Mittwoch, 19. März 2014

Hl. Johannes von Damaskus - Von der Heiligen Dreifaltigkeit

                                                 
(Wir glauben) an einen Vater, das Prinzip und die Ursache vom allem. Er ist aus niemand gezeugt, er ist allein ohne jedes Prinzip und ungezeugt. Er ist Schöpfer aller Dinge. Kraft der Natur ist er Vater seines einen, alleinigen, eingeborenen Sohnes, unseres Herrn und Gottes und Heilandes Jesus Christus, und Hervorbringer des allheiligen Geistes. Und (wir glauben) "an einen Sohn Gottes, den Eingeborenen", unseren Herrn Jesus Christus, "der aus dem Vater gezeugt ist vor aller Zeit, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen, gleichen Wesens mit dem Vater, durch den alles erschaffen ist." Mit den Worten "vor aller Zeit" zeigen wir an, daß seine Zeugung zeit- und anfangslos ist. Denn der Sohn Gottes ward nicht aus dem Nichtsein ins Sein hervorgebracht, er, "der Abglanz der Herrlichkeit, der Abdruck des Wesens des Vaters", die lebendige "Weisheit und Kraft", das Wort, das in sich selbst besteht, das wesenhafte, vollkommene und lebendige "Abbild des unsichtbaren Gottes", nein, immer war er mit dem Vater und in ihm, ewig und anfangslos aus ihm gezeugt. Denn es gab nie eine Zeit, da der Vater war, als der Sohn nicht war, sondern mit dem Vater war zu gleicher Zeit der Sohn, der aus ihm gezeugt ist. Denn ohne Sohn könnte er (Gott) nicht Vater heißen. War Er einmal ohne Sohn, dann war Er nicht Vater. Und hat Er später einen Sohn bekommen, so ist Er später Vater geworden, während Er vorher nicht Vater gewesen, und hat Er sich geändert, aus dem Nicht-Vatersein ist Er zum Vatersein gekommen. Allein das wäre schlimmer als jede Lästerung. Denn man kann nicht sagen, Gott entbehre der natürlichen Fruchtbarkeit. Die Fruchtbarkeit besteht nämlich darin, daß Er aus Ihm, d.h. aus seinem eigenen Wesen, etwas erzeugt, das Ihm der Natur nach gleich ist. 

Was also die Zeugung des Sohnes betrifft, so ist es gottlos, wenn man von einer Zwischenzeit spricht und den Sohn nach dem Vater geschaffen sein läßt. Denn aus Ihm, d.h. aus der Natur des Vaters, so sagen wir, erfolgte die Zeugung des Sohnes. Geben wir nicht zu, daß von Anfang an mit dem Vater zugleich der aus Ihm gezeugte Sohn existierte, dann tragen wir eine Veränderung in die Hypostase (Person) des Vaters hinein. Denn dann ist sie später Vater geworden, während sie es /zuerst/ nicht war. Die Schöpfung ist ja allerdings später entstanden, allein nicht aus der Wesenheit des Vaters, sie ward vielmehr durch Seine Kraft hervorgebracht. Darum hat die Natur Gottes keine Veränderung erfahren. Zeugung ist nämlich der Hervorgang aus der Wesenheit des Zeugenden, so daß das Erzeugte / Ihm / wesensgleich ist. Schöpfung aber und Erschaffung ist das Werden von außen her und nicht /das Werden / aus der Wesenheit des Erschaffenden und Bildenden, so daß das Geschaffene und Gebildete /ihm/ vollständig ungleich ist.

