Samstag, 8. März 2014

Sonntag des Triumphes der Orthodoxie (erster Sonntag der Großen Fastenzeit)

Im Artikel des Dozenten der Moskauer Geistlichen Akademie, Igumen Dionisij (Schlenow), wird der historische Hintergrund und der ideelle Gehalt dieses Festtags detailliert dargelegt.
                    

Heute feiert die Orthodoxe Kirche den Triumph der Orthodoxie. Im Synodikon der Orthodoxie, das während einer besonderen Gottesdienstordnung verlesen wird, werden Anathemata für die Häretiker sowie Akklamationen für die Verteidiger der Orthodoxie verkündet. Die Geschichte des Synodikons ist teilweise bekannt, auch wenn seine Rezeption in den orthodoxen Ländern vor und nach dem Fall von Byzanz einer besonderen Aufmerksamkeit bedarf. Die gottesdienstliche „Ordnung der Orthodoxie" wurde im Jahre 843 bestimmt - als schließlich, nach mehr als ein Jahrhundert währenden theologischen Konfrontationen und heftiger Kämpfe, die Ikonenverehrung über den Ikonoklasmus triumphierte.

Die gottesdienstliche Ordnung des Triumphs der Orthodoxie wurde also von den Ikonenverehrern zusammengestellt, welche ihn - im Speziellen - als Sieg der ikonographischen Abbildungen, aber - im Allgemeinen - auch als Sieg der Orthodoxie über die Nicht-Orthodoxie und Heterodoxie verstanden. In seinem ursprünglichen Ansinnen handelte es sich vor allem um den Triumph der Ikonenverehrung, allerdings nicht der Ikonenverehrung als solcher, sondern dieser als logischen Abschluss und Krönung des kirchlichen Glaubensbekenntnisses. Ein Beispiel für ein solches Bekenntnis hinterließ uns eine Figur vom Beginn der zweiten Periode des Ikonoklasmus, der hl. Nikephoros von Konstantinopel, welcher nach der Darlegung der triadologischen und christologischen Dogmen meisterhaften Gebrauch von Kategorien wie der Unbeschreiblichkeit und der Beschreiblichkeit macht, um die Realität der Inkarnation Christi zu beweisen. Alle erinnerten sich darüber hinaus an den zelotischen Eifer eines der herausragendsten Verteidigers der heiligen Ikonen, des hl. Theodor Studites, welcher schrieb, dass „das Bekenntnis Christi die Verteidigung Seines heiligen Bildes" sei und dass „die Ikone Christi Christus sei, ähnlich wie das Bild des Kreuzes - das Kreuz".

Der Triumph der Orthodoxie ist der große Triumph der kleinen, verfolgten Herde, der Triumph der verfolgten Mönche, ein Triumph der Kirche, die sich mit Märtyrern und Bekennern füllte. Letztere wurden geradezu als erste verfolgt, und das nicht etwa von den Heiden, nicht von den Förderern der alten Häresien, sondern von jenen, die sich selbst für die Bewahrer des christlichen Glaubens und für Kämpfer gegen den Götzendienst hielten. Der Sieg war umso größer und glorreicher, je stärker und unvermittelter vorher die Verfolgung entfesselt wurde.

Obwohl die heutigen Historiker in den Erzählungen des Mönchs Theophanes und seines Nachfolgers, sowie des Mönchs Georgios, aber auch in den Viten der Ikonodulen Elemente eines nicht unbefangenen Verhältnisses zum Ikonoklasmus und zu dessen Vertretern zu finden suchen und tatsächlich auch finden, kann doch der eigentliche Kern der Berichte kaum bezweifelt werden. Aufgrund des Fehlens von explizit ikonoklastischen Quellen, welche nach in der damaligen Zeit geltender ungeschriebener Tradition größtenteils vernichtet worden sind, bleibt uns nur, das Mosaik der Geschehnisse (ohne den Anspruch, neue wissenschaftliche Interpretationen dafür liefern zu wollen) auf Grundlage einiger verfügbarer Daten zu rekonstruieren.

