten Thessalonikes gegenüberstellt“. Außerdem wird vom hl. Gregorios nach der Rückkehr Barlaams aus Italien mit Unterstützung der höchsten monastischen Autoritäten des Athos ein sogenannter «Tomos des heiligen Berges» herausgegeben, der die Lehren Barlaams unwiderruflich verurteilt. Gregorios Akyndinos, der ein Freund und in der Vergangenheit ein Schüler des hl. Gregorios Palamas war, versuchte im Verlauf des gesamten Konflikts, die Rolle des Schlichters zu übernehmen. Er versuchte, das Temperament Barlaams in theologischen Fragen zu zügeln, obwohl er offenbar dessen Meinung teilte, was aber die Attacken Barlaams auf die Mönche angeht, verteidigte er die letzteren sogar.
Da Barlaam dem Patriarchen und dem Hl. Synod keinen Gehorsam leistete, auch nicht wenigstens auf die Schlichtungsversuche Akyndinos' reagierte, sondern weiterhin die Verurteilung Palamas' forderte, wurde im Jahre 1341 das erste Konzil zur Frage des Hesychasmus einberufen.

Die Konzilien der Kirche zum Hesychasmus

Das Konzil im Juli 1341

Patriarch Johannes Kalekas beabsichtigte, dieses Konzil ausschließlich zu Disziplinarfragen zu führen; deshalb wurde die anklagende Rede Barlaams, sobald die Glaubenslehre (und genau genommen die Frage über die Energien) ansprach, abgebrochen. Besprochen wurde die Beschwerde Barlaams und seine Traktate gegen Palamas, und hier wurde aus dem Kläger ein Angeklagter. Seine Lehre darüber, daß das Thaborlicht geschaffen sei, wurde ebenso verurteilt wie seine Kritik des Jesusgebets, welches, seines Ansicht nach, angeblich die Praktiken der Bogumilen in die Kirche einführt. Der Gönner Barlaams, Kantakouzenos, riet ihm, seinen Irrtum einzugestehen, und der hl. Gregorios Palamas vergab Barlaam sehr gern. Auf diese Weise sprach die Kirche ihr Urteil über den «nominalistischen Humanismus» Barlaams. Barlaam selbst aber verließ nach einem mißglückten Versuch, seine Anschuldigungen zu erneuern, Konstantinopel und kehrt nach Italien zurück. Ein paar Jahre später wurde er vom Papst als Bischof einer griechischen Uniertendiözese (häretisch) eingesetzt.

Das Konzil im August 1341

Der Grund für die Einberufung dieses Konzils war Gregorios Akyndinos, der mit Barlaam zwar nicht einverstanden war, was dessen Kritik der monastischen Askese und der Art und Weise des Gebets anbetrifft, der aber Barlaams theologische Meinungen teilte. Seine Position wird von Erzpriester Johannes Meyendorff als „Schwanken zwischen dem Nominalismus Barlaams und einer eigenartigen Form des Realismus, die er Palamas und der ganzen Tradition der hll. Väter“ entgegenstellte, bezeichnet.
In ihrem Streit stießen zwei Arten Hüter [des Glaubens – R.B.] zusammen: eine Buchstabentreue, welche die Formulierungen der hll. Väter wörtlich wiederholte, und der echte Geist der Überlieferung, der es erstrebte, die lebendige Erfahrung der hll. Väter wiederzugeben, welche dem ökumenischen Leben der Kirche immer zugänglich war.
Das Konzil im August 1341 verurteilte Akyndinos und verlangte von ihm, eine Erklärung zu unterzeichnen, in welcher er verkündete, daß er die Regelungen des Julikonzils annahm und Barlaams Lehre über das Licht ablehnt.

Die Konzilien des Jahres 1351

Eine gewisse Zeit vor diesen neuerlichen Konzilien begann ein gewisser Philosoph und Historiker namens Nikephoros Gregoras auf die Betreiben der Kaiserinmutter Anna von Savoyen Schriften gegen Palamas zu verfassen. Palamas, inzwischen schon Erzbischof von Thessalonike, begab sich nach Konstantinopel und begann Gespräche zu kanonischen und theologischen Fragen mit ihm. Trotzdem wurde ein neues Konzil einberufen, das von seiner Zusammensetzung weit zahlreicher und feierlicher war als die vorangegangenen Konzilien des 14. Jahrhunderts: es nahmen 25 Metropoliten und 6 Bischöfe teil, Vertreter für 3 Abwesende und die «Opposition», der Senat in vollem Bestand; Johannes Kantakouzenos stand dem Konzil vor.
Das Konzil hatte mehrere Sitzungen von Mai-Juni bis August 1351. Auf diesem Konzil stellte Gregorios Palamas seine genaue Darlegung des Orthodoxen Glaubens dar, was vom Konzil angenommen und als «in allem orthodox» (rechtgläubig) bezeichnet wurde. Der Tomos des Konzils von 1351 wurde von der Fülle der Orthodoxen Kirchen angenommen, deswegen wird dieses Konzil mit vollem Recht mitunter auch als „zusätzliches Ökumenisches“ bezeichnet. Im Tomos werden all jene von der Kirchengemeinschaft ausgeschlossen, die die Lehre des hl. Gregorios Palamas für nicht orthodox halten.
Das Konzil von 1351 war das feierlichste Ereignis, mit dem die Orthodoxe Kirche die Lehre des hl. Gregorios Palamas bestätigte. Genau genommen war das kein Ökumenisches Konzil, sondern ein Bischofskonzil des Patriarchats von Konstantinopel; nichtsdestoweniger wurden seine Beschlüsse im Verlauf des 14. Jahrhunderts von der gesamten Ostkirche angenommen.