Bei dem allein leidenschaftslosen, unwandelbaren, unveränderlichen, sich immer gleich bleibenden Gott also geschieht das Zeugen wie das Schaffen ohne Leidenschaft. Denn da Er von Na-tur leidenschaftslos und ohne Fluß ist, weil einfach und nicht zusammengesetzt, kann Er weder beim Zeugen noch beim Schaffen einer Leidenschaft oder einem Fluß unterworfen sein, auch bedarf Er keiner Mitwirkung. Im Gegenteil. Denn die Zeugung ist anfangslos und ewig, weil sie ein Werk der Natur ist und aus Seiner (= Gottes) Wesenheit hervorgeht, so daß der Zeugende keine Veränderung erleidet, uns es nicht einen früheren Gott und ei-nen späteren Gott gibt, und Er einen Zuwachs bekommt. Die Schöpfung bei Gott aber ist, weil sie ein Werk Seines Willens ist, nicht gleichewig wie Gott. Denn das, was aus dem Nichtsein ins Sein hervorgebracht wird, kann nicht gleichewig sein mit dem, was ohne Anfang und immer ist. Mensch und Gott schaffen also nicht auf gleiche Weise, Der Mensch bringt nicht etwas aus dem Nichtsein ins Sein hervor, sondern was er schafft, schafft er aus einem vorher vorhandenem Stoff, und er will nicht bloß, sondern er überlegt auch zuvor und macht sich im Geiste ein Bild von dem, was werden soll, so dann arbeitet er auch mit den Händen und erträgt Mühsal und Anstrengung, oft verfehlt er aber auch das Ziel, sein Bemühen hat nicht den gewünschten Erfolg. Gott jedoch bringt durch bloßes Wollen alles aus dem Nichtsein ins Sein hervor. Ebenso zeugen Gott und Mensch nicht auf gleiche Weise. Denn Gott, der zeitlos, anfangslos, leidenschaftslos, ohne Fluß, unkörperlich, einzig und endlos ist, zeugt zeitlos, anfangslos, leidenschaftslos, ohne Fluß und Paarung. Seine unfaßbare Zeugung hat kein Anfang und kein Ende. Anfangslos zeugt Er wegen Seiner Unveränderlichkeit; ohne Fluß wegen Seiner Leidenschaftslosigkeit und Unkörperlichkeit; ohne Paarung, wiederum weil Er unkörperlich und der einzige und alleinige Gott ist, Der keines anderen bedarf; endlos aber und unaufhörlich wegen der Anfangs- , Zeit- und Endlosigkeit und des immerwährenden Gleichseins. Denn was keinen Anfang hat, hat kein Ende. Was aber durch Gnade ohne Ende ist, ist sicher nicht ohne Anfang, wie z.B. die Engel. 
... Wie so dann das Licht, das ständig aus dem Feuer erzeugt wird, immer in ihm ist und sich nie von ihm trennt, so wird auch der Sohn aus dem Vater gezeugt und trennt sich durchaus nicht von ihm, sondern ist immer in ihm. Allein das Licht, das ohne Trennung aus dem Feuer erzeugt wird und ständig in ihm bleibt, hat keine eigene Subsistenz neben dem Feuer, denn es ist eine natürliche Beschaffenheit des Feuers. Der eingeborene Sohn Gottes aber, Der ohne Trennung und Scheidung aus dem Vater gezeugt ist und immer dar in Ihm bleibt, besitzt eigene Subsistenz neben der des Vaters.
Er heißt Wort und "Abglanz", weil Er ohne Paarung, leidenschaftslos und zeitlos, ohne Fluß und ohne Trennung aus dem Vater gezeugt ist. Sohn aber und "Abdruck des Väterlichen Wesens", weil Er vollkommen ist, eigenen Subsistenz besitzt und in allem dem Vater gleich ist, ausgenommen die Ungezeugtheit. Eingeborener aber, weil Er einzig aus dem einzigen Vater auf einzige Weise gezeugt ist. Denn keine andere Zeugung läßt sich mit der Zeugung des Sohnes vergleichen. Es gibt ja such keinen anderen Sohn Gottes. Wohl geht auch der Hl. Geist vom Vater aus, aber nicht zeugungsweise, sonder ausgangsweise. Das ist eine andere Existenzweise, unbegreifbar und unerkennbar, wie auch die Zeugung des Sohnes. Darum ist auch alles, was der Vater hat, sein, ausgenommen die Ungezeugtheit. Diese bezeichnet jedoch keinen Unterschied im Wesen, noch eine Würde, sondern eine Existenzweise. Ein Beispiel: Adam ist ungezeugt, denn er ist ein Geschöpf Gottes. Seth ist gezeigt, denn er ist ein Sohn Adams. Eva ist aus einer Rippe Adams hervorgegangen, also ist diese nicht gezeugt. Sie unterscheiden sich nicht durch die Natur voneinander - denn sie sind ja Menschen - , sondern durch die Existenzweise.