Die eigentlichen herausragenden Gestalten des Triumphs der Orthodoxie sind die hl. Kaiserin Theodora und der hl. Methodios von Konstantinopel. Die wesentlichen Gegner - der abgesetzte Patriarch Johannes Grammatikos und seine zahlreiche Gefolgschaft. In verschiedenen Erzählungen ist die Rede davon, wie die hl. Theodora einerseits den Gedanken eines ihr nahestehenden Beamten aufgreift, andererseits nach Gesprächen mit ikonodulischen Mönchen beschließt, die heiligen Ikonen wieder einzusetzen. Der Wiederherstellung der Ikonenverehrung geht die bekannte Geschichte von der Vergebung des Kaisers Theophilos voraus. Die verwitwete Kaiserin tritt in einen eigenartigen Wortstreit mit Vertretern der Ikonenverehrung ein, welche von ihr zur posthumen Vergebung bzw. der Anerkennung der kurz vor dem Tode erfolgten Reue ihres verstorbenen Gemahls Theophilos, des letzten Ikonoklasten-Kaisers, aufgerufen werden. Nach den Worten der Theodora sei die Vergebung des Theophilos Voraussetzung für das Wiedererrichten der Ikonenverehrung, und sie würde, im Falle der Unmöglichkeit einer Vergebung posthum, von seiner noch vor dem Tod erfolgten Reue Zeugnis ablegen.
So oder so findet der Triumph der Orthodoxie am Tage nach der posthumen Vergebung des Theophilos statt, welcher im Alter von nur 29 Jahren verstarb, und das, wie es heißt, aus tiefer Gram über seine Heimatstadt Amorion, die im Jahre 838 von den Arabern verwüstet wurde. Nach dem Tod des Theophilos, welcher das Ende des sogenannten zweiten Ikonoklasmus markiert, wurde die Ikonenverehrung mit weitaus geringeren Anstrengungen wiederhergestellt als nach dem ersten Ikonoklasmus - ohne große Vorbereitung und ohne die Einberufung eines Ökumenischen Konzils.
     1. Die Reue des Theophilos

Über die Reue und Vergebung des Theophilos gibt es eine Menge an Literatur. Die zeitgenössischen Historiker, wie z.B. D. E. Afinogenow, neigen dazu, die erfolgte Vergebung als Kalkül der Kaiserin zu betrachten. Unter den historischen Quellen jener Epoche gibt es solche, die dieses Ereignis gänzlich verschweigen (wie zum Beispiel beim Mönch Georgios), in anderen wird die Reue vor dem Tod und die posthume Vergebung bestätigt (Nachfolger des Theophanes, Vita der Kaiserin Theodora, „Erzählung von der Vergebung des Theophilos"). Während der Nachfolger des Theophanes von der Reue als Faktum berichtet, indem er sich an die Darlegung der Theodora hält, beschreiben die „Vita" und die „Erzählung" die Reue des Theophilos im Genre einer Hagiographie, in welchem auch an der Realität von Wundern und wundersamen Erscheinungen kein Zweifel gelassen wird.

Nach Aussage des Nachfolgers des Theophanes antwortet der hl. Methodios auf das Vergebungsgesuch der hl. Theodora für den verstorbenen Theophilos: „Wir werden uns jedoch nicht an jenem vergreifen, was höher ist als wir, denn wir sind nicht mit Gewalt ausgestattet wie Gott, einem ins Jenseits Verschiedenen zu vergeben. Uns sind von Gott die Schlüssel des Himmels anvertraut, und wir haben die Gewalt, sie jedem zu öffnen, allerdings nur dem, der in diesem Leben lebt und noch nicht ins jenseitige gewechselt ist". „Die Herrin aber, ob sie's gerechterweise tat, oder aus brennender Liebe zu ihrem Mann (womit auch wir einverstanden sind), schwor der heiligen Versammlung, dass ‚ich in seiner letzten Stunde weinte, schluchzte, mich bei ihm völlig ausgeweint und dargelegt habe, was uns, die Verhassten, für diese Häresie in dieser Stadt erwartet: Verbot des Gebets, Verfluchung der Stadt, Aufstände im Volk - und da ergriff ihn die Reue über diese Häresie. Er fragte nach ihnen, ich reichte sie ihm, er küsste sie innig und übergab seine Seele den Engeln.‘ Sie hörten ihre Rede, und, indem sie das Gemüt der Augusta achteten (und sie war wie kaum eine andere Christusliebend), aber auch, weil es sie danach verlangte, die Verehrung der heiligen Ikonen einzuführen, gaben sie einhellig und einstimmig bekannt, dass, wenn es sich denn so verhält, er bei Gott Vergebung finden würde, worüber sie der Herrin eine schriftliche Zusicherung gaben".