Der historische Aspekt des Triumphes des Hesychasmus

Durch die Konzilien des 14. Jahrhunderts und den Triumph des Hesychasmus hat die Kirche Christi einer neuerlichen Herausforderung des Heidentums, das inzwischen eine neue Form – den säkularen Humanismus – angenommen hatte, mit Bestimmtheit entgegentreten können. Die Kirche bestätigte, daß Gott Selbst in der Geschichte des von Ihm geliebten Menschen teilnimmt, und dies nicht nur vermittels geschaffener Elemente, sondern mit Seiner ungeschaffenen Gnade selbst. „Genau diese Offenbarung verteidigte der hl. Gregorios Palamas, indem er gegen den nominalistischen Agnostizismus auftrat, welchen Barlaam von Kalabrien aus Italien mitbrachte.“ Dazu benötigte die Kirche, wie schon zuvor im 4. Jahrhundert bei den Herausforderungen durch die Arianer, Sabellianer usw. ein gewisses Instrumentarium aus dem Bereich der Philosophie. Wie einst durch die genialen Kappadokier, so hat die Kirche dies im 14. Jahrhundert in der Person des hl. Gregorios Palamas erreicht, ohne in den heidnischen Ideologien verloren zu gehen, sondern ihnen ganz im Gegensatz eine endgültige Abfuhr zu erteilen. Das 14. Jahrhundert mit seinen Konzilien kann man mit Recht als eines der wichtigsten Zeitalter im historischen Triumph der Orthodoxie betrachten.
Der letzte offizielle Akt, mit dem die Orthodoxe Kirche die Lehre des Lehrers des Hesychasmus kanonisierte, war seine Platzierung im Synodikon der Orthodoxie. Die Anathematismen gegen die Antipalamiten, die bis heute im [griechischen] Triodion enthalten sind, wurden erstmals am ersten Sonntag der Großen Fastenzeit des Jahres 1352 verkündet; es sind ihrer sechs, und nach diesen erfolgt die Ausrufung des «ewigen Andenkens» an alle die, die gegen die Barlaamiten und für die Orthodoxie gestritten haben; unter diesen Helden nimmt den ersten Platz Andronikos III ein: Andronikos Palaiologos, unserem ehrwürdigen und seligen Kaiser, der das erste Konzil gegen Barlaam einberief... Auf diese Weise blieb das Konzil von 1341 das Hauptzeugnis für den Sieg der Palamiten, und alles, was in der nachfolgenden Zeit der Wirren geschah, galt lediglich als Bestätigung des von diesem Imperator einberufenen Konzils, dessen Gültigkeit unbestritten war. Deswegen ist Andronikos der einzige Kaiser, der im «palamitischen» Teil des Synodikons gepriesen wird.
Berücksichtigt man die Rolle der weltlichen Macht, besonders der Teilnehmer am Konzil des Jahres 1351, auf welchem auch der komplette Senat teilnahm, so kann man schließen, daß nicht nur die Kirche als solche, sondern auch die ganze Gesellschaft, welche zu diesem Zeitpunkt schon 1000 Jahre lang von der Kirche Christi verklärt wurde, auf diese Weise mit Bestimmtheit auf die neue heidnische Versuchung antworten konnte. Byzanz war in seinen Idealen eine kirchliche Gesellschaft, eine christliche Macht, ein einheitlicher Organismus von Menschen, welche die Kirche zum Heil führte, während die weltliche Macht als Beschützerin der Kirche auftrat. In manchen seltenen Momenten, wie zum Beispiel zu den Konzilien des 14. Jahrhunderts, war dieses Ideal größtmöglich realisiert.
Eine solche Lage gab es nicht in der Westkirche. In ihr konnte der Hellenismus Fuß fassen; er gebar die Scholastik im Bereich der Theologie, den Humanismus, die «Renaissance» im Bereich der Kultur. Das bedeutete vor allen Dingen den Beginn der Säkularisierung des lateinischen Westens, welcher die Orthodoxie ihrerseits dank dem Wirken des hl. Gregorios Palamas und der Hesychasten widerstehen konnte.

http://www.orthodox-dresden.de/

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