...Denn nur der Vater ist ungezeugt, Er hat das Sein von keiner anderen Person. Nur der Sohn ist gezeugt, denn Er ist anfangslos und zeitlos aus dem Wesen des Vaters gezeugt. Nur der Hl. Geist geht vom Wesen des Vaters aus, denn Er wird nicht gezeugt, sondern geht aus. So lehrt es die Hl. Schrift. Freilich die Art der Zeugung und des Ausgangs ist unbegreifbar.

Aber auch das muß man wissen, daß nicht von uns der Name der Vaterschaft, der Sohnschaft, und des Ausgangs auf die selige Gottheit übertragen, sondern umgekehrt von dorther uns mitgeteilt worden ist, wir der göttliche Apostel sagt: "Da-rum beuge ich meine Knie vor dem Vater, von Dem jegliche Vaterschaft im Himmel und auf Erden ist" (Eph. 3, 14 f.).
Wenn wir aber sagen, der Vater sei Prinzip des Sohnes und größer, so meinen wir nicht, Er habe bezüglich der Zeit oder der Natur dem Sohne gegenüber eigenen Vorrang, "Er hat ja durch Ihn die Zeiten geschaffen" (vgl. Jo. 14, 28); nein, das gilt einzig und allein hinsichtlich der Ursache (des Prinzips) , in sofern der Sohn aus dem Vater gezeugt ist, und nicht der Vater aus dem Sohn, und der Vater das natürliche Prinzip des Sohnes ist. Wir sa-gen ja auch nicht aus dem Licht geht das Feuer hervor, sondern umgekehrt, das Licht geht aus dem Feuer hervor. Wenn wir also hören der Vater sei Prinzip des Sohnes und größer, so wollen wie dies in Hinsicht auf die Ursache (das Prinzip) verstehen. Und wie wir nicht sagen , eine andere Wesenheit hat das Feuer, und eine andere das Licht, so kann man nicht sagen, eine andere Wesenheit hat der Vater, und eine andere der Sohn. Sie ha-ben viel mehr ein und dieselbe. Ferner sagen wir, das Feuer leuchtet durch das Licht, das von ihm ausgeht; wir behaupten nicht,ein dienendes Werkzeug des Feuers ist das Licht, das ihm entspringt, sondern wir sagen vielmehr, es ist eine natürliche Kraft. Ebenso sagen wir, der Vater tut alles, was Er tut, durch Seinen eingeborenen Sohn; nicht wie durch ein dienendes Werkzeug, sondern durch natürliche und subsistierende Kraft. Und wie wir sagen, das Feuer leuchtet, und wiederum sagen, das Licht des Feuers leuchtet, so "tut alles, was der Vater tut, in gleicher Weise auch der Sohn" (Jo. 5, 19). Allein das licht besitzt keine eigene Subsistenz neben dem Feuer. Der Sohn aber ist eine vollkommene Hypostase, nicht getrennt von der Väterliche Hypostase, wie wir weiter oben dargetan haben. in der Schöpfung läßt sich eben unmöglich ein Bild finden, das völlig entsprechend (adequat) in sich die Art und Weise der Hl. Dreieinigkeit darstellte. Denn wie könnte das, was geschaffen, zusammengesetzt, fließend, wandelbar und begrenzt ist, Gestalt hat und vergänglich ist, die von all dem freie, überwesentliche, göttliche Natur klar und deutlich machen? Alle Geschöpfe aber tragen offenbar die meisten dieser Merkmale an sich, und an jedes verfällt gemäß seiner eigenen Natur dem Untergang.
Gleicher Weise glauben wir auch "an einen Heiligen Geist, den Herrn und Lebenschaffenden der vom Vater ausgeht" und im Sohne ruht, Der mit dem Vater und dem Sohne zugleich angebetet und verherrlicht wird, als wesensgleich und gleich-ewig; an den Geist aus Gott, den rechten, den vorzüglichen, den Quell der Weisheit, des Lebens und der Heiligung. Er ist und heißt Gott, wie der Vater und der Sohn, ungeschaffen, vollkommen, Schöpfer, allherrschend, allwirkend, allmächtig unendlich gewaltig; Er herrscht über jedes Geschöpf, wird aber nicht beherrscht, Er vergöttlicht, wird aber nicht vergöttlicht, Er