Ein detaillierteres Bild wird in der „Erzählung von der Vergebung des Theophilos" und in der „Vita der Theodora" mit identischer Entwicklung der Ereignisse gezeichnet. In letzterer wird von einer schrecklichen prämortalen Krankheit berichtet, unter der Theophilos litt. Die dadurch beunruhigte Theodora sah während eines Schlummers die von Engeln umringte allheilige Gottesmutter mit dem Christkind, Welches das Kreuz trug. Die Engel schlugen und geißelten den Kaiser auf seinem Totenbett, und dieser sprach: „Wehe mir, dem Elenden, wegen der Ikonen werde ich geschlagen, wegen der Ikonen werde ich gegeißelt". Nach einer solchen Folter, welche die ganze Nacht anhielt, küsste der Kaiser eine Christus-Ikone auf einem Enkolpion, das ihm von Theoktistos, einem Würdenträger, gebracht wurde, und wurde gesund. So erfuhr er an eigenem Leibe den Nutzen und das Gute an der Ikonenverehrung. Einige Tage später starb der Kaiser am 20. Januar 842.

2. Die Absetzung des Patriarchen Johannes Grammatikos und die Einsetzung des hl. Methodios

Nach dem Tod des Theophilos, auf dessen Reue die hl. Theodora später  so fest bestanden hatte, traten die lang erwarteten Ereignisse recht schnell ein. Im Namen des minderjährigen Sohnes, Michael III, welcher damals zwischen 3 und 6 Jahre alt gewesen sein muss, ergriff Kaiserin Theodora die Macht, und sie war eine Ikonenverehrerin mit Leib und Seele. Zusammen mit Theodora wurden viele staatliche Belange, darunter auch die Frage nach den heiligen Ikonen, durch höchst einflussreiche Personen geklärt: zum Beispiel durch den Bruder der Theodora, Bardas, und den Logothetes tou dromou (d.h. den Minister der Verkehrswege) Theoktistes.

Die Kaiserin, welche durch die Mönche von der Notwendigkeit der  Wiederherstellung der Ikonenverehrung überzeugt war, ließ den ikonoklastischen Patriarchen Johannes Grammatikos durch Boten wissen, er möge entweder die Ikonenverehrung zulassen oder das Amt des Patriarchen niederlegen: „Wenn du mit ihnen einig und eins bist, so möge die Kirche Gottes die frühere Pracht wiederherstellen. Wenn du weiterhin zweifelst und keinen festen Entschluss fassen kannst, so verlasse den Thron und die Stadt, begib dich auf dein Gut und erwarte dort die heiligen Väter, welche bereit sind, die Angelegenheit sowohl zu besprechen, als auch dafür zu streiten, und dich zu überzeugen, wenn du schlecht von den Ikonen sprichst". Als Reaktion darauf, so derselbe Nachfolger des Theophanes, fügte sich Patriarch Johannes Grammatikos eine blutige Wunde zu, worin er auch überführt wurde, so dass man ihn in sein Gut schickte und unter Hausarrest stellte.

Zur Wiederherstellung der Ikonenverehrung wurde als Patriarch der berühmte Verteidiger der Ikonen, der Mönch Theodor eingesetzt, ein gebürtiger Sizilianer, der lange Zeit in Süditalien verbracht hat. Methodios war ein begnadeter Prediger, der seinerzeit, nachdem er die heiligen Ikonen verteidigte, dafür gegeißelt und im berüchtigten Gefängnis auf der Insel des hl. Andreas, einer der Prinzeninseln, eingekerkert wurde. Als höchst gebildeter Mönch beschäftigte er sich in Rom mit Abschriften der Werke des Areopagiten. Ein ganzer Korpus theologischer, kanonischer und hagiographischer Werke ist von Methodios erhalten. In der Vita des Methodios wird davon berichtet, dass er 7 Gebetsbücher („Psalter") schuf, jedes von welchen er im Verlauf einer Woche las, ohne Nahrung zu sich zu nehmen. In den Wochentagen der Fastenzeiten nahm er nicht einmal Wasser zu sich, sondern nur an Samstagen und Sonntagen. Am 4. März 843 wurde er zum Bischof geweiht, am 11. März wurde er auf dem Patriarchenthron inthronisiert. „Eingesetzt aber wurde jener, der durch zahlreiche Mühen und Entbehrungen seine Tugend unangetastet bewahrte, der wegen seiner langen Einkerkerung in Fäulnis und Schmutz seine Haare verlor, von Gott und der Kaiserin aber das Steuer und die Macht in der Kirche empfing. Und das war der große Methodios - ein unbesiegbarer Eiferer für die Kirche". Theodora „setzt den heiligen Mönch Methodios ein und stellt das Patriarchenamt wieder her, und indem sie alle vertriebenen Mönche und Bischöfe wieder [mit der Kirche] vereinte, festigte sie den orthodoxen Glauben und befriedete die Kirche".

Nach seiner Einsetzung als Patriarch richtete Methodios belehrende Worte und einen Aufruf zur Vergebung hinsichtlich seiner vormaligen Verfolger an seine Herde: „Wir, die wir den orthodoxen Glauben unbefleckt bewahrt haben, müssen, auch wenn wir viele Bestrafungen und Leid von den der Häresie anheimgefallenen zu erdulden hatten, immer das Wort des Herrn in Erinnerung behalten: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie getan haben". Es kann sein, dass diese Worte von Methodios auf dem Konzil gesprochen wurden, das einige Tage nach seiner Einsetzung als Patriarch versammelt worden ist.

„Denn nach der Einberufung eines Konzils der heiligen und gott-tragenden Väter, welche die bösartigste Häresie der üblen und verruchten Ikonoklasten entlarvt haben und nachdem deren abscheuliche Faselei widerlegt war, erstrahlte das Wort der Orthodoxie wie aus den tiefen und unüberwindbaren Labyrinthen und düsteren Schluchten der verfluchten und höchst bösen Häresie".

Inwieweit hat der hl. Methodios seinen Aufruf zur Vergebung in die Tat umgesetzt? Es gab die Meinung, der zufolge der ganze Klerus der Kirche von Konstantinopel fast sofort suspendiert worden sei. Da er aber ein weiser Hirte, ein Vertreter der aufgeklärten Partei und ideeller Vorgänger des hl. Photios des Großen war, übte Methodios sicherlich nur dort Strenge, wo keine anderen Überzeugungsmethoden wirksam waren. So verjagte er jene Ikonoklasten, welche „seinen sanften Überzeugungsbemühungen, aber auch den Drohungen gegen den sündigen Theophilos nicht nachgaben".

                                 

3. Triumph der Orthodoxie
Zu den Ereignissen, die mit dem Triumph der Orthodoxie zusammenhängen, ist die detaillierteste und dem beschriebenen Ereignissen am nächsten stehende Quelle die „Erzählung von der Übertragung der Reliquien des Patriarchen Nikephoros"; diese im Jahre 847 verfasste Erzählung ist uns leider nicht zugänglich. Obwohl die erste Erwähnung des Triumphs der Orthodoxie aus dem Jahre 899 stammt, ist es unzweifelhaft, dass dieser Triumph seit 843 ein unabdingbarer Teil des Lebens in Byzanz geworden ist. Der März 843 ist der Monat der Einsetzung des Methodios und des Triumphs der Orthodoxie.