erfüllt, wird aber nicht erfüllt, Er läßt teilnehmen, nimmt aber nicht teil, Er heiligt, wird aber nicht geheiligt, Er ist Tröster (parakleton), denn Er nimmt die Bitten aller entgegen. In allem ist er dem Vater und dem Sohn gleich. Er geht vom Vater aus, wird durch den Sohn mitgeteilt und von jeglichem Geschöpf empfangen. Er schafft durch Sich Selbst, macht alles zu Wesen, heiligt und hält zusammen. Er subsistiert in eigener Hypostase, ohne Sich jedoch vom Vater und Sohne zu trennen und zu entfernen. Er besitzt alles, was der Vater und der Sohn hat, außer der Ungezeugtheit und dem Gezeugtsein. Denn der Vater ist ohne Prinzip und ungezeugt, Er ist aus keinem, Er hat das Sein aus Sich, und von allem, was Er besitzt, hat Er nichts von einem anderen. Er ist vielmehr für alles natürliches Prinzip und Ursache der Weise, in der es von Natur aus existiert. Der Sohn aber ist aus dem Vater nach Art der Zeugung. Aber auch der hl. Geist Selbst ist aus dem Vater, jedoch nicht zeugungsweise, sondern ausgangsweise. Daß ein Unterschied zwischen Zeugung und Ausgang besteht, wissen wir. Welcher Art aber der Unterschied ist, wissen wir keineswegs. Die Zeugung des Sohnes aus dem Vater und der Ausgang des Hl. Geistes erfolgen jedoch zugleich.
Alles also, was der Sohn besitzt, hat auch der Geist vom Vater, ja selbst das Sein. Wenn der Vater nicht ist, dann ist auch nicht der Sohn und nicht der Geist. Und wenn der Vater etwas nicht hat, dann hat es auch der Sohn und der Geist nicht. Wegen des Vater, d.h. weil der Vater ist, ist der Sohn und der Geist. Und wegen des Vaters hat der Sohn und der Geist alles, was er hat, d.h. weil der Vater es hat, ausgenommen das Ungezeugtsein, das Gezeugtsein und Ausgehen. Denn nur in diesen persönlichen Eigentümlichkeiten unterscheiden sich die heiligen drei Personen voneinander. Nicht durch die Wesenseinheit, sondern durch das Merkmal der eigenen Hypostase sind sie ohne Trennung unterschieden. 
Wir sagen, jeder von den dreien hat eine vollkommene Hypostase, damit wir nicht eine aus drei unvollkommenen Hypostasen zusammengesetzte vollkommene Natur annehmen, sondern eine in drei vollkommenen Hypostasen bestehende einzige, einfache, übervollkommene, übervollendete Wesenheit. Denn alles,w as aus Unvollkommenem besteht, ist sicherlich zusammengesetzt. Eine Zusammensetzung aus vollkommenen Hypostasen aber ist ausgeschlossen. Darum sagen wir auch nicht, das Wesen bestehe aus Hypostasen, sondern in Hypostasen. Wir sprachen von Unvollkomenem, das das Wesen der Sache, die man aus ihm macht, nicht behält. Stein, Holz, Eisen: ein jedes ist für sich in seiner eigenen Natur vollkommen. In Rücksicht auf das Haus aber, das man aus ihnen herstellt, ist ein jedes unvollkommen. Denn keines von ihnen ist für sich ein Haus.

Vollkommen also nennen wir die Hypostasen, um nicht an eine Zusammensetzung bei der göttlichen Natur zu denken. Denn Zusammensetzung ist der Grund der Trennung. Ferner sagen wir, die drei Hypostasen sind ineinander, um nicht eine Menge und Schar von Göttern einzuführen. Die drei Hypostasen schließen für unser Erkennen eine Zusammensetzung und Vermischung aus, die Wesensgleichheit aber und das Ineinandersein der Hypostasen und die Identität des Willens, der Wirksamkeit, der Kraft, der Macht und der Tätigkeit lassen uns sozusagen die Untrennbarkeit und Einheit Gottes erkennen. Denn nur einer ist in Wahrheit Gott, der Gott und das Wort und Sein Geist.


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