Wie oben schon angemerkt fand der Triumph der Orthodoxie am Tage nach der Vergebung des Kaisers Theophilos statt. Unabhängig von der Tiefe seiner Reue erhält der Kaiser posthum die Vergebung, welche damit dem folgenden Triumph vorangeht und in gewisser Weise auch bedingt. D. E. Afinogenow rekonstruiert die Ereignisse der ersten Woche folgendermaßen. Während der ersten Woche der Großen Fastenzeit, die im Jahre 843 in die zweite Hälfte des März fiel, finden im ganzen Volk Fürbitten um die Vergebung des Theophilos statt, bei denen alle herausragenden Streiter für die heiligen Ikonen beteiligt sind. „Und seit dieser Zeit sind Totengedenken in der großen Kirche Gottes in der ersten Woche der heiligen Quadrigesima festgesetzt". Am Samstag berichtet die Kaiserin dem Patriarchen von ihrer Traumvision, in welcher sie den Christus als den Schreckensmann sah, der ihren Mann richtete und ihm Gnade schenkte. Auch der hl. Methodios sah einen Engel im Traum, der ihm sagte: „Siehe, erhört ist, oh Bischof, dein Gebet und der Kaiser Theophilos hat Vergebung erfahren - deswegen belästige Gott nicht mehr mit ihm". Der Traum des Patriarchen wurde dadurch bestätigt, dass in der Schriftrolle mit den Namen der Häretiker-Kaiser, welche von Methodios auf den Altar der Hagia Sophia niedergelegt wurde, der Name dieses Kaisers nicht gefunden wurde. Am Sonntag fand als Zeichen des Dankes für die Vergebung des Kaisers eine feierliche Prozession durch die Straßen Konstantinopels statt, und die feierliche Wiederherstellung der heiligen Ikonen fand statt.

Der Nachfolger des Theophanes stellt fest, dass zum Triumph der Orthodoxie die Nachtwache in der Blachernenkirche, die Liturgie in der Hagia Sophia zelebriert wurde - in den beiden größten Heiligtümern von Byzanz. „Am ersten Sonntag der heiligen Fastenzeit führten [der heiligste Methodios] zusammen mit der Herrin selbst [Theodora] die nächtlichen Gesänge in der Kirche der allerheiligsten Gottesgebärerin in den Blachernen durch und begaben sich am Morgen mit Gebeten in die große Kirche des Wortes Gottes. Und die Kirche stellte ihre Pracht wieder her, denn die heiligen Sakramente wurden nun wieder makellos gewirkt. Und die Orthodoxe Kirche blühte auf und erneuerte sich wie der Adler...".

Die Hagia Sophia war mit Betenden angefüllt, unter denen sich die unbeugsamen Mönche hervorhoben, die besonders schwere Verfolgung zu erleiden hatten, sowohl in der Zeit des ersten Ikonoklasmus, als auch nun, zur Zeit des zweiten. „Und an dem für ihre Versammlung bestimmten Tag, als die Kirche Gottes sich in ihre Pracht kleidete, kamen sie herab vom bekannten Berg, dem Olymp, vom Athos und vom Ida, sowie auch von den Hängen des Kyminos, predigten leuchtend den orthodoxen Glauben...". Ob die Mönche just an diesem Tag erschienen oder ein paar Tage später, ist nicht allzu wichtig.
In der Vita der hl. Kaiserin Theodora (welche später immer am Sonntag der Orthodoxie fürs ganze Volk verlesen wurde!) wird gesagt: „Und es begann die Zeit der vollkommenen Orthodoxie für alle, die am ersten Sonntag der heiligen Fastenzeit fromm die heiligen und ehrwürdigen Ikonen verehren. Die Gnade wahrer Gotteserkenntnis leuchtete in der ganzen Welt, und überall und an jedem Ort begann eine Zeit der Gerechtigkeit, des Friedens und der Wohlfahrt, und die Stille war für das Zukünftige sowie die Sorglosigkeit war für das Leben gefestigt von orthodoxen und großen Kaisern, ebenso von den heiligen und höchst seligen Vätern, Ioannikios und Arsakios, Isaias und Methodios, sowie von vielen anderen, welche damals mit diesem Ziel zusammenkamen".

Doch wo fand der Sinn, der ideelle Gehalt des Triumphs der Orthodoxie Niederschlag? Das bekannteste dogmatische Werk des hl. Methodios, das „Synodikon der Orthodoxie", wurde nach der Annahme des griechischen Patrologen P. Christou erstmals am 2. März 844 verkündet. Es gab Mutmaßungen darüber, dass das Synodikon von Methodios als Homilie zur Inthronisation geschaffen wurde. Unter anderen, zu diesem Thema gehörenden Werken des hl. Methodios, gibt es noch den „kaiserlichen und patriarchalen Erlass über die Feier des Fests am Sonntag der Orthodoxie", welcher nicht überliefert ist, sowie die unveröffentlichten (?) Acta des Konzils von 843, sowie auch den Kanon des Sonntags der Orthodoxie, der unter dem Namen des Theodor Studites überliefert ist.

Das ‚Synodikon der Orthodoxie‘ ... war eine Hymne, ein Glaubensbekenntnis, ein Aufruf zur Eintracht und Einigkeit, es war eine Warnung an jene, die falsch denken oder schreiben, und andererseits war es ein Segen und ein Ansporn für jene, die in der Wahrheit verblieben und den Schatz des christlichen Glaubens, der kirchlichen Denker und Ausleger der Heiligen Schrift bewahrten", schreibt der zeitgenössische griechische Historiker K. Souzis.

Mit der Zeit wurde das Synodikon mit Anathemata gegen neue Häretiker sowie mit Akklamationen auf neue Verteidiger der Orthodoxie erweitert. Eine der zahlreichen Varianten des orthodoxen Synodikons in einer schon recht späten Redaktion findet sich im griechischen und slawischen Triodion. Das alte Synodikon wurde von F. I. Uspenskij teilweise ins Russische übersetzt. Die beste und einzig kritische Ausgabe kommt von J. Gouillard (Paris 1967). Allerdings wollen wir unter bewusster Vernachlässigung aller mit dem Synodikon zusammenhängenden wissenschaftlichen Forschungen, sowohl der früheren als auch der künftigen, uns anhand eines Textes aus dem 11. Jahrhundert damit bekannt machen - und zwar anhand einer Homilie des Patriarchen Michael Keroularios.

Zu Beginn der Homilie werden die, welche für die Ikonenverehrung gelitten haben, gepriesen. „Gedenke, Herr, der Schmähungen Deiner Knechte". Der Autor berichtet davon, dass „kurze Zeit nach dem dreißigjährigen Geifer gegen die heiligen Ikonen" es ihm gelang, diese wiederherzustellen. Es scheint, als sei der Autor dieses einleitenden Textes der hl. Methodios von Konstantinopel selbst. Die Ikonenverehrer müssen „nach dem Wandel durch die Wüste" das „geistige Jerusalem" in Besitz nehmen. Weiter folgt die gottesdienstliche Ordnung des Sonntags der Orthodoxie:

„Denen, die Gott das Wort, im Leibe gekommen, mit Mündern, dem Herzen und dem Verstand bekennen, ewiges Andenken.
Denen, die verstehen, dass die eine Hypostase Christi in den Wesen verschieden ist, und in ihr das Geschaffene und Ungeschaffene, das Sichtbare und Unsichtbare, das Leidenschaftliche und Leidenschaftslose, das Beschreibliche und das Unbeschreibliche bekennen, dem göttlichen Wesen aber das Ungeschaffene und Ähnliche zuordnen, für die menschliche Natur aber das Andere und durch Worte und Bilder Beschreibliche bekennen, ewiges Andenken.
Denen, die glauben und predigen, das heißt, Worte in Schriften verkünden, Werke aber in Bildern, und beides nur zum Nutzen tun: sowohl die Verkündigung des Worts und die Darstellung von Bildern der Wahrheit, ewiges Andenken.
Denen, die durch das Wort ihre Münder geheiligt, sodann denen, die das Wort hören, kennen und verkündigen, dass durch die ehrwürdigen Bilder auf ähnliche Weise die Augen der sie Sehenden geheiligt werden, und dadurch der Verstand zur Gotterkenntnis emporgehoben wird, ebenso wie durch die göttlichen Kirchen und geheiligten Gefäße und andere heilige Gegenstände, ewiges Andenken. ..."
Weiter folgt in der Homilie des Michael Keroularios die Auflistung der Streiter für den Glauben:

„Für jene Boten der Frömmigkeit wollen wir brüderlich und in väterlicher Liebe zu Ehren der Frömmigkeit, für die sie gekämpft haben, lobsingen und sagen: Germanos, Tarasios, Nikephoros und Methodios, den wahrhaftigen Bischöfen Gottes und Verteidigern und Lehrern der Orthodoxie, ewiges Andenken.

Ignatios und Photios, den heiligsten orthodoxen und seligen Patriarchen, ewiges Andenken.
Stephanos, Antonios und Nikolaos, den heiligsten und orthodoxen Patriarchen, ewiges Andenken.

Alles, was gegen die heiligen Patriarchen Tarasios, Nikephoros und Methodios, Ignatios, Stephanos, Photios, Antonios und Nikolaos geschrieben oder gesagt wurde, sei Anathema.
Alles, was gegen die kirchliche Überlieferung und Lehre, und gegen die Versiegelung der heiligen und seligen Väter neu eingeführt, oder vollbracht wurde oder vollbracht werden soll, sei Anathema.

<...> Theodoros, dem höchst heiligen Igumen von Studion, ewiges Andenken.
<...> Theophanes, dem sehr heiligen Igumen von Megas Agros, ewiges Andenken."

Weiterhin wurden Anathemata für jene verkündet, welche die Worte der Heiligen Schrift gegen die Götzen auf die heiligen Ikonen übertrugen.
Nach dem „ewigen Andenken" für die Kaiser wird das „ewige Andenken" für die oben genannten Patriarchen wiederholt.

„Diese Segnungen der Väter gehen von ihnen auf uns, die Söhne, die um die Frömmigkeit eifern, über. Ebenso auch die Verfluchungen...".

Nun folgen wieder Anathemata.
„Jene, die in Worten die Oikonomia des Wortes Gottes im Fleische annehmen, aber es nicht dulden, dieses durch die Bilder zu sehen ..., seien Anathema.
Jene, welche prophetische Visionen, selbst unwillentlich, annehmen, aber die ihnen (o Wunder!) erschienenen bildhaften Darstellungen vor der Fleischwerdung des Wortes nicht annehmen, oder die davon faseln, dass das unfassbare und unsichtbare Wesen den Betrachtern erschienen sei, oder erdichteten, dass den Betrachtern Bilder und Gesichte der Wahrheit erschienen, die es aber gleichzeitig ablehnen, das fleischgewordene Wort und Sein Leiden für uns in Bildern darzustellen, seien Anathema.
Jene, die in der Ikonoklastischen Häresie verharren, besonders aber in der Christus bekämpfenden Apostasie ... seien Anathema."
Nach der namentlichen Auflistung der Ikonoklasten wird das kaiserliche „auf viele Jahre" und den Patriarchen das „ewige Andenken" proklamiert[35].

Es ist bekannt, dass Patriarch Michael Keroularios im Kontext des gespannten Verhältnisses zum Westen den Namen des hl. Theodor Studites aus dem Synodikon der Orthodoxie strich. Doch Kaiser Konstantin Monomachos (1042-1055) nötigte den Patriarchen auf eine Beschwerde des Abtes des Studitenklosters, Michael Mermentulos, den Namen des hl. Theodor im Synodikon wiederherzustellen; als Buße musste er das Synodikon in einer der Wochen nach dem Osterfest verlesen („auf kaiserlichen Befehl wurde das Synodikon am Sonntag der Samariterin verlesen"), was auch ausgeführt wurde. Obwohl die von uns übersetzten Passagen aus der Homilie des Keroularios zur bestimmten Zeit am Ende der ersten Woche der Großen Fastenzeit verlesen werden, geben sie uns doch die lebendige Möglichkeit, uns in den besonderen Tag nach Pascha hineinzuversetzen, an dem das Synodikon verlesen wurde, und das nicht lange vor den dramatischen Ereignissen des Großen Schisma. Man muss bemerken, dass in dieser durchaus nicht einfachen Situation die gottesdienstliche Ordnung der Orthodoxie keine trennende, sondern eine verbindende Funktion hatte.

Der Begriff „Synodikon" entspringt derselben Wurzel, wie auch das Wort „Synode" - das Konzil. Die strenge, unbestechliche, katholische [konziliare] Stimme der Orthodoxie scheint jenen manchmal zu streng zu sein, die mit einer Vielfalt von Glaubensüberzeugungen und Traditionen zu tun haben. Allerdings ist der Triumph des orthodoxen Glaubens auch heute noch ein unerschütterliches Faktum der geistlichen Geschichte der Menschheit. In der Strenge dieses Glaubens liegt ein Aufruf zur Reue. Treue im Kleinen führt zur Treue in Vielem und Großem. Die Treue zur Tradition ist gerichtet auf die Unversehrtheit des Wesens an sich. Das reumütige Gebet vor dem Bildnis Christi ist ein Weg, wahrhaftig mit Christus eins zu werden.


 Übersetzung: Roman Bannack



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